So, im Folgenden die Bewertungen zu den 7 (S I E B E N) Beiträgen! Wie erhofft kamen teils sehr abgedrehte und vor allem innovative Karten heraus und sie gefallen mir alle. Im Detail:
RainJoshs Punch Through Time:
Rein mechanisch schöne Karte. Wiederholtes Removal, das aber auch für jeden Einsatz seine Kosten hat. Was mir hier allerdings direkt sauer aufstößt sind die Farben sowie der Kartentyp. Das eine Problem rechtfertigt hier das andere, deswegen ribbel ich das mal ein wenig auf: Die Karte funktioniert so als Enchantment absolut wie gewünscht, hätte aber (meiner Meinung nach) schöner als Instant funktioniert. So hätte man kein Enchantment mit Flash basteln müssen (Es gibt aktuell sagenhafte 7 modernlegale Enchantments mit Flash, die keine Auren sind, 5 davon gehören zu einem Cycle) und hätte damit auch die Daseinsberechtigung für Blau in der Karte zumindest mechanisch negiert. Rekursive Instants gibt es mit Thunderblade Charge sogar in mono R, deine Karte wäre als BR Instant also noch völlig im Color Pie gewesen und hätte den "Makel" Blau nicht mehr.
Flavormäßig sieht es nun ein wenig anders aus. Blau ist quasi die einzige Farbe, die mit der Zeit wirklich direkt spielt, mit Abstrichen noch Rot. Daher ist hier die Inklusion beim Thema Zeitreise natürlich naheliegend. Der Kartentyp ist allerdings bei Betrachtung dessen, was deine Karte darstellt, noch unangebrachter, da hier die Aktion des Hiebs übermittelt wird - Aktionen werden seltenst als Verzauberungen umgesetzt. Davon ab gefällt mir die Idee eines roten Boxhandschuhs, der Neuankömmlinge auf dem Feld begrüßt sehr gut, auch wenn das Thema doch ein wenig gestreckt wird. ^^
Rare ist hier aufgrund der Komplexität und Stärke genau die richtige Rarität. Bild ist sehr passend gewählt, rahmentechnisch stimmt auch alles.
Redsterns Horizon Snake:
Ein 3/3 Monster für 3 mit extra Keywords und Pump-Fähigkeit, das ist durchaus im Rahmen für eine Mythic, da der Pump nicht ohne hohe Kosten kommt. Die Frage die sich mir bei deiner Karte stellt: In welchem Deck kann man sie spielen, wo der Drawback kaum stört oder auf welche Weise kann ich die Karte brechen? Kann man keine der Fragen beantworten, hat man hier eine quasi-Vanilla Mythic, was ich persönlich als Makel im Design ansehe. Klar ist die Karte immer spielbar, aber für eine Mythic sollte da ohne Monstrosität mehr drinstecken. Wenn man mit dem Drawback hingegen umgehen kann (wobei mir da spontan nichtmal ein wirklich Weg einfällt neben Dingen wie Stranglehold), dann hat die Karte definitiv einen Mythischen Wums. Farbtechnisch ist UG genau richtig, G für den Undercosted-Aspekt und U für den Timewalk.
Zeitreise ist hier leider eher mäßig umgesetzt worden. Klar, der Gegner springt einmal weiter, aber warum genau? Weil diese mythische Schlange wächst? Der Flavortext ist da ein wenig richtungsweisend, aber mit Zeitreise hat das leider nur noch entfernt zu tun. Die Karte ist nicht völlig am Thema vorbei, sie streift es nur eher nebensächlich. Finde ich gerade bei einem BBTT eher schade, auch wenn die Karte einen soliden Gesamteindruck hinterlässt.
Rahmen auch hier ohne Probleme, du hast die Schlange Theros zugeordnet. Ich weiß, das tust du immer und es dient quasi als Stützhilfe für Flavor, aber ich empfehle dir allgemein, davon auch öfter mal abzusehen. So können deine Karten einfach nur in seltenen Fällen wirklich innovativ wirken.
Ceòthachs Chronomatic Crystal / Chronomatic Aberration:
Interessant. Auf sich allein gestellt ist die Karte erstmal nichts als ein Drawback. Der ist nichtmal umgehbar, da der Gegner die Entscheidung hat. Wenn man dann allerdings Bedingung X erfüllt, wird ein ziemlich brauchbares Monster daraus, das auch die Unumgehbarkeit des Drawbacks der Vorderseite rechtfertigt, indem es den Spieß umdreht. Dank meiner kompetenten Deutschlehrerin kann ich sogar das Stilmittel in der Literatur als Chiasmus bennen, an die mich die Spiegelung auf deiner Karte erinnert - sehr schön.
Flavortechnisch wird es schwieriger. Ich weiß absolut nicht, wie ich das Teil flavortechnisch interpretieren soll. Am ehesten scheint mir plausibel, dass der Homunculus der Zeitreisende sein soll, dessen Anwesenheit in seinem "Ei" auch seine Fähigkeit ausstrahlt. Gebrochen werden kann das Ei, indem ein Bruch in der Zeit geschieht. Das scheint mir nicht wirklich schlüssig, aber der Gedanke gefällt. Was allerdings sauer aufstößt: Wenn ich mir die Karte anschaue, denke ich nicht an Zeitreise. Ich kann die Karte so biegen, dass ich mit Hinblick auf Zeitreise einen Sinn erkenne, aber so an sich wirkt das einfach nicht.
Ein Artefakt, das in eine Kreatur transformiert ist absolut im Bereich des Möglichen. UB ist hier genau richtig für den Homunculus, Fatespinner macht es vor. Schwarz ist für den Body und die Evasion verantwortlich. Der Effekt auf einem Artefakt ist ein Novum, auch wenn solche Stax-Elemente nichts Neues sind - gab es nur in genau dieser Form noch nicht, soweit ich weiß. Was mir noch gefällt: Time Warp ist T5 castbar, dein Stein T3. Das ist ganz gut so, denn so kann der Gegner dich nicht mit dem Stein selbst vom Time Warp in T5 abhalten. Zu guter Letzt: Mich würde es richtig stören, die Karte in einem Draft zu öffnen xD
Lees Starting Over:
Was.
Okay, du betritts mechanisch komplettes Neuland. Ist nicht schlimm, nur schwer zu bewerten
Mulligan mitten im Spiel verstehe ich so, dass der betroffene Spieler alle Karten abwirft und genausoviele minus 1 nachzieht und dazu eben die Zugzahl resettet wird, was allerdings neben deiner eigenen Karte und Serra Avenger kaum eine Karte interessiert, soweit ich weiß. Sofern ich die Karte richtig verstanden habe, sehe ich leider den einzigen Anwendungszweck in Control-MUs, da sie in T4 die sorgfältig gebaute Hand wieder schreddert. Aggressive Decks haben bis dahin bereits ein Board, wenn nicht sogar gewonnen.
Flavortechnisch interessant. Der Gegner wird Opfer eines kleinen Sprungs, der aber nur seine Hand und nicht den Stand des restlichen Spiels beeinflusst. Nach Magic-Kanon stellen die Handkarten ja den Verstand des Spielers dar, also wühlt deine Karte in dessen Kopf und schubst ihn an den Anfang zurück - was der Kartenname kurz und prägnant wiedergibt. Das Ganze ist also eine sehr begrenzte "Zeitreise", aber irgendwie ist es eben eine. Der Flavor ist in sich schlüssig, was insofern noch beeindruckender ist, dass du zusätzlich völlig neuen Designspace erschließt.
Die Karte ist so blau wie es nun wohl wird. Das Bild ist etwas generisch, aber das kennt man von Timewalks ja. Und ein besseres Bild zu finden dürfte nun auch nicht die leichteste Aufgabe sein.
Gauchors Time Capsule:
Vorab: Du scheinst die Beleren Schriftart noch nicht installiert zu haben, deswegen sehen deine Kartennamen sowie -typen so anders aus. Das kannst du auch nicht im MSE selbst ändern, sondern du musst manuell die Schriftart auf dem Rechner installieren (Zumindest war das bei mir so). Einfach die Datei von der Font runterladen, ausführen und dann dürfte da ein Button sein.
Ein Artefakt, das beliebige Permanent-Karten aus dem nichts aufs Feld zaubert ist definitiv etwas Neues. Vergleichbares fiele mir nur mit dem Spawnsire of Ulamog ein, nur dass der wesentlich restriktiver ist. Du hast hier also quasi den Über-Tutor, der auch noch von allen Farben gespielt werden kann. Wenn du ihn selbst nichtmal im Deck haben möchtest, ist er nur leider urlangsam. Das Problem der Karte ist meiner Meinung nach, dass sie im Spiel völlig banane sein dürfte, da sie nichtmal IM SPIEL sein muss. Wäre eine solche Karte legal, könnte absolut jedes Deck random G1 Combos spielen, ohne einen einzigen Nachteil hinnehmen zu müssen beim Deckbau. Die Möglichkeiten sind schier endlos und daher ist die Karte einfach nicht anders als mit "Banane" bewertbar x)
Die Idee dahinter finde ich klasse. Zeitkapseln kenne ich persönlich nur aus Film und Fernsehen, wenn man aktuelle Alltagsgegenstände verbuddelt, damit zukünftige Generationen sie irgendwann wiederfinden können. Dass so ein Gegenstand in Magic etwas abgefahrener sein darf, ist offensichtlich, du hast den sehr abgefahrenen Weg gewählt, dass deine Kapsel Gegenstände und auch noch sich selbst aus anderen Dimensionen hervorbringt. Abstrakte Interpretation des Themas, aber irgendwo passend doch schon.
Dragnos Journey of the Eternal:
Ein symmetrischer Effekt, von dem man als Kontrolleur als erster profitiert und der doch ziemlich mächtig ist. Die Karte ist für sich alleine schon sehr interessant und verändert das gesamte Spielgeschehen - Mythic ist sehr angebracht. Mit Stranglehold wird deine Karte extrem stark, das ist aber definitiv erlaubt wenn es stärkere Combos mit billigeren Pieces gibt. Die Karte lädt dazu ein, um sie herumzubauen, ist aber auch auf sich gestellt zumindest lustig, wenn auch nicht zwingend spielstark.
The Flavor is strong with this one. Die Ähnlichkeit deines Bildes zum inkonischen Time Walk ist mit Hinsicht auf dem Maler kein Zufall, was nahelegt, dass du sehr bewusst ausgewählt hast. Blauer wird ein Enchantment nicht, daher sind die Triple U in den Kosten hier sehr passend. Liegt deine Karte, läuft die Zeit schneller und langsamer ... irgendwie. Jeder Spieler bringt sein Spiel schneller voran, der Wechsel hingegen wird langsamer. Also haben wir hier nicht zwingend eine Zeitreise sondern mehr eine Streckung / Stauchung. Der abgehoben wirkende Kartenname spiegelt gut wider, dass die Karte zwischen den Spielern nicht unterscheidet sondern jeder ihren Bonus bekommt.
Avedons Frantic Scholar / Wise Mentor:
Man merkt deiner Karte leider an, dass sie nicht fertig geworden ist. Ich räume im Voraus mal mit den Schönheitsfehlern auf: Die Vorderseite müsste FrAntic Scholar heißen (vgl: Frantic Research) und hat außerdem kein Bild. Auf Wise Mentor müsste stehen: "~ doesn't untap during extra turns", vgl Medomai the Ageless.
So, zum Rest: Die Karte bietet für sich allein weder einen guten Body, noch eine wirklich gute Fähigkeit. Der Scholar enabled sich nicht selbst mit Enttap-Effekten (was ich gut finde), der Mentor geht damit aber sehr schnell infinite (was ich nicht so gut finde). Das Problem, das solche Karten in meinen Augen immer haben, ist der Hit-or-Miss-Aspekt. Dein Entwurf ist sehr swingy, entweder macht er gar nichts oder er ist extrem mächtig.
Der Zeitreise-Aspekt kommt dafür schön rüber. Aus dem überforderten Anfänger, der erstmal alles falsch macht, wird mit genug Übung der Weise, der ohne Probleme durch die Zeit hüpft. Der Flavor ist klar erkenntlich und wird in Fähigkeiten und Namen dargestellt.
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So, das war ein Aufsatz. Da ich gesagt habe, Avedons Karte wird noch aufgenommen, kann ich ihn auch klar als meinen Favoriten nennen, der den Wettbewerb trotz unfertiger Karte gewinnt. Das halte ich bei einem BBTT durchaus für angemessen, da hier meiner Meinung nach der Flavor am ehesten im Vordergrund stehen sollte. Hätte er die EInreichung nicht mehr geschafft, wäre es wohl Dragno geworden, so darf Avedon den BBTT 160 leiten!
Ich danke euch allen für eure Teilnahme und eure kreativen Beiträge! Ich hoffe, meine Bewertungen sind halbwegs verständlich und helfen euch weiter, ansonsten bleibt dieser Thread ja genau um solche Dinge zu besprechen offen