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How to Slotmachine

Geschrieben von Arbaal, 06. Mai 2020 · 1.364 Aufrufe

Hallo zusammen.
Ich wollte die Fitnessserie weiterschreiben, aber ich hatte auch mal wieder Lust auf andere Themen, also hab ich das gemacht.
Was? Beides offensichtlich.
Im Folgenden werde ich euch also diverse Möglichkeiten vorstellen, wie ihr euch selbst in eine slotmachine verwandeln könnt,
und warum ihr das zur Verbesserung eurer Fitness oder auch anderer Aspekte eures Lebens tun solltet oder eben auch nicht.

 

Disclaimer

 

Da ich kein ausgebildeter Psychologe bin, solltet ihr alles Nachfolgende mit einer großen Priese Salz,
sowie gesundem Menschenverstand und Skepsis betrachten.
Um sicherzustellen, dass ich mich nicht komplett zum Affen mache, habe ich mich mit Skredfox kurzgeschlossen,
der zumindest einen Master in Psychologie hat. Es gibt auf youtube viel zu viele Hobbypsychologen,
die gefährliches Halbwissen mit broscience untermauern und Maßnahmen propagieren,
die im besten Fall schlecht funktionieren und im schlimmsten Fall gefährlich sind.
Die menschliche Psyche ist kein Holzklotz, geht also mit Vorsicht vor.

 

Schweinehunde im Kranspiel

 

Worum geht es also? Um meine Lieblingsproblematik bei Fitness, die Motivation.
Ultimativ essentiell, da ohne sie absolut gar nichts geht und doch oft stiefmütterlich in einem Nebensatz abgehandelt,
wenn nicht gar ganz ignoriert, weil es einfacher ist, so zu tun, als würden alle Menschen immer alles machen,
von dem sie wissen, dass es gut für sie ist. Wenn ihr zu diesen wenigen auserwählten Übermenschen gehört,
dann ist dieser Eintrag vermutlich nutzlos für euch.
Geht, oder ergötzt euch an dem Kampf gegen den inneren Schweinehund, den der Rest der Welt allzu oft austragen muss,
mir ist das einerlei. Wer denkt, dass das Thema Motivation beim Sport mit der strunzdämlichen Parole „no excuses!“ angemessen abgehandelt ist, der möge sich unverzüglich in ein, vorzugsweise aber direkt in beide Knie ficken.

 

Selbstbescheißung beschissen gemacht

 

Was machen wir also, um sicherzustellen, dass auch die spaßloseste aller notwendigen Tätigkeiten getan wird?
Option 1: Willenskraft
Option 2: Selbstbelohnung
Das Problem ist, dass oft nicht genug Willenskraft vorhanden ist für alles und es außerdem keinen Spaß macht,
während Option 2 nicht funktioniert oder zumindest nicht langfristig. Warum nicht?
Weil unser Gehirn leider ein bisschen merkwürdig funktioniert:
Sobald eine Belohnung zur Gewohnheit wird, nimmt ihre subjektiv wahrgenommene Geilheit rapide ab.
Funktioniert mit Ratten so, funktioniert mit Menschen so, kann man sich nicht gegen wehren.

 

Lösung der Lotterie

 

Dies ist nicht die Lösung für die Lotterie, vielmehr ist Lotterie die Lösung des Problems,
genauer gesagt ist es die selbstgebaute slotmachine.
Holz, Hammer und Säge wieder eingepackt Freunde, für diese slotmachine braucht ihr nur ein paar Würfel,
Münzen sowie etwas zum Schreiben und euer Hirn. Was macht einarmige Banditen, Glücksspielautomaten,
slotmachines oder wie man diese infernalischen Artefakte der Geldverheizung sonst nennen möchte so effektiv?
Das Prinzip der zufälligen Belohnung.
Wie schon gesagt, werden konstante Belohnungen unserem Hirn erschreckend schnell langweilig,
zum Leidwesen aller Spielsüchtigen trifft aber genau das Gegenteil auf zufällige Belohnungen zu:
Sie sind stets so warm und lecker, dass sie massiv abhängig machen können und das ist der Dreh und Angelpunkt dieses Eintrags.

 

Stellschrauben des Spielers

 

Der Schlachtplan ist also Folgender: Man nimmt eine Tätigkeit, die man durchführen sollte,
wo einem aber oft die Motivation zu fehlt (z.B. Krafttraining) und belohnt sich für diese auf zufällige Art und Weise.
Die Variablen hierbei sind Art und Geilheitsgrad der Belohnung und Wahrscheinlichkeit der Belohnung.
Alles in allem ist es sinnvoller, sich besser zu belohnen, dafür aber die Wahrscheinlichkeit zu reduzieren.
Wichtig ist, dass die Belohnung gut genug ist, um vom Hirn als solche erkannt zu werden.
Es gibt jetzt natürlich eine Menge Möglichkeiten, wie man das aufziehen kann,
ich möchte euch nur beispielhaft ein paar von denen vorstellen.
Die unangenehme Tätigkeit wird in Zukunft Qual genannt, die schöne Tätigkeit Lohn.

 

Modell 1: Münzwurfmanie

 

Dies ist eine recht einfache Vorgehensweise für Leute die nicht viel rumfriemeln wollen:
Wir fangen an mit einer geringen Menge Qual. Ist diese absolviert, gibt es ein Münzwurf, sprich eine 50% Chance auf die Belohnung.
Wird der Münzwurf vergeigt, dann kann man so lange weiterhin diese geringe Menge Qual auf sich nehmen, bis er gewonnen wurde. Sobald man den Münzwurf einmal gewonnen hat steigt die Menge an Qual,
die man für den nächsten Münzwurf braucht und das Spiel geht von vorne los.
Mit dem Anfangswert neustarten kann man das Programm in folgenden Intervallen:

  • Jede Woche
  • Jeden Monat
  • Nie
Je nachdem, was für Ziele ihr verfolgt, wird ein anderes Intervall sinnvoll für euch sein.
Die Belohnung kann fest sein, oder ebenfalls zufällig.

 

Fitnessbeispiel:
Je 20 Burpees geben einen Münzwurf. Die Anzahl der benötigten Burpees wird pro erfolgreichem Münzwurf um 5 erhöht.
Burpees werden nicht von einer Trainingseinheit auf die andere übertragen,
ihr müsst also die für einen oder mehr Münzwürfe erforderlichen Burpees in einer Trainingseinheit absolvieren,
allerdings nicht am Stück oder ohne Pausen.
Ein ähnliches System könnte auch statt für Ausdauerübungen für Kraftübungen gebaut werden.
Dafür würde man dann z.B. mit insgesamt 4-8 Wiederholungen für den ersten Münzwurf starten,
pro erfolgreichem Münzwurf die erforderliche Zahl um 2 erhöhen und fertig.
Lohn könnte Zeit auf Netflix, oder bei Videospielen sein, Geld für ein bestimmtes Hobby oder etwas nahezu beliebiges anderes.
Nur nehmt bloß niemals Essen als Lohn, wir sind keine Hunde.
Dinge die euch stark schädigen, wie z.B. Drogen oder einer Sucht zu fröhnen sind vermutlich ebenfalls kein guter Lohn.

 

Modell 2: Große Geräte

 

Ich weiß nicht, wies euch geht, aber ich steh auf große Geräte.
Ich rede hier natürlich von vielseitigen Würfeln, nicht von wohlmeinend ausgestatteten Genitalregionen,
nur für den Fall, dass das noch nicht jedem klar war, obwohl es doch so offensichtlich ist.
Die Idee ist ganz einfach, dass wir die notwendige Menge von Qual für eine Chance auf Lohn gleich halten,
die Chance auf Lohn aber immer stärker abnimmt.
Ähnlich wie bei Modell 1 hat man auch bei diesem Modell die Möglichkeit, das Programm ab und zu neuzustarten oder eben nicht.
Wählt, was ihr für angemessen haltet.

 

Fitnessbeispiel:
Die erste erfolgreich absolvierte Trainingseinheit gibt euch automatisch einen Lohn.
Die zweite gibt euch einen Münzwurf, sprich eine 50% Chance auf Lohn.
Wird der Münzwurf verloren, dann gibt es für die nächste Trainingseinheit wieder einen.
Wird er gewonnen, dann gibt es ab der nächsten Trainingseinheit nurnoch den vierseitigen Würfel,
mit dem ihr das höchste Ergebnis, in dem Fall eine 4, würfeln müsst, um einen Lohn zu erhalten.
Nach erfolgreichem W4 folgt der W6, dann der W8, W10, W12 und schließlich der W20.
Wenn ihr mit dem W20 einen Lohn erwürfelt habt, dann könnt ihr entweder den Lohn für die Tätigkeit absetzen wenn ihr denkt,
dass ihr es jetzt auch ohne externen Reiz durchziehen könnt, oder ihr startet das Programm wieder neu.

 

Modell 3: Sparsam mit Spacecash

 

Man setzt eine Menge Qual fest, die eine Chance auf Lohn verdient.
Ihr erhaltet den Lohn allerdings nicht direkt, sondern in Punkten, sogenanntem spacecash,
was ihr zu einem beliebigen späteren Zeitpunkt für Lohn ausgeben könnt.
Ihr erhaltet jedes mal spacecash, nur die Menge ist unterschiedlich.
Diese wird mit einem W20 oder W100 (zwei W10 bei denen einer vorher als Zehnerstelle deklariert wurde) ausgewürfelt.
Das System kann selbstverständlich modifiziert werden, so dass die Menge an Spacecash pro Qualeinheit zu oder abnimmt je nachdem, wie viele man davon in der letzten Zeit gemacht hat.
Ein solches System könnte z.B. auch benutzt werden, um zwei Tätigkeiten zu regulieren:
Die eine wird mehr durchgeführt, die andere weniger.

 

Fitnessbeispiel:
Man möchte 3 mal die Woche sporten und idealerweise nicht mehr als 5 Stunden die Woche Netflix glotzen.
Das Spacecash, das es als Lohn gibt braucht also einen Umrechnungsfaktor zu Netflixglotzung, der macht,
dass man sich für drei durchschnittliche Lohnwürfe ungefähr 5 Stunden Netflix glotzen kaufen kann.

 

5 Stunden= 300 Minuten
Erwartungswert von 3 W100= 151,5

 

Der Umrechnungsfaktor von Spacecash zu Netflix Minuten wäre also 1:2 (es sei denn ihr habt Bock auf ungefähr 800 Nachkommastellen, was eine Perversion ist, die ich euch erstmal nicht unterstellen möchte).

 

Wichtel er sich

 

Wie ihr euch mittlerweile wohl schon gedacht habt, kann man mehr oder weniger beliebig viele zufällige Belohnungssysteme bauen,
sie für sehr verschiedene Tätigkeiten und mit sehr verschiedenen Löhnen benutzen.
Ich propagiere hier nicht, dass jeder sowas benutzen sollte, vielmehr ist es ein Werkzeug, was man benutzen kann,
wenn einem sonst die Motivation fehlt.
Wenn ihr sowas für Fitness schraubt, dann beachtet bitte trotzdem alle sinnvollen Prinzipien und Konzepte aus den letzten Blogeinträgen. Wenn ihr euch bei der Quest nach Münzwürfen am ersten Tag 300 Burpees reindrückt und danach nie wieder existieren könnt,
dann ist das nicht meine Schuld. Ihr seid gewarnt. Insofern: Wichtelt ihr euch!






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