Bevor ich mich der Beantwortung der Fragen widme, vorweg: MTG Spiele ich nicht competitive, dennoch möchte ich meine Meinung zum Thema beisteuern, da ich es selbst ziemlich interessant finde.
- Seid ihr am Verlieren gewachsen?
Als Person/Charakter? Das nehme ich bislang nicht so wahr - da hat jahrelanges Sporttreiben und wahrscheinlich das ein oder andere, das einem im Leben so passiert, bereits zu viel Vorarbeit geleistet, als das es ins Gewicht fallen würde (auch wenn ich glaube, dass man nie 'ausgewachsen' ist).
Allerdings würde ich festhalten, dass meine Decks schon vor allem von Niederlagen profitieren. Der Spielstil wächst am ehesten durch Spielfehler denke ich, die würde ich aber nicht auf die gleiche Stufe mit 'Verlieren' stellen.
- Wie lange habt ihr gespielt, bis euch Verlieren egal wurde?
Tricky one. Verlieren ist mir nie 'egal' gewesen und wird es nie sein (war immer der Kämpfen-bis-zum-Ende-Typ, solange ein Spiel/Wettkampf läuft), allerdings kann ich die meisten Niederlagen im Anschluss sehr schnell abhaken. Anders gesagt: Ich mach's zum Spaß - das betrifft Sport und MTG (und eigentlich alle Spiele) gleichermaßen. Sieg oder Niederlage (allein) entscheiden nicht darüber, ob ich Spaß hatte. Dazu kommt, dass ich in MTG meistens irgendwelche wilden Decks zocke und mich eher darüber freue mal ein Game wie intendiert zu beenden, als Match für Match zu gewinnen. Ich glaube zu diesem Punkt könnte man Unmengen an Beispielen vorbringen, ich hoffe es ist klar, was ich meine.
- Warum ist Verlieren so schwer?
Wie gesagt, ich kann viele Niederlagen im Nachhinein gut akzeptieren. Ich glaube Verlieren ist (im Plan/evolutionär) einfach nicht vorgesehen und Niederlagen daher auch sehr schwer zu bewältigen. Außerdem glaube ich, dass es mittlerweile viel schwieriger geworden ist Verlieren zu lernen. Zumindest bilde ich mir ein, dass es mittlerweile viel mehr 'neutral space' gibt, also Raum in dem es keine (echten) Enttäuschungen/Niederlagen mehr gibt -> verwöhnt undso . (Meine Wahrnehmung, betrifft auch nicht zwangsläufig die aktuelle Community hier, aber vor allem alles was jetzt so nach und nach da reinwächst.)
- Kann jeder Verlieren lernen?
Hm, ich glaube daran, dass jeder es könnte (zumindest in gewissen Maße/bis zu einem bestimmten, nicht definierten Zeitpunkt im Leben ). Offensichtlich scheint alles darauf hinzudeuten das es a) nicht jeder kann, b) nicht jeder versucht oder c) lieber raged/Schuld zuweist/[insert random coping behaviour here]. Meine Erfahrung (abseits von MTG!!) ist, dass es oft die ohnehin unsympathischen/sozialinkompetenten Typen sind, die in letztere Muster verfallen.
- Seid ihr gute oder schlechte Verlierer?
Grundsätzlich würde ich mich als einen passablen Verlierer halten. Ich bin eher wegen einzelnen Situationen im Eifer des Gefechts mal etwas unter Strom. Tatsächlich empfinde ich aber die Gewinner-Rolle als ebenso schwierig.
- Ab wann regt ihr euch auf?
Ich bin eigentlich fast immer ruhig (außer auf dem Platz ). Wegen der Niederlage selbst würde ich auch nicht rumnörgeln, allerdings gehört zum Spiel ja auch immer ein guter Gewinner. Wenn es den nicht gibt, pisst mich das schon an.
Was mich intern am meisten anfeuert: Wenn ich weiß, dass ich alles richtig gemacht habe, aber trotzdem nicht gewonnen habe. In MTG kann ich das recht gut akzeptieren - aus diesem Grund spiele ich aber viele Spiele nicht (gerne), die quasi ausschließlich auf der Zufallskomponente beruhen, obwohl sie im Freundes-/Bekanntenkreis so gerne gespielt werden.
- Zockt ihr bei 0 - 3 noch weiter, oder ist das Turnier dann gelaufen?
Da ich nicht competitive spiele stellt sich die Frage selten. Wenn ich mal MTGO eine League spiele, dann spiele ich sie auch bis zum 0 - 5 . Generell habe ich fast immer alles bis zum Ende durchgezogen. Insbesondere, wenn das einen (relevanten) Einfluss auf das Gesamtergebnis haben könnte, bin ich immer dafür so eine Art Chancengleichheit zu wahren.
- Sind für euch Spielfehler, die zum Verlieren führen besonders ärgerlich?
Wie oben beschrieben, denke ich das Spielfehler essentiell dafür sind, ein besserer Spieler zu werden. Ich ärgere mich manchmal (kurzfristig) über besonders dämliche Missplays, aber bis ich verloren habe, ist der Ärger verflogen. Umgekehrt finde ich die Niederlagen aufgrund von (offensichtlichen) Spielfehlern besonders einfach zu verarbeiten, da man genau zuordnen kann wo die Ursache lag.
Warum wohl sind Profisportler so oft schlechte Verlierer bzw. Regen sich übermäßig über alles mögliche auf. Weil sie halt nicht verlieren wollen. Das ist halt auch ne krasse Motivation. Es ist extrem schwer besser zu werden, wenn es einem egal ist wenn man verliert.
Interessant, das das angesprochen wird. Zwischen Beruf und Hobby (Spiel) gibt es natürlich Unterschiede. Profis haben in der Regel tatsächlich einen starken eigenen! Antrieb, wer das nicht hat, wird vielleicht (vielleicht auch nicht) wahrscheinlich kein Profi. Allerdings sollte man aus meiner Perspektive auch zwischen 'Ich komme mit einer Niederlage gut klar' und 'Mir ist es egal ob ich verliere' einen Unterschied machen. Und ob jemand ein guter oder ein schlechter Verlierer ist, würde ich auch nicht daran festmachen, ob er auf dem Platz mal raged oder nicht.
Grüße
Daeron
edit___
Antworten eingefärbt und gefressene Antworten zu den letzten zwei Fragen sinngemäß wieder ergänzt.
Bearbeitet von Daeron, 29. August 2017 - 09:15.