Der Contest ist zuende, drei Kontrahenten haben sich eingefunden. Aber wer macht das Rennen?
Redstern legt vor mit einer Karte, die für jede erste getappte Karte drei weitere tappt. An ziemlich genau so einen Effekt musste ich auch denken, als ich die Aufgabe gestellt habe. Insofern vermutlich eine der naherliegenderen Lösungen, aber nichtsdestotrotz eine ganz stimmige und witzige Umsetzung. Dass drei andere Karten getappt werden, finde ich etwas ungewöhnlich, da ich eher nur die "Drei vollgemacht" hätte durch das Tappen zwei anderer Karten. Zumindest wird in Filmen und Serien wie Big Bang Theory, Monk oder Tricks die Zwangshandlung (Türe öffnen und schließen) meist dreimal vollzogen. Bei dir sind es drei Wiederholungen und damit vier Male. Auf der anderen Seite ist das Tappen von drei zusätzlichen Permanents sicher dadurch gerechtfertigt, dass man gerade Länder in Response immer noch für Mana tappen kann, der Effekt also wirkungslos verpufft und der Gegner sich Zeitpunkt und Ziele des Tappeffekts frei aussuchen kann. Daher wären zwei vermutlich zu schwach.
Deine Karte ist mit zwei Besonderheiten ausgestattet: Sie wirkt symmetrisch, also auf jeden Spieler und nur in dessen Zug. Letzteres passt natürlich wunderbar zu Blau, welches sein Mana sowieso bis zum Gegnerzug aufhebt und für das dieser Drawback viel schwächer wirkt. In Monoblau hätte mir die Karte daher besser gefallen, da ich auch nicht so recht verstehe, was Weiß überhaupt mit dem Effekt zu tun hat, das anders als Blau selten mit Tappeffekten und viel mehr mit Restriktionen arbeitet (vergleiche etwa eine Karte mit ähnlichem Effekt: Angelic Arbiter). So finde ich auch das Hybridmana ungünstig gelöst, als simples Monocolor wäre es für mich denkbar gewesen. Zu Blau passt auch der mentale Flavor ganz gut, zu Weiß eher weniger.
Das symmetrische Global Enchantment finde ich soweit okay, so eine Umsetzung wäre aber nicht meine erste Wahl gewesen. Hier hätte sich wie ich finde ein Curse viel eher angeboten. So ist halt irgendwie jeder neurotisch. Das macht zwar das Spiel ganz unterhaltsam, aber einen direkten Mehrwert für den Ausspielenden bietet die Karte damit auch nicht.
avedons Karte spielt damit, dass Neurotiker keine ungeraden Zahlen mögen und macht sich das bisher kaum genutzte odd/even-Vokabular in Magic zunutze. Das finde ich ganz einfallsreich, da wäre ich ohne Weiteres nicht drauf gekommen - und trotzdem passt es wunderbar zur Aufgabenstellung. Auch dieser Effekt ist symmetrisch, aber er ist auch in sich noch mal bipolar: Entweder passiert etwas Gutes oder etwas Schlechtes. Im konkreten Fall werden bleibende Karten dazugelegt oder weggenommen, um wieder eine gerade Anzahl an bleibenden Karten zu erhalten. Die Umsetzung finde ich indes aus einem Grund nicht vollständig gelungen: Das Auslegen von bleibenden Handkarten scheint mir doch ein wenig zu wahrscheinlich und verhältnismäßig stark, um wiederholt Einsatz zu finden. Aber auch vom Flavor her hätte ich eher eine Bestrafung erwartet, wenn eine ungerade Anzahl an Karten liegt als offenbar leichtfertig mit einem so starken Effekt um dich zu werfen. Hier hättest du mit der Bibliothek arbeiten können (die übrigens den "Geist"/die Mentalität in Magic repräsentiert), um bei einer ungeraden Zahl die oberste Karte zu revealen und dann in Abhängigkeit davon, ob sie eine permanente Karte ist, diese ins Spiel bringen oder eine opfern lassen können. Aber dieses Aussuchenlassen wie im Moment beschert der Karte ein hohes Missbrauchspotential. 1/3 der Bibliothek ist sowieso schon permanent (Länder) und dann ist es meist noch mindestens ein weiteres Drittel bis über die Hälfte an Kreaturen, Artefakten, Verzauberungen usw.
Gut finde ich hingegen zweierlei: Dadurch dass die Karte erst CMC5 kommt, sind die Spielerhände zumindest leer genug, dass es überhaupt sein kann, dass doch mal jemand keine bleibende Karte auf der Hand hält. Und dann muss man als Ausspielender noch den Moment abpassen, da man die Karte ungern dann spielen wird, wenn der Gegner schon eine ungerade Kartenzahl liegen hat. Sonst hat er den Erstvorteil. Und man selbst muss bereits eine gerade Kartenzahl liegen haben, um seinen Vorteil nicht zu verschenken. Das zusammengenommen drückt das Powerlevel dieser Karte wieder auf ein erträgliches Maß hinunter. Natürlich schützt es trotzdem nicht davor, dass ein Spieler gratis Emrakul auslegt.
Insgesamt finde ich deinen Aufhänger sehr gelungen, aber die Umsetzung eher mäßig. Den Drang, auf eine runde Zahl zu kommen, hättest du auch leichter haben können: "At the beginning of each player's upkeep, that player counts the number of permanents he or she controls. If the number is odd, that player loses 4 life." Die besten Karten sind die, die den Gegner spüren lassen, warum sie so heißen wie sie heißen. Bei einer Neurose besteht quasi eine Phobie vor ungeraden Zahlen. Lass die Spieler ruhig ganz von selbst darum kümmern, wie sie auf eine gerade Zahl kommen, da muss die Karte gar nicht ihren eigenen Workaround mitliefern. Du wirst sehen, die Spieler werden sehr motiviert sein, alles dafür nötige zu tun, keine Leben zu verlieren und die Neurose bald selbst annehmen. Bei deiner Karte würde ich dagegen gerade zu erreichen versuchen, mit allen Mitteln immer wieder rechtzeitig auf eine ungerade Zahl zu kommen, um nur ja ihren "Bonus" ausnutzen zu können. Und als "Störung" würde ich das dann schon gar nicht mehr bezeichnen.
Yaloron macht mir schließlich das Leben und das Bewertungsschema schwer, indem er eine Unkarte einreicht. Wie ich das finden soll, weiß ich gerade selbst nicht, aber nun muss ich damit umgehen. Ich hatte zwar von witzigen Effekten geschrieben, aber eine Spaßkarte? Hmmm.
Sehr clever finde ich, dass du gleich zwei Zwangsstörungen angeführt hast und diese auch beide noch tatsächliche Magicneurosen sind. Dadurch führte an einer Unkarte aber auch kein Weg vorbei. Deine Karte unterdrückt neurotisches Verhalten und bestraft Zuwiderhandlung mit Schadenspunkten. Damit ist die Karte der ziemliche Gegenpart zu den beiden anderen Einreichungen, die gewissermaßen Störungen in spielerische Abläufe übersetzen, denn deine verbietet sie dagegen ganz einfach. Dabei sind beide Effekte ziemlich leicht zu umgehen und daher auch wegen des einen lächerlichen Schadenspunkts (trotz Rarestatus) kaum relevant (man müsste schon gegen Kibler himself spielen). Die Karte fügt sich von ihrer Funktionalität her wunderbar in frühere Unkarten ein, nicht jedoch in die neuere Unphilosophie, wo bestrafende Karten, die etwa das Lachen oder das Reden während des Spiels verbieten, auf eine unlustige Weise restriktiv sind und daher nicht mehr gedruckt werden sollen. Gerade dadurch, dass aber zumindest das Flickern relativ verhasst ist, macht das diese Karte trotzdem witzig genug, um sie bestimmten Individuen wenigstens doch einmal vors Gesicht zu klatschen.
Nicht gut gelöst finde ich leider das Artwork. Hier einen Magiccomic zu nehmen, war eine einfache Lösung, aber es passt selbst zu einer Unkarte nicht, da es ein in sich eigenständiges Werk ist. Das wirkt eine Spur zu meta. Möglich wäre stattdessen vieles gewesen, hier nur mal ein Beispiel:
Ein wenig optischen Mehraufwand erwarte ich auf eine Unkarte dann auch schon, die ich sie ansonsten einer gebalancten, eingeflavorten Karte immer hintenanstellen werde, wenn mir beide gleich gut gefallen. So sehr mir der Regeltext auch zusagt, so wenig tut er leider auch und so lahm ist er auch "verpackt". Mit nur etwas mehr Mühe bei der Gestaltung und einem interessanten Kniff wäre ein Sieg durchaus möglich gewesen.
Zusammengefasst haben alle drei Karten sehr gute Ansätze, bei allen Designs gibt es aus meiner Sicht auch Entscheidungen zu bemängeln. Am wenigsten störendes Beiwerk und damit die beste Umsetzung hat meiner Meinung aber
Die beiden anderen sind hoffentlich nicht zu enttäuscht und sofern ihr mein Feedback nachvollziehen könnt und meine Meinung teilt, könnt ihr dafür vielleicht etwas anderes aus dem Contest mitnehmen. Und falls nicht, habe ich jetzt ein offenes Ohr für kritische Rückmeldungen. Danke in jedem Fall für eure investierte Zeit und viel Spaß im nun folgenden BBTN 148!