Okay Freunde, ich bin fertig! Entschuldigt die Verspätung, ihr seid bestimmt schon aufgeregt!
Anstatt mich an den Leitfaden zu halten habe ich einfach zu jeder eurer Karten geschrieben, was mir halt eingefallen ist. Wenn es sich ein bisschen komisch liest tut es mir leid, wir haben nun mal jetzt Herbst und das ist für uns Skorpione eine sehr turbulente Jahreszeit!
Elysian Protecor von Lee
Die Karte trifft meinen Geschmack schon mal sehr gut! Ich werde nicht lügen, ich war anfänglich hingerissen von dem Herrn! Gehen wir aber ein wenig mehr ins Detail ~
Eine fliegende 3/3 in Weiß ist für die Manakosten auf jeden Fall in Ordnung - mir gefällt dass du hier hinsichtlich der Power & Toughness etwas vorsichtiger entschieden hast. Der Name der Karte ist super und auch die Wahl des Kreaturentypen stimmig – ich meine, bei dieser tollen Rüstung! <3
Soweit alles gut, aber nun müssen wir uns mit dem zentralen Punkt der Karte beschäftigen – seiner aktivierten Fähigkeit. Er kann enttappen um drei Schadenspunkte zu verhindern. Das ist schon mal recht stark, aber du hast versucht es mit drei Drawbacks auszubalancieren: 1. Er kann keine Spieler oder Planeswalker beschützen. 2. Er kann sich selbst nicht beschützen (also ist er z.B. Lightning Bolt gegenüber empfindlich) und 3. Er verliert bis zum nächsten Zug Flugfähigkeit (dieser Aspekt wird im Flavortext aufgegriffen).
Aber... das reicht nicht. Das größte Problem, dass diese Karte hat, ist dass die Enttappfähigkeit mit keinen anderen Kosten verbunden ist. Wenn man sich mal die erschienen Karten mit Enttappsymbol ansieht, stellt man fest dass die korrespondierende Fähigkeit IMMER auch Manakosten hat! Warum? Weil die Karten sonst unglaublich einfach Infinite gehen können. So wie der Elysian Protector gerade ist, kann er mit Karten wie Hermetic Study oder Arcane Teachings problemlos das Spiel gewinnen. Es sind einfach unglaublich viele Kombos möglich und auch wenn man vielleicht argumentieren könnten, dass eine Kreatur mit CC5 ein viel zu langsames Combopiece darstellen würde, wird hier doch eine wichtige Regel gebrochen und vom Flavor her hatte ich auch nicht den Eindruck, dass das der beabsichtigte Nutzen der Karte sein sollte.
Feeling: Wenn ich ihn auf dem Feld habe, fühle ich mich sicher. Er kämpft für mich und beschützt meine Kreaturen. Genau so sollte ein Engel sein.
Melcaph, Arbiter of Diversity von pseudo
Dieser legendäre Engel enthält nicht nur kein Weiß, er ist auch ausgesprochen gegen Weiß – das ist ein gewagter Ansatz und ich mag ihn! Werfen wir erstmal einen Blick auf seine Werte.
Er ist eine fliegende 0/4 für vier Mana, allerdings macht ihn seine Fähigkeit virtuell zu einer 4/4. Eine legendäre 4/4 für vier Mana ist definitiv in Ordnung, besonders wenn man vier verschiedene Farben aufbringen muss! Doch wenn man ihn einmal draußen hat, ist es für den Gegner schwierig, ihm vom Feld zu bekommen. Er hat Protection from White, also können die nervigsten aller Removals ihn schon mal nicht beseitigen. Seine Toughness reicht aus, um einen Lightning Bolt zu überleben und seine schwarze Farbe schützt zusätzlich vor Zaubern wie Doomblade oder Terror. Finde ich ziemlich gut gemacht; er ist schwer zu handlen aber bietet immer noch mehr Interaktivität als wenn man einfach Hexproof draufgeklatscht hätte.
Naja, reden wir über seine Fähigkeiten! Die erste Fähigkeit ist quasi eine Leyline of Singularity für Kreaturen und passt flavormäßig ziemlich gut zu der Karte! Doch es ist mit ein paar Problemen behaftet. Grundsätzlich ist der Effekt ja erstmal symmetrisch, also müsste man sein Deck schon entsprechend anpassen um nicht davon betroffen zu sein (was dazu führen könnte, dass man Karten ins Deck tut, die eigentlich nicht optimal sind...) Ansonsten ruiniert die Fähigkeit halt sämtliche Tokenstragien, was je nach Meta sehr stark sein kann, aber eben situativ ist.
Dann gäbe es noch die zweite Fähigkeit. Ich glaube, sowas hat es noch nicht gegeben, also bekommst du definitiv einen Kreativitätspunkt, aber ganz glücklich bin ich damit nicht. Genau wie die erste Fähigkeit ändert sie die Regeln auf dem Spielfeld, was bei Spielern, die unerfahren, müde, oder einfach dumm sind zu Memory Issues führen kann, was man nach Möglichkeit vermeiden sollte. Außerdem sehe ich spieltechnisch keinen wirklichen Zusammenhang zwischen den beiden Fähigkeiten, außer dass sie halt beide Tokenstrategien kaputt machen. Aus den Gründen würde ich empfehlen, eine der beiden Abilities zu cutten ~
Feeling: Er ist mächtig, mysteriös, und hat eine eigene Agenda, die auch mir schaden könnte, wenn ich nicht vorbereitet bin. Wirklich passend für einen gefallenen Engel.
Reginreid, Heaven's Combatant von Redstern
Hier wurde ein nordischer Flavor gewählt, was völlig legitim ist. Beginnen wir mit dem Balancing. Die Manakosten sind wegen dem Hybridmana etwas schwer einzuschätzen, Mardu-Decks können sie mit jeder beliebigen Kombination von Mana rufen, was schon ziemlich stark ist. Andererseits sind ihre Fähigkeiten natürlich davon abhängig, dass man weiter Mana in sie reininvestiert. Die drei Fähigkeiten selbst liegen stets im Colorpie der Farbe, die man braucht um sie zu aktivieren (das finde ich gut!) und kosten progressiv mehr. Die erste Fähigkeit bringt Schutz und Evasion, während sich die anderen beiden auf angreifende und blockende Kreaturen beziehen, was vom Flavor sehr gut passt.
Mein größtes Problem mit der Karte ist, dass sie sehr zugeklatscht wirkt. Damit meine ich nicht nur den Namen, die Manakosten und die Typzeile (auf die komme ich gleich noch), sondern auch die Fähigkeiten – die Karte scheint situativ eine Menge Sachen zu machen, aber nichts wirklich gut. Ein guter Vergleich wäre vielleicht ein Schweizer Taschenmesser, das schon etwas stumpf geworden ist. An den Typen der Karte stören mich auch zwei Dinge: Erstens, warum ist die Dame eine Enchantment Creature? Sie macht schon so viel, das muss nicht wirklich sein. Es harmoniert zwar mit der zweiten Fähigkeit (wenn man wirklich verzweifelt ist kann man die Karte selbst opfern), aber da könnte halt genauso gut „Sacrifice a creature“ stehen. Das passt flavormäßig gleichermaßen (oder eigentlich sogar noch besser) in Schwarz.
Zweitens, war der Valkyrie-Untertyp wirklich nötig? Wir haben bereits eine Valküre in Magic (Adarkar Valkyrie) und sie ist vom Typ einfach Angel. Ist jetzt nicht megaschlimm, aber gerade wenn die Typzeile beinahe aus den Nähten platzt sollte man sich definitiv überlegen ob da jedes Wort wirklich erforderlich ist ~
Feeling: Sie ist nicht hier, um mich zu beschützen. Sie und ihre Brüste sind hier, um zu kämpfen. Der Gegner wird Angst haben, anzugreifen oder sich zu verteidigen... passt sehr gut zu einer furchteinflößenden, kriegerischen Valkyre.
Angel of the Arsenal von Dragno
Verglichen zu den anderen Einsendungen ist dieser Engel deutlich weniger komplex, was aber nicht schlecht ist! Denkt daran, Jungs, manchmal ist weniger mehr!
Mein erster Gedanke war 'Limitedbombe'! Ihre Kosten mögen zwar mit für eine fliegende 4/5 eher konservativ angesetzt sein, aber im Hinblick auf ihre aktivierte Fähigkeit finde ich sie kein Stück zu teuer. Man kann ihr nach Lust und Laune Lifelink, Vigilance oder Indestructible geben – drei mächtige Fähigkeiten, besonders in Kombination! Das kann für den Gegner schon fatal sein, allerdings muss man auch eine Menge Mana investieren, damit sie die Fähigkeiten auch behält. Ehrlich gesagt habe ich hier eigentlich nichts dran zu meckern, also gehen wir mal zum Flavor über:
Die Karte stellt einen Engel dar, der Waffen schmiedet – ich halte es für völlig in Ordnung, das mit Keyword-Abilites darzustellen, anstatt die Karte thematisch auf Artefakte bzw. Equipment zu basieren. Mein (zugegeben sehr pingeliges) Problem beim Flavor ist, dass der Flavortext von „each dawn“ spricht und es sich da einfach angeboten hätte, die Fähigkeit im Upkeep triggern zu lassen (Der Beginn des Zuges könnte sehr schön den Tagesanbruch symbolisieren). Natürlich würde das die Flexibilität der Karte stark einschränken und sie um einiges schwächer machen, deshalb verstehe ich schon dass du dich dagegen entschieden hast. Die „each dawn“-Formulierung halte ich da einfach für etwas unglücklich bei einem Flavortext, der ansonsten sehr gut gelungen ist.
Feeling: Sie ist wie ein leuchtender Stern der Hoffnung. In so vielen Situationen wünscht man sie zu ziehen und ihre Fähigkeiten wirken zu lassen.
Leliel, Mistress of Night von RainJosh
Woah, sie ist wunderschön! Also beim Artwork hast du meinen Geschmack schon mal getroffen – daher kann ich auch drüber hinwegsehen dass die Dame ein wenig mehr aussieht wie ein Avatar als ein Engel. Mechanisch habe ich an ihrer äußeren Form soweit nichts auszusetzen – der Body ist mit Power und Toughness von 4 nicht übertrieben hoch, hat aber Evasion und Lifelink, was für die Kosten in Ordnung ist. Das wirklich Interessante ist natürlich ihre ausgelöste Fähigkeit. Vielleicht verschätze ich mich hier auch, aber tut mir leid, sie kommt mir wirklich viel zu stark vor. Sie tappt ohne wenn und aber ALLE Kreaturen ALLER Gegner, wenn sie im letzten Zug nicht angegriffen hat, UND verhindert im Zug danach auch noch dass sie wieder enttappen! Kreaturenbasierte Decks spielen an dieser Stelle einfach nicht mehr mit – man kann Leliel gemütlich als Blockerin mit Lifelink chillen lassen und mit anderen Kreaturen angreifen, ohne dass die Gegner sich richtig wehren können. Man selbst kann auch nur noch mit Kreaturen angegriffen werden, die Eile haben, da sie ansonsten im eigenen Upkeep von Leliel eingefroren werden. Du kannst dir sicher sein dass diese Karte im Multiplayer ausgespielt sofort ein Removal frisst, und das aus gutem Grund. Man MUSS sie irgendwie loswerden sonst gewinnt sie einfach. Mythic Rare hin oder her, das finde ich für definitiv zu stark. Zumindest hast du ihr kein Protection, Hexproof oder ähnliches gegeben; dadurch kann der Gegner zumindest noch über noncreature spells mit ihr interagieren.
Der Flavortext ist okay, sollte hier aber in Anführungszeichen stehen.
Feeling: Sie ist unglaublich mächtig. Wenn ich sie ausspiele, fühle ich mich sicher, so als würden alle Feinde einschlafen und nie wieder aufwachen.
Bin ich ganz alleine auf dieser Welt...?
Angel of the Armory von avedon
Er wirkt ein wenig wie die männliche Version von Dragnos Karte – doch auch wenn sie sich thematisch ähneln, sind sie mechanisch doch sehr unterschiedlich. Bei einer Mythic Rare ist eine 3/3 für 4 Mana preislich sehr fair angesetzt, wenn man betrachtet was man schon für ein Mana mehr bekommt (*hust* Baneslayer Angel *hust *), aber bevor wir das beurteilen reden wir lieber über die superbe Fähigkeit dieses Herrn. Er bringt uns ein beliebiges Equipment aus der Bibliothek auf die Hand, und das ist auf jeden Fall ziemlich gut! Plötzlich frage ich mich, ob die Karte nicht zu günstig angesetzt ist, denn für nur bekommt man:
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eine fliegende 3/3 aufs Feld
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ein Equipment aus der Bibliothek
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Equipkosten werden günstiger
Das ist auf jeden Fall ein sehr schneidiger Deal! Wer würde hier nicht zuschlagen? Nein, mal im Ernst – umgewandelte Manakosten von 4 gehen meiner Ansicht nach in Ordnung, aber ich finde, die Karte hätte besser statt kosten sollen, damit sie nicht so leicht zu splashen ist. Monoweiße Engel haben sowieso meist mehr als ein in den Manakosten, was flavormäßig schon Sinn macht, da Engel in MTG ja zum Leben erwachte Konzentrationen von weißem Mana sind. Ansonsten muss ich sagen, dass ich diese Karte sehr gut gelungen finde ~
Feeling: Er ist kein Garant für den Sieg, aber er bringt mir die Waffe, mit der ich das Spiel gewinnen kann, und macht es meinen Kreaturen einfacher, sie zu benutzen. Ich fühle mich zuversichtlich und mutig, wenn ich ihn ausspiele.
Vengeful Angel von Ghor
Ein monoroter Engel? Heiß! Sehr heiß! Etwas unerwartet, und doch finde ich diesen hier sehr gut umgesetzt. Für bekommt man einen äußerst effizienten Flieger, der auf ganz bestimmte Weise gespielt werden möchte – man hält sich Mana offen, im Zug des Gegners verliert man zB. durch einen Block eine Kreatur, dann kann man den Angel reinflashen und Revolt triggern. So kann man dann ein Land zerstören, dem Gegner Schaden zufügen und im nächsten Zug angreifen.
Mechanisch wird das Thema der Rache meiner Meinung nach sehr geschickt dargestellt – man verliert erst etwas (Revolt) und der Engel „rächt“ es dann indem er ein Land zerstört und Schaden macht. Du bekommst für den Flavor also schon mal einen Haufen Punkte!
Beim Balancing bin ich mir nicht ganz sicher – abgesehen von dem gelegentlichen Drachen soll rot eigentlich keine derart effizienten fliegenden Kreaturen haben, aber diese Regel wird von Wizards selbst ja auch oft genug gebrochen. Dazu kommt, dass Land Destruction immer etwas heikel einzuschätzen ist... andererseits hat sich Revolt als relativ situative Mechanik erwiesen, sodass man nicht unbedingt davon ausgehen darf die Fähigkeit des Engels immer auslösen zu können.
Was mich ansonsten etwas stört ist der Kreaturentyp Knight. Ritter sind in Magic besonders dadurch definiert, dass sie eben beritten sind, und der Vengeful Angel auf dem Bild reitet nicht. Man hätte hier vielleicht ähnlich wie bei Lees Karte auf den Soldier-Typen zurückgreifen können, aber eigentlich finde dass auch einfach nur Angel ausgereichtet hätte.
Der letzte Satz im Kartentext sollte übrigens nicht so isoliert stehen, sonst liest sich das nämlich wie eine seperate Fähigkeit, dabei gehört es einfach noch zum Revolt ~
Feeling: Ich kann ihn immer aufrufen, wenn ich will. Mit ihm in der Hinterhand brauche ich den Verlust meiner Karten nicht zu tolerieren – dank dem Engel kann ich mich rächen und den Gegner meinen Zorn spüren lassen.
Sehr viele tolle Einsendungen und nun bin ich gezwungen, einen Sieger zu wählen...!
Und der Gewinner dieses Wettbewerbs ist niemand anderes als...!!!
Bearbeitet von Abyss IR, 26. September 2017 - 04:42.