Tap All Day, Sleep All Night, Party Never

Vor Kurzem hatte ich Geburtstag und weil meine Motivation, eine Party zu schmeißen, sich dieses Jahr in Grenzen hielt, wollte ich diesmal zur Feier des Tages was Anderes machen. Also habe ich meine Magic-affinen Freunde und Bekannten zu einem Spaßturnier im Mainzer Fantasyladen eingeladen, von dem ich euch heute erzählen will. Treue Leser meines Blogs werden wahrscheinlich erraten, welches Format ich spielen wollte.
Legacy und Modern machen wir beim "Deck, Worscht & Woi" sowieso jeden Monat. Ein normaler Draft oder Cuben war mir zu lahm. Und um wieder ein exotisches Limited Event auf die Beine zu stellen, fehlte mir sowohl eine bezahlbare Idee als auch die Zeit zur Vorbereitung. Also lud ich alle zu meinem Lieblings-Casual-Format:

Choose Your Own Standard
Schnappt euch einfach euer tollstes aktuelles oder ehemaliges Standard-Deck. Oder bastelt eure eigene Standard-Welt aus einer Grundedition (ab 5th Edition bis Origins) mit zwei beliebigen Blöcken (z.B. Ice Age/Alliances/Coldsnap + Mirrodin/Darksteel/Fifth Dawn oder Lorwyn/Morningtide/Shadowmoor/Eventide + Innistrad/Dark Ascension/Avacyn Restored) und baut damit ein ganz neues Deck aus mindestens 60 Karten und maximal 15 Karten im Sideboard!

Trotz ausklingender Urlaubssaison und obwohl ein gewisser Frankfurter Magic-Mogul mir mit seinem Weltmeisterschafts Qualifier in der Nachbarschaft noch die Gäste abspenstig machen wollte (Ich bin niemandem böse, der lieber um das WM-Ticket gespielt hat), kam eine schöne Achter-Gruppe zusammen. Das bedeutete drei Runden Zocken und niemanden der wegen Bye zuschauen musste. Um unangebrachte Professionalität gar nicht erst aufkommen zu lassen, hatten wir außerdem einige Fläschchen GUDE am Start.

Es fiel mir schwer, mich auf ein Deck festzulegen, am liebsten hätte ich mir als Geburtstagskind das Privileg herausgenommen, jede Runde mit einem anderen Haufen zu bestreiten. Am Ende fiel die Wahl jedoch wieder auf mein Petdeck Bantageddon, dass ich vor Kurzem erst mit einem Wechsel von Onslaught auf Tarkir geupgradetund in diesem Zusammenhang auch optisch aufgehübscht hatte (Bild ganz unten bei den Final Standings).

Da ich das Deck schon in meinem letzten Blogeintrag erklärt habe, nur ein paar kurze Worte zum Sideboard. Meddle Mages gegen Combo oder generell Postboard, wenn irgendwas im ersten Spiel nervt. CoP:Red gegen Monorot bringt den Tod. Hydroblast wäre vermutlich besser, aber hat den Einfoilungsprozess nicht mitmachen können. Relic und Negate brauche ich wohl nicht zu erklären. Scattershot Archer gegen Squadron Hawks von Caw Blade oder Spirit Tokens (Moorland Haunt von UW Delver, Lingering Souls, Spectral Procession). Hätte im Nachhinein aber auch gegen Faeries geholfen.

Runde 1 gegen Thorsten mit UG Madness (Odyssey/Mirrodin/M15)

Gutes Pairing. Da wir ohne Zeitlimit spielen, stoßen wir erstmal mit Pils an und dann gehts los.

Spiel 1: Mulligan auf 5 auf beiden Seiten leitet ein zähes Spiel ein. Im Gegensatz zu Thorsten ziehe ich aber Kreaturen und er schiebt ziemlich schnell zusammen.
SB: -4 Qasali Pridemage, -1 Elspeth, Knight Errant, -1 Armageddon, + 4 Meddling Mage, +2 Relic of Progenitus
Ich wollte nach dem Boarden nicht gegen das Playset Moment's Peace einschieben, das er sich für das Turnier von mir geliehen hatte. Der Plan ging leider nicht auf.

Spiel 2: Ich starte mit Relic of Progenitus und bin gezwungen es zu zünden, als er Quiet Speculation spielt. Eine kurze Regelberatung ergibt, dass er auf jeden Fall noch einen der gesuchten Sprüche flashbacken kann, da er als erster Priorität bekommt, nachdem die Speculation resolvt. Deep Analysis bringt ihm einen Arrogant Wurm, der mich bis auf einen Lebenspunkt runter prügelt, bevor Rhox War Monk, unterstützt durch Elspeth und Noble Hierarch, den Spieß umdrehen kann. Das bringt mich im Damage Race wieder nach vorne, aber Thorsten verpasst dem Wurm gleich zwei Mask of Memory (wie auch immer das anatomisch funktionieren soll). Vier Extrakarten und Doppeldiscard in jedem Zug, da kann ich nicht mithalten. Bevor kurze Zeit später bei mir die Lichter ausgehen, umschwirren mich wundersam fliegende Würmer, Eidechsen, Hunde und Elementare, während mein Removal sich in einer Mauer aus Countern verflüchtigt.

SB: -1 Elspeth, Knight Errant, -3 Armageddon, -2 Meddling Mage, +4 Qasali Pridemage +3 Negate
So nen Maskenball will ich nicht nochmal.

Spiel 3: Er hat Wild Mongrel, aber der macht sich sehr schnell auf den Weg ins Exil. Gegen meinen Rhox War Monk/Sylvan Library-Draw Engine stallt er noch eine Zeit lang mit Moment's Peace, aber bekommt gegen soviel Kartenvorteil keine Gegenoffensive mehr zustande.

Das ging ja schon mal gut los, auch wenn Thorstens schwacher Draw im dritten Spiel seinen Teil beigetragen hat. Zwischenstand: 1-0.

Runde 2 gegen Marius mit UW Rest in Pieces (Ice Age/Return to Ravnica/M11)

Marius hatte vor dem Turnier ein blau-schwarzes Storm-Deck um Tendrils of Agony und Yawgmoth's Will getestet, aber anscheinend für zu schlecht befunden. Schade eigentlich, das sah vielversprechend aus. Naja, dann schauen wir mal, was er stattdessen ausgetüftelt hat.

Spiel 1: ... war ganz schnell vorbei. Meine Fünf-Karten-Starthand mit drei Ländern, Hierarch und Oblivion Ring reicht bei weitem nicht gegen Rest in Peace into Helm of Obedience mit Counterbackup.
SB: -4 Rhox War Monk, -3 Path to Exile, +4 Meddling Mage, +3 Negate
Lifegain erscheint mir in diesem Matchup ziemlich irrelevant

Spiel 2:
Mehrere Supreme Verdict ersticken wiederholt meine Offensiv-Bemühungen im Keim. Mehr oder weniger aus Verlegenheit klatsche ich Armageddon aufs leere Board, aber Marius hat danach trotzdem wieder sechs Länder am Start, während ich nicht auf vier Mana für Elspeth komme. Allerdings kippt das Spiel zu meinen Gunsten, als er sich dann ohne Not für Aetherling austappt, was mir Gelegenheit gibt, EOT meinen einzigen Path anzubringen. Im direkten Gegenzug verschafft das vierte Land von oben meiner Else und ihren Männern Zutritt zum Schlachtfeld. Getopdecktes Removal kann den Soldatenansturm nur noch hinauszögern, aber nicht aufhalten.

SB: -1 Knight of the Reliquary -1 Treasure Cruise + 2 Path to Exile
Ich wollte mich nicht nochmal auf die lucky One-Of-Antwort gegen den Stemmling verlassen.

Spiel 3:
Und der Grind geht weiter. Marius beseitigt nacheinander mit Point Removal alle 4 Meddling Mages, die meine Männer vor dem Verdict schützen sollten. Jace, Architect of Thought gräbt bei liegendem Rest in Peace derweil für ihn nach dem Helm for the Win. Beide kann ich zum Glück loswerden, aber keine Boardpräsenz aufrecht erhalten. Neben einem Haufen Ländern liegen auf dem Tisch irgendwann nur noch ein neues Rest in Peace und zwei Detention Sphere (Meddle Mage und Rafiq of the Many) auf seiner und ein Oblivion Ring (RiP) auf meiner Seite. Hardcast Treasure Cruise für findet Qasali Pridemage, der langsam an Marius' Lebenspunkten knabbert. Wegen der Bedrohung durch die Combo traue ich mich nicht, ihn zu opfern, um Rafiq für den schnellen Sieg zu befreien. Aber macht nix. Gegen Marius' nicht vorhandene Topdeck-Künste macht der Löwe das Rennen auch alleine.

Nach dem Spiel quatschen wir noch kurz darüber, ob trotz fehlender Shuffle-Effekte Brainstorm ins Deck gehört oder nicht. Was meint ihr? Zwischenstand: 2-0.

Runde 3 gegen Bernhard mit Recurring Survival (Tempest/Urza/10th)

Obwohl Bernhard während der vorhergehenden Runden immer wieder geschimpft hatte, wie man bei einem Deck mit 21 Ländern ständig flooden kann, steht er mit dem Oldschool Haufen ebenfalls 2-0.

Spiel 1:
Bernhard beweist ein weiteres mal seine Mad Shuffle Skills und topdeckt haufenweise Länder und Manatiere. Ich nehme die Gelegenheit dankend an und haue ihn um.

SB: -4 Knight of the Reliquary, -4 Armageddon, -1 Rafiq of the Many, +4 Meddling Mage, +3 Relic of Progenitus, +2 Negate
Bei so viel Mana, was will ich da noch mit Armageddon

Spiel 2:
Diesmal spielen beide mit. Mir gehört die erste Halbzeit. Mit drei Rhox War Monk prügele ich Bernhards Lebenspunkte auf 5 runter und schraube meine eigenen auf über 30 hoch. Währenddessen entsorge ich nacheinander Oath of Ghouls, Recurring Nightmare und ein Survival of the Fittest, damit seine Maschine nicht auf Touren kommt. Außerdem kann ich Priest of Gix den Weg ins Exil zeigen, sodass ich keine Angst mehr vor seiner Combo haben brauche (dachte ich zumindest). Trotzdem schafft Bernhard es, mit Deranged Hermit und Spike Weaver den Bus im Sechzehner zu parken und meine Nashorn-Herde kommt nicht mehr durch. Das zweite gezogene Survival drängt mich dann in die Defensive, aber ihm fehlt noch der Angriffsplan. Also starren sich unsere Armeen einfach nur tatenlos an, bis er auch noch den zweiten Recurring Nightmare findet. Mit sieben Ländern im Spiel kann Berhard durch unendliche Palinchron-Rekursion zu meiner Überraschung auch ohne Priest unendlich Mana generieren. Ich sterbe Hitchcock-like durch den Angriff der auf 1.000.000/1.000.001 mutierten Birds of Paradise. Ausgleich.

Spiel 3:
Auch die dritte Runde geht in die Verlängerung. Bernhard mauert sich ein, während Rafiq auf meiner Seite die Heckenschere auspackt. Trotz der ganzen Cantrips findet Bernhard jedoch kein Survival. Mal wieder mit reichlich Ländern gesegnet gehen ihm bald die Verteidiger und kurz darauf die Lebenspunkte aus.

Das nenne ich höfliche Gäste, lassen mich einfach durchmarschieren. Endstand: 3-0.

Die Final Standings:

1. Ich, Bantageddon Reforged, 9 Punkte

4. Sven, UB Faeries (Lorwyn/Scars/M11), 6 Punkte

6. Marius, UW Rest in Pieces (Ice Age/Return to Ravnica/M11), 3 Punkte

8. Thorsten, UG Madness (Odyssey/Mirrodin/M15), glücklos

Nach der festlichen Siegerehrung zogen wir dann noch weiter zum Abschlussessen beim Thai um die Ecke. Insgesamt ein sehr unterhaltsamer Tag, den ich in guter Erinnerung behalten werde. Ich möchte mich nochmal bei allen Teilnehmern und beim Fantasyladen, der uns die Location zu Verfügung gestellt hat, bedanken.

Ich hoffe wir sehen uns im nächsten Jahr alle gesund und munter wieder (und dazwischen natürlich auch ganz oft )