Riesen Ravnica Retro Rumble

"Ja ist das hier denn Doppelkopf???"
- Frank Buschmann, FIFA 2014 -


Fast, heute geht es um Two-Headed Giant und den Retro Ravnica Rumble, zu dem ich gestern in Mainz eingeladen hatte.

Oh Mann, mit diesem Bild hätte ich so toll Werbung machen können. Warum fällt mir sowas immer erst hinterher ein?

Etwa zehn Jahre ist es her, da begeisterte Ravnica die Magic-Gemeinde mit kunterbunten Gilden, Schockduals, Dunklen Mitwissern und einer kranken Idee namens Dredge. 2012 ging die Megacity in die zweite Runde und brachte mit Deathrite Shaman und Abrupt Decay zwei der Hauptgründe hervor, warum bei den Mainzer "Deck, Worscht & Woi"-Legacyturnieren gefühlt immer mindestens 50% BUG Delver gezockt wird.

Ich hatte keine Kosten und Mühen gescheut und glänzende Booster aus den Tiefen der Zeit geborgen, um einen Best Of Ravnica Retro Rumble im Two-Headed Giant Sealed Format möglich zu machen. (Two-Headed Giant kenn ich net ... Schaust du hier) Auf jedes Team warteten

1 Tournament Pack (~ 3 Booster) RAVNICA: CITY OF GUILDS
1 Booster GUILDPACT
1 Booster DISSENSION
1 Booster RETURN TO RAVNICA
1 Booster GATECRASH
1 Booster DRAGON'S MAZE

Tournamentpacks deshalb, weil sie sich deutlich günstiger beschaffen ließen als normale Booster. Ich hatte acht Pools für 16 Magic Heads besorgt. Mittlerweile kann ich aber nachvollziehen, wieso Jesus nur zwölf Anhänger um sich scharte. Ein Dutzend Spielwillige war schnell beisammen, aber für die letzten 4 Plätze hatte ich bis zum Anfang dieser Woche trotz aktiver Suche noch keine Zusagen und für den letzten Teamslot gab es bis zum Schluss keine feste Voranmeldung.

Am Abend vorher hatte Norman in feuchtfröhlicher Runde spontan noch einen Teilnehmer (über dessen Namen wir an dieser Stelle lieber den Mantel des Schweigens breiten ) rekrutiert, womit wir Vollauslastung erreicht hätten. Der gute Mann schaffte es dann zwar körperlich auch zum Veranstaltungsort. Dort angekommen musste er allerdings erstmal eine zweistündige Auszeit nehmen, weshalb dann doch nur sieben Giants beim Turnier am Start waren. Zur allgemeinen Freude erklärte sich Kevin, dem ohne zweiten Kopf jetzt nur die Zuschauerrolle blieb, bereit Pizza für alle zu besorgen. Das wurde dankend angenommen.

Während in Villariba noch der Pool sondiert wird, wird in Villabajo schon Feierabend gemacht

Zu meiner besonderen Freude gelang es mir übrigens tatsächlich, meinen Bruder als Teammate zu gewinnen, der vor Ewigkeiten nach dem Time Spiral-Prerelease die Karten an den Nagel gehängt hatte. Meine letzte (und einzige) 2HG-Erfahrung ist übrigens noch länger her. Das war der Ravnica: City of Guilds-Gameday. Davon ist bei mir allerdings nur noch ein einziges Highlight hängengeblieben. Auf total verstopftem Spielfeld bringt uns eine Thoughtpicker Witch-Massen-Opferung zum Sieg durch Bibliothekstod gegen zwei Gegner, die verzweifelt auf den Psychic Drain Topdeck gewartet hatten. Episch. Aber back to topic.

Wir hatten also quasi (fast) keine Ahnung, was wir zu erwarten und beachten hatten. Nur, dass man aus einem Pool zwei Decks bauen musste und es war klar, dass ein paar Fähigkeiten im Two-Headed Giant besser funktionieren würden, als wenn man alleine spielt. Extort saugt bei zwei Gegnern doppelt so gut und doppelt so viel. Man erreicht einfacher Battalionsstärke, weil alle angreifenden Kreaturen dafür zählen, auch die vom Teammate. Ebenso lässt sich Bloodthirst leichter stillen, da man nicht zwangsläufig selbst den Schaden verursachen muss. Landwalk wird aufgewertet, weil quasi immer einer der beiden Gegner mit dem richtigen Land den Weg frei macht und dann keiner von beiden blocken darf. Generell erschien uns Evasion noch wichtiger als sonst. Weil sich doppelt so viele Kreaturen auf dem Feld tummeln, kommt es relativ leicht zu Patt-Situationen, in denen der Boden dicht ist.

Unsere Booster hatten zwar monetär rein gar nichts zu bieten, geizten aber nicht mit spielbarem Limited-Material.


Was hättet ihr damit gezaubert? Vor allem, wo hättet ihr den Deck Split angesetzt?

Aufgrund der asymmetrischen Booster-Verteilung mit 3x City of Guilds bekamen Selesnya, Boros, Dimir und Golgari ein etwas größeres Stück vom Kuchen als die anderen Gilden. Allerdings hätte ich keinen so starken Einfluss auf den Deckbau erwartet, wie wir ihn später im Turnier bei unseren Gegner erlebt haben. Erik und ich waren uns jedenfalls ziemlich schnell einig, neben Golgari auch Izzet in den Ring zu schicken. Das lag unter anderem daran, dass wir passend zur Location an der Uni die volle Packung Chemie in Form von Mercurial Chemister und Chemister's Trick aufgerissen hatten. Und natürlich den Überklon Stolen Identity.

Wir haben noch über Stasis Cell diskutiert, aber uns letztendlich dagegen entschieden.War eventuell verkehrt, in Aktion beim Gegner hat sie schon ganz schön genervt. Die Stärke der One-Shot Kreaturenklauer konnten wir nicht so ganz einschätzen, deshalb haben wir sie weggelassen. Rakdos Ickspitter und Morgue Burst hätten einen hervorragenden Splash abgegeben (zumal Pinger im Rudel immer besser werden), aber dafür fehlte leider jeglicher Manafix Support.

Das zweite Deck war eigentlich noch offensichtlicher, weil Grün-Schwarz unglaublich stark vertreten war und wir dazu noch das ganze Fixing für den Weißsplash aufgemacht hatten. So kamen alle Farben unter. Der Plan war dann, dass ich den Boden dicht mache und die Flak auspacke, damit Erik den Air Raid starten kann.


Ups, da ist uns Angelic Edict mal voll durch die Lappen gegangen. Transluminant wäre ohne irgendwelchen Pump wohl der bessere Mourning Thrull gewesen. Auch hätte man vielleicht die schwarzen Flieger und den Sewerdreg statt solchen Spielereien wie Vigor Mortis zum Einsatz bringen sollen. Angesichts der Bombendichte kann man aber insgesamt mit dem Haufen äußerst zufrieden sein. Schade nur, dass ich weder den Skarabäus, noch die Gorgonenschwestern jemals zu Gesicht bekam.

In beiden Listen übrigens mehr als 40 Karten, weil wir nicht von solchen Späßen wie Psychic Drain erledigt werden wollten (insbesondere mit drei Dredgern im Deck). War aber im Endeffekt eine unbegründete Angst. Niemand hatte einen Mill-Plan.

In Wirklichkeit lief es so ab:

1. Runde gegen Daniel & Tristan
Daniel zockt Selesnya mit Rotsplash. Tristan, wie man ihn vom Draft kennt, total bunt Vierfarbig ohne Grün.
Zu Beginn saugen sich über Extort und anderen Schnickschnack mit Leben voll und hetzen uns ihr Kleinvieh auf den Hals.

Erik (vorne links) kümmert sich um das Ungeziefer, während ich ... nun ja ... irgendwie nichts mache.

Nachdem die erste Welle abgewehrt ist, stabilisieren wir uns bei mittelmäßigen Lebenspunkten. Unsere fetten Schweine übernehmen nach und nach das Feld und ein Grifter's Blade schwingender Goblin Spelunkers kann dank Daniels einzelnen Stomping Grounds jede Runde unblockbar für Drei hauen. Den gegnerischen Versuch, sich durch Debt to the Deathless den leichten Sieg reinzucheaten, durchkreuze ich in letzter Minute mit einem fusionierten Down // Dirty. Glück gehabt.
Danach hätten wir das Spiel vermutlich noch zu unseren Gunsten entscheiden können, aber die Zeit reichte nicht mehr, um das dicke Lebenspunkte-Polster vollständig wegzuschmelzen. Vielleicht aber auch nicht und Daniel hätte uns mit einem Mana mehr und seiner letzten Handkarte, dem Autochthon Wurm, verhauen.

0-1-0

2. Runde gegen Anna-Lisa & Jonas
Die beiden sind extra zum Spielen aus dem schönsten Bundesland der Welt nach Mainz gekommen, was mich besonders gefreut hat.
Im Spiel haben wir uns ihnen gegenüber leider wenig gastfreundlich benommen (drumherum natürlich schon). Während Anna-Lisa mit Boroselesnya schön ihre Kurve legt, screwt Jonas mit seinem Dimir-Deck erstmal ein wenig auf 3 Ländern rum. Ein Rust Scarab bedroht meine Golgari Germination und Eriks Equipment bis mein Tolsimir Wolfblood die Kräfteverhältnisse klar stellt. Chemister's Trick zwingt die Kreaturenhorde von gegenüber zu einem Himmelfahrtskommando und ebnet uns den Weg in die Offensive. Jetzt wird auch klar, wie wichtig Jonas' Manaprobleme für uns waren, denn sein Grave Betrayal kommt genau einen Zug zu spät um unseren Sieg per Alpha Strike noch zu verhindern.

1-1-0
3. Runde gegen Norman & Thorsten
Die Herren begrüßen in stilvoll mit Weißwein in der Hand. Bevor wir loslegen, beklagt sich Thorsten noch, dass es schwer sei zu gewinnen, wenn immer drei Leute gegen ihn spielen. Arch Enemy Schemes hat er keine dabei. Die beiden haben das obligatorische Boroselesnya-Deck am Start und dazu noch einen Golgaridimir-Hybrid.
Zu Beginn bringen sie uns ganz schön ins Schwitzen. Norman drückt mit Sunhome Guildmage plus Wild Beastmaster ordentlich aufs Gas, während Thorstens Haunter of Nightveil unsere Abwehr verkrüppelt. Zumindest so lange, bis Eriks Stolen Identity auf Haunter den Spieß umdreht und anschließend auf einen angriffsbereiten Snapping Drake chiffriert wird. Norman blockt mit einem 2/4 Conclave Equenaut den dazu noch mit Grifter's Blade equipten 3/3 Sceada. Ich dreh Normans Veteran Armorer mit Last Gasp die Luft ab, worauf Thorsten ein Repeal zückt. Zuerst will er den Sceada bouncen, entscheidet sich fatalerweise aber dann doch dafür unseren Haunter-Token abzurüsten, damit der Sceada im Kampf stirbt. Soweit kommt es allerdings nicht, weil ich Gaze of the Gorgon parat hab. Da unsere Gegner jetzt Gefahr laufen durch multiple Haunter-Kopien und Eriks neu dazugekommen Mercurial Chemister in wenigen Zügen Schachmatt gesetzt zu werden, wollen sie das enge Zeitfenster, das ihnen noch bleibt nutzen, um unsere nicht mehr allzu zahlreichen Lebenspunkte auf Null zu prügeln. Allerdings scheitert ihre Offensive desaströs, weil der Sunhome Guildmage nur "creatures you control" und nicht alle "attacking creatures" pumpt. Vielleicht hatte da der gute Rhoihessewoi schon seine Wirkung entfaltet.

2-1-0

Unser Team (aus Sicht der Loser )

Bonusrunde gegen Sven & Timo
Nach der dritten Runde haben alle noch Bock zu zocken. Deshalb hängen wir spontan noch ein Match dran. Gegen Sven mit - wer hätte es gedacht - Dimir (+ weiß?) und Timo mit - Überraschung! - Boroselesnya. Unser guter Lauf hält leider nicht mehr an. Sven versetzt uns immer wieder Nadelstiche mit seinem extrem nervigen, weil unter den gegebenen Umständen nicht totzukriegenden Tattered Drake. Währenddessen katapultiert uns Timos Lobber Crew kräftig ins Gesicht und bekommt auch die nötige mehrfarbige Unterstützung für schnelles Nachladen. Unsere Lebenspunkte schmelzen rasant Chemister's Trick beschert uns diesmal aufgrund unserer schwachen Boardpräsenz nur einen 2:1 Tausch. Weil wir beide hauptsächlich Länder nachziehen, ändert sich an diesem Zustand auch bis zu unserer Niederlage nichts mehr.

Impressionen vom Nachbartisch: Kai Budde schlägt Raphael Levy (Jedes Team hatte im City of Guilds Tournament Pack einen Schutzpatron)

Damit stehen wir am Ende 2-1-1 und landen auf dem dritten Platz. Daniel und Tristan gehen als Sieger hervor, Sven und Timo erreichen Platz zwei. Auch wenn es hauptsächlich um den Spaß und nicht nur ums Gewinnen ging, habe ich getreu dem Tagesmotto ein paar schöne Shockduals als Preise besorgt. Und weil Erik eigentlich ja schon lange nichts mehr mit der bunten Pappe am Hut hat, darf ich mir selbst noch zwei Watery Grave überreichen.

Super Event und auch von den Teilnehmern habe ich sehr zufriedene Rückmeldungen bekommen (abgesehen von einer leichten Enttäuschung über den schwachen Pool bei Dagny und Marius und dass Thorsten sich beim Limited Spielen immer beschwert, warum es keine Brainstorms gibt ). Wenn ihr überlegt, mal was ähnliches zu veranstalten, tut es! Macht richtig Laune und unterscheidet sich spürbar vom normalen Magic-Erlebnis. Ich hoffe ich konnte ein wenig vom Spaß, den wir hatten, vermitteln.