Sorry für die Verspätung. Hier sind die Bewertungen:
Pseudo: Voidcaller Heretic
Das hypothetische Deck, aus dem diese Karte stammt, hat also das Exil zum Thema. Das allein ist natürlich schon einmal ein ganz schön schwerer Brocken. Prinzipiell finde ich, dass die Farben rot und blau ganz gut dazu passen. Raumzeitverzerrungen, Zauberer, Sphärenwesen, alles OK. Die beiden Farben befördern auch einigermaßen regelmäßig Karten zumindest kurzzeitig ins Exil. Dabei handelt es sich jedoch meistens um Einzelkarten und kein allgemeines Charakteristikum. Darin sehe ich auch die Probleme dieses Themas. Dass es viel Komplexität birgt, ist in diesem Fall noch nicht einmal wirklich ausschlaggebend, denn die Karten würden ja in einem „supplemental product“ erscheinen und in keiner Limited-Umgebung legal sein. Vielmehr geht es mir um den Status des Exils als Zone, in der Dinge endgültig ihr Ende finden. Wizards hat schon oft betont, dass sie es auf jeden Fall vermeiden wollen, das Exil zu einem „zweiten Friedhof“ zu machen. Was danach wahrscheinlich passieren würde, wird mit der Unhinged-Karte AWOL schön illustriert. Es ist ganz klar: Das Exil muss zu einem gewissen Grad „unantastbar“ bleiben. Einige neue Eldrazi, die gerade gespoilert werden (Oblivion Sower und Co.) scheinen diese „Regel“ scheinbar zu brechen. Der Unterschied ist jedoch, dass sie ausschließlich die Karten im Exil des Gegners beeinflussen, wodurch man viel schlechter Strategien um sie herum aufbauen kann (das ist imo auch der Grund, wieso Oblivion Sower Mythic ist – falls er in BFZ auch Mythic sein sollte – denn er versorgt seinen Beherrscher mit Karten, die unabhängig vom Deck des Gegners „nützlich“ sind). Dadurch wird immer noch ein Mangel an Optionen erhalten, was das eigene, dauerhafte Exil betrifft. Deine Karte bezieht sich mit gleich zwei Fähigkeiten explizit auf das eigene Exil. Damit die Karte funktionieren kann bzw. gut sein kann, müssen die Karten im Exil zu zumindest einer relativ leicht verwertbaren Ressource werden, die man auch noch per Deckbau in den eigenen Gameplan einbauen kann. Das geht mMn genau gegen die Idee des Exils als „absolute Zone“, mit der gar nicht oder nur sehr schwer bzw. in Einzelfällen gezielt interagiert werden kann.
Über das Powerlevel lässt sich nicht so viel sagen, da das Thema in Magic bisher ja relativ spärlich behandelt wurde. Natürlich synergiert der Heretic mit allen Sachen, die einen irgendwie Sachen aus dem Exil wirken lassen (sh. oben bereits erwähnte Karten). Ich denke, in der Hinsicht ist er fair, da eine Kreatur und so leicht zu entsorgen.
Avedon: Herald of Storms
Wenn man sie im Kontext „Stürmen“ interpretiert, passen die beiden Farben Blau und Rot natürlich schon zum angenommenen Deckthema. Blau stellt hierbei den Himmel, Wolken und Regen und Rot die Blitze dar. Trotzdem denke ich und wahrscheinlich auch die meisten anderen Spieler bei „Herrschaft am Himmel“ erst einmal an - das ist, vor allem im Limited, als „Flieger-Farbkombi“ schon längst etabliert. Auch bekommt Rot – mit Ausnahme von Drachen natürlich – traditionell eher weniger Kreaturen mit Flugfähigkeit. Gleichzeitig verfügt Blau über eher wenige Drachen … es dominieren eher Wyvern bzw. Drakes, wie sie im Magic-Universum genannt werden (das Vieh auf dem Bild deiner Karte wäre auch ein „Drake“, da er keine „Arme“ hat). Klar, Drachen und „Drakes“ stehen sich zumindest vom Erscheinungsbild her recht nahe und insbesondere unter Berücksichtigung von Khans-Karten wie Dragon Tempest könnte man auch sagen, dass das Sturmthema passt. Trotzdem finde ich, dass die Einzelteile des Flavors allgemein etwas sehr „locker“ zusammengehalten sind und viele Voraussetzungen brauchen, um wirken zu können.
Was das Powerlevel betrifft, ist deine Karte OK. Ein 3/ 4 Flieger für 4 Mana und positiver Fähigkeit wäre zwar in einem regulären Magic-Set etwas grenzwertig (üblich sind „billige“ Flieger mit diesen P/T-Werten nur mit Drawback bzw. Vorraussetzungen: Riptide-Chimera, Illusionary Servant, Stitched Drake). Da die Karte im Limited jedoch nie jemand zu Gesicht bekommen wird, gibt es hier kein großes Problem. Die Einschränkung der Fähigkeit auf Kreaturen mit Flugfähigkeit ist ungewöhnlich für Blau, ist in Verbindung mit dem Flavor, auf den abgezielt wird, allerdings verständlich. Platz für einen Flavortext wäre auch noch gewesen – der hätte den Gesamteindruck vielleicht noch ein bisschen verbessern können
Sad_panda: Ccianus, Judge above All
Ich weiß ja, dass Fantasy-Charaktere oft seltsame Namen haben, aber hier bin ich echt ratlos. Wie zum Teufel spricht man den Namen von dem Kerl aus? Stottert man „absichtlich“ beim ersten C? Oder ist das ein scharfes „S“? So viele Fragen…
Spaß beiseite. Zuerst einmal zum Flavor: Die Wahl eines Richters als Repräsentant für finde ich gut. Flavor-mäßig ähnliche Karten gibt es bereits mit Vish Kal, Blood Arbiter und Triad of Fates, aber ersterer fühlt sich einfach nur wie ein großer fetter Vampir an und letztere sind im Commander schlicht grottenschlecht.
Auf der Karte wird ganz klar: Ccianus ist ein hoher Richter, der bestimmt, was richtig und falsch ist. Das kommt auch in dem Regeltext gut zum Ausdruck. Eine „politische“ Spielweise passt zu Weiß/Schwarz, meiner Meinung nach fast noch mehr als zu Blau. Anders als Blau kann vor allem Weiß nur schwer an rohes „Wissen“ gelangen und muss auf andere Ressourcen zurückgreifen, um sich Optionen zu sichern oder sich durchzusetzen. Dass die „Manipulation“ der anderen Spieler nicht sonderlich subtil, sondern quasi „vor den Augen aller“ erfolgt, grenzt es von Blau (das eher versteckt agiert) ab. OK, bei der Namenswahl für die Counter, die der ausgewählte Spieler erhält, hätte man zwar etwas subtiler sein können (gleich das Wort „guilty“ zu benutzen ist schon eher die Holzhammer-Methode, finde ich), aber OK, besser eine klare Ausrichtung als zu viel Wischi-Waschi und Subtilität. Eher ein Plus- als ein Minuspunkt.
Was die Spielstärke und das Spielgefühl angeht, weiß ich nicht so richtig. Die Karte ist ganz offensichtlich für Multiplayer-Spiele konzipiert, deswegen werde lasse ich das 1-vs-1-Szenario (in dem sie schon ziemlich krass ist) mal außer Acht. Aber auch im Multiplayer – wo das Risiko, dass Ccianus von irgendjemandem abgeschossen ist, viel höher ist – gefällt er mich nicht so. Mit der Fähigkeit und den „guilty-countern“ wird zumeist ein einzelner Spieler ausgesondert. Eigentlich will ich das Wort „unfun“ nicht gebrauchen … aber wir wissen alle, wie nervig es ist, wenn alle sich gegen einen verbünden. Da die Belohnung für das Angreifen des „schuldigen“ Spielers relativ groß ist, wird Ccianus wohl relativ selten von anderen Spielern beseitigt werden, was das ganze noch einmal frustrierender macht. Sicherlich kann sich die Spielsituation ändern, sodass ein anderer, „nicht schuldiger“ Gegner auf einmal eine größere Gefahr darstellt. Aber prinzipiell finde ich es erst einmal blöd, einen einzelnen Spieler zum Boxsack für alle Anderen zu machen.
Dragno: Necrocracy
Erst einmal: Den Namen der Karte finde ich ziemlich cool. Einfach, aber überzeugend.
Allgemein finde ich die Karte sowohl in Hinsicht auf den Flavor als auch auf den mechanischen Aspekt gut gelungen. Derjenige, derjenige mit den meisten Toten erhält die Herrschaft über die „Nekrokratie“ – check. Derjenige mit der Herrschaft über die Nekrokratie verfügt über nekromantische Fähigkeiten – check. Er kann nun die Toten beleben, muss aber aufpassen, seine Gräber nicht allzu stark zu leeren, weil er dann seine Macht über sie wieder verliert. Das passt alles aus Flavor-Sicht sehr gut zusammen, während es gleichzeitig Drawbacks in mechanischer Hinsicht liefert und die Karte interessant für Multiplayer-Spiele macht. Perfekt wäre das Ganze gewesen, wenn alle in der Nekrokratie „Wiederbelebten“ wieder „sterben“ würden, wenn man die Kontrolle über die Verzauberung verlieren würde. Aber dafür hätte man Marken zur Wiedererkennung gebraucht und das Ganze hätte wahrscheinlich einen ellenlangen Kartentext ergeben…
Kreaturen aus seinem Friedhof wirken zu können, ist potentiell ziemlich stark, aber der Effekt wird in meinen Augen durch die Anfälligkeit gegenüber Friedhofs-Hate und die Möglichkeit eines Kontrollwechsels gut abgeschwächt. Noch dazu sind dann die Kosten fürs „Nekromantieren“ auch kein Pappenstiel und binden eine Menge Mana. Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr erscheint mir die Karte als zu vorsichtig designt … aber gut, lassen wir das. Völlig OP ist sie jedenfalls nicht.
Das Einzige, was mir an der Karte nicht wirklich gefällt, ist das Bild. Es passt, keine Frage. Aber es sieht einfach ziemlich langweilig aus…
Eternal Gardener: Council of Diplomats
Du hast zwar keine Angaben dazu gemacht, aber ich stelle mir die Karte am ehesten in einem –Deck mit einem „Politik-Thema“ im weiteren Sinne (wie z.B. Zedruu the Greathearted) vor – bietet eher wenig Flavor-Raum für Diplomaten. Aber egal. Der Name der Karte lässt zunächst an eine Verzauberung oder eine Kreatur denken, eher weniger an einen Instant … „Diplomatic Disputation“ oder so hätte vielleicht besser gepasst (und ist eine Alliteration!!1). Bild, Name und Effekt bringen den Flavor gut rüber –jeder kann überall reinreden und eine „Entscheidung“ kann sich ewig hinziehen … das gute alte Problem der Demokratie. Den Effekt finde ich interessant und garantiert nicht overpowered, v.a. da alle anderen Spieler auch mitreden können. Der Counter verliert vor allem dadurch einiges an Kraft, dass auch der Beherrscher des Spells, der gecountert werden soll, bezahlen kann, um seinen Zauber zu „retten“. Darum, dass mögliche spätere Spells gecountert werden, muss er sich dann nicht mehr wirklich kümmern, wenn sein Play wirklich entscheidend war. Und hat man im EDH bei den ganzen Sol Rings, Thran Dynamos und dem ganzen Ramp oft einfach locker übrig. Insgesamt ein nettes Design, im Großen und Ganzen gesehen vielleicht ein bisschen schwach. Die Karte passt aber gut in ein Multiplayer-Format wie Commander.
Yaloron: Rival’s Regards
Auch hier wieder eine sehr politische Karte für . Wie ich bei sad_panda schon gesagt hatte, passt das meiner Meinung nach für die Farbkombi –neben Blau – sehr gut. Die Karte, so auch das Bild, ist sehr schlicht und einfach gehalten, aber man versteht, welcher Flavor dahinter steckt. Alle Spieler suchen sich einen „Rivalen“ aus, der anschließend eine „Belohnung“ oder eine „Bestrafung“ erhält. Vollzogen wird das kollektive Urteil dann von einem hohen Richter. Flavor-mäßig würde die Karte sehr gut zu sad_pandas Ccianus passen!
Nun zur Kritik: Die Karte ist mit CMC2 meiner Meinung nach zu billig. Klar, Innocent Blood kostet nur ein Mana. Aber der Effekt wird nicht immer komplett symmetrisch, teilweise recht „swingy“ sein und kann einzelne Spieler mitunter ziemlich hart treffen, was in meinen Augen eine höhere CMC rechtfertigt. Ich hätte wohl CMC4 (oder vielleicht auch 5) angesetzt. Prinzipiell wird die Karte aber immer eine Art Gleichgewicht herbeiführen – hat ein Spieler viele Kreaturen, werden bei der Opfer-Option mehr oder weniger alle für ihn „stimmen“, wobei dann aber darauf geachtet werden muss, dass der neue Boardstate nicht genau so unausgeglichen ist wie vor dem „Voting“. Nach der gleichen Logik wird die bei der Token-Option immer zuerst der Kreaturen-Count des Spielers mit den wenigsten Kreaturen „aufgefüllt“ werden, bevor Anderen zusätzliche Kreaturen gegeben werden. Das Powerlevel der Karte ist schwer einzuschätzen, weil sie sich stets auf die jeweilige Spielsituation bezieht. Da sie aber in den meisten Fällen einen Ausgleich schafft und die Entscheidung allen Spielern überlassen ist, ist sie wohl OK. Die Karte ist in meinen Augen mechanisch gelungen, ihr fehlt es aber irgendwie an einem gewissen „Etwas“ bei Flavor (auch wenn das „Trockene“ der Karte eigentlich ganz gut zu einem Deck um Richter etc. passt).
Der Gewinner war für mich nicht ganz eindeutig, aber am Ende gewinnt dieses Mal Dragno den Wettbewerb. Er hatte einfach das überzeugendste Komplettpaket. Dicht dahinter folgen Yaloron, Eternal Gardener und sad_panda...
Falls ich etwas übersehen und eine Karte total falsch eingeschätzt haben sollte: Sorry...
Ansonsten vielen Dank für die Teilnahme und bis zum nächsten Mal!
Bearbeitet von Ceòthach, 03. September 2015 - 22:12.