Ich weiß nicht, ob mir das nicht nur so vorkommt, aber irgendwie gibts die Payoutdiskussion erst seit den letzten Jahren.
Geben tut es die schon immer, aber die Spieler sind in gewisser Hinsicht anspruchsvoller bzw. penibler geworden. Als ich noch gejudget haben zu den Zeiten der PTQs war es in NRW üblich, dass Constructed PTQs ein Startgeld von 15 Euro hatten und 2 Booster pro Person ausgeschüttet haben - also ca. 1/3 des Startgeldes wurde ausgeschüttet, wenn man den Booster Preis von 2,50€ ansetzt.
Aber das hat damals kaum zu Kritik geführt, ich denke zum einen weil es Standard war zum anderen weil die PTQs einen von Wizards gesponserten, sehr attraktiven Preis hatte. Quali + Reisegutschein (der schnell mehrere 100 Euro wert war) zur Pro Tour. Und PTQs waren damals die Events was Regelmäßigkeit und Größe anging.
Mittlerweile müssen alle größeren Events sich selbst tragen, es gibt kaum noch signifikant gesponserte Preise. Damit muss der gesamte Preispool quasi aus dem Startgeld kommen. Zudem ist das Risiko für die TOs größer. PTQs zogen generell aufgrund der Quali und der Sichtbarkeit Leute an. Das heißt, sofern das Format nicht zu unattraktiv war, konnte man mit einer gewissen Teilnehmerzahl rechnen. Organisiert man jetzt - vor allem zum ersten mal - ein großes Event, ist die Kalkulation schwierig und die Kosten höher. Man muss viel mehr in Werbung investieren als bei einem PTQ.
Eine kleine Anekdote noch zum Thema Payout und wie sich Spieler möglicherweise fühlen.
Bei der MKM Series ist ein Freund von mit der 8:2 ging mit 50€ heimgegangen und war nicht der einzige 8:2 dem es so ging.
Andere mit 8:2 bekamen 75€, manche 125€.
Ich denke mal unabhängig davon wieviele Preise ausgeschüttet werden (% vom Startgeld) sind das Dinge, die bei vielen Leuten zu Frust führen können.
Vor allem weil man zu großen Teilen völlig machtlos über die opponent Score ist bei so einem Event.
Daher bin ich auch ein großer Fan davon Preise nach Punkten zu vergeben, ist einfach gerechter.
Grundsätzlich ist Preise nach Punkten (zumindest für die die nicht Top 8 gemacht haben) definitiv fairer. Top 8 würde ich nach Endplatzierung (1/3-4/5-8) vergeben und alle die punktgleich mit Platz 8 sind sollten die gleichen Preise wie Platz 5-8 bekommen.
Bei den PTQs wo ich Headjudge war, habe ich das meist auch so gemacht. Das Verfahren hat aber ein paar Nachteile, weswegen ich verstehen kann, warum das selten gemacht wird:
Preise stehen erst nach Ende Swiss festMan kann zwar vorher sagen alle mit 6-3 oder besser bekommen Preise, aber wie viel jeder kommt, steht erst nach dem Ende der Swiss-Runden fest. Das hat folgende Implikationen:
* Zeitverzug. Wenn der Verantwortliche für die Preise nicht Ahnung hat, wie man das am sinnvollsten macht, kann das durchaus länger dauern bis die Preisausschüttung feststeht.
* Verlust von Werbe-Effekten. Es ist viel Attraktiver mit einem einen fixen Payout wie MKM zu werben, als zu sagen "Pro Teilnehmer gehen X Euro in den Preispool, die an alle die X-3 oder besser gehen verteilt werden. Harte Summen sind einfach attraktiver. Und bei dem System stehen die harten Werte erst nach Swiss fest
* Preise müssen kleinteilig teilbar sein. Bei den PTQs waren das Booster, da ging das. Bei Einzelkarten geht das Verfahren schon nicht mehr. Bei Store-Credit oder MKM Gutscheinen geht es prinzipiell, aber bedeutet weiteren Zeitverzug, weil die Gutscheine erst nach dem ausrechnen der Preisverteilung fertig gemacht werden können.
* Gleichbehandlung über verschiedene Events ist nicht mehr gewährleistet. Es gibt bei so einer Preisverteilung kein automatisches Schema, sondern es hängt immer von der exakten Teilnehmerzahl und wie viel Leute jeweils wie viel Punkte erreicht haben ab und ist ab da immer ein gewisses Pi mal Daumen. Bei den PTQs (2 Booster pro Person) hab ich es in der Regel so gehandhabt, dass der erste die Quali bekommt mit Reisegutschein, der zweite mindestens ein Display, der dritte/4 jeweils mindestens ein halbes Display und 5-8 9-12 Booster. Der Rest wurde dann auf alle die X-3 standen in der Regel verteilt. Das kann von PTQ zu PTQ schon mal sehr unterschiedliche Verteilungen geben, insbesondere die Spieler mit Draws werden sehr unterschiedlich behandelt, weil einzelne Booster die am Ende übrig bleiben entweder auf die Top 8 oder die Punktebereiche wo wenig Spieler sind (also die Draw-Brackets) verteilt. Bei PTQs geht das. Aber bei einer Serie wie MKM ist es doof, wenn man bei ähnlicher Teilnehmerzahl auf dem einen Stop 5 Euro mehr Preisgeld bekommt als auf dem anderen bei gleicher Punktzahl.
Das alles sind Gründe, warum ich nachvollziehen kann, dass Preise nach Punkten auf solchen Events sehr selten gemacht wird. "Gerecht" und zügig bekommt man das nur hin, wenn der TO einen gewissen Puffer an Preisen, die er bereit ist on Top oben drauf zu legen um schon vorher eine Preisverteilung zu machen und die Preise über verschiedene Stops einigermaßen anzugleichen. Das ganze bedingt aber einen geringeren Garantie-Preispool (irgendwo muss der Puffer ja auch finanziert werden) und wird ebenfalls wieder zu Diskussionen führen.
Bearbeitet von Lim_Dul, 14. September 2017 - 08:41.