Hallo,
einfach weil ich diesbezüglich noch keinen Thread gesehen habe und mich das Thema selber interessiert, würde ich gerne mal einen eröffnen. Gerade jetzt, wo das Oldschool-Format von Kartenhändlern scheinbar gepusht wird, starre ich als Sammler ratlos auf manch einen Kartenpreis. Um ehrlich zu sein: Ich habe das Thema "Komplettieren von Alpha, Beta, Unlimited und Arabian Nights" (alles andere habe ich von dem alten Krempel) abgehakt, da die Preise selbst für Crapkarten unfassbar werden. (Triskelion kürzlich bei 200+ Euro? WTF? - excellent jetzt wieder "schon" ab 55 Euro).
Für alle, die nicht wissen, was das "Oldschool"-Format ist, erklärt uns
http://oldschool-mtg...p/historik.html
"A total of seven sets are allowed in the format; Alpha, Beta, Unlimited, Arabian Nights, Antiquities, Legends and The Dark. Non-English versions and reprints after Unlimited are considered proxies, and 93/94 is not played with proxies. The hard, time consuming and expensive road to build most decks is considered an important feature of the format. You play with what you own, and try to find what you need."
Der wichtige Satz hier ist "Non-English versions and reprints after Unlimited are considered proxies, and 93/94 is not played with proxies." Das führt eben zu der als Sammler schwierigen Situation, dass man sich fragen muss, ob man eine nützlichere Rare mit gefühlt 1000 Reprints wirklich für 450 Euro+ (Birds of Paradise beta, billigste excellent) erwerben muss. (2011 noch maximal 100 Euro). Das waren früher die Regionen von Moxen, aber über deren Preis will ich hier nicht diskutieren.
Zu welchem weiteren Effekt neben Sammlern, die sich plötzlich vor der Aufgabe sehen, fast Millionäre zu werden, um ihren Traum von einem Beta-Komplettset zu realisieren, führt der genannte Satz? Richtig, die vielgerühmte Exklusivität. In diesem Format trifft man nicht jedermann, würden Spieler desjenigen sagen. Wen trifft man aber?
a) Leute, die mit Magic zu Beginn eingestiegen sind und das Zeit einfach haben (Ich kann euch sagen, zu Ice Age eingestiegen zu sein, wie ich, tut einem echt weh, wenn man nur wenige Booster der in Rede stehenden Editionen geöffnet hat und damals dachte: "Was? So ein Legends-Booster kostet 11 Mark?? Soviel für ein paar Karten? Und dieses Beta/Unlimited-Zeug haben sie für 30 Mark? Dabei ist doch fast das selbe drin wie in Revised!" Aber wer ist schon Prophet und weiß, was heute ist?
b) Leute, die so verrückt nach ihrem Hobby sind, dass sie jeden freien cent in ihr Hobby stecken und jede Schimpftirade ihrer Frau (oder ihres Manns), dass die Fronttreppe nun ganz zusammengebrochen ist, ignorieren. Vermutlich sogar Schulden aufnehmen, um "The Deck" in "93/94" und einem Wert von vermutlich einem Ferrari zu haben.
c) Reiche. Schlicht und einfach. Menschen, die genug Geld haben, dass sie eben mal schulterzuckend ein paar Pappstücke für ein paar tausend Euro kaufen können. Wenn sie arrogant sind, sind es meist auch die Leute, die deutlich machen, wie "exklusiv" das Format ist.
Ich habe also ein wenig den Eindruck, dass das Format eine monetäre Exklusivität hat. Also wer Geld hat, darf in den Club eintreten.
Nun ist es aber so, dass von jeder monetären Sache eigentlich jemand profitieren will, abgesehen von jenen, die sich einfach freuen, Exklusivität und damit Individualität gewonnen zu haben, oder einfach Magic so wie es früher war wieder spielen zu können. Ich zweifle nicht an, dass die Grundidee aus Schweden ohne jegliche Kapitalismusgedanken kam (das waren einfach Leute, die die Karten hatten und das alte Feeling wiederhaben wollten), aber warum sollten nun Vereine wie SCG das fördern? Vielleicht, weil die die Karten auf Lager haben, irgendwelche Alpha/Beta/UL-Commons, die bislang n Euro wert waren? Das hinterlässt doch ein wenig ein Geschmäckle. Irgendjemand schrieb gerade in den Marktprognosen, dass 20-30 Oldschool-Spieler halt einen ähnlichen Impact auf die alten Karten hätten als 200-300 Modern-Spieler auf neuere. Falsch liegt er da sicher nicht.
Was mich einfach mal interessiert:
- Wie steht ihr zu dem 92/93-Format?
- Was haltet ihr von seiner Förderung durch gewerbliche Kartenverkäufer (und damit mehr Übergang von Casual zu Turnierformat)?
- Seht ihr eine geistige Schmerzgrenze im Preis für einfache, zig mal reprintete Pappstücke?
- Wenn ihr es spielt, ist ein Teil der euch wichtigen Exklusivität, dass ihr scheinbar mit finanziell gut gestellten Gegenübern spielt und selber zeigen könnt, dass ihr euch das "leisten" könnt? Oder gibt es andere Gründe, mit Decks im Wert von vielen tausend Euro (ja, ich weiß, manche Moderndecks kosten das auch) zu spielen?
- Würdet ihr es spielen, wenn es insgesamt günstiger wäre? (Vollkommen theoretische Frage, es fehlen jegliche Mittel, eine Vergünstigung zu erreichen)
Persönliche Meinung: Ich fände es unglaublich reizvoll, das Format mal zu spielen. Allerdings habe ich zu wenige der Karten und müsste, ich habe mir mal den Spaß gemacht, es auszurechnen, für das Deck, das ich dann spielen würde, über 20.000 Euro investieren (obwohl ich die meisten Karten in Reprints schon hätte, Duals aus Revised zB). Das will ich nicht, da ist meine Schmerzgrenze erreicht.
Bearbeitet von lostjedi, 02. Mai 2016 - 09:37.