und zusätzlich eben noch die Vorstellung alle existierenden Kopien dieser Karte zu besitzen. [...] Das ist dann eine sehr extreme Form der Sammlerleidenschaft.
Schöne Theorie, aber hier will ich dir widersprechen. Ein solches Sammlerverhalten gibt es nämlich nicht (und wenn, wäre es krankhaft). Eine Karte so oft wie möglich zu besitzen, ist keine extreme Form des Sammelns, sondern ist gerade kein Sammeln. Sammeln im Sinn eines Hobbys unterscheidet sich vom Horten überhaupt erst dadurch, dass die Sammlung einen inneren Zweck erfüllt. In aller Regel ist das in geschlossenen Sammelsystemen ein Komplettierungszwang: Alle Comics einer Serie, alle Karten einer Edition, alle Münzen eines Landes, alle Werke eines Autoren, alle Pokémon. Daneben gibt es den Erweiterungsdrang in offenen Sammelsystemen, etwa bei Kronkorken, Schmetterlingen, antiken Vasen oder Mineralen. Grundlegend geht es immer darum, unterschiedliche Objekte ähnlicher Natur geordnet zu vereinen - und zwar so viele wie möglich. Heißt übertragen: Ein Stapel beliebiger 2€-Stücke ist keine Sammlung, solange hier keine Auswahl stattgefunden hat, die aus dem Stapel eine Sammlung werden lässt. Vieles von der gleichen Sorte macht noch keine Sammlung, sonst müssten ein Heuhaufen, eine Tüte Rosinen oder ein Berg Sand ebenfalls als Sammlungen bezeichnet werden. Verschiedenartigkeit der Sammelelemente ist also eine Voraussetzung für eine Sammlung (eine zweite ist die Systematik, also der erkennbare Sinn. Die Wörter in diesem Beitrag, der Müll im Container und die Bücher im Regal sind voneinander verschieden, folgen aber keinem erkennbaren Sammelschema und sind somit ebenso keine Sammlung).
Es gibt Leute, die "sammeln" unbewusst viele Kopien einer Karte an, indem sie "Sammlungen" aufkaufen. Und es gibt tatsächlich welche, die wertige, exklusive Karten in vielfacher Auflage sammeln. Meinetwegen auch fünfzig Noble Hierarch. Sie sammeln sie aber nicht deswegen, weil sie den Flavortext so sehr lieben, dass sie es zu ihrem Lebensziel machen, den Weltvorrat an Hierarchs aufzukaufen, sondern weil die Karten prestigeträchtig sind. Nie würde doch jemand 800 Kopien von Goblin War Wagon kaufen. Nein, es geht ums Geld und Ansehen. Wer die Power Nine zwanzigmal besitzt, darf sich schon wie der König eines kleinen Landes fühlen. Aber man erfüllt dann eben auch meinen Inbegriff eines Horters: Jemand, der Karten ihres Wertes wegen in unnötiger Zahl anhäuft. Das hat mit Sammeln um des Sammelns Willen in all seinen Ausprägungen nichts mehr zu tun.