5 Gründe, warum mir der Hobbit nicht gefällt
Als ein wirklich sehr, sehr großer Fan von Tolkien und den Herr der Ringe-Filmen habe ich mich natürlich extrem auf die Verfilmung des Hobbits gefreut. Allerdings habe ich das Kino schon nach dem ersten Teil dezent enttäuscht verlassen und komme nach dem Abschluss der Trilogie nun zu dem Fazit, dass die neue Trilogie in meinen Augen locker zwei bis drei Ligen unter dem HdR spielt. Während ich diesen nämlich fast schon vergöttere, schaffe ich es einfach nicht die neuen Filme zu mögen. Viel mehr fällt mir auf dass die besten Momente im Hobbit für mich diese sind, in denen ich durch Szene oder Musik an den Herrn der Ringe erinnert werde, in denen auf ihn angespielt wird.
Im Folgenden liste ich einfach mal fünf Gründe auf, die mich extrem gestört haben bzw. meiner Meinung nach dazu beitragen, dass die "Magie" der alten Trilogie nicht mehr eingefangen werden kann.
5. Figurendesign/Kostüme
Vor allem im dritten Teil musste ich mich stellenweise fragen, ob Richard Taylor Crack nimmt. Bei Azog, der sich anscheinend regelmäßig neue "Gadgets" in seinen Armstumpen rammt bekam ich schon Bauchschmerzen. Aber als dann im dritten Teil der Troll auf zwei Holzbeinen bzw. Metallstangen angestiefelt kam, rutschte mir ein "wtf" über die Lippen. Oder etwa der Troll, der mit dem Gesteinsbügel auf dem Kopf die lebendige Ramme gemimt hat. Ich kann es einfach nicht nachvollziehen, wie man sich solch einen hahnebüchenen Quatsch ausdenken kann. Und vor allem was man damit bezwecken will? Zugegebenermaßen passt es zum albernen Grundton des Films.
Wer den Bonus Content der HdR Extended-Filme gesehen hat, weiß, wie akribisch P.J., Richard Taylor und das gesamte Team bei WETA den Herr der Ringe umgesetzt haben. Und bis heute denke ich mir, dass man es kaum hätte besser machen können. Das Kostümdesign im HdR war für meine Begriffe eine ziemliche Punktlandung. Ja ich weiß, der Hobbit ist ein Kinderbuch und hat dementsprechend eine andere Grundstimmung als der HdR. Diese wird meiner Meinung nach vor allem in Dialogen wie mit den Trollen gut eingefangen. Aber so ein alberner Mist? Nein, einfach nein.
Das Argument Kinderbuch begründet für mich auch nicht das Design einiger Zwerge. Balin oder Gloin & Oin sind für mich gute Beispiele für einen Zwerg. Aber Kili und Bofur gehen für mich nicht klar. Diese Mütze. Argh.
Zum vielleicht größten No-Go der Trilogie komme ich später.
4. Tauriel und die Liebesgeschichte
Tauriel ist zu 100% Ergebnis des Hollywood-Rezepts. Kein Blockbuster ohne Lovestory. Diesen Charakter gibt es nicht. Das Ergebnis der zwingend erforderlichen Lovestory ist natürlich auch das Design von Kili, dem großen 3-Tage-Bart Model-Zwerg. Er verletzt sich auch im Buch nicht. Ach warte, es gibt eigentlich auch keine Verfolungsjagd mit den Orks. Tatsächlich fliehen die Zwerge in den Fässern aus dem Elbenverlies und treiben friedlich bis nach Esgaroth bzw. kurz davor.
Fazit: Hollywood 1x1 erfüllt.
3. Radagast
DAS ist Radagast der Braune:
Ein jahrtausende alter, weiser Zauberer, Mitglied des weißen Rates. Einer der 5 Istari, die mit ehrwürdigsten und mächtigsten Wesen, die in Mittelerde wandeln. Etwas schratig soll er wohl gewesen sein.
Radagast ist aber nicht ein völlig abgefuckter, verrückter Psychopath. Der Radagast, der uns im Hobbit präsentiert wird, ist eine absolute WITZFIGUR, mit Scheiße in der Fresse. Eine Lachnummer. Hat mir den gesamten ersten Film versaut. Wie schon bei Punkt 5 kann ich nicht fassen, dass dieselben Menschen, die den Herr der Ringe so genial umgesetzt haben, diesen Clown erschaffen haben.
2. Azog
Erstmal sieht Azog lächerlich künstlich aus. Selten hat man einer digital erstellten Figur ihren Ursprung so sehr angesehen.
Der springende Punkt ist aber, dass es diese gesamte Hetzjagd von ihm auf die Zwerge nicht gab. Es ist ausgedacht. Ja, Azog hat Thorins Großvater getötet, dass war es dann aber auch fast schon mit der Treue zur Vorlage. Aber was sagt uns das Hollywood 1x1? Wir brauchen einen ständigen Antagonisten, eine wiederkehrende Bedrohung.
Fun Fact: Wenn die Quellen meiner Recherche nicht lügen, wurde Azog 200 Jahre vor den Ereignissen des Hobbit von Dain Eisenfuß erschlagen. Sein Sohn Bolg (der andere "große" Ork), war dagegen tatsächlich bei der Schlacht der Fünf Heere zugegen.
Wenn man mal bedenkt, wieviel Zeit in den Filmen auf die Verfolgung durch Azog bzw. Tauriel aufgewendet wird... Würde man das alles weglassen, hätte man die gesamte Hobbit-Geschichte in einem schönen, 3-stündigen Film umsetzen können.
1. Action/Humor
Wer erinnert sich an die Szenen, in denen Legolas im HdR richtig abgegangen ist? Wie er auf einem Schild schießend eine Treppe runtersurft? Auf ein galoppierendes Pferd springt? Einen Olifanten erklettert? Das waren die kleinen Prisen absurder Action, das war seine Bühne. Relativ unrealistisch, aber ihm als Elben und somit "Übermenschen" kauft man es noch ab.
Ist euch mal aufgefallen, wie die Kämpfe im Hobbit ablaufen? Wie es kaum einen nachvollziehbaren Schwertkampf gibt, sondern irgendwer einen rieseigen Stahlhammer aus 20 Metern zugeworfen bekommt, blind nach hinten schlägt und drei Gegner trifft, dann rumhüpft wie Fabian Hambüchen und weitere 20 Gegner ummäht? Während man im Herrn der Ringe noch sowas wie nachvollziehbare Gefechte hatte (Ausnahme siehe oben), kämpft im Hobbit jeder, als wäre er in den Zaubertrank gefallen.
Der ganze Film läuft über mit Szenen im Stile von "Ausweglose Situation - trotzdem gelingt alles". Natürlich rollt Bombur im Fass erstmal ans Ufer und 20 Gegner tot. Danach erschlägt er weitere 20 und fliegt wieder schnurstracks in ein leeres Fass zurück. Natürlich surfen die Zwerge auf einem Holzsteg die Kluft hinunter. Natürlich schmeißen die Zwerge blind Geschirr wie Zirkusartisten und natürlich kann jeder plötzlich kämpfen wie Legolas. Lässt sich endlos fortsetzen, achtet einfach mal drauf. Soviel over-the-top-Action, dass man es nicht mehr ernst nehmen kann. Gepaart mit dem Humor, der vielleicht einfach nicht mein persönlicher Fall ist, kann ich die Filme nicht anders als albern bezeichnen. Dieses Adjektiv trifft es ganz gut.
Fazit: Der Film stößt mir als Fan der Vorlage vor den Kopf, bedient sich zuvieler Hollywood-Klischees und entfesselt einfach nicht den Zauber, den der Herr der Ringe auch heute noch hat. Ich kann nicht glauben, dass diese beiden Trilogien von den gleichen Leuten gemacht wurden. Kinderbuch hin und her, aber diese Filme sind unendlich weit von der Qualität des HdR entfernt.
Les ich mir später durch. Titel überzeugt, danke! 5/5