The Legacy of my Magic-Legacy (oder auch: Mir fällt kein besserer Titel ein)
legacy best gasi
Zeit vergeht.
Was bleibt, sind vage Erinnerungen und die Karten.
Die Karten, die man sich damals mühsam antauschte. Das Budget war begrenzt. Die Ambitionen jedoch nicht.
Die Begeisterung war groß. Das erste Mal Turniermagic. Legacy! Nach einer langen Phase des Aufbaus von Highlanderdecks und Wettrüsten mit den Genossen im Magicladen, nachdem mir die ersten regulären Decks gestohlen wurden, kam irgendwann der Wunsch nach Veränderung auf.
Geprägt durch M10 und Zendikar wollte ich echtes Magic spielen. Das erste Deck: Merfolk. Irgendwann auch Forces und Wastelands angetradet, mit denen ich später meinen Pool viel besser aufbauen konnte. Doch ich hatte keine Lust auf faires Magic im Spieleladen und hatte im Mental Misstep-Meta auch nicht wirklich Lust auf echte Turniere. Ich wollte
Dredgen!
Tabernacle für Dredge-Pool ohne LEDs vertradet (rip me), danach LEDs besorgt und auf Cockatrice getestet. Get on my horse!
mtg-Forum, Fetchlandstifler, Dredge-Primer, Trigger Ichorid! Timo Schünemann, der damals irgendwie so der Repräsentant des mtg-Forum und deutschem Legacy für viele war ( Arbaal ) und dessen Sieg in Ghent und die von ihm verfassten Listen+Guides + Turnierberichte. Und Sedris. Ein Mentor. Die Dredge-Community online war groß. Viele spielten damals nebenher auch noch Vintage und wechselten irgendwann alle zu Storm oder fairen Decks.
ANT angetradet. Combowinter 2012. Schnee, Kaffee und Hass. Hassloch! Top 8!
Burning-Wishes! Wishbox ausgetecht. Oder vielleicht doch ohne Wishes? Grim Tutor aus den Staaten besorgt. Zollprobleme inc.
Tendrils ins Face! Grinding Station für mehr Pein.
Vielleicht zu viel Hass?
2013
Der kanadische Sommer. RUG-Delver. Sonne, gute Laune, gute Musik, gute Ergebnisse. Und eine sehr gute Community, die leider über die Jahre verschwunden ist, genau wie die Leute auf Cockatrice.
(bitte nicht als Beispiel für gute Musik verstehen. Das war einer meiner Canadian Theme-Songs)
Miracle arrives! Und damit auch die Leute, die man Jahre später nicht mehr durch Cockatrice kennt sondern jetzt vor allem durch ihre Reputation in Europa.
Innistradpower. Liliana!! u mad? nice jk. Past in Flames! ANT again. Mehr Hass. Platz 1. Und weitere Top 8s. Mit Genuss: Storm unendlich ins Gesicht.
Und dann:
Khans of trololol feat 2 brokene blaue Karten
UWR Monasteryswiftspearaggrodelverancestralrecallcontrolwasswordundboltspieltmitstoneforgeundimsideboardmeddlingmagesbecauseiwannabeeverything
Damit Platz 1 zu erreichen, auch wenn es nur 30-Mann Turnier war, hat sich in etwa so befriedigend angefühlt wie mit Pirate-Warrior früher Legend in Hearthstone zu erreichen.
Danach wurde ich faul, hatte keine Lust mehr auf das Spiel und die Leute und wollte andere Dinge machen. Was nur eine kurze Pause werden sollte, wurde zu Monaten und schließlich zu Jahren. Zwischendurch immer mal wieder rumgelurked und ein paar Spiele auf Cockatrice gespielt aber die Begeisterung hielt sich in Grenzen.
Letztes Jahr hätte ich beinahe alles verkauft. Die Verluste hielten sich zwar in Grenzen aber ich verlor zahlreiche Modernstaples und leider auch Snapcasterplayset, Lilianas of the Veil und andere Goodies (+2 Duals ).
Was hielt mich also davon ab, alles aufzugeben? Ich redete mir damals noch ein, ich will die Karten behalten, damit ich später mehr virtuellen Profit mache aber in Wahrheit konnte ich nicht, weil ich attached war.
In den Karten stecken so viele Erinnerungen. Ich war naiv. Wir leben in verrückten Zeiten. Man denkt sich, man wird zu alt für Magic oder das Spiel macht keinen Spaß mehr und moved on. Das gilt nicht nur für Legacy sondern für das ganze Spiel. Es ist eine (Sub-)Kultur. Unsere Kultur. Wozu sie einfach aufgeben? Durch das Spiel habe ich (und ihr vermutlich auch) richtig coole Zeiten mit coolen Leuten erlebt. Es geht eben nicht nur um Geld und Profit oder darum, der beste sein zu müssen, Nicht jeder kann oder will sich alles leisten, muss der beste sein oder muss irgendein bestimmtes Format spielen. Es gibt so viele verschiedene Aspekte, die Magic bieten kann. Man muss nicht das machen, was die anderen machen. Man kann die Karten auch beiseite legen und eine Pause machen. Das lohnt sich langfristig viel mehr, als das Spiel komplett aufzugeben - denn irgendwann werdet ihr es bereuen.
Warum habe ich jetzt diese wenigen Zeilen geschrieben und hielt es für notwendig, daraus einen Blogeintrag zu machen? In einem toten Blog auf einem inaktiven Profil? Vielleicht habe ich eine "Midlife"-Crisis. Vielleicht will ich mich selbst noch einmal zusätzlich dazu motivieren, 2019 wieder zu einem Magic-Jahr und insbesondere zu einem Legacy-Jahr zu machen. Vielleicht soll das aber auch ein Appell an diejenigen sein, die überlegen ihre Sammlung zu verkaufen und Magic ganz aufzugeben. Erinnert euch daran, was ihr mit dem Spiel und mit euren Karten alles erlebt habt. Man kann sie als überteuerte Pappe betrachten oder aber man sieht sie als das, was sie wirklich sind: Andenken und Erinnerungen. Und Kunst.
Was sind eure besten Erinnerungen und Momente mit dem Spiel? Und wie steht ihr zu euren Karten? Lediglich Pappe zum Spielen oder aber vielleicht gar Zeitgeschichte?
Lasst es mich in den Kommentaren wissen.
Danke fürs Lesen.
- Teferis Imp, Macros, Schiggy und 11 andere haben sich bedankt
Ich bin in einer ähnlichen Situation wie du, jedoch ohne jemals an großen Turnieren mitgespielt zu haben.
Seit nun 3 Jahren zocke ich kaum mehr MTG. Ab und zu eine Runde EDH mit Freunden. Aber so wirklich Bock wie früher hatte ich nicht mehr. Vor kurzem kam ein Freund an und meinte Modern wäre gerade ziemlich cool. Ich hab es abgetan, aber irgendwie, ohne drüber nachzudenken habe ich dann den Karton mit den Karten geöffnet. Eine Staubschicht war tatsächlich schon drauf.
Ich hab mir die Mappen geschnappt, mich teilweise erinnert wie und warum ich welche Karte habe. Das Playset Goyf? Hart zusammengetradet. Die Lilis? Gott, waren die damals teuer erkauft - 100 Euro das Playset, ich hab dafür extra meine Stunden beim Samstagsjob raufgeschraubt. Später hat ein Freund sie nach Paris mitgenommen um sie signen zu lassen. Die Forces? Tatsächlich ein Geschenk eines Freundes der heute 1000 km entfernt wohnt, wie es ihm wohl geht? Man hat sich aus den Augen verloren. Die Thalia Promos, die ich nie brauchte aber mir das Artwork so gefiel.
Dann grabe ich tiefer, finde die EDH Decks. Merieke, Kozilek, etc... die Hüllen riechen immer noch nach Rauch, von den hunderten Stunden, die wir sie im heimischen Pub gezockt haben. Der Laden war für uns ein zweites Zuhause, die Nummer von der Besitzerin ist noch immer in meinem Handy gespeichert, doch das Pub hat seit Jahren zu. Ich schaue mir die Decks an. Sehe meinen Jace the Mindsculptor, den ich vor gefühlt einem Jahrzehnt aus dem Booster gezogen habe. Sehe die Duals die ich mir hart ertauscht oder zusammengespart habe. Die Hüllen hat mir meine damalige Freundin zu Weihnachten in einem Kalender geschenkt. 5 Jahre hat die Beziehung gehalten. Sie ist gegangen.
Dann, ganz unten finde ich die Decks. Modern Twins, gebannt. Jund, still playable wie ich hörte. Burn, Melira Pod, UW Miracles. Mit jedem Deck das ich in die Hand nehme spüre ich einen Stich im Herzen. So viele Menschen getroffen, soviele Spiele gezockt, so viel getradet. Am Ende habe ich das eine Deck in der Hand mit dem Legacy begann - Dredge. Mühsam zusammengespart, die LEDs irgendwann verkauft oder vertauscht. Ich erinnere mich an den Herbsttag an dem ich mich entschloss mir die Karten zu kaufen. Nach dem Unterricht auf der Uni mit einem Kumpel zum SpielRaum in Wien gefahren. Ich verspüre wieder den Hype von damals. Die Vorfreude endlich bei den "Großen" im besten Format mitspielen zu können.
Wehmütig habe ich die Sachen wieder in die Kiste gelegt. Eine "Wertanlage", so wie bei dir. Eine Lüge. An mich selbst.
Für manche sind es nur Karten. Für manche nur Geld. Nicht für mich. Für mich sind es Momentaufnahmen der schönsten Jahre meines bisherigen Lebens. Wer weiß, was noch kommen wird.