Prolog und GP Prague

Was erwartet euch in „Grinder’s Grimoire“?

Das neue Jahr hat begonnen und ich habe mir vorgenommen, regelmäßig über meine Turniererfahrungen zu bloggen. In meinem neuen Blog werdet ihr also Roadstorys, Brainstorming und Turnierberichte zu lesen bekommen. Eben alles, was mich vor, während und nach einem Turnier beschäftigt. Außerdem natürlich, wie es letzten Endes gelaufen ist. Ich mache das, um Geschehenes nochmal zu überdenken und Feedback zu erhalten. Kritik ist also erwünscht.

Wer ist dieser „Zorn“ eigentlich?

Viele von euch kennen mich wahrscheinlich nicht, weil ich relativ selten im Forum poste aber ich fühle mich hier sehr heimisch und bin seit Jahren regelmäßig online. Ich heiße Andreas Reling. Magic spiele ich seit 2003, Turniere allerdings erst seit Mitte 2011. Ich bin also noch ziemlich grün hinter den Ohren und habe noch nicht viel erreicht. (2 GP Top 64 und 1 Top 8 beim Ovino 7 Mainevent, um genau zu sein) Was mir an Erfahrung und Erfolg fehlt, versuche ich durch Ehrgeiz und Fleiß wettzumachen. Ich spiele jedes Wochenende Turniere in Nürnberg, Rosenheim, München, oder auch mal Salzburg, wenn gerade kein GP oder PTQ ansteht oder es keine sonstigen Veranstaltungen wie Ovino oder BoM gibt. Um genau zu sein habe ich letztes Jahr 97 sanktionierte Paper Magic Turniere gespielt.

Über welche Formate werde ich schreiben?

Ich spiele alle Formate. Ihr habt richtig gelesen. Ich werde hier über Draft, Sealed, Modern, Legacy, Standard und auch Vintage schreiben. Eventuell gibt es auch ab und an den ein oder anderen Exkurs an den Küchentisch, denn Multiplayer Commander gönne ich mir auch regelmäßig.
Genug geschwafelt. Ich war am Wochenende in Prag, um den Modern GP zu spielen.

Vorbereitungen.

In den vergangenen Monaten habe ich wirklich viele Decks getestet und bin immer wieder vom einen zum anderen geschwankt. Insgesamt wollte ich jedes dieser Decks zu irgendeinem Zeitpunkt auf dem GP spielen:
Jund, Tempo Twin, UWR Wafo Tapa, UWR Midrange, Affinity, UW Tron, Eldrazi Green.

Nach langem Hin und Her blieb es dann doch bei dem Deck, mit dem ich die meiste Erfahrung habe und welches gesleeved in meiner Schublade lungert.
Ich habe folgende Deckliste abgegeben:



Das Maindeck ist ziemlich standardmäßig. Es läuft wie geschmiert. Ich spiele das Deck nun ungefähr ein Jahr durchgehend und in dieser Konstellation gefällt es mir am besten. Das zweite Ghost Quarter ist vielleicht ein bisschen unüblich, ich mag die Karte aber sehr gern. Es ist sehr gut gegen Affinity und gegen andere Trondecks. Außerdem kann man damit den oft tödlichen Effekt von Sowing Salt abmildern. Das ist meiner Meinung nach der einzige Flexslot. Hier kann man auch Ulamog, als zweiten Eldrazi, spielen oder ein 21. Land hinzufügen. Das Sideboard habe ich am Abend vor dem Mainevent zusammengewürfelt. 4 Nature’s Claim, 4 Spellskite und die vierte Wurmcoil Engine sind bei mir gesetzt. Pithing Needle ist maßgeblich gegen Affinity gedacht, glänzt aber auch gegen allerlei andere Decks im Format. Torpor Orb ist gegen Twin gedacht. Mit Combust hätte ich aber im Nachhinein mehr Freude gehabt. Der einsame Batterskull ist zuletzt dem Burnmatchup geschuldet.

Roadstory.

Insgesamt waren wir zu 8. unterwegs. 6 Rosenheimer und 2 Münchner panzerten in 2 Vehikeln los, um Prag zu plündern. Am Freitag holt mich Maximilian Reichl von der Arbeit ab, wir packen unser Zeug, geben uns einen 6 gegen 6 Einzelkampf auf Pokemon X/Y, während wir ein paar Folgen des Animes Death Note glotzen und um ca. 18:30 Uhr holt uns David Maréchal ab. Wir sammeln noch Anton Karlinski in München ein und los geht’s. In Prag warten schon Florian Reiter, Leonhard Reichl, Benjamin Paulmaier und Julian Knab in unserer Unterkunft. Da die anderen schon den ganzen Tag in Prag sind und bereits im Hardrock Cafe waren entscheiden wir uns dazu, einfach im Hotel zu bleiben und noch ein bisschen Pokemon, Heartstone und Magic zu zocken.

Das Turnier.

Anton hat vergessen, dass man sich seit Beginn des neuen Jahres samstags nicht mehr für GPs anmelden kann und hat sich dementsprechend auch nicht online angemeldet. Er spielt also ein Legacysideevent und da wir alle 2 Byes haben, nutzen wir die Zeit für den üblichen smalltalk mit anderen, deutschen Grindern, Pokemon und die Artists. Ich vergesse natürlich zum zweiten Mal meine Spielmatte von Jesper Eijsing zuhause… Ob ich die noch signiert bekomme?

Runde I, Freilos: 1:0

Runde II, Freilos: 2:0

Runde III, GBrw Midrange: 3:0
Ein typischer Goodstuffhaufen, welcher sich im ersten Spiel ohne große Gegenwehr von Emrakul vernichten lässt. Im zweiten Spiel schafft er es recht früh, meinen Tron mit Sowing Salt zu zerstören. Da ich davor sämtliche Ressourcen mit dem Stein gefressen habe, befinden wir uns im Topdeckmodus. Die letzte Wurmcoil Engine im Deck hat einen Path gefressen und Emrakul ist inzwischen uncastbar geworden, weil ich keine 15 Mana mehr generieren kann. Ich setze auf Karn und dieser beschäftigt ihn bis kurz vor der Time, wo ich ihn dann endlich ultimaten kann und ein Subgame gestartet wird, in welchem ich mit 5 Ländern und Tarmogoyf beginne.

Runde IV, Tempo Twin 3:1
Dieses Matchup ist die Hölle. Ich habe leider noch nicht oft dagegen spielen können und weiß nicht wirklich, was für eine Rolle ich einzunehmen habe, um meine Gewinnchancen zu maximieren. Ich boarde zwar ziemlich viel Hate, fühle mich postboard aber immer noch benachteiligt.

Runde V, Tempo Twin 4:1
Das Deck meines Gegners macht nicht wirklich, was es soll und ich kann zwei Spiele gegen schlechte Draws stehlen. Im dritten Spiel schaffe ich tatsächlich, was mein Sideboard versucht: Ich kontrolliere multiple Orbs, einen Spellskite und habe 3 Claims auf der Hand. Dank einer Wurmcoil Engine sterbe ich nicht an seinen Tieren.

Runde VI, Jund 4:2
Als ich auf die Pairings schaue, habe ich gemischte Gefühle. Ich spiele gegen Till Riffert. Da ich mir ziemlich sicher bin, dass er Jund spielt freue ich mich einerseits auf ein gutes Matchup, andererseits wird er mir nichts schenken. Ich nehme in Game 1 und 2 Mulligans und halte schlechte Hände, er weiß was er zu tun hat und er obsiegt 2:0. DAS Matchup im Format zu verlieren verpasste meiner Motivation einen herben Schlag.

Runde VII, Scapeshift / Results Ramp 4:3
Da ich mich selbst leicht von absurdem Firlefanz begeistern lasse weiß ich, dass ich hier sehr hart rumlucken muss, um siegreich vom Table aufzustehen. Ein Großteil meiner Maindeck Karten ist tot. Ich kann lediglich darauf hoffen, im dritten Zug Karn gegen eine schlechte Hand zu resolven und ihm dann mit multiplen -3 Aktivierungen die Manabase zu zerstören. Glücklicherweise ist er ziemlich schlecht und wirft das erste Spiel zweimal weg, sodass mein Turn 6 Emrakul reicht. Im zweiten Spiel wirkt er im dritten Zug Sowing Salt (Lol, als ob sein Deck das nötig hätte…) und scheitert daran, den vierten Turm in meinen 60 Karten zu finden. Endlich hat es sich ausgezahlt, 12 verschiedene Artworks aus Antiquities zu spielen! Leider sterbe ich ein paar Züge darauf an einem, in meinem Endstep, per Summoner’s Trap, hereingecheatetem Emrakul. Im dritten Spiel entscheide ich mich in meinem dritten Zug dafür, das zweite Tronland statt einem Ghostquarter zu legen, damit ich im nächsten Zug brokenes Zeug anrichten kann. Natürlich hat er das Sowing Salt und findet dieses Mal alle vier Exemplare. Ich sterbe danach relativ schnell am Primeval Titan Beatdown. In Retrospektive hätte ich das Salt in seiner Hand sehen können. Seine Starthand machte einen schlechten Eindruck also hatte er wohl auf das Salt gesetzt. Damit bin ich also aus Tag 2 Contention raus und ziemlich gefrustet.

Runde IIX, Tempo Twin 4:4
Ich spiele gegen einen guten Freund, Carsten Linden. Zuerst begnüge ich mich mit einer mäßigen 6 Kartenhand und werde von seinem Tempoplan besiegt, ohne dass er mir zeigt, ob er die Combo spielt. Ich bin mir jedoch ziemlich sicher, dass er Twins hat und boarde dementsprechend. Hernach gibt es wieder Mulligans auf schäbige Hände und ich werde von multiplen Molten Rains vernichtet.

Runde IX, Zombie Tribal 5:4
Ich habe die Talsohle erreicht. Mein Gegner eröffnet mit Swamp, Diregraf Ghoul und ich erkenne Gottes schadensfrohes Gelächter in diesem Geschenk. Meine 8 Maindeck Sweeper und die für ihn so gut wie unhandelbaren Wurmcoil Engines erledigen ihr Werk zügig.

5:4 mit zwei Freilosen – ich bin mehr als enttäuscht. So schlecht habe ich mit Eldrazi Green schon ewig nicht mehr abgeschnitten. Die Tatsache, dass ich nur 1/7 der Würfelwürfe gewonnen habe, viele Mulligans nehmen musste, wenige wirklich gute Hände bekommen habe und 4 wirklich sehr schwierige Matchups hatte zeigen vielleicht, dass es einfach nicht gut lief, aber ich habe bestimmt auch meinen Teil zu dieser Tragödie beigetragen. Ich möchte in Zukunft mehr Mulligans nehmen - sich mit schlechten oder mäßigen Händen zufrieden zu geben funktioniert gerade postboard einfach nicht mit diesem Deck. Auch ist mir mehr klar geworden, dass der Autopilot des Decks doch arg ist. Man hat wesentlich weniger zu entscheiden, als mit anderen Moderndecks und meistens sind die Entscheidungen auch nicht besonders gewichtig. Ich bin zwar nach wie vor davon überzeugt, dass dieses Deck sehr stark ist und der Style gefällt mir auch weiterhin, aber ich werde meine Augen offen halten und demnächst andere Decks testen. So schön es auch ist, den Gegner mit Wurmspiralmaschinen und dem Silbergolem zu erschlagen, ich will weniger Lotterie auf Siege und mehr Belohnung für tightes Play.

Epilog.

Die anderen Mitstreiter sind auch alle geplatzt. Maxi verliert in der letzten Runde das Featurematch um den zweiten Tag (bzw. reicht die Zeit nicht und er concedet dann, weil er dead on board ist) lediglich Florian Reiter hat den zweiten Tag erreicht und kämpft sich in die Top 100. Nochmal Glückwunsch von mir an dieser Stelle, du hattest es dir echt mal wieder verdient!
Wir gehen noch ins Hardrock Cafe und lassen den Tag zu Burgern, Bier und guter Musik ausklingen. Später entscheiden wir uns dazu, dass unser Auto bereits am Sonntagvormittag nach Hause aufbrechen wird und das GP-Wochenende ist auch schon wieder vorbei.

Vielleicht wart ihr ja auch in Prag und habt was darüber zu sagen oder Anregungen für mich?

P.S.: Nächstes Wochenende steht Einiges an: In Rosenheim macht endlich wieder ein Magicladen auf, nämlich BB-Spiele von Bernhard Breit! Außerdem spiele ich entweder den PTQ in Augsburg, falls ich noch rechtzeitig ein spielbares, T2 legales Deck in die Finger bekomme, oder den GPT für Paris in Nürnberg. Am Sonntag gibt es dann das monatliche Legacyturnier in Rosenheim. Schaut also wieder vorbei!