Generell: Ja, ich finde eine Umfrage als statistisches Mittel extrem kritisch und ich erkläre auch gerne warum.
Und ja, ich fände es sinnvoller, wenn zB Geldflüsse etc untersucht würden. Allerdings wird es damit schwierig, genauere Aussagen zu treffen, weil dann zB andere Faktoren ungeklärt/kritisch bleiben wie bspw "war das jetzt wirklich ein Konto eines Studenten?" etc.
Es gibt eben keine so leichte Antworten wie "Studenten verdienen durchschnittlich X€" oder "Studenten haben durchschnittlich X€ pro Monat zur Verfügung"
Die Frage ist simpel - eine konkrete Antwort zu finden aber eben enorm schwer.
Zu Umfragen allgemein:
Sagen wir du willst wie hier in dem Beispiel also die monetäre Situation "der Studenten" klären und du machst dafür eine Umfrage.
Die Umfrage findet in der Mensa statt, weil du dort möglichst zwanglos und viele Studenten triffst. Du stellst dich an irgendeine Stelle, zB den Hauptausgang (du willst dich nicht an den Eingang stellen, weil dort die Leute ja noch hungrig sind) und versuchst, möglichst viele abzufischen.
Egal welche Entscheidungen du dabei triffst, du wirst immer solche und ähnliche Entscheidungen treffen. Und jede dieser Entscheidungen, forciert eine gewisse Selektion deiner Stichprobe. Kurz: Du vorselektierst.
1) Dadurch dass du das in der Mensa machst, wirst du prinzipiell erstmal einen bestimmten Typ Menschen öfter antreffen als andere (prinzipiell leicht geselliger, da die Mensa auch ein Ort ist um zusammen zu kommen; das gemeinsame Essen ein Grund ist, sich auch mal über etwas anderes zu unterhalten als nur über Uni-Kra, und und und). Es gibt nämlich auch viele Gründe, einfach nicht in der Mensa zu essen. Ich habe zB die Erfahrung gemacht, dass ca 80% der Erstsemester erstmal in der Mensa Essen gehen, und je höher das Semester, desto seltener wird es, weil ihnen beispielsweise inzwischen die Speisekarte zum Hals raushängt (nach einem Jahr Studium kennt man so absolut jedes "Gericht" und hat auch jedes davon schon 3 Mal gehabt). Die direkten Kommilitonen mit denen du studierst und zu denen du engeren Kontakt hast werden weniger, weil du inzwischen Vorlesungen besuchst, die kaum ein anderer belegen kann/will, oder einfach generell weil sich über die Semesteranzahl hinweg die Spezialisierungen im Studium so ausgewirkt haben, dass du zwar ein paar echt enge Freundschaften und Kontakte hast, diese aber zunehmend in deiner Freizeit triffst, und tendenziell weniger direkt mit ihnen in der VL sitzt, sodass es gar nicht mehr so leicht ist, auf wirklich regelmäßiger Basis gemeinsam in der Mensa essen zu gehen.
Durch lauter so viele kleine Punkte findest du also in der Mensa einen ganz bestimmten Schlag Menschen - aber eben nichts repräsentatives.
2) Du machst es am Hinterausgang. In meiner Mensa gibt es soetwas wie einen Hinterausgang, der allerdings nicht ansatzweise so intensiv als Ausgang benutzt wird wie der Eingang. Sagen wir das ist 10:90 verteilt. Am Hinterausgang findest du zB an meiner Mensa fast nur Studenten/Doktoren der naturwissenschaftlichen Abteilung, weil deren Weg zu ihrer Fakultät durch den Hinterausgang deutlich verkürzt wird. Würdest du also an meiner Mensa am Hinterausgang deine Befragung durchführen, hättest du automatisch eine ganz ganz ganz stark vor-selektierte Stichprobe. Und solche Effekte treten - wie gesagt - einfach überall auf. Und ich habe auch wirklich keinerlei Hoffnungen, dass sich da jemand bei solch einer Umfrage die Mühe macht, auf solche Effekte zu achten
3) Du bequatschst Leute die gerade die Mensa verlassen: Du wirst dabei die besten Chancen haben, Einzelpersonen heraus zu fischen, weil jemand in einer Gruppe wenig Lust hat, seine Freunde warten zu lassen (die würden dann weiterziehen und er wäre alleine). Zack, Vorselektion.
Andersherum: Du gehst auf Gruppen von Leute zu, wo möglichst viele inzwischen schon aufgegessen haben: Zack, Vorselektion.
Und diese Liste könnte ich einfach ewig weiterführen. Bei wirklich jeder noch so kleinen Entscheidung, würde ich dir danach Ansätze geben, auf welche Weise das deine Stichprobe vorselektiert haben könnte.
Es ist wirklich eine enorme Herausforderung, repräsentative Stichproben zu erheben.
Alleine schon, dass Studenten gefragt werden - und die Abbrecher nicht einbezogen werden. Alleine dadurch findet schon eine Vorselektion statt.
Es gab nämlich auch einen nicht zu missachtenden Anteil an Ersties, die eben kein Bafög und auch keine Unterstützung ihrer Eltern bekommen haben, dadurch von Anfang an nebenher noch 450€ pro Monat erarbeiten mussten, erst recht nicht in der Mensa essen gehen btw (eher zwischendurch/unterwegs/irgendwas fertiges), und nach dem ersten oder zweiten Semester hinwerfen und sagen "ne, schaff ich nicht alles gleichzeitig."
Wenn die Umfrage erhoben wird, werden so Leute bspw entweder gar nicht erst erwischt (weil schon weg), oder eben nicht dort erwischt wo die Umfrage statt findet (weil schon 5min vor Vorlesungsende aus der VL gehechtet um beim Nebenjob anzukommen).
Und selbst wenn so Leute noch im Studium sind, wirst du die zu keiner Umfrage kriegen xD Wie lächerlich ist das denn...
An Umfragen werden also auch tendenziell (und diese Tendenz ist recht stark) auch ganz prinzipiell nur Leute teilnehmen, die gerade sonst nichts besseres vorhaben
Ich muss hier irgendwo mal einen Punkt machen, weil mir einfach zu jeder Qualität einer Umfrage X Sachen einfallen, weshalb die vorselektiert sein wird.
Jetzt könnte man sich vllt fragen, ob das online anders ist, aber: Nein^^
Alleine schon, dass jemand sich in seinr Freizeit hinsetzt, nur um eine von den x-tausend Umfragen auszufüllen mit denen Studenten täglich belagert werden, da muss schon jemand ziemliche Langeweile haben und so gar nicht wissen, was er sonst mit seiner Zeit anstellen soll. Massiv vorselektiert und ergo für mich nicht einmal das Anhören des Ergebnisses wert.
Genau durch so einen Schwachsinn entsteht ein Haufen Scheiße, selbst in den Wissenschaften. Es entstehen falsche Vorstellungen, falsche Richtlinien, einfach ein Haufen Zahlen die so rein gar nichts mit der Realität zu tun haben, die man sich als Zuhörer/Leser abgebildet zu sehen erhofft.