Unboxing, erste Zweifel und echte Spieler
Begeisterung und die ersten Spiele
Nun sitze ich hier im Wohnzimmer mit meiner Frau, und wir packen mal die neuen Errungenschaften aus. Kein Zweifel, sehr schicke Karten! Dass die Hersteller ihren Job verstehen, sieht man sofort an den tollen und liebevoll gestalteten Artworks, da macht das Karten durchschauen gleich doppelt Spaß! Auch finde ich es sehr praktisch, dass die meisten Regeln direkt auf der Karte erläutert werden. Prima, damit sollte man doch wirklich was anfangen können.
Und sofort greift die Suchtspirale: Wie, da gibt es seltene und sehr seltene Karten? Cool, was haben wir denn davon schon bekommen? Und so wird dann gewühlt und geschaut, und irgendwie kommt man aus dem „Guck mal, die Karte ist ja cool!“ und „Boah, krass! Guck mal was die macht“ gar nicht mehr raus...
Und natürlich muss das Ganze auch gleich getestet werden. Das Wetter ist prima, das Fernsehprogramm schlecht und so sitzen wir also auf unserem Balkon und wagen uns an unsere ersten Gehversuche mit „Speed vs. Cunning“. Die Wahl war auch schnell getroffen, da meine Frau die Farbe blau mag...
Also dann, rein ins Vergnügen!
Gemäß einer Empfehlung hier im Forum bestreiten wir die ersten Spiele mit einer offenen Hand, sprich die Karten sind für jeden sichtbar auf dem Tisch. Und ich kann nur sagen, dass es wirklich Sinn macht, mit einer offenen Hand anzufangen. Dadurch versteht man gerade zu Beginn viel besser die Interaktion zwischen den Karten. Außerdem sieht man dann auch, welche Karte ein guter Joker ist, den man vielleicht nicht zu leichtfertig verbraten sollte. In unserem Fall war es z.B. die Karte hold the line, die meine Frau zur Verteidigung behielt, weil ich noch eine starke Kreaturenkarte auf der Hand hatte. Weiterhin hilft die offene Hand beim zweiten Grund weswegen meine Angetraute Magic mit mir spielt: Sie möchte Englisch lernen, bzw. verbessern. Und so konnte ich ihr zu Beginn die Karten noch übersetzen.
Während unserer Testmatches merken wir dann doch recht schnell, dass uns Blau wesentlicher komplexer als Rot erscheint. Während bei Rot eine recht deutliche „Hau drauf!“ Mentalität zu erkennen ist, ist das blaue Deck doch deutlich anspruchsvoller und auch komplizierter. Dies liegt vor allem an „Morph“. Gerade dieses „Morph“ sorgt dann auch für einige Ratlosigkeit: Wann darf ich die Karte umdrehen? Darf ich die mehrmals wenden (quasi rückwärts morphen)? Wirkt die Fähigkeit auch wenn ich die Karte offen ausspiele? Das sind einige der Fragen, die uns dann doch erst mal ein wenig überfordern... Wir halten uns dann mal daran, es so zu spielen wie wir eben denken und machen es natürlich prompt falsch! Wir gingen nämlich davon aus, dass die Fähigkeit der Morph-Karte auch dann greift, wenn diese offen gespielt wird...
Der Abend endet schließlich 2:1 für meine Frau und hätte sie im letzten Spiel besser aufgepasst, hätte sie das auch noch gewonnen. So konnte ich wenigstens einen Ehrentreffer erzielen...
Möglicher Fehlkauf und Turnierformate
Kaum freut man sich, dass man den Einstieg in ein neues Hobby vollbracht hat, gibt es auch schon den ersten Dämpfer. Im Zuge meiner Recherche bezüglich Editionen, Karten und Turnieren fiel mir auf, dass meine neue tolle Errungenschaft anscheinend nur noch bis Ende September gültig ist. Na prima. So hab ich mir das ja nicht vorgestellt. Ich meine wie ärgerlich ist dass denn? Will ja schließlich erst richtig ins Hobby reinkommen, bevor ich dann schon wieder kaufen muss... Und so hab ich dann auch erstmal schlechte Laune und denke, dass das ein echt beknackter Einstieg ist. Der Dämpfer ist sogar so groß, dass ich mir in der ersten Enttäuschung tatsächlich überlegen, es vielleicht doch zu lassen. Für gemütliche Runden mit meiner Frau hab ich ja jetzt schließlich genug zuhause, also brauche ich ja auch nicht mehr.
Als ich mich dann wieder etwas abgeregt hab, schau ich mich jedoch wieder etwas weiter im Netz um. Kann ja nicht sein, dass mir meine Karten dann tatsächlich nix mehr bringen sollen. Ich meine das wäre ja für jeden anderen Magic Spieler auch schon fast eine Zumutung. Und so suche ich weiter und befasse mich vor allem mit den gängigen Turnierformaten, da ich auch bei meinen Tabletops gerne auf Turniere gefahren bin. Schließlich trifft man da viele Gleichgesinnte und kann den ganzen Tag zocken. Ist doch perfekt!
Und so erfahre ich also von Standard, Sealed, Draft, Modern, Legacy und Commander. Und direkt macht sich Erleichterung breit, da ich wohl doch mit meinen Karten etwas anfangen kann... Außerdem reizen mich bei den ganzen Formaten vor allem die Sealed und Draft Turniere, und dafür muss ich eh keine Karten mitbringen. Finde den Gedanken reizvoll, vollkommen ohne Plan auf ein Turnier zu gehen und zu schauen, was man wohl für Karten bekommt.
Also ist wieder alles gut, und ich befasse mich weiter damit, mein Spielerleben in der Magic Community voran zu treiben.
Spieler suchen und Spieler finden
Und was braucht man zu zocken? Mitspieler! Zwar weiß ich, dass es in Ludwigsburg in meinem Stammladen, dem Fantasy Stronghold, regelmäßig eine Friday Night Magic gibt. Persönlich wäre es mir aber lieber, wenn ich nicht immer 30 Minuten in den Laden fahren müsste, sondern eher was in der Nähe finden könnte. Also flux die Spielersuche hier im Forum genutzt und mal Leute in meinem Umkreis angeschrieben. Und die ersten Antworten haben nicht lange auf sich warten lassen. Dies lag vielleicht auch daran, dass ich nicht blind jeden angeschrieben hab, sondern darauf geachtet habe wann der jeweilige User zuletzt aktiv war.
Und schon bin ich in eine Facebook und WhatsApp Gruppe eingeladen und das erste Treffen ist nicht mehr fern. Das ging schneller als ich dachte! Und so machen sich meine Frau und ich uns eineinhalb Wochen nach dem Kauf einiger Karten auf den Weg zu einem privaten Spielertreff...
Die erste echte Spielergruppe
Dort angekommen werden wir gleich freundlich begrüßt. Es handelt sich um eine illustre Gruppe, alle im Erwachsenenalter, die bereits am spielen ist. So stehen wir auch erstmal nach der Begrüßung etwas unbeholfen herum und harren der Dinge die da kommen mögen. Meine Frau hat eh schon im Vorfeld beschlossen, an diesem Abend erstmal nur zuzuschauen.
Zeitgleich mit uns ist noch ein weiterer Spieler eingetrudelt der - wie praktisch - auch noch Judge ist und sich sogleich bereit erklärt ein paar Runden mit uns zu spielen. Und hier lerne ich auch gleich den Unterschied zwischen einem fertigen Duell Deck und einem selbst zusammengestelten Deck kennen: Innerhalb kürzester Zeit gehe ich mit wehenden Fahnen unter. Das machen wir noch ein paar Mal bis noch mehr Spieler da sind, und der Vorschlag kommt, ob wir nicht ein 2-headed Giant machen wollen.
Da die Gruppe hauptsächlich Commander spielt, habe ich natürlich kein passendes Deck dabei. Umso mehr überrascht es mich, dass mir sofort mehrere Decks angeboten werden... Schließlich weiß ich ja zumindest ansatzweise, wieviel Mühe in einem solchen Deck steckt. Und das dann gleich jemandem in die Hand drücken, den man noch nie gesehen hat finde ich doch schon sehr bemerkenswert. Da ich mangels Spielpraxis noch gar nicht sagen kann, was ich denn gerne spiele, werden mir Goblins in die Hand gedrückt. „Da, die sind recht gradlinig. Machen echt Spaß!“. Und so ist es dann auch, und wir spielen eine Runde nach der anderen. Hier muss ich allerdings zugeben, dass es mir streckenweise dann doch zu schnell geht, und manches einfach an mir vorbeiläuft. Gerade wenn der Gegner was spielen will, dann der Counter kommt und dieser ebenfalls einen Counter abbekommt verliere ich doch recht schnell den Überblick, während sich die anderen Beteiligten am Tisch munter Kartennamen an den Kopf werfen...
Alles in allem ist es aber wirklich sehr lehrreich, da gerade mein Mitspieler mir nicht nur sagt „Spiel die Karte“ sondern mir auch erklärt wann die Karte aus welchem Grund Sinn macht. Das war wirklich extrem hilf- und lehrreich! Und Spaß habe ich auch jede Menge gehabt. Und zusätzlich hat man auch gleich mal gesehen, wie ein Spiel mit starken Decks aussehen kann. Dachten wir zu Beginn noch, dass es ja ewig dauert einem Spieler 20 LP abzunehmen, haben wir hier gesehen, dass selbst ein Spiel mit 40 LP in 30 Minuten beendet sein kann. Nach glaube ich vier Runden mit den geliehenen Commander Decks bin ich dann aber auch echt fertig und merke, dass ich wirklich platt bin und eigentlich nur noch die Karten halte und die Karte spiele, die mein Partner auswählt. Also wird es Zeit, sich für den ersten Abend zu bedanken und sich zu verabschieden.
Auf dem Heimweg meint meine Frau dann auch noch, dass ja alle echt super nett sind und das wohl eine passende Gruppe für den Einstieg wäre. Alles in allem also ein super Eindruck, und der Anfang ist gemacht...
Jetzt gilt es vor allem Spielpraxis zu sammeln, und sich Gedanken zu machen, welches Format man dann tatsächlich spielen will. Davon gibt es dann wohl mehr im nächsten Blog.
Bis dahin Vielen Dank für eure Zeit und lasst euch nicht ärgern!
Gruß, Jo
- Taurelin, Schiggy, » Arcanis « und 20 andere haben sich bedankt