Hey Leute,
Ich bin jemand, der von seinem 11. bis 13. Lebensjahr Magic gespielt hat, dann eine lange Pause gemacht hat, mit 21 Jahren kurz zurückkam, wieder aufgehört hat, und nun mit 23 erneut wieder zurück ist und sich nun auch entschieden hat, in seinem lokalen Mtg Shop (xgames in Chemnitz) Kontakte zu knüpfen und in die community einzutauchen.
Und als kleine Hommage sowohl an die Community, an den Shop und an das Spiel MtG perse würde ich gerne einen kleinen Erlebnisbericht schreiben, den Draft schildern, das dabei entstandene Deck kurz analysieren und ein paar herzliche Komplimente loswerden, die eben allesamt ernst gemeint sind.
Insbesondere aber der Community wegen.
Ich hatte von meinem lokalen Spieleladen Wind bekommen in dem auch eine MtG- und auch eine YGO Community präsent sind. Besonders reizvoll fand ich das Draftformat. Ich hatte keinerlei Kartensammlung mehr (Standardfehler: Habe alle Karten weggeworfen als ich damals aufgehört habe 
). Auch gefällt mir sehr der Spirit des Draftens: Aus wenig viel machen! Klar ist Glück eine relevante Größe beim Draften, aber man muss auch irgendwo etwas von Deckbau verstehen, um mit derart beschränkten Mitteln ein Deck zu bauen, dass anderen Decks aus irgendwelchen Gründen überlegen sein soll 
Bei meinem ersten Draft am 20.1. wusste ich noch gar nicht so richtig wie alles abläuft. Alle an meinem Tisch hatten mitbekommen dass ich neu war, integrierten mich sofort, erklärten mir alles was ich wissen musste und nahmen sich generell viel Zeit für mich. Ich fühlte mich gleich angekommen. Kleinigkeiten wie bspw. in welche Richtung die booster weiter gegeben werden wurden mir entweder zugeflüstert oder im Vornherein ausführlich erklärt.
Der Tisch war sehr unterhaltsam, es waren viele erfahrene Leute dabei, die gar nicht mehr groß nachdenken brauchten und mit ihrer übrigen Zeit den Tisch unterhalten haben.
Mein Deck war am Ende way too slow, ich hatte zwar zwei Maverick Thopterist und eine Barals Expertise und auch eine Kari Zev, Freibeuterin der Lüfte, aber das waren dann auch schon alle guten Karten. Das war mir auch schon direkt beim deckbuilding klar, aber halt noch nicht während des Draftens - sehr interessante Erfahrung! 
Nächste Woche, am 27.1., fand also wieder ein Draft statt und ich habe mir vorgenommen, mein aktuelles Deck während des Draftens mehr vor Augen zu halten sodass ich einen besseren Überblick habe, und sehe was ich noch brauche.
Die Leute waren wieder super nett, auch der judge vom letzten Mal war wieder dabei. Beim letzten Mal saß ein Alex rechts neben mir, der mir viel geholfen hatte und maßgeblich dafür verantwortlich war dass ich da so gut reingerutscht bin.
Dieser Alex setzte sich also auch dieses Mal wieder neben mich. Alles auf 0, zweiter Versuch, los gehts!
Erstes Pack: Barals Expertise
"Ok" dachte ich, die kenne ich noch. Die hat im Draft durchaus aufgeräumt, auch wenn der Rest meines Decks letztes Mal zu schlecht war. Diesmal würde ich sie definitiv am Ende meiner Kurve spielen und versuchen aggressiver zu spielen. Mal schauen was noch kommt.
Danach wurden mir so einige Hinterland-Sceada (3x!) und Karten wie 2x Äther-Verfolger, Flinkschmied-Rebell und Äther-Gleiterin zugespielt, aber auch passende Karten wie Utensil der Verbrennung, Hungrige Flammen und Chandras Revolution.
Gut dachte ich mir, ich habe auf jeden Fall schonmal ein paar nette 2- und 3drops, allzu langsam kann es schonmal nicht mehr werden. Insgesamt sah ich sehr sehr viel Rot. Irgendwann meinte mal jemand mindestens 3 Sitze vor mir: "Spielt hier denn niemand Rot??" ... Ich freute mich auf weitere gute rote Karten und versuchte einfach nur meine Manakurve mit einigermaßen schnellen aber auch nicht zu schwachen Karten zu füllen. Auch ein Konsulats-Schlachtschiff wurde mir weitergegeben. Nehm ich! Damit werden meine kleinen 2drops später stark. Dann kommt eine Genährte Verwüstung vorbei, na gut, kriege ich noch etwas mehr evasion rein. Insgesamt wurde mir einfach alles an Rot weitergegeben, niemand spielte rot. Alex neben mir musste immer wieder grinsen. Er schob mir die Pakete zu und tippte regemäßig auf die Pakete: "Hierdrin findste auch was hübsches.". Es war wie Weihnachten Auch eine Lasst die Gremlins los steckte ich ein, falls ich starken vehicles konfrontiert gewesen wäre.
Nachdem die ersten beiden booster Aether Revolt also durch waren war das dritte dran: Khaladesh. Wieder im Uhrzeigersinn, Alex sah es also kommen 
Bislang war mein Deck mit den 3 Sceadas solide. Ich hatte Evasion, ich hatte solide 2&3drops, ich hatte Removal mit den burn-spells, dem Rebellen und der Expertise und ich war auf jeden Fall schonmal glücklich. Aber es sollte besser kommen.
Alleine aus dem Khaladesh Set kam bis zu mir: 2xBomat-Kurier, Lehrling des Erfinders, Schutzbrille des Erfinders, Rennbahn-Fanatikerin und noch solche Karten wie Gebaut um zu zerschmettern, Ovalhatz-Dragster und quasi ein blaues removal in Fehlfunktion, das auch vehicles gut trifft.
Aus meinem soliden Deck wurde nun also ein für Draftverhältnisse tatsächlich schnelles Deck.
Als ich die Schnelligkeit gesehen habe, habe ich sogar soetwas wie Viehtrieb hinzugenommen, auch wenn das so die ersten Karten wären die beim sideboarden wieder fliegen.
Angesichts des Flinkschmied-Rebells und dem Lehrling des Erfinders habe ich dann auch lieber 2xNachtmarkt-Wache über Turmspitzen-Infiltrator und Windsceada gespielt. Hätte ich mehr Power gebraucht, hätte ich noch einen Eisenrad-Brecher hinzunehmen können.
Das Deck sah dann wiefolgt aus
- \cmc1 (7 Karten)
- 1
- 1
- 1
- 1
- 1
- 2
- \cmc2 (6 Karten)
- 1
- 2
- 1
- 1
- 1
- \cmc3 (7 Karten)
- 3
- 2
- 1
- 1
- \cmc>=4 (5 Karten)
- 1
- 1
- 1
- 1
- 1
- \Länder (16 Karten)
- 9
- 7
- Sideboard (10 Karten)
- 1
- 1
- 1
- 1
- 1
- 1
- 2
- 1
- 1
Die ersten beiden Begegnungen verliefen so schnell, ich kann gar nicht genau sagen was meine Gegenüber gespielt haben, einfach weil ich nicht viel von ihren Decks gesehen habe und selbst noch etwas mit meinen eigenen Karten beschäftigt war.
Jedenfalls habe ich gemerkt, dass der Bomat-Kurier vorallem aus dem Grund des Kartenvorteils wichtig war. Zusammen mit etwas Burn im Deck, kann so ein T1 Kurier im Laufe seiner Existenz durchaus mal so 3-4 Karten anhäufen. Brennt man die paar soliden 3/4drops des Gegners weg, greift parallel auch noch mit einem Konsulats-Schlachtschiff an, dann muss er natürlich das Schiff blocken und man kann beruhigt seinen Kurier als Begleiter mit angreifen lassen.
Einmal landete sogar ein Gebaut um zu zerschmettern auf meinem Kurier, einfach nur um ihn am Leben zu halten und mehr Karten anzuhäufen. Und ein anderes Mal entschied der Flinkschmied-Rebell indirekt das Spiel: Ein Servo bekam die Burn-Fähigkeit, brannte weg was noch übrig war und ein all-out Angriff hat es dann erledigt, nachdem zuvor der Hinterland Sceade zwei-drei Runden lang noch Schaden durchbrachte.
Ein anderes Spiel startete ich mit T1 Kurier, T2 Goggles + Lehrling der auch direkt ausgerüstet wird, T3 Sceada und der 3/5 geht Hauen, T4 zwei 2drops (ich glaube den Fanatiker mit Eile und den Verfolger), T5 Expertise. So schnell ging das.
Interessant wurde es ab dem Halbfinale. Ich spielte gegen Blau/Schwarz wenn ich mich richtig entsinne und er fuhr einige starke Kreaturen wie den fennschlepper und Windvolk-Freibeuter. Auch größere Fahrzeuge habe ich gesehen (aber ohne evasion). Ich hatte ihn nach 5/6 Runden auf 5 Lebenspunkte herunter und auf einmal schien er zunehmend das Board an sich zu reißen mit den großen Kreaturen. Er hatte Carddraw, removal, usw. Mein Schlachtschiff schickte er mir unter meine Bibliothek, usw.
Wir bauten uns also beide immer mehr auf, schossen uns hier und da etwas weg, griffen uns aber nicht mehr an weil es sich nicht gelohnt hätte. Ich hatte keine Karten mehr auf der Hand und dann, gerade als er kurz davor stand die Überhand zu gewinnen zog ich Barals Expertise, reichte sie ihm rüber, er lachte und schüttelte mir die Hand, klasse Typ. Nach dem Spiel meinte er zu den Zuschauern "Ich habe alle meine Bomben des Decks aufs Brett gebracht und es interessiert ihn einfach nicht."
Da wusste ich: So schlecht kann mein Deck wohl nicht mehr sein.
Das erste Spiel davor gewann ich übrigens durch den Rücksichtsloser Rennfahrer. Ich hatte nicht gut gezogen, er konnte mir vieles removen, ich ihm aber auch und so tappte ich jede Runde den Rennfahrer für ein Fahrzeug (auch ohne damit anzugreifen), schmiss meine Länder weg und konnte so regelmäßig nachlegen und im Prinzip durch Kartenvorteil gewinnen, Abtausche eingehen, usw. Der war echt Gold wert.
Auch war meine Erfahrung, dass insb im Draft bei bloß 40 Karten solche Sachen wie der Bomat-Kurier und der Rennfahrer echt ziemlich tief buddeln im Prinzip... Ich habe dadurch echt oft die Barals Expertise gezogen. Zieht man sie nicht in den ersten 5 turns (dh in den ersten 12/13 Karten), sieht man sie vllt unter den 4 Karten die man sich uU mit dem Kurier holen kann. Das war schon stark. Und selbst wenn nicht, konnte ich durch die niedrige Manakurve nach dem reload durch den Kurier oftmals gleich 3 Karten auf einmal aufs Brett bringen und weiter Druck machen.
Dann kam das Finale gegen den vll erfahrensten Spieler dieser Runde. Er hatte schon während des Draftens die ganze Zeit geplaudert und schien einen klaren Plan zu haben. Wir beide hatten bis dahin alles 2:0 gewonnen, und gleich im ersten Spiel bekam ich die volle Breitseite seines Decks zu spüren. Ich fing zwar an, hatte aber keinen Turbostart und er legte direkt Gedeihende Schildkröte, gefolgt vom Longtusk Cub und danach direkt das Gedeihendes Nashorn, dazu pump spells und ich war schneller weg vom Fenster als ich "juhu Finale!" sagen konnte Well, that escalated quickly 
Die Schildkröte griff mich in turn2 als 1/5er an, danach als 2/6, usw.. Das war super schnell außer Reichweite meiner burn spells und hat einfach jede Runde angegriffen und war inzwischen stärker als dass meine 3drops die unbeschadet blocken konnten. Dazu das Cub und das Rhino, uff..
Spiel2 bekam ich also eine zweite chance. Mein Start war ok, ich konnte ihm einiges wegschießen, er hat im Gegenzug nicht die besonders gefährlichen Karten gezogen und auch die Schildkröte ist nicht mehr allzu gefährlich, wenn sie erst etwas später kommt und gar nicht unbedingt angreifen will. Er saß einige Zeit auf einem Land zu wenig fest und als ich das bemerkt habe, habe ich nochmal extra Chandras Revolution gezündet, ihm seine einzige Insel weggetappt und so sein Spiel verlangsamt, während ich jede Runde mit meinem Sceada angegriffen habe. Den anderen konnte er mir zuvor noch wegschießen mit ich glaube Jagd machen.
Unentschieden.
Alles entscheidende dritte Runde: Er fängt zum ersten Mal im gesamten Turnier an wie er erklärte. Jedes Mal hat er den Würfelwurf verloren und dann 2:0 gewonnen.
Er hält. Meine Hand war super slow. Keinen einzigen 1/2 drop... günstigste Karte auf der Hand: Hungrige Flammen, dicht gefolgt von Chandras Revolution. Uff. Ich hielt aber, weil die Länder trotzdem perfekt waren und ich glaube ich noch einen Sceada auf der Hand hatte. Er brachte sein Rhino, ich schoss es weg. Er brachte sein Ätherstrom-Leopard, ich schoss es weg. Er legte noch etwas anderes, ich legte eine Fehlfunktion drauf wenn ich mich richtig erinnere. Und dann erst kam ich mit meinen Kreaturen raus und es zeigte sich: Der Plan ging auf. Ihm sind tatsächlich die Kreaturen ausgegangen und nun konnte ich mich aufbauen. Am Ende haben es wieder die Sceadas mit ihrer evasion gerissen, aber ins Spiel gekommen bin ich überhaupt erst durch das removal.
Und das wars dann auch schon.
Ich hätte nie gedacht, so ein schnelles Draftdeck zusammen zu kriegen. Es spielt sich echt schön, es läuft einfach rund, hat carddraw/verbesserung, hat removal, kommt schnell ins Spiel, hat soetwas wie eine Bombe mit dem Schlachtschiff und vllt dem Dragster. Einmal konnte ich glaube ich den Dragster in ein leeres Feld spielen durch die burn spells.
Die meisten Spiele haben die Sceadas entschieden, einfach weil die immer rauskamen und immer Schaden durchgebracht haben. Klar haben die sich oft ein removal gefangen. Dann habe ich den zweiten gelegt und mein Gegner hat gestöhnt "Wieviele hast du davon denn bitteschön?"
Die anderen Spiele wurden idR durch Barals Expertise entschieden. In Draft-Spielen rüstet man sich oftmals parallel zueinander auf ohne sich anzugreifen, und dann lässt so eine Expertise einfach alles einbrechen. Das war dann idR ein instant gg. Wenn nicht, dann hat sie einen immernoch aus einer ziemlich misslichen Lage bringen können. Wenn man nicht richtig ins Spiel fand und von den gegnerischen Kreaturen erdrückt wird, dann kann man dem Gegner alles teure/gefährliche auf die Hand zurück bringen und selbst auch noch etwas rausbringen, das war so stark. Der Tisch sah nach einer Expertise einfach immer komplett anders aus, hat immer das Steuer rumgerissen und entweder das Spiel entschieden oder das Board wieder ausgeglichen.
Soviel zum Spiel. Das wirklich tolle lief aber immer abseits der Spiele ab. Die Unterhaltungen mit den anderen Spielern, die Tipps und Ratschläge, die Sammelbestellung für den nahe gelegenen Chinaladen, einfach klasse. Da geht einfach jemand los und holt für alle Essen. Und dann noch: Ich habe ja kaum eigene Karten und dementsprechend auch keine token und die wurden mir während des Spielens dann auch einfach mal zugespielt: "Hier, die brauchst du glaube ich.", zack hatte ich einen Haufen Servos, Thopter und Energiemarken, mega nett. Die wussten ja dass ich nichts habe.
Am Ende schenkte mir noch jemand den legendären Affentoken für Kari Zev, Freibeuterin der Lüfte, die hatte ich nämlich eine Woche zuvor in Foil rausgezogen. Das sind die kleinen Dinge irgendwie, die Gesten.
Mega nette Leute hier, alle gut drauf. Besitzer super nett, davon wollte ich euch einfach erzählt haben. Die Magic community hat einfach viele korrekte Leute.
LG
Crash
