"Ach! Hans, run! It's the Psychatog!"
Eines der bekanntesten, berüchtigsten und für viele immer noch das beste Control Deck, dass dieses Spiel je gesehen hat hört auf den simplen Namen "Tog".
Gemeint ist damit Mr.Teeth, aka. Psychatog, dieser zunächst unscheinbare Kerl bestimmte das Standard und das Extended Format und hatte sogar im Vintage mehr als ein Wörtchen mitzureden.
Ich persönlich kam zum ersten Mal mit diesem Mann in Kontakt, als ich eine Extended Saison lang lernen durfte wie man Dredge-A-Tog spielt, zwar nicht sonderlich erfolgreich, aber es entflammte meine Begeisterung für das Deck.
Mit der Rotation aus dem genannten Format verschwand der Doktor aber auch zu einem erheblichen Teil aus den Köpfen der Community und ich möchte diesen Blog daher als keines Memorandum verstanden Wissen, an einen Kerl, der mit fast 11 Jahren immer noch sabbert.
Dieser Blog lag mindestens 2,5 Jahre in irgendeiner Open Office Datei auf der Festplatte rum und war quasi fertig, nachdem ich aber gelesen hatte, dass "Lord Beratungesresistent" Tog in seinem nächsten Blog verwursten will, dachte ich mir, dass ich ihn einfach fertig schreibe und veröffentliche, bevor er sich nach 3 Zeilen wieder der Demontage eines Decks zuwendet.
Ich erhebe hierbei keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit, das wäre bei dem Umfang auch kaum möglich und beschränke mich auf Standard & Extended, da mir für Vintage die Erfahrung fehlt, auch wenn mit bekannt ist das Grow-a-Tog dort lange Zeit eines der besten Decks war und da Tog in Legacy de facto nie relevant war, abgesehen von wenigen Homebrews & einer kurzen Phase als 1of in ITS TEH FEAR!!!
Die Karten sind btw. nicht verlinkt, weil die BB-Codes sonst aus dem Text einen unleserlichen Brei von einem Satz machen.
Einleitung
Tog ist idR ein Control Deck, welches auf Blau und Schwarz, den Farben des Psychatog basiert.
Je nach Version und Umgebung kommen weitere Farben hinzu.
Hier wurden Rot für Burning Wish, Removal wie Terminate, Lightning Bolt, oder Pyroclasm hinzugefügt, dort Grün für einen eher an Aggro-Control angelehnten Ansatz mit Quirion Dryad, Vinelasher Kudzu, oder Madnesselementen um Wild Mongrel sowie Arrogant Wurm.
Eine weitere Variante die auf Grün als dritte Farbe setzt ist das sogenannte Dredge-A-Tog, oder auch Loam-A-Tog genannt, dass Karten wie Life from the Loam und Stinkweed Imp nutzt um mit den Cycle Ländern (Lonley Sandbar, Barren Moor) Kartenvorteil zu erwirtschaften, bzw. um mit dem Imp den eigenen Friedhof schnell zu füllen.
Strategie
Mit den verscheidenen Versionen variiert auch die Strategie zum Teil erheblich.
Grundsätzlich lässt sich abseits der Aggro-Control listen sagen, dass Tog ein relativ klassisches Kontrolldeck ist, dass sich auf Blau für Counter und Carddraw verlässt, sowie auf Schwarz für Kreaturenzerstörung & teilweise auch Discard und somit versucht Kontrolle über das Spiel zu bekommen, indem man die Bedrohugen des Gegners systematisch daran hindert das "Schlachtfeld" zu betreten, bzw. Selbige dann schnellstmöglich entsorgt.
Der Vorteil den der gute alte Tog hier bietet ist dass er selbst relativ früh gelegt werden kann und gegen kleines Getier als Mauer dient. Er ist zusätzlich ein Discardoutlet und erlaubt es Karten wie Deep Analysis und Circular Logic in voller Stärke zu nutzen.
Seine größte Stärke ist es jedoch, das nach einem langen Spiel idR der eingene Friedhof gefüllt ist, und die eigene Hand ebenso so, dass man den Gegner häufig schon mit einem Angriff ins Jenseits befördern kann.
Grundsätzlich werde ich aber nochmal separat auf die Ausrichtung der einzelnen Builds eingehen.
Geschichte
Psychatog hinterlies bereits im Standardformat einen dicken fetten Fußabdruck. Kaum ein Deck war so Dominat wie Tog, bei der WM 2002 spielten 6 der Top8 Spieler Tog.
Ursprünglich vertrauten die meisten Listen daruaf, nach einem Upheaval mit indestens 9 Ländern im Spiel und 3 Mana im pool den Tog zu resolven und eine Circular Logic als Schutz vor Bounce oder Removal zu haben, die Länder erlaubten es zudem genügend "Gas" für den Tog zu haben, so hatte man im folgenden Zug immer 7 bzw. 8 Karten auf der Hand und musste "nur" noch 14 andere Karten haben Friedhof entfernen um für 20 zu klingeln. Später verzichtete man auf Upheval und spielte schlicht mehr Carddraw, mit dem man die Kartenanzahl zusammenbekam.
John Finkel kommentierte den Print des Togs im Bezug auf seine Invitational Card, (Shadowmage Infiltrator) mit den Worten "They printed it in the same set, at the same cost, as another creature that was basically better in every way."
Grundsätze zum Deckbau
Eine Besonderheit, die Tog von anderen Kontrolldecks unterscheidet ist, dass man den Tog aktiv als Discrdoutlet nutzt um Kartern wie Circular Logic oder Deep Analysis ideal nutzen zu können, wodurch man enorm effektive Karten hat, die anderen Controldecks nicht zur Verfügung stehen, weshalb es sich von anderen U/B/x Listen relativ gravierend unterscheidet.
Eine weitere Besonderheit, ist dass man sehr viel Draw spielt um den eigenen Friedhof relativ schnell zu füllen, im Prinzip besteht der Kern des Decks nur aus Ländern, Countern, Togs und Spotremoval .
Das sind die Merkmale, alle varianten mehr oder Minder gemein haben, darüber hinaus gibt es eine relativ große Varianz was die Ansätze angeht, grundsätzlich lässt es sich in folgende Archetypen unterscheiden:
- UB ZevAtog (benannt nach Zev Gurwitz) / ProbeAtog / Cunning Tog- Der Nukleus mit sehr viel Draw (4 Standstill, 4 FoF) & Bounce (4 Repulse, 4 Aether Burst), nachdem sich immer mehr & mehr herauskristalisieren sollte, dass Tog das Feld dominierte wurde Probe immer beliebter, da es auch in den MUs ggn. Trenches sehr gut war, ebenso hielt Cunning Wish einzug.
- Burning Tog (U/B/r mit Burning Wish) – Ist idR removalorientierter, spielt weniger Counter, wird aber durch Burning Wish flexibler, da er sowohl Lösungen (Chainer's Edict, Pyroclasm) als auch Bomben (Upheval, Persecute) als auch Draw (Deep Analysis) finden kann.
- DredgeAtog (U/B/g mit Life From The Loam) – Listen, die die Snergie zwischen Loam, Cycle Länder und Tog nutzen, zumeist wird eine einziges Loam gespielt, dass dann mit Intuition oder Gifts Ungiven gesucht werden kann.
- Aggro-Control-Tog (U/B/G Hybride) – Ansätze, die mit Madnesseinflüssen, Quirion Dryad, Vinelasher Kudzu oder Tarmogoyf agressiver spielen, hier hat man den Vorteil, das man früh im Spiel eine große billige Kreatur "züchten" kann, die man im Control-Mirror Offensiv und im Aggro Matchup Defensiv nutzen kann.
Standard:
Wir begeben uns in das Jahr 2002 in ein Zeitalter des Spiels, in dem viele elementare Grundbegriffe noch nicht entschlüsselt waren und es auch seitens WotC oft den Eindruck machte, als ob sie das Spiel nicht verstünden, auch nach dem Black Summer (Necro) waren Spells & damit Control Decks Kreaturen & damit Aggro Decks haus hoch überlegen - noch.
Der New Yorker Zev Gurwitz entwickelte das erste relevante Tog Deck Liste war einfach Straight, alles 4 mal, außer Upheval, der Gegner legt es wir bouncen es, Countern es oder blocken es, es gab damals nichts was dieser Walze standhalten konnte.
Alles war darauf getunet möglichst tief durch das Deck zu graben, 7 bzw. 9 Mana für den Upheval -> Tog Stunt zusammen zu bekommen und bis dahin zu überleben, was angesichts der Tatsache, dass es kaum gefährliche Kreaturen im Format gab - vorerst - nicht sonderlich schwer war, zumal man den Familiar als zusätzlichen Blocker hatte, der auch mal ein Innocent Blood zu fangen.
- Lands (25 Karten)
- 1
- 12
- 4
- 4
- 4
- Creatures (8 Karten)
- 4
- 4
- Spells (27 Karten)
- 4
- 4
- 4
- Spells (Forts.)
- 4
- 4
- 4
- 3
Im März 2002 zeichnete sich auf dem GP Milwaukee der Niedergang von ZevAtog ab.
Zev wurde 124 mit dem Deck, das zuvor ultradominant gewesen war. Was war passiert..?
Vermehrt tauchten "Frog in a Blender", Counter-Trenches sowie ProbeAtog auf, alles keine guten MUs für ZevAtog.
"Frog in a Blender" war ein Agressives Deck, das im Kern um die Madness Engine gebaut war und mit Basking Rootwalla, Wild Mongrel & Fiery Temper früh (für damalige Verhältnisse) viel Druck ausüben konnte
garniert wurde das ganze mit Grim Lavamancer & Spellbane Centaur - der den Bounce blankte - sowie viel Burn.
Trenches waren ein UWR Deck, dass um die Namensgebenden Goblin Trenches gebaut wurde, die den Tog ziemlich nutzlos machten, ferner war es dem Tog spieler kaum möglich die Token via Upheval zu entsorgen, da man den Counterwar um selbige so gut wie nie gewinnen konnte, bzw. dann nicht mehr die Resourcen hatte den Tog zu legen.
Tog sollte sich aber adaptieren, diversifizieren und stärker denn je wiederkommen.
Aber wie gut war Tog damals..?
2002 gab es im Standard im Grunde 2 Möglichkeiten:
1. Man spielte Tog.
2. Man spielte "Frog in a Blender", Counter-Trenches oder Mono B - alle diese Decks waren im Grunde nichts anderes als Hatepiles, Frog hatte sogar im Grunde kein anderes positives MU.
(Madness kann als Ausnahme von dieser Regel verstanden werden... - aber selbst Madness machte in Form der Squirrel Prison, Liste deutliche Zugeständnisse an das Tog MU)
Bei den Worlds sollten dann 6 der Top 8 Spieler Tog spielen (1 Burning, 5 Cunning - die beiden anderen Decks waren "Squirrel Opposition" Listen) im Finale gewann Cunning ggn. Burning Tog, dies war der Vorläufige Höhepunkt der Regentschaft des Decks im Standard und der Ursprung seines Vermächtnisses.
Listen:
Während sich ZevAtog/ProbeAtog/ Cunning Tog im Grunde recht ähnlich waren war Burning Tog ggn. Kreaturendecks viel besser gewappnet, von einigen dubiosen Silverbullets im SB abgesehen.
Extended:
Im Extended sollte sich der Erfolg von Tog nahezu nahtlos fortsetzen.
Während die ersten Listen noch sehr ihren Vorbildern aus dem Standard ähnelten, setzte später eine Aufspaltung in verschiedenste Varianten ein.
Die erste relevante Veränderung war es Intuition zu spielen.
Dies brachte gleich mehrere positive Effekte:
- Intuition war ein Tutor für den Tog, da man schlicht 3 Togs damit suchen konnte.
- Mit Intuition into Accumuladed Knowledge zog man EoT mit wenig Aufwand 3-4 Karten
- Man konnte Wonder spielen und die meisten Kreaturen so ignorieren, wodurch Upheval weniger bedeutsam wurde und das Deck insgesamt schneller.
- Lands (23 Karten)
- 13
- 4
- 2
- 4
- Creatures (5 Karten)
- 4
- 1
- Spells (32 Karten)
- 4
- 3
- 4
- 4
- Spells (Forts.)
- 2
- 3
- 4
- 3
- 4
- 1
- Sideboard (15 Karten)
- 3
- 1
- 4
- 1
- 2
- 1
- 1
- 1
- 1
Bis ins Jahr 2005 sollten sich die Listen im Grundsatz nicht großartig ändern, waren mal mehr, mal weniger erfolgreich, verschiedene Varianten z.B. mit Isochron Szepter oder Burning Wish änderten grundsätzlich eher wenig am bestehenden Kern und Prinzip.
2005 gesellten sich allerdings gleich 2 Varianten hinzu, die gänzlich mit der Tradition des Decks brachen.
Bei der PT Los Angeles erreichten 3 Tog Decks die Top8 - allerdings jedes für sich mit einem völlig unterschiedlichen Ansatz.
Antoine Ruel schlug dabei mit einem recht klassischen Ansatz (ich verzichte daher mal auf die Deckliste - ihr kennt Google) im Finale Billy Moreno mit seinem Madness Tog.
Es ist hier ein wenig Augenwischerei das Deck als "Tog" zu bezeichnen, viel mehr ist es "Madness with Benefits". Moreno inkludierte das Gifts Paket um Life from the Loam in eine Agressive Shell, die genügend Fleisch & Permission bot den damals weit verbreiteten mono roten Jank/RDW Decks die Stirn zu bieten.
- Lands (21 Karten)
- 2
- 1
- 1
- 2
- 2
- 1
- 2
- 4
- 2
- 4
- Creatures (20 Karten)
- 3
- 4
- 4
- 1
- 3
- 4
- 1
- Spells (20 Karten)
- 4
- 3
- 4
- 1
- 2
- 2
- 1
- 3
Kenji Tsumura tat es Moreno gleich, allerdings weniger Radikal.
Das Gifts/Loam Paket ersetzte die rotierte Intuition, Grün war damit die dritte Farbe, sie lieferte zudem (später) Genesis und damit die Möglichkeit für 4 Mana EoT Loam, Tog, Genesis & Cycle Land zu suchen und nicht nur quasi uncounterbaren Kartenvorteil zu generieren, sondern auch den Friedhof voll zu Dredgen. Gleichzeitig erlaube es der Grün Splash auch Pernicious Deed zu spielen und man verfügte mit Gifts über einen potenten Tutor, mit dem man in verschiedenen Situationen Kartenvorteil & Lösungen suchen konnte.
- Lands (26 Karten)
- 1
- 3
- 1
- 4
- 1
- 1
- 3
- 4
- 1
- 1
- 1
- Lands (Forts.)
- 2
- 3
- Creatures (5 Karten)
- 4
- 1
- Spells (29 Karten)
- 1
- 4
- 4
- 1
- Spells (Forts.)
- 3
- 3
- 2
- 1
- 2
- 1
- 3
- 3
- 1
- Sideboard (15 Karten)
- 1
- 3
- 1
- 1
- 1
- 1
- 1
- 1
- 1
- 1
- 1
- 2
DAT (Derdge-a-Tog) sollte die bei weitem erfolgreichere Variante bleiben, v.a. auch weil weitgehende Anpassungen vorgenommen wurden, Stinkweed Imp gesellte sich als Dredger und wiederkehrender Blocker hinzu, genau wie die oben bereits erwähnten Genesis, Meloku kam als vom GY unabhängiger Finisher hinzu, der zudem gut mit Leoam synergierte aber nicht die letzte, die Spuren im Format hinterließ.
Ca. 2007 hatte Tog im Extended ein letztes Hurra in Form einer - für damailige Zeiten - wenig spektakulären Counterbalance/Top Liste.
- Lands (20 Karten)
- 1
- 1
- 2
- 1
- 2
- 4
- 1
- 4
- 1
- 1
- 2
- Creatures (8 Karten)
- 4
- 1
- 3
- Artifacts (10 Karten)
- 4
- 4
- 2
- Enchantments (4 Karten)
- 4
- Spells (18 Karten)
- 4
- 2
- 2
- 3
- 3
- 4
Mit der Rotation war aber auch das Ende dieses Decks besiegelt.
Schlusswort
Psychatog ist heute in keinem Format mehr relevant, das Removal ist mittlerweile zu gut, der GY-Hate zu omnipräsent, die Gegner besser als Mongrel & Rootwalla.
Mir persönlich ist allerdings keine Karte bekannt, um die herrum ein Archetyp geschaffen wurde, der in 3 Formaten 5 Jahre lang das Spielgeschehen mitbestimmte & teilweise dominierte.
Er ist eine Ikone dieses Spiels, die anders als als die Power9 oder Juzam Djinn nur dann funktionierte, wenn man das Deck um ihn baute und vlt. werden in einigen Jahren solche Blogs über den Tarmogoyf geschrieben, wenn sich WotC irgendwas verrücktes ausdenkt, dass eine halbe Dekade oder mehr unbeschadet überdauert.