3 GP's in 3 Wochen - Teil 1 Dänemark
Ich habe das Glück gehabt, in den letzten drei Wochen auf drei verschiedenen Grand Prix’s zu sein. Auf diesem Weg möchte ich euch meine Erfahrungen und Eindrücke teilen.
Grand Prix - Kopenhagen.
Vorweg: Ich versuche Regelsituationen möglichst simpel und trotzdem möglichst korrekt wiederzugeben, damit alle Leser etwas aus dem Artikel mitnehmen können, ich bitte andere Judges mir dafür nicht den Kopf abzureissen
Freitag - die erste Reise:
Los ging es am Freitagmorgen nach Kopenhagen, gebucht hatte ich Lufthansa - Scandinavian Airline, nach Flugplan mit Lufthansa hin und mit Scandinavian zurück. Leider war dann beides Scandinavian und das trotz der 170 Euro für das Ticket, toller Start… Denn meiner Ansicht nach ist SCA eine absolut nicht zu empfehlende Airline, weil Billigfliegerniveau - Getränke nur gegen Geld als Beispiel - mit Lufthansaticketpreis.
Ankunft in Kopenhagen bei strömendem Regen und 12 Grad, Gottseidank hab ich einen Schirm im Handgepäck - meinem einzigen Gepäck für den Minitrip - gehabt. Dann im Hotelshuttle vom nächstgelegenen Edelhotel mitgefahren, und von da aus fix zum eigenen Budget Hotel gelaufen.
Da ich insgesamt doch recht früh in Kopenhagen ankam, weil zumindest ein bisschen grinden angedacht war, mal fix den Rucksack zum Hotel gebracht und eingecheckt, so der Plan. Mein Roommate hingegen, ein mir bis dato unbekannter englischer Judge wollte erst am Nachmittag kommen.
Und gleich hatte ich mit dem zweiten Problem zu kämpfen; die Bezahlung des Zimmers muss sofort komplett errichtet werden, sonst ist kein Check-In möglich, und natürlich hab ich 20 Euro zu wenig Bargeld gehabt und somit stand die erste unplanmäßige Kreditkartenzahlung an..
Das Zimmer war sauber aber mickrig, das „Bad“ war schon sehr speziell, der ganze 1m2 Raum war nämlich die Dusche - spannend. Aber wie immer bei solchen Unterkünften war es zum Schlafen am Ende völlig ausreichend.
Ich habe mich dann jedoch zunächst gegen Grinden entschieden zu Gunsten von ein wenig Sightseeing, in diesem Fall dem Besuch des Meeresaquariums. Dort einige Stunden Zeit verbracht und ausser den Tieren anzuschauen auch noch gut zu Mittag gegessen und direkt von dort wieder zum Flughafen den Zimmerpartner abholen. Der war nicht nur pünktlich, sondern auch sympathisch, dann diesmal zusammen mit der Bahn zur Location, ihn weiter zum Zimmer geschickt und selbst rein spaziert in die Location.
Nach nem kurzen Rundgang bei den Händlern - vielleicht gibts was günstiges für den Plan, den Modernpool auszufoilen? - natürlich nicht! und dann auch direkt für den ersten Trial angemeldet.
Und nochmal der Rochen, für Nicklas....
kein Regen!!! einziges Bild:
Trial 1, Runde 1: Twin Mirror
Game 1 halte ich die relativ unspektakuläre Snapcaster Visions Snapcaster Exarch 3 Land Hand, finde im Visions zu wenig und finde auch keinen Counter/Bolt bis er Eot Turn 3 Exarch macht, und sich selbst ein Land enttappt für Peek —> an dieser Stelle Scoop, weil er meinen Exarch noch nicht gesehen hat.
Game 2 gewinne ich den Grind und Game 3 macht er auf 2 Leben Twin auf den Exarch und ich hab wieder keinen Counter (und keinen Bolt obv). Ein bisschen geknickt schaue ich mir am Handy meine Mails an, weil ich grade in dem Moment Internet hab, während er mir noch sagt, dass er echt Pipi in der Hose hatte, weil ich Spiel 2 und 3 die meiste Zeit vorn war und sehr solide gespielt hätte blabla, in dem Moment empfange ich die Mail, dass alle Standby Judges aktiviert werden. —> somit ist der Loose mir völlig egal und ich gönne ihm seinen Sieg von ganzem Herzen. Zur Erklärung: ich hatte mich als Standby beworben, weil ich zwar Modern als „mein“ Format zocken wollte, aber man halt Gratis Eintritt ins Event bekommt, wenn man nicht judgen muss, beim Judge Dinner teilnehmen kann und ich wusste, dass ich im Fall der Fälle auch gern judgen würde, wenn Bedarf herrscht und das letztlich dann auch tat.
Nach dieser Nachricht habe ich dann natürlich keinen weiteren Trial mehr gezockt, sondern lieber 2 Stunden mit Steve Hatto getestet, bis mein Roommate dann endlich vom Hotel zurück kam, zum anschliessend Essen gehen. Weil Kopenhagen aber so scheiße teuer ist, kauften wir uns einfach einen Apfel, eine 5 Minuten Terrine und ein Bier - das wurde dann in der von Magic Spielern belagerten Hotellobby kunsumiert; und dort wurde dann mit einem Freund, der aus unserer Community weg, und nach Berlin gezogen ist, sowie 2 Random Dudes die mal „gegen Twin“ testen wollten, ziemlich gechillt bis in den frühen Morgen hinein Magic gezockt, denn ich war Samstags erst ab Runde 2 dran.
Funny Fact —> alle Leute, gegen die ich an dem Tag MTG gezockt hab, haben es in Day2 geschafft.
Samstag und Sonntag:
Ich bin an beiden Tagen im Mainevent und an beiden Tagen in eins der Deckcheck Teams eingeteilt. Ich lerne viele neue Leute (hauptsächlich Judges) kennen, unter anderem ist eine Japanerin und ein Ami in meinem Team. Listen raussuchen oder Decks abholen, fix checken und dann den Rest der Runde auf dem Floor.
Leider hab ich kaum Erinnerung an interessante Situationen, weil seitdem einfach viel passiert ist. Die häufigsten Fragen waren aber definitiv Bloodmoon Interaktionsfragen und Splice Onto Arcane Stuff.
Kleine Beispiele gefällig? Blood Moon und Urborg, Blood Moon und Scryland, Shockland, Dryad Arbor … einmal querbeet.
Splice onto Arcane wurde dank dem neuen Griselbrand Combodeck wirklich häufig gefragt, wie läuft das mit Countern, kann ich das gesplicte Goryo’s Vengeance schon wieder casten wenn das Desperate Ritual an dem die Vengeance hängt noch auf dem Stack ist? Und natürlich was sind die Manakosten von Nourishing Shoul mit exiltem Worldspine Wurm?
Samstag sind irgendwelche Radio Menschen in der Location am chillen, die irgend einen Pro den Tag über verfolgen und von Magic nicht die geringste Ahnung haben. Sie kriegen leider raus, dass die Menschen in schwarz, irgendwie das Turnier mit organisieren und stellen mir folgende Frage: wie wählen die Spieler die Kartenfarbe aus?
Ich und mein Buddy (das Buddysystem schickt 2 Judges an einem Tag als „Team“ los, so gut das möglich ist, damit es leichter ist eine Beurteilung über einen Judge zu verfassen mit dem man automatisch mehr zu tun hat) also versuchen zu erklären, was die einzelnen Farben so können, dass es ja auch Multicolor gibt und Spieler nicht zwangsweise eine Farbe wählen .. den Mund fusslig gequatscht, bis die Typen zu erklären geben, dass es ihnen um die verschiedenen Hüllenfarben ging … - bester Judge Call ever.
Sonntag sitze ich an einem Extratime Table, bei dem Spieler A kurz bevor Time ausgerufen wird Karn ultimated mit Worldspinewurm.
Spieler B als Griselshoalcombo nimmt Mulligan auf 4 für einen möglichen 1st oder 2nd Turn Kill und concedet dann einfach.
Als letzte Tag2-Situation bleibt mir ein Call im Gedächtnis, der zum Glück nicht meiner war, ich aber mit in der Nähe war.
Die Situation, Spieler A hatte einst einen 4/5 Tarmogoyf, der gedismembert wurde. Zu einem späteren Zeitpunkt castet A den nächsten, weil Goyfs ja bekanntlich Rudeltiere sind.
Beim casten fragt B den A, ob der Goyf immer noch 4/5 ist, was A bejaht. Das Problem entsteht, weil der gute Kamerad bereits zu diesem Zeitpunkt 5/6 ist.
„Kurze“ Zeit später dann der Judgecall, B hat Snapcaster - Dismember versucht, und die Hände gehen in die Luft, weil beide hier checken, dass der Goyf 5/6 hat.
Zur Erklärung, weil hier bereits beim Casten des Goyf Nummer 2 ein Problem bestanden hat wegen der mangelnden Kommunikation der Spieler muss das Spiel eigentlich an diese Stelle zurückgedreht werden. Nach kurzer Frage an die Spieler was seit dem Goyf casten passiert ist, und der Antwort: „nichts ausser dem Snapcaster“ wird ein Level 3 Judge eingeschaltet ( als Level 2 darf man nicht selbstständig backups machen, diese müssen quasi „genehmigt“ werden).
Dieser kommt grade mit an den Tisch, weil er in der Nähe ist. Nach erneutem Nachfragen durch ihn stellen die Spieler fest, da wurde noch eine Vendilion Clique gecastet, die geboltet wurde in Reaktion auf den Trigger, und gezeigt hat, dass der Tarmogoyf Spieler nur ein Land auf der Hand hat.
Zu diesem Zeitpunkt möchte der Level 3 Judge sich wiederrum eine etwas kreativere Version des Backups genehmigen lassen bzw vorher besprechen. Statt all das zurückzudrehen und in vermutlich der selben Weise wieder geschehen zu lassen, dreht man quasi zurück und im gleichen Moment wieder nach vorne bis zum Casten des Snapcasters, durch den das eigentliche Problem entsteht. Das möchte der zuständige Headjudge aber lieber nicht machen in dieser Situation - stattdessen kommt auch er an den Tisch und backupt selbst.
Beim Backupen stellen die Spieler fest, dass eigentlich noch 2 Drawsteps seit dem Tarmogoyf Cast vergangen sind, und neben einem weiteren Lightning Bolt auch noch ein Thought Scour - am Ende wird zwar alles korrekt gebackupt, aber keiner war damit so richtig zufrieden. Man hätte die Spieler vermutlich nochmal genauer befragen müssen, was wirklich! alles passier ist seitdem. Darum auch ein Appell an die Spieler, sagt in Eurem eigenen Interesse den Judges immer möglichst genau, was passiert ist. Die (meisten) Judges werden sich auch eure Geschichte anhören!
Dieser Call hat dann 16 Minuten Extrazeit gegeben, und ich als unbeteiligter Judge wurde beauftragt, die Extrazeit zu beaufsichtigen, allerdings war das Spiel einfach nach 3 Zügen rum, weil der Tarmogoyf Gegner nichts hatte um das fette Ding zu plätten
In der letzten Runde spielt dann ein 11 Jähriger an Tisch 8 Affinity. Leider verliert er gegen Collected Company, aber mit 11 Jahren in seinem ersten Grand Prix nicht nur Tag 2 machen sondern auch noch ordentlich im Geld in einem 1300 Spieler Feld landen könnte ein guter Start in die Magickarriere werden.
Für Sonntag Nachmittag gibt es dann auch im Prinzip genug Judges, somit ist mein Team mit Beginn der Top 8 schon erstaunlich früh „entlassen“. Das letzte was wir tun ist die kompletten Top 8 Decks checken, um das Charlotte Desaster (Decklistproblem Gameloss im Finale des GP Charlotte eine Woche vorher) zu verhindern, und natürlich kriege ich Random das Deck meines Freundes Steve Hatto ausgelost. Ich tausche es aber gegen ein anderes Deck, um nicht einen möglichen Error zu übersehen.
Danach dann noch ein paar Karten bei den Tradern getauscht, mit ein paar Spielern und anderen Judges geredet und dann bevor sich die meisten Judges zusammen zum Dinnieren im !Tapas Restaurant! aufmachen, Judge Tower gespielt (danke Philip für das bereitstellen!)
Der Abend bietet gutes Essen und Getränke zu horrenden Summen (das Essen zahlte ungewöhnlicher, freundlicher Weise der Turnierveranstalter, vielen Dank dafür, auch wenn er das sicher nicht liest ), aber auch tolle Gespräche mit Mitjudges in lockerer Atmosphäre.
Im Anschluss wird noch Judgesocialdraft vom Dragons-Dragons-Fate Format angeboten. Ich baue das BR Aggro mit 2 mal Zurgo aus Booster 1 und 2 und crushe meine Gegner jeweils in knapp 10 Minuten - leider gibt es dafür keinen Preis und so gehts dann zurück ins Bett vom eigenen Hotel.
Montag morgen gehts dann im Regen von Kopenhagen zurück zum Flughafen mit einem Teil der Kompensation, sprich Displays im Gepäck.
Beim Einchecken wird mir gleich unmissverständlich klar gemacht, dass ich auf keinen Fall zwei Taschen mit im Handgepäck haben dürfe und so geht mein Rucksack, nachdem ich meine Kamera und mein Deck rausgetan hab in den Gepäckteil des Flugzeugs.
Montag in Frankfurt - Welcome to USA
Der Plan für Montag war eigentlich mit dem einen Rucksack den Tag über totzuschlagen, abends zu meinem Kumpel zu fahren, bei dem ich meinen Singapur Koffer bereits vor meinem Flug nach Dänemark geparkt hatte, und dann morgens von ihm aus zum Flughafen.
Zunächst hab ich mit einer Dänin ein ganz nettes Gespräch im Flieger gehabt. Leider flog sie von Frankfurt aus weiter in den Urlaub, somit musste ich allein auf mein Gepäck warten… und warten … 1 Stunde nach Landung wusste ich nicht, ob ich wegen der Situation des spontanen Fliegens mit mehr als nur dem Handgepäck lieber lachen oder weinen soll, aber da ich eh den ganzen Tag Zeit hatte wars mir dann egal - und ganz aufgegeben hatte ich meine Tasche eigentlich auch noch nicht, weil noch einige andere Leute gewartet haben. Habe mich dann neben 2 Leute in meinem Alter gesetzt, wir kommen ein wenig ins Gespräch und ich erfahre, dass die beiden am Ende ihrer Nordeuropatour stehen und nach einem Tag Layover in Frankfurt zurück in die USA wollen.
Allerdings ließ auch deren Gepäck nach einer Stunde noch auf sich warten. Wir entschlossen uns, bei der Gepäckverlustzentrale nachzufragen, laut denen bestand noch Hoffnung - und tatsächlich kam fast 2 Stunden nach Landung des Flugzeuges das Gepäck von uns allen an.
Wir haben dann mangels Alternativen beschlossen, den Tag einfach zusammen zu verbringen. Also rein nach Frankfurt, in der Nähe des Hauptbahnhofes leckere Burger essen, und dann ins Senckenbergmuseum. Die beiden stellten sich über den Tag als sehr interessante Gesprächspartner heraus, ich konnte einiges über Amerika aus der Sicht von Amerikanern lernen, und auch die Zeit im Museum war interessanter als erhofft. Gegen Abend sind wir dann noch in eine Kneipe, bevor wir uns herzlich verabschiedet haben. Alles in allem lief dieser Layovertag nach einem etwas verkorksten Start ziemlich gut.
Weiter geht es dann mit Teil 2 (Singapore) und Teil 3 (Lille).
Nett geschrieben, etwas ausführlich über das Mainevent für das Judgeforum wäre cool
Grade die Goyfsituation finde ich intressant zum Diskutieren für Judges.