Karten mit Mikrochip? FusionPlay Heroes möchte App und Kartenspiel verbinden
Bald vielleicht auch für Magic-Spieler interessant: Spielkarten mit Mikrochip. "FusionPlay Heroes" setzt auf in die Karten integrierte NFC-Chips. Zusammen mit dem Smartphone wird ein interaktives Taktikspiel für zwei Personen daraus. Was ist das für eine Technik? Und was ist das für ein Spiel? Ein Kickstarter, alle Informationen und alle offenen Fragen...
Was ist FusionPlay Heroes?
FusionPlay Heroes ist "das erste mobile Near Field Communication Kartenspiel", so der bis zum 14. Juli laufende Kickstarter des Spiels. Alle Spielkarten enthalten NFC-Chips. Durch den integrierten Chip können die Karten von einem Smartphone gelesen werden, das in die Mitte des Spielbretts gelegt wird. Je nach gespielter Karte erkennt das Gerät die Spielzüge, berechnet die Auswirkungen und verwaltet den aktuellen Spielstand. Zwei Spieler treten gegeneinander an. Sie können aus einem von vier Helden wählen, die jeweils mit ihrem eigenen Deck aus sechs Aktionskarten daherkommen.
Was ist NFC?
Near Field Communication (NFC) ist ein Kommunikationsstandard, mit dem auf eine Distanz von maximal 10 Zentimetern Informationen ausgetauscht werden können. Dabei braucht nur eine Seite eine Stromversorgung, die andere arbeitet rein passiv. NFC-Lesegeräte sind in so gut wie allen aktuellen Smartphones eingebaut. NFC-Apps wie FusionPlay funktionieren aber nur auf Android-Geräten, da iOS die NFC-Schnittstelle für kontaktloses Bezahlen über Apple Wallet und Apple Pay reserviert. NFC-Chips werden unter anderem für Werbekampagnen, für die Wartung von Gebäuden und Geräten oder für die Fälschungssicherheit von Luxusprodukten eingesetzt.
Wie nutzt das Spiel die Technik?
Ein Video auf der Kickstarter-Seite zeigt eine Beispielrunde: Das Smartphone wird zu Beginn in die Mitte des Spielfelds gelegt und jeder Spieler scannt den Helden, mit dem er antreten möchte. Pro Zug spielen beide Spieler gleichzeitig verdeckt eine Karte, indem sie sie unter das Smartphone schieben. Das Gerät erkennt die Karten und führt den Spielzug durch. Je nach gespielten Offensiv- oder Defensivaktionen erhalten die Helden positive oder negative Statuseffekte, gewinnen oder verlieren Lebenspunkte. Dabei gibt es auch Zufallseffekte wie beispielsweise kritische Treffer. Laut der Kickstarterkampagne vereint die Kombination aus physischen Karten und App die Vorteile von Handy- und Computerspielen (einfaches Regelwerk und automatische Verrechnung aller Aktionen) und von Kartenspielen (persönliche Interaktion mit dem Mitspieler, Bluffen und echte Emotionen). Bei solchen Ankündigungen fällt es schwer, nicht an Hearthstone respektive Magic zu denken.
Was hat das mit Magic zu tun?
Heute konkret noch nichts. Wenn aber die Rechnung von FusionPlay Heroes aufgeht und sich NFC-Technik in Spielkarten als valide erweist, könnte dadurch nicht nur ein neues Kartenspiel-Genre entstehen - auch für bestehende Sammelkartenspiele könnten durch die Integration von NFC-Chips Mehrwerte entstehen. Magic-Entwickler Wizards of the Coast hat die Produktfälschung als Bedrohung für das Geschäftsmodell erkannt: Seit Magic 2015 enthalten alle Rares und Mythic Rares ein Holofoil-Feld, durch das sie fälschungssicherer werden sollen. Die Integration von NFC-Chips in Objekte kostet heute in der Großserie noch etwa 30 Cent - aktuell ist die Integration somit kostenseitig vermutlich schwer abbildbar, aber könnte bei weiter fallenden Preisen und steigender Miniaturisierung zur Option werden.
Meine Meinung
Technisch hat das Spiel Potenzial. Durch die Integration von Chips in die Karten werden Spielkonzepte möglich, die vorher nicht oder nur schwer realisierbar waren und von denen vielleicht auch die alte Dame Magic etwas lernen kann. Das Team um Spieleentwickler Konrad Kunze hat sich für den Erstling viel vorgenommen.
Letztlich zählt aber - NFC-Chip hin oder her - nur eines: Ist FusionPlay Heroes ein gutes Spiel? Die Technik ist schließlich dazu da, das vorhandene Spielprinzip zu unterstützen. Als (zugegebenermaßen komplexitätssüchtiger) Magic-Spieler blicke ich hier natürlich misstrauisch auf die niedrige Zahl von nur sechs Karten pro Deck. Ob sich mit der vergleichsweise geringen Zahl der Kombinationen verschiedene Taktiken umsetzen lassen? Und bringen die Smartphone-Features genug spielerischen Mehrwert, um die eingesetzte Technik zu rechtfertigen?
Die grafische Gestaltung ist sicher Geschmackssache. Weder die Prämisse (der Large Hadron Collider explodiert, Helden aus Raum und Zeit müssen im CERN gegeneinander kämpfen) noch die Helden (ein germanischer Donnergott, ein japanischer Samurai, ein Ritter ohne Schwert und eine junge Frau mit Spinne) können mich begeistern. Das ist aber natürlich nur meine persönliche Meinung, mit der ich durchaus in der Minderheit sein könnte.
Eure Meinung
Da wir uns ein bisschen von unseren Kernkompetenzen entfernt haben, habe ich eine kleine Umfrage eingerichtet. Findet ihr als Magic-Spieler das Konzept hinter FusionPlay Heroes interessant? Falls ja, berichte ich gerne, wie es mit dem Kickstarter und dem Spiel weitergeht.
Wer Interesse bekommen hat, kann das Spiel unterstützen: Der Kickstarter für das Spiel läuft bis zum 14. Juli. Das Starterpack für 27 Euro enthält zwei der vier Helden, ab einer Unterstützung von 57 Euro erhaltet ihr das vollständige Set (für die jeweils ersten 100 Unterstützer, danach kosten die Pakete 34 und 64 Euro). Das Projekt ist "alles oder nichts", d.h. kommen die ambitionierten 10.000 Euro nicht zusammen, erhalten alle Unterstützer ihr Geld zurück.
- Nekrataal der 2. hat sich bedankt
Also ist es bald soweit und ich kann meinen Blauäugigen Weißen Drachen als Hologramm beschwören? Ein Kindheitstraum wird wahr.