The Spirit of EDH: Ad Nauseam!
Oder auch:
Wie man Gegner überzeugt, Counterspells zu spielen.
1. Einleitung
Zugegeben, ich bin weit davon entfernt, der erste zu sein, der versucht, Ad Nauseam im Commander zu spielen. Angeregt durch verschiedene Starcitygames-Artikel habe ich mir das Konzept eines solchen Decks schon vor längerer Zeit erarbeitet. Da jedoch damals Griselbrand.dec einfach das krassere Combodeck war, geriet diese Idee zunächst in Vergessenheit. Nun ist Griselbrand schon seit geraumer Zeit gebannt, und ich finde, dass es an der Zeit ist, erneut über Ad Nauseam nachzudenken. Wenn Interaktion für euch ein Fremdwort ist und ihr Arcum Dagsson noch für viel zu fair haltet, und besonders, wenn euer Meta kaum oder gar keine Counterspells spielt, dann könnte dieses Deck etwas für euch sein. Doch Vorsicht ist geboten: Dieses Deck nimmt keine Gefangenen. Dieses Deck tötet... oder stirbt bei dem Versuch!
2. Die Engine
Ad Nauseam sollte erfahrenen Spielern ein Begriff sein. Im Legacy-Storm ist sie die stärkste Storm-Engine überhaupt und ist zum Aushängeschild der Combo-Decks geworden. Storm-Decks zeichnen sich in der Regel ohnehin schon durch eine extrem niedrige Kurve aus, und Ad Nauseam sorgt in so einem Deck dann für die kritische Masse an Kartenvorteil, die dem Gegner das Genick bricht. Im Commander findet man Ad Nauseam in der Regel nur in One-Trick-Pony-Decks, die Maralen of the Mornsong nutzen, um Ad Nauseam zu finden. Ein One-Trick-Pony ist ein Deck, das, wenn überhaupt, genau 1x funktioniert, und auch nur dann, wenn der Gegner den Trick nicht bereits kennt. Heutzutage ist Maralen-Combo einfach zu bekannt, um noch ernsthaft gespielt werden zu können. Es finden sich zwar noch gelegentlich Maralen-Decks, die das ein oder andere Spiel gewinnen, bei diesen Decks besteht jedoch der Trick darin, Maralen einfach nicht zu casten. Maralen wird hier eher aus selbstironischen Gründen gespielt. Sie mag gelegentlich ein Notfallplan sein, der jedoch ausschließlich dann funktioniert, wenn man zufällig gegen Esel spielt. In der Regel besteht der Plan der Wahl darin, mit einem gewöhnlichen Tutor Ad Nauseam zu finden, das Deck zu ziehen, und dann entweder durch Fast Mana Chain into Tendrils of Agony den Gegner umzulasern oder durch Skirge Familiar unglaubliche Mengen an Mana zu generieren, um mit einem letalen Exsanguinate das Spiel zu beenden. Dieser Maralen-Plan hat jedoch eine große Schwäche: Man spielt MonoB, dadurch entgehen uns Tutoren. Ein Nachteil, der seit dem Bann von Griselbrand einfach nicht mehr zu kompensieren ist. Erschwerend hinzu kommt, dass sich Skirge Familiar in der Ad Nauseam Bilanz einfach nicht gut macht.
3. Das Deck
Wenn wir also tatsächlich Spiele gewinnen wollen, müssen wir mehrfarbig spielen. Blau ist nach Schwarz die beste Tutorfarbe und damit in diesem Combodeck gesetzt. Der nette Nebeneffekt: Wir haben die Möglichkeit, durch Pact of Negation geschützt in die Combo zu gehen.
Unsere Tutorpalette sieht dann wie folgt aus: Vampiric Tutor, Demonic Tutor, Cruel Tutor, Diabolic Tutor, Mystical Tutor, Merchant Scroll (into Mystical Tutor), Personal Tutor (into Demonic Tutor, klingt komisch ist aber so) und Lim-Dûl's Vault. Letzteres ist aufgrund des potentiellen Lifelosses riskant, aber es gibt einfach keinen validen Grund, es nicht zu spielen. Potentiell in der Combo zu sterben ist immer noch besser als gar nicht erst in die Combo zu gehen.
Mir ist klar, dass das Deck mit Grim Tutor und vor allem mit Imperial Seal noch besser wäre, und solltet ihr zufällig einen Goldesel in der Garage stehen haben, empfehle ich euch unbedingt, diese Karten zu spielen!
Wir haben also unsere Tutoren. Was uns fehlt, ist eine Gewinnoption. Es gibt da ein schönes Sprichwort, das nicht nur in Magic stimmt: Simplicity is beauty. Ad Nauseam möchte möglichst niedrige durchschnittliche CMC, außer Tutoren und gutem Fast-Mana brauchen wir also eigentlich nur Länder im Deck, ein hoher Landcount im Deck wiederum erlaubt es uns, aggressiv Mulligans zu nehmen, um einen Tutor oder Ad Nauseam zu finden. Exodus hat uns eine Karte gebracht, die unter diesen Bedingungen (70+ Länder in der Hand nach resolvtem Ad Nauseam) ihre wahre Kraft entfaltet: Seismic Assault. Zu diesem Zeitpunkt kann man in der Regel über 140 Schaden verursachen, was für einen normalen Commander-Table ausreichen sollte.
Genug der Worte, hier nun zunächst die Liste:
- Maindeck (99 Karten)
- 1
- 1
- 1
- 1
- 1
- 1
- 1
- 1
- 1
- Maindeck (Forts.)
- 1
- 1
- 1
- 1
- 1
- 1
- 1
- 1
- Maindeck (Forts.)
- 1
- 1
- 1
- 1
- 1
- 35
- 41
- 1
4. Erwähnenswerte Choices
Eigentlich bedürfen ja die Choices keiner weiteren Erklärung, nur so viel sei gesagt: Lotus Petal und Mox Diamond sorgen nach resolvtem Ad Nauseam für das initiale rote Mana, aus dem wir per Desperate Ritual machen müssen, um Seismic Assault casten zu können. Das führt dazu, dass ihr niemals gleichzeitig Lotus Petal und Mox Diamond nutzen dürft, um Ad Nauseam zu casten. Wenn euch das zu wackelig ist, könnt ihr ein Pyretic Ritual ergänzen, um per Chrome Mox an Rot zu kommen. Ich halte das jedoch weder für notwendig noch für sinnvoll.
Boseiju, Who Shelters All ist noch eine relativ junge Choice. Der Gedanke ist, dass wir den Lifeloss gerne in Kauf nehmen, wenn wir sicher das Ad Nauseam resolven können. Wenn uns das gelingt, haben wir ohnehin Pact of Negation, was gegen einzelne Counterspells ausreichen sollte.
Chain of Vapor ist ein wichtiges Tool für den Fall, dass ein Gegner auf die Idee kommen sollte, Pithing Needle oder Phyrexian Revoker zu spielen und Seismic Assault anzusagen.
5. Der Pfad zur Vernichtung, oder auch: Wie spiele ich das Deck?
Aggressiv Mulligans nehmen, Ad Nauseam finden, Ad Nauseam casten, einen neuen Store zum Commander-Spielen suchen.
Tatsächlich nehmen wir in diesem Deck gerne aggressiv Mulligans. Beim Goldfischen werdet ihr schnell feststellen, dass selbst ein Mulligan auf 1 euch noch den potentiellen Turn 5 Kill erlaubt. Tatsächlich sieht es so aus: Turn 2 Kills sind möglich, Turn 3 Kills nicht selten, Turn 4 Kills üblich, Turn 5 Kills sind das Pflichtprogramm. Natürlich kann dieses Deck auch ohne Control-Gegenwehr fizzlen, etwa, wenn selbst nach Mulligan auf 1 weder Ad Nauseam noch Tutor gefunden wurde. Sowas passiert eben. Tatsächlich bietet 5c Hermit Druid Combo bei vergleichbarer Geschwindigkeit mehr Konstanz, das Deck kostet allerdings auch ein Vielfaches. AdN-Assault hingegen besteht überwiegend aus Zeug, das ein normaler Magicplayer in der Regel ohnehin zu Hause rumliegen hat.
Nicht selten steht man beim Spielen vor multiplen Tutoren und damit vor der Frage, ob man lieber schnell oder protected (Pact of Negation) abgeht. Wofür ihr euch entscheidet, hängt ganz einfach von eurem Table ab.
6. Welchen Commander wähle ich?
Vermutlich ist es völlig egal, welchen Commander man wählt. Die Gesetze der Optimierung besagen, dass man entweder Thraximundar oder Reaper King spielt, weil hier zumindest die unendlich kleine Chance besteht, dass man bei gefizzletem Hauptplan noch irgendwie den Gegner totschlägt. Tatsächlich könnt ihr aber jeden Tag einen neuen Commander wählen, so lange Grixis-Farben enthalten sind. Es wäre ein interessantes Forschungsprojekt, herauszufinden, wie häufig die selben Spieler bei Wechsel des Commanders gegen Ad Nauseam sterben können, bis sie lernen, Counterspells zu spielen.
7. Abschließende Bemerkungen
"The Spirit of EDH" ist ein Teufel, der den Leuten ausgetrieben werden muss. Dieses Deck leistet in dieser Hinsicht hervorragende Arbeit. In sehr casuallastigen Commanderrunden wird dieses Deck regelmäßig Gesichter eindrücken. Sollte euch jedoch zufälligerweise etwas an Leuten liegen, die keinen Spaß verstehen, dann rate ich euch dringlichst davon ab, dieses Deck zu spielen. Für alle anderen gilt: Viel Spaß beim Lasern!
Wie immer gilt: Kritik ist erwünscht. Dieses Deck ist in seiner gegenwärtigen Form sicher nicht das beste Deck aller Zeiten. Ich würde mich sogar sehr freuen, noch Tips für die Optimierung zu kriegen.