Seit einiger Zeit schon stellt MKM seinen Shopping Wizard zur Verfügung, der bei größeren Sammelbestellungen bei der Preisfindung assistieren soll: Anstatt selbst mühsam die günstigsten Bestellkombinationen zu ermitteln, übernimmt das der Algorithmus von MKM vollautomatisch und bündelt die besten Angebote zu sinnvollen Bestelleinheiten. So zumindest das Versprechen der Betreiber. Dass dabei nicht das absolut bestmögliche Ergebnis berücksichtigt werden kann, ist mathematisch zu erklären: Da es sich um ein Optimierungsproblem handelt, steigt der erforderliche Rechenaufwand exponentiell zum Nutzen. Kein Besteller möchte zehn Minuten auf die Berechnung warten müssen, um zusätzliche 15 Cent einzusparen. MKM ist sich diesen Problems bewusst und räumt selbst ein: "reducePrice: Diese Strategie sucht eine gute Mischung aus günstigstem Preis und wenigen Einzelbestellungen. Sie ermittelt nicht den absolut günstigsten Preis, da dies ggf. zu zu vielen Einzelbestellungen führt."
Dass das nur die halbe Wahrheit ist, wird an folgendem Beispiel deutlich, in dem mit derselben Menge an Einzelbestellungen ein bedeutend besseres Ergebnis erzielt werden kann:
Bild 1 zeigt den Vorschlag des Shopping Wizards basierend auf meiner Wunschliste. Man beachte beim Verkäufer DonMTG die jeweils rot unterstrichenen Kartenpreise. Von dem Händler MagicWarehouse werden weiter unten nur zwei Karten vorgeschlagen. Wenn ich nun aber das Sortiment von MagicWarehouse nach ebendieser Wunschliste filtere, erhalte ich für die drei unterstrichenen Karten bessere Preisangebote als bei DonMTG (Bild 2). In dem Fall hätte mir der Wizard vorschlagen müssen, diese Karten bei MagicWarehouse statt bei DonMTG zu bestellen. Der aufsummierte Preisunterschied beträgt immerhin 2,35 Euro.
Das sind bereits 2,35€ Differenz die sich nur daraus ergeben, dass der Wizard die Preise zwischen den vorgeschlagenen Händlern nicht abschließend vergleicht. Weiterhin können wir außerdem davon ausgehen, dass
a) das Problem in beide Richtungen auftreten kann, also Artikel bei MagicWarehouse gelistet werden, die es eigentlich bei DonMTG günstiger gibt. Das ist in obigem Beispiel zumindest nicht der Fall.
b) das Problem zwischen ALLEN vorgeschlagenen Händlern auftritt. Da ich bei acht verschiedenen Händlern kaufen möchte, müsste ich schon 28 Vergleiche durchführen, um jeden Artikel beim richtigen Händler zu bestellen. Nach Prüfung einiger Sortimente habe ich tatsächlich auch bei anderen Händlerkombinationen offenbare Fehlverteilungen gefunden.
c) der Fehler auch solche Händler betrifft, die erst gar nicht vorgeschlagen werden. Wenn der Wizard schon die von ihm vorgeschlagenen Preise nicht näher untersucht, muss davon ausgegangen werden, dass der Algorithmus, um die Datenmenge überhaupt bewältigen zu können, zahlreiche Annahmen trifft und Filter setzt, die eigentlich noch günstigere Händler und Bestellkombinationen von vorneherein ausschließen.
d) Versandkosten anfallen, die vermieden werden könnten. Da der Wizard die Sortimente nicht vergleicht, kann er auch nicht wissen, ob ein bereits vorgeschlagener Händler eine Karte nicht zwar für 50 Cent mehr als ein anderer vorgeschlagener Händler listet, diese aber eine zusätzliche Einzelkartenbestellung und deren Versandkosten obsolet machen würde.
Es lässt sich daher festhalten, dass der Wizard das Gefühl von optimierten Bestellkombinationen und Einsparnis suggeriert, er aber schon an einfachsten Aufgaben scheitert. Man muss dazu sagen, dass Optimierungsaufgaben mit Millionen Datensätzen und Trilliarden Kombinationsmöglichkeiten alles andere als einfach und in Kurzzeit nur dann zu bewerkstelligen sind, wenn das Problem aufs Radikalste vereinfacht wird. Leider kommuniziert MKM dies nicht offensiv genug und daher können viele Nutzer blinden Vertrauens in die Preisfalle tappen.
Deswegen möchte ich allen Nutzern zumindest zwei Tipps mit auf den Weg geben, wie sie mehr aus ihrem MKM-Guthaben rausholen:
1. Niemals einzelne teure Karten mit vielen günstigen Einzelkarten auf eine Wunschliste setzen und dann den Shopping Wizard benutzen, da hieraus die unsinnigsten Vorschläge mit den höchsten Verlusten generiert werden! Womöglich ist die teure Karte bei dem einen Händler am günstigsten, aber für die zusätzlichen Karten legt ihr doppelt wieder drauf. Kauft besonders teure Karten immer einzeln über die ganz normale Suche und lasst nur eure Centware durch den Wizard jagen. Ich habe mir eigens eine Wunschliste nur mit teuren Karten angelegt, die mir als reine Merkliste dient. Man kann dann bei einer teuren Einzelbestellung immer noch nach Centware mitfiltern, aber für alles den Wizard zu nutzen, macht einfach keinen Sinn.
2. Überprüft die vom Wizard vorgeschlagenen Bestellkombinationen. Insbesondere solche Karten, die ein paar Euro kosten oder bei denen der Preis euch zu teuer vorkommt. Vergleicht vor allem die Sortimente größerer Händler miteinander, da ihr hier immer Abweichungen finden werdet. Im Zweifelsfall nehmt eine teure Karte aus der Berechnung heraus und überprüft, inwiefern sich die Vorschlagsqualität verändert. Überprüft den Preis teurerer Karten über die Kartensuche. Nie einfach blind kaufen. Seid euch der Nachteile und Unzulänglichkeiten des Wizards bewusst und benutzt ihn nur so weit wie ihr ihn versteht und dem Ergebnis vertraut oder der Preis euch egal ist.