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"Sorry, ich brauche eine Pause."

Geschrieben von Helios, 30. August 2015 · 3.999 Aufrufe

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"Sorry, ich brauche eine Pause."



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Lange ist es her, dass ich mich zuletzt mit einem Blogeintrag zu Wort gemeldet habe. Ich hatte mich damals mit den Feinheiten der Spielregeln und der Turnierregeln befasst. Mir fehlte dann jedoch die Zeit, oder viel mehr der Wille, selbige zu investieren, um Judge's Familiar zu einem wiederkehrenden Format zu machen. Dass ich heute wieder schreibe, entspringt dem Gefühl, als Judge an einem persönlichen Wendepunkt zu stehen. In diesem Blogeintrag stehen also weniger die Spielregeln und Turnierregeln im Vordergrund, sondern vielmehr meine persönlichen Gedanken zu diesem Hobby.

 

Warum bin ich überhaupt Judge geworden?

 

Meine Freundin war es damals, die mir Magic beigebracht hat. Ja, so etwas gibt es tatsächlich! Das war ungefähr zu dem Zeitpunkt, als Magic 2010 aktuell war. Ich kann mich jedenfalls noch daran erinnern, wie ich damals meinen ersten Booster gekauft habe. Intelligenterweise wählte ich einen Booster aus Alara Reborn, der für mein White-Weenie-Haufen-Deck natürlich keine passenden Karten enthalten konnte. Lange Zeit spielte ich ausschließlich Casual. Irgendwann brachte man mir hier im MtG-Forum die Basics des Deckbaus bei, und ich begann, meine Decks zu optimieren. Schon damals habe ich gerne an Regel-Diskussionen teilgenommen. Als Anfänger fehlte mir natürlich die nötige Kompetenz. Die habe ich dann einfach durch ein Gegengewicht an Sturheit ausgeglichen. Als ich mit einigen Legacy-Turnieren anfing, Turnierluft zu schnuppern, gewöhnte ich mir schnell an, alles mögliche in den Comprehensive Rules nachzulesen. Im Auenland Dortmund sah ich zum ersten Mal einen Judge in Aktion. Eines Tages erzählte mir der Besitzer des Auenlands, dass im Dortmunder Raum dringend Judges gebraucht würden. Ich selber spielte zu dem Zeitpunkt bis auf gelegentliche Drafts keine Turniere, aber die Feinheiten der Spielregeln hatten mich schon immer interessiert, und so entschied ich mich, Judge zu werden. Schon kurze Zeit später stand ich beim Dortmunder Magictreff, der damals die Iserlohner Turnierreihe beerbte, erstmals als Judgeling auf dem Floor.

 

Ich war damals naiv. Ich dachte tatsächlich, dass sich Judges hauptsächlich mit den Regeln des Spiels befassen. Meine erste Aufgabe: Ergebniszettel schneiden. Judgen ist vor allem eines: Papierarbeit.

 

Judgen macht Spaß!

 

Versteht mich nicht falsch: Das Judgen hat mir durchaus viel Spaß gemacht. Hin und wieder gibt es ja sie ja doch, diese Momente, in denen man die Feinheiten des Spiels wie Sherlock Holmes im Detail analysieren muss, um ein Problem zu lösen. Die Judge-Community nahm mich sehr herzlich auf, und ich habe in meiner Zeit als Judge viel über Community-Arbeit und Team-Work gelernt. Ich behaupte sogar, dass die Bewältigung organisatorischer Aufgaben als Judge mir beim Berufseinstieg geholfen hat. Und wenn man als Judge gut Arbeit geleistet hat, kann man sich der Dankbarkeit der TOs und der meisten Spieler sicher sein.

 

Judgen nervt!

 

Drücken wir mal auf die Vorspul-Taste. Irgendwann im Jahr 2015. PPTQ. Noch ein PPTQ. Ein weiterer verdammter PPTQ. Warum habe ich überhaupt zugesagt? Ein weiterer unvorbereiteter TO, der nach ein paar erfolgreichen Prereleases und FNMs meint, kompetitive Premier-Play-Turniere ausrichten zu müssen. Dabei hatte ich so etwas in der Art schon geahnt. Wenn die Frage "Wie viel Erfahrung habt ihr mit Turnieren?" mit "Wir haben viel Erfahrung mit Turnieren, bei unsereren Prereleases kommen immer 20 Spieler!" beantwortet wird, dann weckt das nicht unbedingt Vertrauen. Ich möchte solchen TOs auf gar keinen Fall ihr Recht nehmen, Turniere zu veranstalten. Aber zwischen REL Competitive und Prereleases, im Volksmund auch REL Chipmunk genannt, besteht dann doch ein erheblicher Unterschied. Drucker, Judge-Station, Platz für alle Spieler? Heizung, Strom und Licht? Scheinbar alles nicht selbstverständlich.

 

Das Judgen auf GPs ist tatsächlich ganz anders als das Judgen im Store. Beim GP Vienna 2014 habe ich durchaus meinen Spaß gehabt. Das war mein erster und gleichzeitig letzter GP. Denn am Sonntag Abend stellte ich mir vor allem folgende Frage: War es das wert? Das Wochenende fühlte sich für mich zu sehr wie Arbeit und zu wenig wie ein Hobby an. Zwei Tage lang stundenlang stehen, gehen, rennen, unter Lärm unzählige Spieler koordinieren, Ansprechpartner finden, Produkt verteilen, Müll einsammeln. Das schlaucht.

 

Aber all das ist eigentlich völlig nebensächlich. Denn das Problem liegt ganz woanders. Keiner zwingt mich, GPs zu judgen, und unerfahrene TOs kann man vorbereiten, man kann als Ultima Ratio dem TO sogar ankündigen, einfach zu gehen, wenn wichtige Bedingungen nicht erfüllt sind. Turniere können noch so gut vom TO vorbereitet sein, ich möchte sie nicht mehr judgen. Irgendwann im Jahr 2014 fing ich nämlich an, mich vom Casual-Turnierspieler zum Competitive-Turnierspieler zu entwickeln.

 

Ich möchte zur ProTour. Unbedingt.

 

Das ist mein Ziel als Magic-Spieler, und alle anderen magicbezogenen Ziele müssen sich diesem unterordnen. Wie realistisch das Ziel ist, muss ich noch herausfinden. Aber das Ziel steht fest. Judgen und Spielen, das verträgt sich leider nicht so gut. Auf REL Competitive und Professional ist es schlichtweg nicht erlaubt, gleichzeitig zu judgen und zu spielen. Auch auf REL Regular kann es schnell zu Problemen kommen. Ab einer bestimmten Größe des Turniers ist es schwer, zuverlässig zu judgen und gleichzeitig zu spielen. Da fordert der organisatorische Aufwand des Turniers einfach seinen Tribut. Als spielender Judge ist man fast schon gezwungen, eher aggressive Decks zu spielen. Ein 30-Spieler-Turnier judgen und nebenher UW Control spielen? Keine gute Idee. Glaubt mir, ich habe es ausprobiert.

 

Die Zeit, die ich für dieses Hobby aufbringen kann, ist streng limiert. Wenn ich mich zwischen Spielen und Judgen entscheiden muss, dann möchte ich mich immer für ersteres entscheiden. Viele Judges haben mit Turnierspiel gar nichts mehr zu tun. Ich finde das fragwürdig. In der ganzen Zeit als Judge habe ich nur wenige schlechte Judges erlebt. Ich denke allerdings, dass ein Judge, dessen Turnierspiel sich auf gelegentliche Prereleases beschränkt, im Nachteil ist, wenn es darum geht, die Perspektive von Spielern einzunehmen. Für mich war schon länger klar, dass das Judgen für mich ohne eigenes Turnierspiel wenig Sinn macht. Dadurch, dass meine für das Hobby verfügbare Zeit knapp geworden ist, und sich gleichzeitig mein Interesse am Turnierspiel deutlich verstärkt hat, fällt es mir schwer, mich für das Judgen überhaupt noch zu motivieren. Es fühlt sich einfach nicht mehr richtig an. Immer, wenn ich nicht spielen kann, weil ich judge, habe ich das Gefühl, etwas zu verpassen. Man ist dabei, aber nicht aktiver Teil des Geschehens. Beim Fußball auf dem Pausenhof waren immer die Kinder Schiedsrichter, die keiner in seiner Mannschaft haben wollte.

 

Bin ich überhaupt noch ein guter Judge?

 

Eine Frage, die ich mir in letzter Zeit häufig gestellt habe. Ein Judge muss nicht nur die Spielregeln und die Turnierregeln im Detail beherrschen. Mindestens ebenso wichtig ist ein Bereich, den die Judge-Community als "Diplomacy" bezeichnet. Im Grunde ist damit die geschickte Kommunikation mit Spielern, TOs und anderen Judges gemeint. Ich verrate euch kein Geheimnis, wenn ich zugebe, dass ich mitunter einen kompromisslosen Diskussionsstil pflege. Offline ist das weniger extrem, aber wenn mich ein Spieler nervt, dann möchte ich ihm das genau so sagen. Das kann man als Judge leider nur eingeschränkt. Und es gibt durchaus nervige Verhaltensweisen von Spielern und TOs, die man denjenigen noch viel zu selten vorhält.

 

Arrogante Semi-Pros, die aus einer falsch verstandenen Der-Kunde-ist-König-Haltung heraus permanent gewindelt werden wollen.
Borderline-Cheater, die immer wieder davon kommen, weil man ihnen die Absicht nicht nachweisen kann.
Unbelehrbare Slow-Player.
Unvorbereitete TOs.

 

Das alles klingt jetzt schlimmer als es ist. Magic-Turniere sind in der Summe ziemlich cool. Aber ich möchte nicht still sein, wenn ich etwas scheiße finde. Das tue ich schon im Beruf. Das sehe ich in meiner Freizeit einfach nicht ein. Was den Bereich Diplomacy angeht, war ich zwar nie eine völlige Katastrophe. Aber ich war auch nie ein ideales Aushängeschild. Ich sehe mich weder willens noch dazu in der Lage, den impliziten Erwartungen des Judge-Programms an dieser Stelle in voller Gänze gerecht zu werden.

 

"Ich könnte, wenn ich wollte. Aber ich will nicht."

 

All diese Bedenken haben mich in meinem Selbstverständnis von der Rolle als Judge immer weiter weggetrieben. Nicht gerade hilfreich waren einige Fehlentscheidungen von WotC hinsichtlich der Turnierregeln sowie des Umgangs mit Judges. Ich habe nur noch wenig Lust, für WotC unbezahltes Personal zu sein. Denn darauf läuft es hinaus. Ohne das ehrenamtliche Engagement von Judges wäre Magic vermutlich nicht annähernd so erfolgreich. So kommt es, dass ich eigentlich nur noch für meinen Stammladen judge, und auch dort nur sehr eingeschränkt, wenn es meinem eigenen Turnierspiel nicht im Weg steht, und lediglich deswegen, weil der TO bei mir einfach einen Stein im Brett hat. Im Auenland fühle ich mich wohl, im Auenland bin ich zu Hause. Ein Laden, der mir das nicht bieten kann, wird es schwer haben, mich als Judge zu gewinnen. Das ist vielleicht nicht fair, aber ich sehe nicht, dass ich anderen TOs irgendetwas schuldig wäre. Leider bringen einige TOs nur wenig Verständnis auf, wenn ich Ihnen die Situation erkläre. "Keine Zeit" ist eine Ausrede, die alle TOs akzeptieren. "Keine Lust, denn ich will lieber stattdessen spielen" dagegen kommt bei einigen TOs leider sehr schlecht an. Ich wurde schon mehrfach bei der Anmeldung zum Turnier in einer Mischung aus Verärgerung und Verwunderung mit "Was machst du denn hier???" begrüßt. Da fühlt man sich doch direkt gut aufgehoben, oder? Einige TOs nehmen es mir leider übel, wenn ich ihnen absage, obwohl ich Zeit gehabt hätte. Ich kann die Verärgerung sogar ein wenig verstehen, weil es nicht immer einfach ist, Judges für PPTQs und GPTs zu finden.

 

Dabei ist das Problem mit der Judge-Knappheit hausgemacht. Mal im Ernst: Warum benötigen PPTQs einen Level 2 Judge? Kann mir das einer nachvollziehbar erklären? Jeder GPT ist auch REL Competitive und darf trotzdem von einem Level 1 Judge geleitet werden. Sind PPTQs REL Competitive Plus, sodass es plötzlich einen Level 2 Judge braucht? In meinen Augen könnte man GPTs und PPTQs durchaus auf Regular REL veranstalten. Die Teilnehmer sind zur Hälfte ohnehin Locals ohne große Turniererfahrung, und die Preise rechtfertigen das Rules Enforcement Level in der Regel nicht. Ich verstehe, dass PPTQs zur Premier Play Route gehören, ich verstehe aber nicht, inwiefern sich daraus die Notwendigkeit eines Level 2 Judges ergibt. Nun haben wir, besonders in NRW, ein Problem. Wir haben viele Spieler, und sehr viele Läden, die PPTQs anmelden. Wir haben aber nicht genug Level 2 Judges, um das sinnvoll abzudecken. Bevor ich mich als Judge eingeschränkt habe, war ich im Schnitt an jedem zweiten Wochenende auf einem PPTQ. Wir haben so wenige Level 2 Judges, dass die vorhandenen quasi permanent im Einsatz sein müssten, um jeden Laden abzudecken. Vor einigen Tagen versuchte ich einen Judge für einen PPTQ in Dortmund zu gewinnen. Wisst ihr, was er mir schrieb?

 



 

"Sorry, ich brauche eine Pause."






Ich kann alle deine Argumente verstehen und nach vollziehen.

Und gerade da ihr anscheinend in NRW eine so hohe Nachfrage nach PPTQ habt und nicht genug lvl2 Judges, verstehe ich deine Sicht noch viel mehr. Bei uns in Niedersachsen ist es eher anders herum, ein neuer lvl2 Judge muss wohl erstmal schauen, wo er ein PPTQ findet zum Judgen, da es ja auch schon ein paar lvl2er gibt.

 

Und ja, dass ganze kann man eher als ehrenamtliche Arbeit ansehen. Man ist bis zu 12 Stunden auf den Beinen bei einem größeren Turnier, man ist vorher da zu aufbauen und mindestens bis zum finale bleibt man. Das alles für ein Display oder weniger, ergibt keinen dollen Stundenlohn.

 

Ich kenne viele Spieler die Respekt vor einem Judge haben und froh sind, dass jemand die Verantwortung übernimmt und diesem Job nachkommt. Aber es gibt auch genug Spieler, die meinen man macht den Job, weil man dann "ganz viele Booster" bekommt fürs Judgen oder die teuren Judge Foils hinterher geschmissen bekommt. Da sollte man mal etwas für transparenz soregen, damit die Leuten wissen, dass das leider nicht so ist.

Transparenz ist das richtige Stichwort, auch in Bezug auf TOs. Einige TOs denken ja tatsächlich, dass Judges Angstellte von WotC sind. :D Besonders problematisch wird das, wenn die TOs PPTQs anmelden, und dann davon ausgehen, dass bei dem Termin dann automatisch ein Judge bei ihnen auf der Matte steht.

So viel Wahrheit, ich wünschte dieser Artikel würde mehr Spieler / Judges / TOs / WotC erreichen.

Danke für Deinen sehr schönen Artikel.

Wizards scheinen es irgendwie nicht mitzubekommen dass da etwas ganz grundsätzlich falsch läuft. Mit den Judge-Promos hatten sie ja sogar die Möglichkeit, Judges irgendwie zu "bezahlen" und sich zwanglos von dieser Möglichkeit verabschiedet.

Falls Du Dich erinnern kannst, ich hatte auch mal vor Judge, zumindest Lvl.1, zu machen.
Dann kam die Degradierung unseres Ladens von Core zu Gateway mit der Begründung dass keine FNMs angeboten werden. Obwohl es gar keine Bedingung für Core-Läden ist, FNMs anzubieten, es ist ganz offiziell eine Möglichkeit für Core-Läden, aber eben keine Bedingung.

Das wird seit einigen Monaten noch dadurch getoppt dass man monatlich Grafiken zugesandt bekommt wo das Rating des Landes veranschaulicht wird - und aus dieser Grafik hervorgeht dass unser Laden alle Bedingungen für Core-Level weit übertrifft, mit der Unterschrift, sinngemäß, "hey, sprechen Sie uns doch mal wg. Core Level an!"

Dann kommt da noch dieser Bullshit-WER dazu, der mittlerweile offline nicht mehr funktioniert (und den Fehler bringt "Zeichenabstände stimmen nicht" (??!!)), weswegen man keine Spieler eintragen kann. Klar, alle Ergebnisse nachtragen macht so viel Spaß weil wir im Laden nunmal kein www haben.
Also, falls der WER nicht aus irgendwelchen anderen Gründen ganz einfach mal den Dienst verweigert, was dann jedesmal einen Anruf bei WotC nötig macht in der man sich immer in der Rechtfertigungsecke befindet warum das nun schon wieder nicht klappt.

Nun bin ich TO weil es hier im weiten Raum ansonsten einfach nichts gäbe - dünn besiedelte Region eben. Und auch da muss man sich dann am TElefon anhören wie lächerlich ja der Umsatz des Ladens ist. Es hilft freilich nichts, dann mal vorzurechnen dass man relativ zur Bevölkerungsdichte immernoch weitaus besser dasteht als so manche Magic-Hochburg und das Potential hier daher ziemlich ausgeschöpft ist.

Da ist es auch egal dass man www-Seiten und FB-Gruppen für Magic unterhält, Flyer druckt, jeden Dienstag 19 Uhr in den Spieleverein geht und dort ein wenig für die Turniere wirbt obwohl man um 3:10 Uhr wieder aufstehen muss...das alles natürlich als reines Freizeitengagement. Nein, kein FNM, kein Umsatz = kein Corelevel. Nur dass davon in der Turniermappe leider nichts steht.

 

Und dann wird gejammert dass es zu wenige Judges gibt. Mir geht die Motivation dafür so langsam komplett flöten.

Schicker Artikel, super erklärt :) Danke nebenbei für all die Beantwortungen von meinen Regelfragen. Hoffe, dass du daran nicht die Lust verlierst :D 5/5 Stars!

Ich habe gerade erst durch Lesen dieses Blogeintrags mitbekommen, dass WotC ihr Compensation-System geändert haben. Gut, dass es hier darum aber gar nicht geht, denn was ich davon halte, möchte ich lieber nicht zum Besten geben.

 

Vorweg das wahrscheinlich wichtigste: Judgen sollte man nur, wenn man noch Spaß daran hat, ansonsten ist es einfach unterbezahlte Arbeit. Und, das weißt du auch selbst, eine moralische Verpflichtung hat man eigentlich auch niemandem gegenüber, auch wenn ich weiß, dass man zumindest den Lieblings-TO nicht hängen lassen will und ich weiß, dass Ralf sehr nett und überzeugend sein kann.

 

Ich für meinen Teil würde da auch anmerken, dass die regeltechnische Detektivarbeit (zumindest für mich) kein relevanter Aspekt des Judgens ist, denn: Natürlich brauch man gute Regelkenntnisse oder mindestens das Wissen darum, wo man auf die Schnelle nachschauen muss, aber regelspezifische Corner Cases sind meiner Erfahrung nach auf Turnieren doch eher selten. Ich gehe auch nicht davon aus, dass die schon kleine Anzahl solcher Corner Cases im Standard oder Modern zugenommen hat, sondern eher abgenommen, denn tendenziell scheinen mir die neusten Regelergänzungen eher in die Kategorie "sehr simpel" zu fallen. 

Für mich waren, als ich etwa zwei Jahre Level 2 Judge war, andere Sachen spaßig am Judgen, z.B. das Mentoring von neuen Judgelingen, das Wiedersehen von Leuten, Koordination von Judgeteams und allgemein wohl das, was man heute "Diplomacy" nennt. Da ich gerade wieder etwas mehr Zeit habe, hatte ich sogar überlegt, ob ich nicht den MiWi anschreibe, damit der Reanimate auf mich castet, aber wenn ich selbst heute, vier Jahre nachdem ich meine Pause auf unbestimmte Zeit eingelegt habe, Gruselgeschichten vom WER höre, überlege ich mir das aber nochmal... damals mussten wir einmal bei einem PTQ die letzte Runde komplett per Hand pairen (so richtig schön mit Oppscores ausrechnen versteht sich), weil wir aus irgendeinem Grund nur 6 statt 7 Runden eingestellt hatten und sich das im WER einfach nicht mehr ändern ließ. Als ich vor ein paar Monaten mal im Judgecenter war, habe ich gesehen, dass du aus Duisburg kommst. Vielleicht sollten wir uns mal auf ein Bier treffen (komme aus DU-Rheinhausen).

 

Ich weiß auch nicht, wie die Teilnehmerzahlen bei PPTQs sind, als es damals noch nur "PTQ"s gab, waren das schon immer so 70-150 Leute, wenn ich mich recht erinnere. Bei GPTs war man hin und wieder froh, wenn man acht Spieler zusammenbekommen hat. Von daher ist die Regelung, dass ein PPTQ einen L2 braucht, wahrscheinlich von der damaligen Policy, dass ein PTQ einen L2 braucht, einfach vererbt worden. Sollten PPTQs eine Größe um 50 Spieler rum haben, könnte ich vollkommen nachvollziehen, wieso ein L1 nicht ausreichend wäre, denn aus eigener Erfahrung weiß ich, dass man als L1 einfach auch ein bisschen Erfahrung braucht, damit man auch ein 50-Spieler Turnier souverän über die Bühne bekommt, denn auch hier gilt, wie du richtig mit Bezug auf TOs gesagt hast: REL Competitive Event (mit vielleicht ~50 Spielern) ist was ganz anderes als ein PR. Das gleiche gilt auch im Hinblick auf die korrekte Anwendung des IPGs, da ein Mangel an Wissen um die zugrundeliegenden Philosophien sich auch negativ auf die "Diplomacy" auswirkt, weil man Spielern möglicherweise nicht alles befriedigend erklären kann. "Steht halt da." ist eben keine gute Erklärung, vor allem nicht für vielleicht etwas ernstere Spieler, die da auch mehr zu wissen möchten. Erschwerend kommt eben hinzu, dass man vor ~4 Jahren ja auch die Hürde, um L1 zu werden, herabgesetzt hat. Da habe ich noch die Zertifizierung von 1-2 Leuten mitbekommen, die auch nicht ohne weiteres ein ~50 Spieler Competitive Event headjudgen lassen würde.

 

Naja, jetzt hoffe ich, dass auf PPTQs auch wirklich um die 50 Leute sind, sonst war der ganze letzte Absatz für die Katz^^.

PPTQs mit 50 Spielern gibt es, sind aber eher die Ausnahme. 20-30 Spieler ist realistischer. Gestern war ich auf einem PPTQ mit 9 Spielern.

Schade, dass dir das Judgen nicht so einfach gemacht wird. Ich habe deine Blogs immer sehr gern gelesen und habe immer gehofft, dass du wieder mehr schreiben würdest.

Was ich mich aber generell frage, wie läuft das eigentlich allgemein mit einer "Bezahlung" ab? Kommt die bei Turnieren vom Ausrichter oder von Wizards selber? Und was genau hat es eigentlich mit den Judge Promos auf sich? Vlt kannst du dazu einfach mal einen Kommentar schreiben.

Mit dem Begriff "Bezahlung" bin ich immer vorsichtig. Das ist eine kleine Aufmerksamkeit und dürfte nicht mal als Aufwandsentschädigung durchgehen, was auch gut so ist. Die Compensation kommt vom TO und nicht von WotC. In der Regel ist das Geld, Store Credit oder Booster. Die Höhe der Compensation variiert dabei stark.

Die Judge Promos gibt es auf Konferenzen oder über das Exemplar-Programm, in dem Judges für besondere Leistungen nach Vorschlag geehrt werden. Früher gab es Judge Foils auch auf GPs, sie waren damit de facto, wenn auch nicht offiziell, Teil der Compensation. Dieser Teil des Judge-Promo-Programms wurde eingestellt. Ich finde das schade. Nicht des Werts wegen, sondern weil Judge Foils immer schöne Andenken waren, außerdem hat das Exemplar-Programm einige Schwächen. Ich finde das Programm prinzipiell gut, denke allerdings nicht, dass man dafür die Verteilung von Judge Foils auf GPs hätte einstellen müssen.

Das Thema Compensation ist ein recht interessantes und schwieriges Thema. Wie bemisst man eine sinnvolle Compensation? Das ist nicht so einfach. Wer arbeitstätig ist, müsste Compensations vermutlich sogar versteuern, auch wenn ich noch nicht davon gehört habe, dass das Finanzamt Judges überwacht.
1. Ich finde es schade, das ich hier davon lese und nicht ebenfalls in den Judgeforen, da hätte eine schöne Diskussion entstehen können.
2. Kann ich dich verstehen, das Problem mit den PPTQs liegt aber in NRW eher darin, das wir zu wenig L2 Judges haben in dem Bundesland. Aber auch daran wird langsam aber sicher gearbeitet.
3. Kompensation ist ein schwieriges Thema, das ist richtig. Und das die Judgefoils von den GPs abgezogen wurden, hatte mit Sicherheit gute Gründe.
4. @Meteora, ich nehm dich beim Wort, melde dich ;)
5. Warum PPTQs L2 Judges brauchen? Ist ganz einfach, damalige PTQs brauchten eigentlich auch einen L3 Judge. Hier ist es nur logisch, das PPTQs einen L2 brauchen.
Vom System her logisch, aber bei der geringen Größe der Turniere und dem entspannten Klima fühlt sich die Notwendigkeit eines L2 für mich etwas übertrieben an, vor allem vor dem Hintergrund, dass GPTs von L1-Judges geleitet werden dürfen. In den Judgeforen wollte ich durchaus noch etwas posten. Dieser Haufen subjektiver Eindrücke ist aber noch keine gute Diskussionsgrundlage. Das muss ich dann anders strukturieren.

Ich kann dich verstehen und mich persönlich würde einmal interessieren ob und was ihr so als Kompensation überhaupt bekommt. Letztendlich seid ihr Schiedsrichter und arbeitet, sowas sollte auch ein Entgelt beinhalten. Ist ja nicht so als würde WotC nicht profitieren davon. MMn geht das auf einem gewissen Niveau einfach über das Hobby hinaus ...

Es war sehr interessant, das zu lesen, weil ich selber auch darüber nachgedacht hatte, in das Judge-Programm einzusteigen. Ich habe das vor allem deswegen nicht gemacht, weil ich freitags eine regelmäßige, andere Veranstaltung habe (für Magicspieler irgendwie ein No-Go) und das Wochenende am liebsten familiär oder mit Freunden verbringe. Und wo gibt es schon Montag bis Donnerstag Turniere?

 

Aus dem selben Grund werde ich wohl auch noch etwas brauchen, um irgendwann mal Richtung ProTour zu gehen. Nur, was mag ich am Liebsten an Magic? Spielen. So faszinierende Regelfragen auch sein mögen, würde ich wirklich die wenige Zeit, die ich für das Hobby aufbringen kann, damit verbringen wollen, zu judgen? Vermutlich nicht. Ist das egoistisch? Zweifelsohne, ja. Aber hätte ich zur richtigen Zeit mehr von der selbigen zur Verfügung, würde ich es vermutlich dennoch mal als Judge versuchen.

 

weil ich freitags eine regelmäßige, andere Veranstaltung habe (für Magicspieler irgendwie ein No-Go

Heißt das du spielst Freitags yugioh? :ugly:

Ich kann dich verstehen und mich persönlich würde einmal interessieren ob und was ihr so als Kompensation überhaupt bekommt. Letztendlich seid ihr Schiedsrichter und arbeitet, sowas sollte auch ein Entgelt beinhalten. Ist ja nicht so als würde WotC nicht profitieren davon. MMn geht das auf einem gewissen Niveau einfach über das Hobby hinaus ...


Die Spanne ist sehr breit. Von seltsamen Regelungen wie 0,33 Booster pro Spieler bis hin zu ganzen Displays für ein tagfüllendes Turnier war schon alles dabei.

Aber mal ehrlich, ein Display für ein Tag füllendes Turnier? Imho einfach zu wenig! Vielleicht bekommt man das zum Standardpreis von so ca 70-80€ weg, aber viele Turniere gehen locker mal 8-10 Stunden, selbst für 6 Stunden ist das ein Witz, genauso wie 0,33 Booster pro Spieler. Wer denkt sich sowas aus?

 

Hart lächerlich, ein Grund mehr kein Judge zu sein, sorry Micha ...

@Michael: Bezüglich Punkt 4, siehe PN. Bezüglich Punkt 5, ich bin mir ziemlich sicher in Dortmund PTQs geheadjudged zu haben (waren damals in der Kaktusfarm), und auch bin mir ziemlich sicher noch nie L3 gewesen zu sein. Vielleicht verwechsel ich was, aber das einzige was mir zu PTQ+L3 einfällt ist, dass es afaik eine Bedingung war um L3 zu werden, sich im Stande zu sehen, überall auf der Welt einen PTQ headjudgen zu können.

Man muss halt immer noch Freude dran haben, reich wird man damit sicher nicht und das ist auch irgendwo die falsche Einstellung. Wie weiter oben schon geschrieben, die Leute die glauben, Judges machen das um möglichst viele Booster abzugreifen, haben da einfach falsche Vorstellungen. 

 

Als ich angefangen habe, zu judgen, wusste ich da nichts von, ich habe das gemacht, weil ich Spaß dran hatte und ich dem TO, der viel für unsere lokale Community tut, sozusagen was zurückgeben wollte. Als er mir dann fürs judgen ein halbes Display überreicht hab hab ich mich total gefreut und zugleich gewundert :D :)

Wie gesagt, das ist ein schwieriges Thema. Der TO will bei einem Turnier halt nicht draufzahlen, obwohl ich behaupten würde, dass der TO für seine Gewinnspanne selbst verantwortlich ist. Man muss sich ja schon fragen, warum ein TO überhaupt ein Turnier veranstaltet. Wer keinen Einzelkartenhandel anbietet, setzt wohl darauf, dass die Spieler Produkt vor Ort einkaufen, was sie in der Regel nicht tun. Also müsste der TO über das Turnier Gewinn generieren, was aller Erfahrung nach schwer ist, weil die Spieler ja auch Preise haben wollen.

Man macht es nicht für die Compensation, und ich habe aus gutem Grund nie einen Stundenlohn ausgerechnet. Das soll ja kein Nebenjob sein. Aber es fällt auch auf, wie unterschiedlich die Compensations sein können, und bei einigen TOs fragt man sich dann schon, wie es um die Wertschätzung für die Leistung des Judges bestellt ist.
 

@Michael: Bezüglich Punkt 4, siehe PN. Bezüglich Punkt 5, ich bin mir ziemlich sicher in Dortmund PTQs geheadjudged zu haben (waren damals in der Kaktusfarm), und auch bin mir ziemlich sicher noch nie L3 gewesen zu sein. Vielleicht verwechsel ich was, aber das einzige was mir zu PTQ+L3 einfällt ist, dass es afaik eine Bedingung war um L3 zu werden, sich im Stande zu sehen, überall auf der Welt einen PTQ headjudgen zu können.


Ich habe auch einen PTQ geheadjudget als Level 2. Das liegt daran, dass Deutschland genau einen aktiven L3 hat. Michael wollte wohl nicht alle PTQs persönlich headjudgen, was ich auch verstehen kann. ;)

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