Danke für eure Teilnahme! Die Deadline ist erreicht, dann schreiten wir hiermit zur Auswertung:
Dragno mit Grove of Lost Souls
Bei einem getappt ins Spiel kommenden Dualland mit Option auf ungetappt gibts aus Sicht der Spielstärke und Spielbarkeit nichts zu meckern. Also sehen wir uns stattdessen einmal die Art der Umsetzung genauer an. Dein Land prüft, ob ein Mulligan gezogen worden ist und wird stärker, falls die Frage bejaht wird. Ich hatte derartige konditionale Effekte erwartet, aber Memory Issues befürchtet. Die umschiffst du zum Glück, indem du mit einem Marker repräsentierst, dass ein Mulligan genommen worden ist. Man kann zwar auch auf andere Weise eine Erfahrungsmarke erhalten, aber bisher gibts erst fünf solcher Karten und die naheliegenste wäre hier noch Meren of Clan Nel Toth, wobei sich dadurch natürlich noch lange kein Experience-Deck rechtfertigt. ;) Die Mechanik nutzt deine Karte schließlich nur als Mittel zum Zweck. Ob Erfahrungsmarken aber die beste Umsetzung sind, würde ich erst mal bezweifeln. Die Karten hätte man auch einfach ohne Marken von der Starthand exilen können, um sie dann von dort zu spielen oder ähnliches. So geht zu viel Wording allein daran verloren, dass man auch mit zwei Groves auf der Starthand nur eine Erfahrungsmarke bekommt. Auch den Erfahrungsflavor sehe ich auf deiner Karte jetzt nicht, im Gegenteil: Das Artwork (grünschwarzer gehts nun wirklich nicht, Glückwunsch dafür!) verbildlicht ja gerade eine Endgültigkeit, die auch dein Name "Lost Souls" widerspiegelt. Von einem "Lern-/Erfahrungs-"Flavor ist hier nichts zu spüren, selbst wenn der aus reiner Mulligan-Sicht sogar gepasst hätte mit dem Verwerfen der ersten Hand. Sicher hätten die Farben dann auch andere sein müssen als Golgari, am ehsten vielleicht Dimir.
Dass du die Opening Hand als zeitliche Einschränkung nutzt, rechne ich dir hoch an, weil das wohl tatsächlich der einzige Zeitpunkt ist, bei dem mit Sicherheit noch keine Memory Issues auftreten. Auch mit den Erfahrungsmarken hast du dir Gedanken gemacht, die regeltechnisch ohne Weiteres standhalten, aber der (ansonsten erstkalssige!) Flavor wäre auf einer anderen Karte besser aufgehoben. Hier fängt er mir den Mulligan nicht genug ein. Daher eben nur eine sehr technische Umsetzung.
Gauchor mit Norin's Companion
Dein Design ist eine direkte Anspielung auf die chaotische Hasskarte Norin the Wary. Die Stats und Klasse sind gleich, Manakosten und Legendenstatus aber unterschiedlich. Anders als Norin kann sein Companion wenigstens angreifen, aber das Spiel muss er trotzdem noch in derselben Runde verlassen. Eine Karte wie Norin zu designen ist eine Herausforderung, daher schon mal danke für den Versuch! Ich mag ja ausgefallene Designs. Norin selbst ist ja so schwachsinnig, dass ich ihn nie in einem ernsthaften Set erwartet hätte, wäre er nicht genau dort releast worden. Daher muss ich auch bei deinem Entwurf entsprechend mildtätige Gnade walten lassen. ;)
Man könnte den Companion nämlich als sehr umständlichen Workaround für einen im Grunde 2/1 Haste-Human sehen, der als etb zwei Schaden schießt - wäre da eben nicht der Umstand, dass er nicht ganz zufällig keine Legende ist. Das erlaubt der Karte die Aufrechnung des Effekts mit jeder Kopie, die beim Mulliganziehen exiliert wird: Je mehr Companions ins Exil gehen, desto härter gibt es auf die Fresse. Das wären im Extremfall potentielle 8 Schaden in Runde 1 (und dafür wohl eine leere Starthand). Die Memory Issues umgehst du, indem die Karte ins Exil geht und nur im ersten Upkeep des Spiels wirksam wird. Raffiniert! Dass die Karte am Ende des Zuges in die Bibliothek gemischt wird, ist eine Spiegelung des Ins-Spiel-Cheatens und die ist auch dringend nötig, um die Bodies wieder aus dem Spiel zu befördern. Dass das Removal dann auch normal ausgespielte Companions betrifft, ist ein notwendiges Übel, welches aber die starke Upside der Karte auf ein vernünftiges Level herunterbalanced. Insgesamt spielt die Karte sehr in die rote Randomness hinein. Das Zitat gelingt dir, ohne die Karte sich wie eine Kopie von Norin anfühlen zu lassen.
Mit neun Zeilen Text ist die Karte lediglich etwas zu wortlastig ausgefallen. Den Flavortext hättest du getrost einsparen können. Auch sehe ich Menace nicht als erforderlich an. Wenn Companion für den Effekt kommt, stehen meist noch gar keine Blocker - und falls doch, wird halt gekämpft. Auch wirkt ein "Begleiter" jetzt nicht gerade sehr bedrohlich. Das "remove it from the game" müsstest du noch durch ein "exile it" ersetzen.
Redstern mit Amphibious Growth
Diesmal ein Pumpspruch, der ebenfalls auf einen genommenen Mulligan hin überprüft und das sogar mit einem Ability Word. Second Chance erscheint dem Namen nach schlüssig, aber ob es genug Designspace gäbe? Man kann den Effekt natürlich auf Evergreen-Effekte wie "deal 2 damage / deal additional 2 damage" oder "gain 4 life / gain additional 4 life" anwenden, wobei ich mal davon ausgehe, dass der Effekt immer genau repliziert wird, weil er halt die zweite Gelegenheit darstellt. Allerdings fände ich das dann wieder reichlich unspektakulär. Doch genug spekuliert, betrachten wir einmal deine sehr konkrete Umsetzung im Detail. Hier spielt deine Karte dem Nebeneffekt von Mulligans, über weniger Handkarten zu verfügen, leider genau entgegen, indem sie viele Karten erfordert: Ein Land, zwei Kreaturen und diesen Spruch. Dass der Wachstumseffekt auf 1/1er Kreaturen beschränkt ist, erschwert es dem Spieler zusätzlich, diesen Boardstatus zu erreichen. Wenigstens fällt der Effekt dafür entsprechend stark aus und gibt sogar. Da Groundswell als Common existiert, sollte die Spielstärke in Ordnung gehen. Ich würde sogar so weit gehen und sagen, dass selbst das Second Chance die Karte nicht op werden lässt, da es mehr oder weniger die versteckten Kosten enthält, eine Hand verworfen zu haben bzw. Handkarten reduziert zu haben. Ich würde aber nicht so weit gehen und die Karte als Common anbieten, Uncommon sollte sie schon sein. Höher aber auch nicht, dafür hätte sie schon "for each mulligan that was taken, copy this spell" oder ähnliches mitbringen müssen, was auch ein interessanter Touch hätte sein können.
Ob die Karte als Hybrid so gut funktioniert, weiß ich nicht. Immerhin gibt sie damit auch +4/+4 für blaues Mana. Sicher hätte die Karte auch monogrün funktioniert und dafür ohne Hexproof. Der Amphibienflavor ist natürlich grünblau und ich bin nicht gänzlich gegen Blau, aber man muss sich der farblichen Konsequenzen eben bewusst sein: Deine Karte gibt monoblauen Decks Zugriff auf Groundswell.
Neben den Memory Issues, die deine Karte leider nicht löst (in der achten Runde am zwölften Match des Abends und nach dem fünften Bier hat man sicher vergessen, ob man den Mulligan in diesem oder dem vorigen Match gezogen hat), bringt sie leider Rules Issues mit: Beim Wirken müssen bereits beide Ziele angesagt werden, von denen dann aber im Zweifel nur eine der Kreaturen +4/+4 und hexproof erhält. Um das zu vermeiden, würde mir nur eine umständliche Lösung über "X target" einfallen oder die Kopie des Spruchs. Alternativ könntest du die Kosten heraufsetzen und dann mit günstigeren Alternativkosten arbeiten.
Yaloron mit Twisting Fate
Hier haben wir ein 3-in-1-Design und einen Elefanten im Raum: Deine Karte hat keinen silbernen Rand. Die ersten beiden Effekte nehmen Bezug auf das nächste Spiel des Matches. Das Härteste, was Magic in dieser Richtung zu bieten hat, sind Shahrazad und Karn Liberated, die beide aber im selben Spiel bleiben. Deine Karte geht sogar darüber hinaus. Natürlich wurde sie von dir unter der Prämisse erstellt, dass sie nach Regeln funktionieren sollte und notfalls die Regeln überarbeitet werden müssten. Aber wie sollte man die Probleme angehen? Manches erscheint ja noch logisch, etwa wenn es bereits die letzte Runde des Matches ist, dann würde der Effekt einfach verpuffen. Aber was, wenn man Küchentischmagic spielt und jeder jede Runde andere Decks rauskramt und gar nicht nach Matches gespielt wird? Nehmen wir an, das wäre alles überhaupt kein Problem, dann wäre die erste Option deiner Karte sehr unfun, so naheliegend der Effekt dann auch wäre. Du hättest auch einfach deinen zweiten Effekt umkehren können: Statt dass du eine Karte mehr ziehst, zieht der Gegner einfach eine weniger als üblich.
Die dritte Option finde ich tatsächlich ganz cool, auch wenn sie schon etwas schwach wirkt: Man zieht immer nur so viele Karten, wie man zu Spielbeginn weniger gezogen hat. Die Spielrelevanz ergibt sich erst dann, wenn man mehr als eine Kopie dieser Karte zieht. Vielleicht hätte man hier sogar X+1 geben können, damit die Karte nicht gar nichts tut, wenn man keinen Mulligan genommen hat.
Leider kann ich hierzu auch nicht so viel mehr schreiben, da die Karte so jenseits der Regeln steht. Die Auswahlmöglichkeit fände ich prinzipiell gut bei einem so engen Designrahmen, dann aber trotzdem mit anderen Optionen. Der Schicksalsflavor hätte sicherlich gepasst, wäre die Karte druckbar.
DankyDoodle mit Kiora's Pleading
Iiek. Das Artwork hat frappierende Änhnlichkeit mit einer der gruseligsten Magickarten, nämlich Cold-Eyed Selkie - und selbst die Farben stimmen überein! Unheimlich.
Diesmal also ein Enchantment mit zwei verschiedenen Opfereffekten, wobei der Clou ist, dass die Karte gratis ins Spiel kommt, wenn ein Mulligan genommen worden ist. Auch hier gibts keine Memory-Probleme, weil die Karte zu Spielbeginn ins Spiel kommt. Das scheinen fast alle richtig zu machen.
Überrascht bin ich allerdings von der Mächtigkeit der Effekte: Deine Verzauberung erlaubt nicht weniger, als für zwei Mana eine cmc6 Kreatur nicht nur auszuspielen, sondern sie auch vorher noch aus der Bibliothek zu tutoren! Oder wenn das nicht genug ist, stattdessen drei Karten zu ziehen, nachdem man drei gescryt hat! Und das nur mit einem Mulligan. Das ist geradezu unverantwortlich günstig! Der Gegner legt gerade sein zweites Land aus und kriegt in seinem Zug dann einen Primeval Titan entgegengestellt. Damit ist das Spiel dann auch in aller Regel vorbei. Die Karte muss massiv generft werden, sonst ist sie lächerlich stark. Sie wäre ja selbst ohne die Mulliganfähigkeit spielbar. Ich schlage mindestens Aktivierungskosten von jeweils 3 vor und zusätzlich den Tutoreffekt zu entfernen. Gerade bei modalen Spells sind Einschränkungen wie "you may cast a creature card with cmc 6 or less from your hand without paying its mana cost" angebracht, weil man bei Unmöglichkeit immer noch die Auswahl über die Alternativeffekte hat. Bei einem Tutoreffekt werden hingegen die anderen Optionen uninteressant und belanglos.
Die Kernidee der Karte, eine Art Manabatterie wie Vessel of Valatility zu schaffen bei genommenen Mulligans, die nachfolgende Effekte vergünstigt, ist sicher nicht verkehrt. Beim Powerlevel hast du aber voll danebengegriffen. Ein gutes Händchen hast du dafür für die Art der Effekte bewiesen: Beide bringen Kartenvorteil. Genau das, was man braucht, wenn man im Kartennachteil ist. Doch auch bei deiner Karte kann ich nicht klar erkennen, inwiefern der Flavor sich auf Mulligans stützen soll. Ferner kann ich auch das Flehen nicht einordnen. Sind die Effekte die Bitten, die Kiora erfüllt? Oder die sie erbittet? Warum muss die Herrscherin der Meere laut Kartennamen selbst um etwas flehen?
RainJosh mit Reinforcement Captain
Uff, als krönender Abschluss eine acht Mana-Granate. Und zum ersten Mal eine Karte, die auch gegnerische Mulligans berücksichtigt. Davon hatte ich mehr erwartet. Danke also dass wenigstens deine Einreichung dieser Erwartung gerecht wird. ;) Ich finde es lustig, dass du ebenfalls ein Chance-Ability Word nutzt, auch wenn ich es hier nicht ganz so bezeichnend finde.
Dein Ork (endlich mal einer, gibt so wenige davon) kommt zwangsläufig sehr spät, bringt dann aber hoffentlich seine Freunde mit. Auch wenn sich "plus one" immer etwas dämlich liest, finde ich trotzdem gut, dass wenigstens ein Ork mitkommt. Hier hätte ich mir aber um ehrlich zu sein sogar noch mehr gewünscht, führt doch Army of the Damned für dieselben Kosten gleich 26 Power ins Feld! Man muss natürlich anmerken, dass mit jedem weiteren Zusatzork die Mulligan-bedingten Orks weniger ins Gewicht fallen. Da wären mir aber noch eingefallen: "for each mulligan [...] create two [...]" oder "create five 2/2 black [...], then for each mulligan [...] put a +1/+1 counter on each Orc you control". Dann wäre dein Captain eine potente Multiplayer-Bombe geworden. So ist er ein 5/3er Vanilla, der im 2 on 2 vermutlich zwei bis drei popelige 2/2 Orks mitbringen wird. Eine der Besonderheiten von cmc8 und höherwertigen Karten ist ja gerade, dass man hier maßlos übertreiben darf. Das gelingt dir leider nicht. Alternativ hättest du zumindest die Manakosten auf 4BB heruntersetzen können. Die vier schwarzen Mana wirken ohnehin fehl am Platz. So schwarz ist kein Ork, in dem Bereich bewegen sich Dämonen wie Griselbrand und Liche.
Dem Namen nach liefert die Karte genau das, was sie verspricht; der Effekt ist einfach und direkt gehalten. Dabei bringt er aber gerade die schlimmsten Memory Issues unter allen eingereichten Karten mit und bietet keine Lösung dafür an. Wer weiß denn noch in einer Mehrspielerrunde, wie viele Mulligans von allen Spielern wenigstens acht Runden zuvor genommen worden sind? Und wer will das im Nachhinein überprüfen? Das lädt zu Auseinandersetzungen geradezu ein.
Vom Wording her denke ich, dass es "for each mulligan taken among players this game" heißen würde. Insgesamt finde ich deine Karte vordergründig spaßig, aber nicht ganz mit Bedacht designt: Wovon hat man umso weniger, je mehr Mulligans man nimmt? Karten. Und damit irgendwo auch Mana. Karten, die auf Mulligans aufbauen, müssen kosteneffizient sein. Das ist dein Captain gerade nicht. Würde der Effekt nicht eben Mulligans zählen, sondern irgendetwas anderes, würde ich die Karte sicher feiern, aber so fällt mir das entsprechend schwer.
Fazit und Endauswertung
Die Bandbreite an Karten hat mich positiv überrascht. Fast alle wichtigen Kartentypen waren vertreten und bis auf Weiß auch alle Farben, Seltenheitsstufen und Manakosten. Ihr habt gezeigt, dass es möglich ist, tatsächlich noch mehr Karten in dem Bereich zu erstellen als ich zunächst angenommen hatte. Das Design von Mulligan-Karten zeigt, dass es vor allem darauf ankommt, die natürlichen Nachteil kreativ zu umschiffen, den Mulligans mitbringen, nämlich weniger Karten und Mana. Wer munter drauflosdesignt, hat am Ende mitunter eine Karte erstellt, die sich zwar dem Anschein nach an Mulligans ausrichtet, sie aber nicht wirklich berücksichtigt bzw. die geänderten Spielsituationen, die durch sie entstehen. Die zweite große Hürde sind die Memory Issues, die die meisten von euch sogar recht erfolgreich adressiert haben, die aber als wesentliches Element in jedem Fall enthalten und sinnvoll integriert sein müssen. Und die dritte wichtige Frage hatte ich gleich zu Beginn in der Aufgabenstellung gepostet: "Braucht es eure Karte?" Zweifelsohne brauchen alle eingereichten Karten Mulligans, aber bereichern sie auch das Spiel mit Mulligans bzw. die Mulligans selbst? Yaloron hat als einziger die Frage im Kern zu beantworten versucht, indem er die Mulligans alternieren wollte, dabei aber vielleicht zu ambitioniert vorgegangen ist. Dragnos Land halte ich für die druckbarste Karte in diesem Contest, aber nicht die aufregendste. Im Gesamteindruck am meisten überzeugt hat mich Gauchors Karte, die ein richtiges Maß an verwegenem Design mitbringt und die Aufgabenstellung kreativ umspielt, dabei aber eine sehr solide Karte abliefert. Ich küre ihn daher zum Sieger, herzlichen Glückwunsch!
Zum Abschluss gibt es hier noch meinen ganz eigenen Versuch, ansonsten danke ich nochmals allen Teilnehmern! Wir sehen uns im CCC8!
Bearbeitet von Lee, 07. August 2017 - 00:33.