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* * * * * 14 Stimmen

GP Paris

Geschrieben von Zorn, 24. Februar 2014 · 1.836 Aufrufe

Was geht ab?

Etwas später als geplant melde ich mich wieder zu Wort.

Im Januar habe ich kaum Turniere gespielt, den geplanten PTQ in Augsburg habe ich leider auch ausgelassen, weil ich morgens mit komplett zusammengeschnorrtem Standard-Deck (Wohlgemerkt von 8 verschiedenen Personen) zu besoffen und kaputtgespaßt war um rechtzeitig aufzustehen. "Nur mit euch schafft man es, einen PTQ in 50 Kilometer Entfernung zu verpassen!" Damit hatte der verstimmte Florian Reiter nicht ganz unrecht, den wir am Bahnhof in München umsonst warten ließen.

Heute möchte ich mich aber jüngeren Ereignissen widmen, nämlich dem Grand Prix in Paris.

Was wurde gezockt?

Meine Vorbereitung bestand eigentlich ausschließlich darin, mit anderen Spielern über das Meta zu sprechen. Außerdem habe ich einige Tier 1 Decks in der Hand gehabt, um ein besseres Gefühl für ihre Schwächen und Stärken zu bekommen. Der allgemeine Konsens hinsichtlich der optimalen Deckwahl lautete Team America bzw. BUG Tempo/Midrange. Da ich schon seit Ewigkeiten Bock habe, meinen Gegnern mit Tombstalkern die Visage zu zertrümmern und ich mir ziemlich sicher war, dass ich aus mangelnder Übung etwas Proaktives mit Delvern spielen wollte, kam mir das sehr gelegen. Wirklich viel getestet und getecht habe ich nicht. Die Liste, bei der ich am Ende landete, sah folgendermaßen aus:



Wer die Coverage verfolgt hat weiß, dass das schon mal eine sehr gute Entscheidung war. Mein Mangel an Übung machte mir zwar Sorgen, jedoch erwachte ich am Freitag voller Vorfreude und Zuversicht.

Roadstory

Am Bau war pünktlich um 12:00 Uhr Feierabend und um 13:00 Uhr fanden sich die ersten Grinder vor meiner Haustür ein. Recht schnell wurde klar, dass unsere Planung alles andere als solide war.
Ohne Navi, Smartphone, geschweige denn Landkarte und mit einem überraschend zwangsrekrutiertem Fahrer, der sich eigentlich auf ein entspanntes Schläfchen auf dem Rücksitz eingestellt hatte, panzerten wir also gen Eifelturm.
Nach 10 Stunden und ohne Umwege sind wir auch schon mitten im Ghetto, bei unserer 2.5 Sterne Unterkunft, welche sie vielleicht im vergangenen Jahrhundert verdient hatte. Wir Testen noch ein bisschen, trimmen die letzten Sideboardslots und gönnen uns eine Mütze voll Schlaf.

Am Samstag wachen wir zeitig auf, denn wir haben ja noch garkeinen Plan, wie wir zur Site kommen und wo diese überhaupt ist. Also losgemacht, ein paar Meter mit der Tram gefahren, ein paar Meter mit der U-Bahn und dann gehen wir 30 Minuten gerade aus, nachdem wir Julian Knab telefonisch um Rat gebeten haben. An der Site angekommen schnorre ich mir noch die fehlenden Wastelands zusammen und sobald Wizards meinen Waffenschein und meine Menschenrechte in Form des Agreement Sheets haben, sprinte ich zu den Artists, um meine Byes vernünftig zu nutzen. Steve Argyle und Rob Alexander sind angekündigt, ich bin also dementsprechend bemüht, schnell in der Schlange Platz zu finden und habe ordentlich Kram zum Bekritzeln am Start. Ich bin der dritte Mensch in der Schlange bei Argyle und nehme Davids Karten mit. David ist etwas später bei Alexander, und hat ca. 100 Karten eingepackt, auch einige von mir. Als ich fertig bin endet die zweite Runde und David ist zweimal durch Alexanders Schlange durch... Denn Argyle musste (tatsächlich so gesagt) noch seine Freundin beglücken und kam deshalb 15 Minuten, bevor die zweite Runde endete, an der Site an - ich bin ein Fan.

Das Turnier

Runde I: Freilos 1:0

Runde II: Freilos 2:0

Runde III: DnT 3:0
Ich gewinne den Würfelwurf, schicke eine 0-Land-Hand zum Teufel und siege recht schnell mit einem Delver, zwei Wastelands und einem Counter für sein Removal.
Im zweiten Spiel halte ich Delver, Delver, Wasteland, Force, Brainstorm und finde keine farbige Manaquelle. Auf 4 Karten wollte ich aber auch nicht gehen.
Das dritte Spiel entscheidet ein Spell Pierce auf das kritische Removal. Wobei ich wirklich nicht weiß, wie man hier boardet und ob man überhaupt Pierces haben sollte.
Ich boardete jedenfalls Daze und Force raus, für 2 Disfigure, 2 Needle, 3 Pierce und Deluge.

Runde IV: UW Miracle 3:1
Er spielt einen sehr seltsamen Build mit Mishra's Factory und ganz ohne Counterbalance, wie ich am Ende herausfinde.
Eigentlich denke ich, dass ich hier nicht hinten bin, denn ich habe eine schnelle Clock, disrupte ihn auf verschiedensten Ebenen und habe Postboard 4 Walker.
Das Problem ist allerdings immer, dass ich die Decays behalte, um Outs für Balance zu haben, welche er aber nicht hat, ich somit tote Karten habe und mein Walkerplan nicht gegen seine Factories besteht.
Er gewinnt beide Spiele mit unendlich lowem life und super knapp. Ich bin nicht gerade begeistert.

Runde V: Deadguy 4:1
Goyf und DRS geben sich das Race gegen Doppel Souls, nachdem alle anderen Karten abgetauscht wurden. Spirit of the Labyrinth performed unendlich schlecht und ist nichts weiter als Futter für den Lhurgoyf.
Er gewinnt das zweite Spiel mit einem schnellen Batterskull, den ich nicht rechtzeitig in den Griff bekomme. Meine Starthand im dritten Spiel hat 3 Shamans. Er hat RIP, wir durdeln unendlich lange, ich zerschlage seinen Agriff, sprenge eot das RIP und triale Schamanenkraft besiegelt sein Schicksal.

Runde VI: Dredge 5:1
Da ich das Deck kenne, wie meine Westentasche, weiß ich genau, was zu tun ist, als er Gemstone Mine into Faithless Looting macht. Seine Draws sind wohl auch nicht besonders glücklich und ich vernichte meine erste große Eternal-Liebe hart. In diesem Moment bin ich wirklich froh, ein so interaktives und deepes Deck zu spielen. Es ist traurig aber ich kann es jetzt sagen: Dredge ist kein gutes Deck.

Runde VII: DnT feat. TNN 6:1
Mein Gegner erkennt mich vom Ovino 7, als wir um den Einzug in die Top 16 K.O. Runden spielten und ich seinen Run zerstörte.
Er ist also sehr darauf aus, Rache zu üben. Sein Deck ist schrecklich. Er spielt Seachrome Coasts und Adakar Wastes statt Basics und Fetchlands. Brainstorm offensichtlich auch nicht.
Nachdem seine fragile Manabase und seine klobigen Waffen meinem wütenden Goyf zum Opfer gefallen sind, bin ich ziemlich zuversichtlich, was Tag 2 angeht.
Ich muss nur noch eine von 2 Runden gewinnen und das Deck spielt sich wunderbar.

Runde VIII: S&S 6:2
Mein Gegner eröffnet mit Fetch auf Island, Gitaxian Probe, Petal, go und ich bin mir ziemlich sicher, dass es ANT oder S&S ist. Ich tendiere eher zu S&S, weil ich das für die bessere Wahl und populärer halte.
Ich freue mich, weil ich mich gut vorne fühle und meine Kumpels, die S&S spielen die ganze Fahrt über das BUG-Matchup gejammert haben. Mein Brainstorm findet allerdings nur 1 Daze und er macht T2 + T3 Show and Tell, legt mir einen Griselbrand hin und erschlägt mich. Erwiedert wird mit schneller Clock und Disruption auf zwei Ebenen, er stirbt nach wenigen Landdrops und Cantrips. Meine Hand im dritten Spiel hat kein Mana, der Mulligan auf 6 zeigt Wasteland, Delta, DRS, Goyf, Goyf, Brainstorm - keep. Er hat schnelle Combo + Force, was ich schon befürchtete. Plötzlich stehe ich an der Wand, auf ins win and in.

Runde IX: R/W Painter 6:3
Mein Gegner startet mit 5 Karten, ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen. Scalding Tarn, Plateau, Goblin Welder. Einen Delver gelegt und zurückgelehnt. Leider habe ich keinen Counter aber was kann er mit 3 Karten schon groß anfangen?
Ancient Tomb, LED, Servant, Grindstone! Daraufhin vernascht ihn mein Deck nach allen Regeln des Tempoplays. Seine Länder werden gewasted, seine Combopieces discardet, gecountert und decayed und ein wirklich wütender Goyf verspeißt ihn mit Haut und Haaren. Vielleicht zu übermütig tappe ich mich mit Dazebackup aus und fange mir einen Blood Moon ein. Das tut wirklich weh. Ich kann lediglich über Shaman noch an brauchbares Mana kommen. Wir grinden ewig umher, er hat einen Top und ich inzwischen einen zweiten Schamanen. Durch große Landvorkommen in beiden Friedhöfen habe ich wieder Mana, allerdings ist es begrenzt. Ich muss meine Decays für seine Combopieces benutzen, weil ich sonst sterben würde. Schließlich sind alle Länder aufgebraucht und ich muss auf 8 aufziehen, um Länder zu discarden, damit ich wieder zaubern kann. Irgendwann schafft er es, ein lethales Combopiece zu resolven und ich schiebe zusammen. Er hat tatsächlich die meisten seiner Matches dadurch gewonnen, dass seine Gegner unter Blood Moon nicht mehr agieren konnten.

Ich kann nicht sagen, dass ich mich nicht selbst schlagen will, dafür, dass ich Blood Moon nicht mehr Respekt zolle. Zwar habe ich nur 2 Würfelwürfe gewonnen, ich bin mir aber ziemlich sicher, dass ich mit mehr Übung Tag 2 hätte machen können.

Postturnier

Meine Mitfahrer sind auch alle 6:3 und wir machen uns auf den Weg zum Hotel.
Vorher geht es aber noch ab in eine Spelunke, in der wir gebratenen Taubenfrosch verköstigen. 45 Minuten gerade aus hätten es auf dem Weg zur Site auch getan, wie wir herausfinden.
Im Hotel angekommen gönnen wir uns noch "Barbie princess charm school" im französischen Fernsehen, wo ich natürlich mit deepem Fan-Wissen glänzen kann.
Wir schlafen aus und begeben uns auf die Suche nach Essen. Über Nacht brach auf der Straße vor unserer Absteige der Bazaar of Baghdad aus. Ungelogen. Es kräuchen und fleuchen hunderte Menschen durch die engen Gassen, überall werden Teppiche und fettiges, orientalisches Essen angeboten und Gesindel macht sich über Wühltische her - ich meine auch einen Ichoriden zwischen den "Menschen" zu erkennen.
Der Kulturshock ist Michi und mir zu viel und wir organisieren uns und Pierre "Le Big Mac", weil dieser die ganze Herfahrt von dieser Pulp Fiction Scene schwärmte:



Jenigen vertilgen wir in der Tiefgarage und auf geht's zurück nach Bayern.

Das ewige 6:3 macht mich inzwischen ziemlich fertig. Seit meinem Moneyfinish beim GP Rimini im vergangenen Sommer habe ich keinen zweiten Tag mehr erreicht. Warsaw 6:3, Prague 6:3, Vienna 6:3, Prague 5:4, Paris 6:3... Da muss wieder mehr gehen, sonst drehe ich durch! Nächstes Wochenende kann ich leider nicht nach Barcelona und so steht es auf der Kippe, ob ich das zweite Bye für die kommende Season halten kann. Aber THS/BNG Limited macht mir viel Spaß und GP Vienna steht vor der Tür. Ich blicke also mit Bock in die nächste Season und habe Einiges zu schreiben. Hoffentlich kann ich mich demnächst mehr dazu aufraffen. And dieser Stelle möchte ich nachträglich noch unseren Forenösterreichern für ihr gutes Abschneiden gratulieren, allen voran natürlich Einherjer - weiter so!

Bis dahin, sayonara!




Wie immer unterhaltsam geschrieben, danke dafür :-)

    • Zorn hat sich bedankt
Also entweder bricht der Bazaar vor allen Hotels zur gleichen Zeit aus oder wir waren im gleichen Hotel... wäre schon eine ziemliche Ironie: Auch aus Bayern, auch 6:3 ;) Auf jeden Fall super geschrieben wie üblich. Freu mich schon, mal wieder mehr zu lesen.
    • Zorn hat sich bedankt

Paris war der GP des 6-3 Finishs.. Bei uns auch 5 Leute .. und einer 7-2

    • Zorn hat sich bedankt

Verräter!      ;)

    • Zorn hat sich bedankt

Starker Bericht wie immer. Während dem Lesen hab ich mich gefragt was die Leute im Mittelalter eigtl. gemacht haben, wenn sie zum Grinden gefarhen sind; so ganz ohne GPS und Smartphones :-O

Hab gehört in Wien hast Du ne Reservierung für 9-0.

 

    • Zorn hat sich bedankt

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