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Euer beste, positivste MtG-Erfahrungen/Momente!


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33 Antworten in diesem Thema

#21 Gast_Octopus Crash_* Geschrieben 11. Februar 2018 - 15:49

Gast_Octopus Crash_*
  • Gast

Nachdem ich mir das Pippi aus den Augen gewischt habe, hat mich Torremonds Beitrag inspiriert auch meine Geschichte auszuschreiben.

Ich war ca 10/11 Jahre alt, so sechste Klasse, also 2003/4, auf Klassenfahrt. Da hat irgendein Kumpel in irgendeinem Laden in dieser anderen Stadt Magickarten gekauft und wusste wohl auch schon ansatzweise wie das Spiel geht. Ich habe mir die Bildchen angeschaut, ohne mich für das Spiel zu interessieren und hatte ein paar Myrs in der Hand. Schlagartig fand ich diese Kreaturen geil. Mir hat das Design total gefallen. Ich hatte solche Karten wie Copper Myr und myr Enforcer in der Hand und fand die artworks einfach nur unfassbar geil. Also habe ich mich auch irgendwie für "mehr" interessiert und mal nachgefragt wie das funktioniert. 

Irgendwie bin ich durch Tauschgeschäfte mit anderen Gleichaltrigen an mehrere grüne Karten gekommen und habe mir ein ca 53 Karten Deck Mono- {G} zusammen geschustert. Niemand wusste wieviele Karten in ein Deck gehören. Wir dachten auch noch, man dürfte jedes Land - nicht bloß basics - beliebig oft im Deck haben.
T1 spielte ich immer traproot Kami
T2 Slith Predator

T3 Killer Bees und von da an viele Giant Growth, Moss Kami und irgendwann meinen Enormous Baloth. Ich hatte später auf jeden Fall mal 29 Wälder in einem 60 Karten Deck. Es verlief eh jedes Spiel noch in irgendwelchen Boardstalls, da war man auf einmal der Gewinner wenn man mit den Killerbienen rüberfliegen konnte, während der Traproot Kami und der Baloth den Boden dicht gemacht haben  :D 
Die Killerbienen haben mir jedes Spiel gewonnen, die anderen aus meiner Klasse sind dagegen einfach nicht angekommen mit ihren anderen random Haufen.
Jede Pause sind wir aus dem Klassenzimmer geschossen und in die Aula gerannt, wo viele kleine Tische in einer großen Halle standen und man dort nice spielen konnte. Ein 8.Klässler hat uns gesehen, sich zu uns gesetzt und mich gefragt ob ich "Rares" habe. Ich habe seine Sprache nicht verstanden. "Seltene Karten, Junge!" - "was? kein Plan.."
Am Abend merkte ich, dass mir zwei Karten fehlten. Ich passte zunehmend besser auf.

Meine ersten Mitschüler begannen, Removal zu spielen! Wir nannten es nicht Removal, aber es waren Terror&Co, und meine Bienen starben. Ich war zum Umdenken angeregt. Ich senkte meine Kurve und überrannte schneller mit dem Slith und pump-spells.

Auch die Mitschüler wurden wieder besser, und so ging es ständig voran.
Ich stieß auf den Myr-Brutkasten, später auf das Lastvieh und ich schwöre, der Raum um mich begann sich zu drehen, ich sah wie sich alles zusammen fügte, ich war fucking Einstein, ich sah nur noch Formeln und Kombinationen und Möglichkeiten. Ich war ein Genie!

Tatsächlich konnten meine Mitschüler nichts gegen einen T6 Brustkasten into T7 Angriff mit 40/40 machen. Terror traf nicht, und die Kurve der anderen war eh zu low.
Natürlich habe ich auch noch das Playset Loxodon Warhammer dazu gespielt.

Jeden Tag saß ich zu Hause und habe locker 6 Stunden meine Decks getestet. Hunderte von Starthänden gezogen und sie fix durchgespielt, um heraus zu finden wieviele Länder ich brauche und was ein gutes Verhältnis ist.
Im Unterricht habe ich inzwischen nicht mehr Pokemon auf meinem gameboy gespielt, sondern meine Decks angeschaut und darüber nachgedacht, wie ich sie gleich in der Pause pilotieren werde. 
Einmal habe ich meinen frisch erworbenen Mycosynth Golem vor mich auf den Tisch gelegt - hinter der Federmappe versteckt - und die ganzen 90 Minuten darüber nachgedacht, wie ich Affinity bauen würde, und wieviele Kreaturen ohne Affinity ich mir dank des Golems erlauben könnte. Nachtstahl-Koloss war auf jeden Fall eingeplant.

Wurde aber nichts.
Ich habe inzwischen meinen LGS gefunden, für den ich immer mit dem Bus bis in die Stadt fahren musste. Dort habe ich regelmäßig alle Rare-Ordner studiert und mir jede Karte eingeprägt. Internet gabs für uns Kids damals noch nicht. Ich war glücklich wenn ich einmal in der Woche für 30min ins Internet durfte, und mich dafür 10 Minuten übers Modem einwählen musste. Gute Internetseiten gabs damals entsprechend auch noch nicht, bzw waren sie nicht verbreitet/bekannt. Ich musste mir also alles einprägen.
Und wenn ich die Rare Ordner fertig studiert habe, habe ich mich ein paar Stunden an die Crap-Kiste gesetzt in der komplett unsortiert und zusammen geworfen alle wertlosen C/UC lagen. Ich las mir auch dort die meisten der Karten durch und versuchte sie mir einzuprägen. Ich las Krähenfüße und wieder hatte ich meinen Einstein Moment: Ich erinnerte mich an Todesgruben von Rath aus dem Rare-Ordner und bastelte innerhalb weniger Tage ein RB "control", das über Krähenfüße + Todesgruben von Rath einen Lock aufbaut, und dann über Fireball gewinnt. Dazu noch ein paar Gesichtsloser Metzler um auch mal Unzerstörbarkeit zu handeln und das Deck gewann einfach alles, weil meine Mitschüler jetzt zwar eine Menge Kreaturenremoval hatten, aber weder Artefakte noch Verzauberungen losgeworden sind.

 

Meine Mitschüler waren inzwischen nicht mehr so richtig competition, weil die natürlich auch nicht ansatzweise so viel Zeit wie ich in MtG investiert haben.
Ein alter Kumpel aus Grundschulzeit zog in meine Nähe und war zufälligerweise ziemlich deep into Magic. Und besser! Wir spielten viel, ich hatte einen Partner der bessere Decks hatte als ich (Umezawa's Jitte) und ich verlore auch immer mal Spiele, gewann aber auch viele. Sehr ausgeglichen.

Vorallem lernte ich dann aber einen ganz besonderen Typen kennen, ich nenne ihn mal M. Der war 1-2 Jahre über mir auf meiner Schule und ein absoluter MtG Narr. Wahrscheinlich der beste meiner gesamten Schule. 

Ich spielte inzwischen das Orzhov Intro-Deck mit Skelettvampir und besserte das nach&nach aus. Ich legte Ghostly Prison rein, kaufte mir einen zweiten Skelett Vampir, mehr von den Haunt Fledermäusen, usw.
Im sogenannten Freizeitbereich der Schule, wo ich inzwischen jede Pause gespielt habe, aber nicht mehr mit meinen Mitschülern, sondern mit der geballten MtG Elite der Schule, wurden wir immer und immer besser. Der M gewann alles mit seinem Zombie-Tribe.
Dann stand das erste Turnier an. Der Freizeitbereich hat das organisiert, weil sie ja gesehen haben wie vernarrt wir Kiddies da jeden Tag gespielt haben.

Meine Mutter hatte mir verboten da hinzugehen, weil ich in einem "christlichen" Haushalt aufgewachsen bin, und die nicht wollte dass ich mit sowas wie dem Skelettvampir was zu tun habe. Ich willigte schauspielerisch ein, täuschte eine Verabredung mit einem "akzeptierten" Kumpel vor, und kam so aus dem Haus um zum Turnier zu gehen. Öfters, denn die Runden liefen über mehrere Tage.
Ich stand im Finale gegen M, meinem besten Zockerkumpel, gegen seine Zombies, gegen die ich noch nie gewonnen habe. Ich wollte ihm den Sieg eig schenken, aber wieso einfach aufgeben wenn man es auch einfach anständig ausspielen kann und danach genauso beglückwünschen kann. Ich gewann. Zum ersten Mal gegen M. Fair. Er war stolz auf mich. Ich war jetzt der beste der Schule. M und ich sammelten fortan zusammen. Jeden Tag trafen wir uns und spielten 4, manchmal 6 oder mehr Stunden Magic. Alle 3-4 Wochen kamen neue Decks zustande, wir diskutierten jede cardchoice und pushten uns enorm. Das war pure Synergie.
Meistens haben wir uns in der bereits erwähnten Schulaula getroffen weil die nachmittags noch offen stand, und wir spielten in der komplett leeren Schule bis in den späten Abend. Die Putzfrauen kannten uns irgendwann, wir zeigten ihnen auch stolz was wir da so vernarrt betreiben. Sie grüßten uns jeden Abend routiniert und wischten um uns herum den Boden und ließen uns dort spielen, bis sie ganz zum Schluss die Schule zuschließen mussten. Jeden Tag. Immer wieder.

Schule fand ich scheiße, alles langweilig. Mein 12 jähriges Gehirn hat am Tag locker 10 Stunden über MtG nachgedacht. Das das war spannend.

Inzwischen spielte ich Reanimator mit Geld das ich geklaut habe. Was kostet die Welt? ich war ein unterfordertes pubertierendes Kind. Ich kann von Glück sagen, nicht auf die schiefe Bahn geraten zu sein.
Im LGS bezahlte ich 12-jähriges Kiddie mit einem Fuffi. Interessierte den Laden nicht. Die kriegten ihr Geld.

Mit 13 hat mich meine Mutter von zu Hause rausgeworfen. Ich war sowas wie ein Problemkind. Mein Vater (geschiedene Eltern) hat mich notgedrungen aufgenommen. So zog ich quer durch Deutschland, alle meine Kontakte brachen ab. Neue Schule, neue Leute. Niemand spielte Magic mit mir. Meine Sammlung verstaubte. Irgendwann warf ich alles weg, weil ich die Idee hatte, dass mir vllt mein Suchthaftes Verhalten diesbezüglich im Weg stand.
Ich machte Abitur, obwohl ich Schule immernoch genauso hasste, aber anstatt Magic suchtete ich jetzt Basketball und verbrachte den ganzen Tag lang auf dem Freiplatz und spielte jeden Tag eben 6h Basketball, anstatt Magic. War ja auch besser für den Körper, vllt sogar für den Geist, obwohl man das so&so sehen kann. Magic ist so geil.
Ich hatte also keine Karten mehr, dafür inzwischen Abitur, saß im Mathestudium, obwohl ich Studium genauso scheiße wie Schule fand, und sah beim Durch-die-Stadt gehen diesen Laden, den ich immer irgendwie ignoriert hatte. Ich sah rein und sah, dass dort Magic gespielt wurde. Die Magic-Zeit lag inzwischen ca 10 Jahre hinter mir. Aber ich ging mal rein, das war Januar 2017, vor ca einem Jahr. Und ich begann dort wirklich jeden Freitag zu draften. Nach einigen Monaten war ich in der Community drin. Mit HOU begann eine Zeit, wo ich fast alles gewann. Im Juli/August oder wann genau HOU aktuell war habe ich glaube ich 6/8 HOU Drafts gewonnen, dazwischen noch den Gameday gewonnen. Dadurch wurde ich bissl bekannter im Laden und habe noch besseren Kontakt zu den eher competitiven Spielern gefunden. Im Dezember dann gleich nochmal den Gameday gewonnen. Hätte ich mehr Geld, könnte ich nicer durch Europa reisen und zB Team Sealed in Amsterdam und sowas mitmachen. Jetzt muss ich erstmal das scheiß Studium fertig machen, damit ich danach irgendwas mit geregeltem Einkommen betreiben kann. Für Magic halt :D Easy. Bis dahin zocke ich neben Drafts und zu Stoßzeiten Standard halt primär Pauper.

 

Was genau daran die "beste MtG Erfahrung" war? Alles. Einfach fucking alles.

Was war das für eine affengeile Zeit, in der ich mir noch besser einbilden konnte, gerade das Spiel gebrochen zu haben  :D Scheiße, manchmal versuche ich mir absichtlich auch heute noch genau das einzureden, wenigstens kurz, einfach nur um nochmal kurz in Nostalgie zu schwärmen.

 

Magic ist für mich genau das, was auch Torremond beschrieben hat. Die einzige Konstante. Bei mir hat sich alles verändert. Meine Erziehungsberechtigten, mein Wohnort, meine ganzen Freundeskreise. Aber mein Gehirn brauchte immer irgendwie sowas wie Magic.
Mathematik ist auch ganz schön geil, aber Studium ist scheiße. Alles nur gefaked-te Probleme die ganzen Übungen und Aufgaben, und wenn man in einer Prüfung dann mal so richtig nice das Knowledge über den Tisch ausgekotzt hat, ist man danach verdammt dazu, es wieder zu vergessen, weil man nichts mit den skills anfangen kann. Richtige scheiß Einrichtung. Bei Magic hatte selbst meine 12 jährige Version schon einfach dieses Gefühl, dass keine investierte Minute verschwendet ist, weil ich ständig dazu lerne und ich jedes erworbenes Verständnis bei weiteren Decks wieder verwenden kann. Das ist genau das, wonach mein Gehirn so schmachtet. 

 

Und das, zusammen mit all den anderen Jungs die alle auch ihre eigene story haben, zusammen am Tisch sitzen und unsere geliebten Karten drehen, einfach das Leben genießen und das tun was wir am liebsten tun. Das sind allesamt die geilsten Momente. Immer wieder.
 



#22 Tetsuko Umezawa Geschrieben 11. Februar 2018 - 21:28

Tetsuko Umezawa

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Inspiriert von den Kommentaren vor mir möchte ich auch nun meine Magic-Geschichte einmal ausrollen. In diesen alten Erinnerungen zu schwelgen ist einfach nur schön und hin und wieder wünscht man sich doch diese alte Zeit zurück.

 

Ich habe mit Magic angefangen da muss ich so 13 gewesen sein. 2008 wird es dann wohl gewesen sein. Davor haben meine Freunde und ich, wir sind so eine Gruppe aus 5-6 Leuten, Yu-Gi-Oh! gespielt bis das Spiel einfach zu langweilig geworden ist. Im Prinzip war es nur Kreaturen legen und dann angreifen und eventuell mit Fallen etc reagieren. Relativ öde also :D Während eines Schulausflugs hat mich mein bester Freund dermaßen mit Magic vollgequatscht, dass ich mir dann im dortigen LGS mein erstes Deck gekauft habe. Das war ein Mondvolkdeck aus dem Kamigawa-Block. Das hat damals gereicht, um danach in ein paar Stunden die Grundzüge des Spiels zu erlernen. Ich weiß gar nicht mehr wieso, aber wir haben damals Magic mit 40 Karten Decks gespielt, wahrscheinlich, weil wir es bei Yu-Gi-Oh! auch so gemacht haben…

 

Ab dann ging es dann richtig los. Wir haben in jeder Pause in der Schule unsere Decks ausgepackt und gespielt. Selbst in den 5 Minuten Pausen! Ein Match ging immer. Nach der Schule hab ich mich dann auch meistens noch mit einem Kumpel getroffen, der nicht weit entfernt von der Schule gewohnt hat und wir haben so lange gezockt, bis ich den letzten Bus nach Hause nehmen musste. Das ganze natürlich nicht jeden Tag aber bestimmt 1x pro Woche. Damals war glaube ich Lorwyn-Schattenmoor groß am Start und mein Taschengeld ist instant in diese ganzen Introdecks geflossen. Ich hatte kein Internet und somit hatte ich keine Ahnung von irgendwelchen Decklisten oder allgemein allen Karten die es so gab. Ab und zu wünsche ich mir einfach diese Anfängernaivität  zurück, in der man sich über jede Karte gefreut hat, die man ertauscht oder gezogen hat, um sein Deck zu verbessern.

 

Weiter im Text: Am Ende habe ich diverse Introdecks dann zusammengewürfelt und die besten Karten von einigen Farben in ein Deck gepackt. Dabei ist ein (damals relativ gefürchtetes) rotes Deck entstanden (Noggele-Bandit, Schlagkraft des Dominus mit diversem UR Kreaturen + Burn). Mein bester Freund war damals schon etwas länger mit Magic dabei und hatte dementsprechend auch schon etwas ausgetüfteltere Decks. Allen voran ein blaues Merfolk Mill-Deck. Da unsere Decks allesamt 40 Karten hatten + nicht besonders schnell waren, sahen wir natürlich nie Land gegen dieses Deck. Aber es hat mich weiter angespornt meine Decks zu verbessern. Die Zeit verging und Shards of Alara wurde released. Ich kann mich noch an den Tag im Dezember erinnern. Weihnachtsferien und ich hab die Zeit von Weihnachten bis Sylvester mit meinen besten Freunden verbracht. Die Mutter eines Freundes ist mit uns in diesen einen Laden gefahren, der weit und breit Magickarten im Sortiment hatte (ja, ich komme aus der tiefsten Provinz… sowas wie Freitag Abend Magic gab es für mich, bis ich von zu Hause ausgezogen bin, nicht). Da wir fünf Leute waren hat sich natürlich jeder eines der Introdecks geschnappt und wir haben angefangen zu zocken. Hab mir Bant ausgesucht und nach diversen Spielen wurde es von allen als das beste Deck empfunden. Das Deck wurde immer weiter ausgebaut durch ertauschte und gezogene Karten.  Rafiq of the Many und Rhox War Monk sind für mich heute immer noch absolute Petkarten und dieses Deck existiert in einer vom Powerlevel stärkeren Variante noch heute :)

 

Dann kam es komischerweise zu einen Bruch in unserer Magic-Leidenschaft. Mit Ende des Alara-Blockes endeten auch unsere Magic-Treffen. Wohl auch, weil für uns nun das Zocken in virtuelle Welten anfing.

 

2 Jahre später flog dann ein Freund aus unsere Gruppe für ein Jahr ins Ausland (Finnland), um an einem Austauschprogramm teilzunehmen. Magic wurde natürlich schon lange nicht mehr gespielt. Dies änderte sich schlagartig als besagter Freund zurückkam. Es stellte sich wohl heraus, dass er es dort mit sehr begeisterten Magic-Spielern zutun hatte und on fire zurück kam! Wir anderen waren wieder total angefixt und er holte seine Decks raus, die er in Finnland gebaut hatte. Wir sollten Bauklötze staunen…

Er hatte 3 Decks am Start. Da er in Finnland sehr viel Standard gespielt hatte (wtf ist Standard?!?!?), waren dies alles Decks mit Karten aus dem Innistrad-Block. Ein RG-Werwolf-, ein RW-Human-Aggro und BW-Human Sacrifice Deck. Allesamt so dermaßen ausgetecht um damit auf Standard-Turnieren zu bestehen. Dem Internet und Magickartenmartk sei dank. Man muss glaube ich nicht erwähnen, dass ich mit meinen alten Decks keine Schnitte gegen diese Naturgewalten hatte. Nicht einmal mein altes Bant-Deck konnte sich dagegen wehren. Nun kam wohl der Wendepunkt für uns Magic zu spielen. Ich hatte Blut geleckt und wollte ein Deck bauen, das jedes Deck meiner Freunde schlagen konnte. Das Internet bot unendlich viele Möglichkeiten und ich probierte wochenlang diverse Deckstrategien in meinem Kopf und auf mtgdeckbuilder aus.  Ich saugte die Decks der verschiedenen Formate wie Modern und Legacy wie ein Schwamm auf und entschied mich schließlich das moderne Soul-Sister Deck zu bauen… für eine casual Gruppe. 120€ hat es damals gekostet und war für einen 16-jährigen eine ganze Stange Geld. Auch meine Freunde bauten sich Decks mit Hilfe des Internets. Allerdings waren diese weniger kompetitiv. Im Nachhinein war dies der größte Fehler den ich gemacht habe. Da dieses Deck jedes andere in der Gruppe unangespitzt in den Boden rammte und Multiplayer-Matches jedes Mal in Arch-Enemy ausgeartet sind und ich diese trotzdem ohne Probleme gewann, entschloss ich mich nach einiger Zeit dieses Deck wieder zu verkaufen. Das "netdecken" haben wir aber beibehalten, was für mich ein wenig das alte Magic-feeling kaputt gemacht hat.

 

Seitdem fokussiere ich mich mehr darauf, Decks zu bauen, die dem Niveau der Gruppe entsprechen, um einfach ausgeglichenere und spannendere Spiele zu haben. Da sich unsere Gruppe von damals mitlerweile aufgelöst hat und wir durch das Studium hunderte Kilometer getrennt sind, treffen wir uns nur noch zwischen den Tagen vor Sylvster (wie damals :)) zum Magic spielen. Hin und wieder ergeben sich ein paar Möglichkeiten zum Zocken aber die sind dann doch relativ selten geworden *schnief*. Commander wird mitlerweile auch von allen gespielt. Bei mir ist es aus Nostalgiegründen Rafiq of the Many geworden.  Im Vergleich zu damals fehlt mir auch einfach diese emotionale Bindung zu den Karten. Die Karten von früher waren alle ertauscht oder im Laden gekauft. Dieses Gefühl eine gute Karte aus dem Booster zu ziehen hat einem natürlich eine Menge toller Erinnerungen beschert, die bei meinen jetzigen Decks fehlen. Aus diesem Grund fing ich auch an nach Drafts, die Decks auch weiter auszubauen bzw. die Deckidee des Draftdecks effektiv umzusetzen, um meinen Decks wenigstens ein bisschen Lebens einzuhauchen (wenn man das so sagen kann).

 

Insgesamt verbinde ich mit Magic jede Menge schöne Erinnerung. Allein diese Nostalgie-Flashbacks, die ich beim Schreiben dieses  Textes bekam. Hin und wieder wünsche ich mir einfach diese Zeit von damals zurück, in der man noch Karten mit seinen Freunden getauscht und Booster aufgemacht hat. Trotzdem hat Magic für mich wenig von seinem Reiz verloren. Jedes Mal wenn ich im Spoiler für eine neue Edition eine interessante Karte sehe, fängt es in meinem Kopf an zu rattern, wie man daraus am besten ein Deck bauen könnte. Auch wenn ich heute weniger spiele als damals, wird mich dieses einzigarte Spiel wohl nie los lassen. Wir alle wissen, dass Magic wohl mehr als nur ein Kartenspiel sein kann…



#23 King Suleiman Geschrieben 11. Februar 2018 - 21:56

King Suleiman

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Ich habe erst heute beim Vintage Turnier meine alten Karten von früher raus gehaut.
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#24 Jonnythopter Geschrieben 11. Februar 2018 - 23:00

Jonnythopter

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Wow, so viel Kindheit!

Ich habe als kleiner Junge mal Karten bei "großen Jungs" (14-16 Jahre, glaub ich) gesehen, die mit ihrer Mutter bei unseren Nachbarn zu Besuch waren und fand die toll, hatte aber eigentlich keine Ahnung was oder wie das ist und hab das schnell wieder vergessen, nur unterbewusst muss sich da was gehalten haben.
Als ich vor zweieinhalb Jahren mit dem Abi fertig war, dachte ich mir, ich such mir jetzt mal ein Hobby! Und dann war ich zum Comics kaufen im LGS und sah da Magicbooster, das erste Mal im Leben bewusst. Sofort flashback auf Kindheit und ich dachte mir Jonny, da hast du dein Hobby. Also kaufte ich mir ein paar Packs und guckte zuhause im Internet die Regeln nach. In der nächsten Woche kam ich wieder, denn aus drei, vier Packs kann man kein deck bauen... Bald bekam ich Wind vom FNM, und da ging ixh dann immer hin. Hab dann irgendwann das Casualgegammel zugunsten von Modern und EDH beiseite gelegt, aber im Prinzip bin ich da immer noch.

Was daran der tollste Moment war? Keine Ahnung, das ging alles viel zu schnell. Vielleicht das eine Mal, wo ich noch relativ neu dabei war und das Prerelease zu Shadows gewonnen hab. Oder einfach die unzähligen entspannten Momente in späten EDHrunden.

CETERVMCENSEORESERVEDLISTINEMESSEDELENDAM


Meine Freunde nennen mich Jonny. Willst du auch?


Save a kill spell to deal with this guy!

ehem. Jonny Silence/Little Jonny/Jehova/Cattlebruiser

#25 Quentin Coldman Geschrieben 11. Februar 2018 - 23:15

Quentin Coldman

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Die besten Magicmomente für mich sind kurz und knapp die wie ich vor gut 15 Jahren (zu Aufmarsch Zeiten) im Alter von 12-13 mit meinen Kumpels aufm Teppich gesessen habe und wir unsere 70-80 Kartendecks gezockt haben mit massenhaft 1offs und ernsthaft dachten unsere Decks wären die geilsten, während wir einfach nur die Karten gezockt haben die wir cool fanden. Oft haben wir auch draußen bei Wind und Wetter gezockt und die Karten einfach mit Steinen beschwert damit sie nicht weg fliegen :D Es war einfach unendlicher, unbeschwerter Spaß und man hat sich keinen Gedanken um Deckbau, Formate oder ähnliches gemacht. Richtig kompliziert wurde Magic erst durch das Internet Jahre später als man heraus gefunden hat, dass es Sachen wie Deckbaukonzepte und so einen scheiß gibt. Das Internet hat mir Magic schon ein bisschen kaputt gemacht. Im Gegensatz zu vielen hier habe ich mit den Kumpels von damals nichts mehr zu tun. Aber die tollen Momente der Kindheit bleiben für immer und deshalb liebe ich Magic auch heute noch, besonders die alten stylischen Karten, weil sie mich einfach an diese tolle Zeit meiner Kindheit/Jugend erinnern.

#26 ☭BluBoi☭ Geschrieben 12. Februar 2018 - 00:06

☭BluBoi☭

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Ich bin damals in den Sommerferien bei meiner Tante auf Magic gestoßen. Damals hatte mein ein Jahr jüngerer Counsin zu ihr (war auch seine Tante) einen Schuhkarton voll Karten mitgebracht. Die haben wir dann iwie gespielt. Keine Ahnung ob wir uns iwie an iwelche Regeln gehalten haben. Aber ich war fasziniert, mein Bruder auch und so hat uns unsere Oma damals jeweils zwei Decks gekauft um mit unserem Counsin besser spielen zu können. Ich bekam "Herrschende Azorius" und "Code der Orzhov" aus Dissension und Guildpact, mein Bruder "Verwirrtes Hirn" und "Endloser Marsch" beide aus Planar Chaos. Kurz darauf habe ich auch meinen ersten Tausch mit meinem Cousin getätigt. Ich weiß nicht was ich ihm gegeben habe, ich denke aber keiner von uns hatte genug Ahnung um irgendjemanden über den Tisch zu hauen. Ich erhielt damals Erinnern an Helden! Ich dachte: "Wie geil nur 10 Runden überlebenden und jeder Angriff vom Gegner war zunichte gemacht!" Ich war von der Farbe Weiß fasziniert und sie ist bis heute meine Lieblingsfarbe. Dadurch das meine Eltern nix davon hielten für solche Karten so viel Geld auszugeben, haben ich und mein Bruder uns später nur mal ganz selten ein zwei Booster gekauft. Also ist unsere Sammlung auch nie besonders groß geworden, auch weil es bei uns in der Schule niemanden gab, der Magic spielte. Also spielten nur ich und mein Bruder gegeneinander. Meine absolute Nemesis war das Staubelementar meines Bruders. Iwann geraten dann die Karten in die Vergessenheit und kamen erst wieder zum Vorschein, als ich damals zum Studium auszog. Damals hatte ich dann noch mal mit meinem Bruder zusammen gelegt und zwei Duel Decks gekauft. Mit denen hatte ich dann in Kiel angefangen wieder nach langer Zeit zu spielen. Alle Karten, die ich aus der ersten Zeit noch besitze, sind mein größter Pimp! Sie werden nie vertauscht und sind gerade durch die Erinnerungen und Beschädigungen einmalig. Bspw. hat mein Azorius Gildenmagier einen Knick in der Mitte, weil mein Bruder die mal mit Absicht geknickt hat als er richtig wütend auf mich war. Die Isperia die Unergründliche führt eines meiner EDHs an, die Mirri die Verdammte von meinem Bruder ist eine Pet-Karte in meinem Marchesa, the Black Rose Vampire EDH.

Ich brauch nur mal ein Deck wo ich das Erinnern an Helden mal tatsächlich verbauen kann. ;)

Bearbeitet von BlueHellboy, 12. Februar 2018 - 00:08.

{W} {U} {G} Rafiq geht zernichten!! {G} {U} {W} / {U} {U} {W} {W} Isperia is fly {W} {W} {U} {U} /

{W} {U} {R} Kung Fu Hustle {R} {U} {W} / {U} {B} Time Warping {B} {U} / {W} {B} Okay, fine, fine. I'm cool. I'm fine. {B} {W}

 

#freebalance

 

Ladungsträger [2.6.19]: "TERF... FIT... BlueBO1 Alert in 3, 2, 1..."
Margarete [1.6.19]: "[...] BluBoi einfach mal pinke Hüllen, pinker Stift und dazu tiefstes Dekollete seit Angela Merkel. Stilecht!"


#27 Choke Geschrieben 12. Februar 2018 - 08:37

Choke

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Ich hab zwar nie was großes oder besonderes gewonnen, aber mein absolutes Highlight war sicher die nächtliche Autofahrt durch Straßburg mit u.a. King Suleiman und Sedris, wo der King meinte er weiß genau wie wir heimkommen und wir letztendlich in einer absolut finsteren Gegend gelandet sind wo wir live einen Überfall auf ein Auto sehen duften. Das war weniger lustig, aber bis dahin hab ich unendlich viel gelacht :D



#28 Urathil Geschrieben 12. Februar 2018 - 11:40

Urathil

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Nun, der schönste Moment in meiner Magic-Karriere... naja es gab zu viele schöne Momente. Aber definitiv der, der sich im Nachhinein als der "beste" herausgestellt hat, war der Tag andem ich vor 2 Jahren aufhörte das Spiel zu zocken. Ich habe es damals nicht wirklich eingesehen, aber Magic war zu wichtig in meinem Leben geworden und eine wahre Sucht mit allen Schattenseiten. Ich vermisse das Spiel schon ein wenig, aber im Endeffekt ist es mir lieber nicht zu zocken anstatt wieder in diesen Sumpf zu fallen.


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#29 timeless Geschrieben 12. Februar 2018 - 11:44

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Nun, der schönste Moment in meiner Magic-Karriere... naja es gab zu viele schöne Momente. Aber definitiv der, der sich im Nachhinein als der "beste" herausgestellt hat, war der Tag andem ich vor 2 Jahren aufhörte das Spiel zu zocken. Ich habe es damals nicht wirklich eingesehen, aber Magic war zu wichtig in meinem Leben geworden und eine wahre Sucht mit allen Schattenseiten. Ich vermisse das Spiel schon ein wenig, aber im Endeffekt ist es mir lieber nicht zu zocken anstatt wieder in diesen Sumpf zu fallen.

 

Das lese ich bislang das erste mal über MTG.

 

Bei MMO's und co kann ich das ja verstehen aber gerade MTG ist ja eine super Sache im wahren Leben.

- Man kommt vor die Tür.

- Man lernt viele Menschen kennen.

- Geselligkeit , Spaß, Plauderei und Hobby steht im Vordergrund.

- Die Zeiten sind flexibel.

 

Genau genommen doch eine intensives Hobby das aber im Gegensatz zu anderen Suchtspielen doch relativ gut regulierbar ist !?

 

Greets


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#30 King Suleiman Geschrieben 12. Februar 2018 - 12:30

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Ja aber der Hauptteil sind doch die sozialen Kontakte??
Wie kann man das als Sumpf bezeichnen?
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#31 Gast_Octopus Crash_* Geschrieben 12. Februar 2018 - 12:45

Gast_Octopus Crash_*
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Ich kann Urathil 100% verstehen, mir ging's ja mal ähnlich.
Wenn man den ganzen Tag netdeckt, brewt, Testspiele macht, usw, alles vom Computer aus, zwischendurch nicht mehr schläft, usw, dann ist das einfach ein Sumpf in den man fällt.



#32 Otter Geschrieben 12. Februar 2018 - 12:54

Otter

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Dazu kann auch noch eine Form der Kaufsucht kommen, z.B. in Kombination mit der Angst davor, Karten, die man braucht, spiken zu sehen.


  • ing3 hat sich bedankt

Ehemals: Assimoff
 
Anstatt zu prokrastinieren, lieber den Po krass trainieren.


#33 timeless Geschrieben 12. Februar 2018 - 13:07

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Nagut, MTGO würde ich jetzt mal nicht mit einbeziehen. Die Liebe zu MTG fing ja bei Paper an ^^

 

Online-Gaming Sucht schließe ich deshalb mal aus bei den Berichten :P


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#34 Urathil Geschrieben 12. Februar 2018 - 16:07

Urathil

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Okay, auch wenn es sehr persönlich ist, muss ich das hier loswerden. Es fällt mir schwer das Ganze aufzuschreiben, aber vielleicht hilft es dem ein oder anderen...

 

Also, ich bin 26 Jahre alt, habe die letzten 5 Jahre studiert (die letzten 2 Jahre dann Abendstudium + Vollzeit Arbeit). Ich habe beim Heer wieder angefangen MTG zu zocken und das seeeeehr viel. Man muss dazu sagen, dass ich ein Charakter bin, der sehr empfänglich für Sucht ist. Ich rauche zB. Jedenfalls habe ich damals wieder angefangen zu zocken und hatte beim Heer viel Freizeit. Anfangs war es nur eine Runde in der Pause, am Ende wurde jede freie Sekunde mit dem MTG Spielen verbracht. Grundsätzlich nicht schlecht, dann begann jedoch das Studium und ich war mehrmals in der Woche im Wiener SpielRaum oder im Pub. Ich habe meine sozialen Kontakte weitgehend auf MTG Spieler reduziert.

 

Das Problem an der ganzen Sache ist folgendes: MTG wurde für mich zu wichtig. Ich war zB mit meiner Freundin im Pub, habe gespielt, während sie sich mit anderen Bekannten unterhielt. Für sie war es okay, aber mir war das Spiel wichtiger als der eigentliche Kontakt mit den Menschen, also auch mit ihr. War ich daheim (Da habe ich noch bei meinen Eltern gewohnt) so habe ich meine Zeit lieber mit netdecken, Cockatrice oder diesem Forum hier verbracht, als mit meiner Familie zu reden, oder meinen Pflichten nachzugehen (Haushalt zB). Ich habe also MTG als oberste Priorität in meinem Leben gesehen, alles andere war zweitrangig. Mir ist das erst richtig bewusst geworden, als folgendes passierte:

 

Eines Abends, es war Freitag, saß ich mit meinen Eltern beim Abendessen. Mir brannte es unter den Fingernägeln, da Mitternachts-Release war und ich einfach so schnell wie möglich nach Wien wollte zum zocken. Als wir gerade beim Abwaschen waren kam meine Großmutter zur Tür rein und sagte "Bitte entschuldigt die Störung, aber ich glaube der Opa hat sich im Keller erhängt" - Sie stand massiv unter Schock. Ja, mein Großvater, seit Jahrzehnten manisch depressiv, hat sich also an diesem Abend das Leben mit dem Strick genommen... und wisst ihr, was ich Abschaum als erstes dachte? Ja genau... "Fuck, wieso heute? Ich muss aufs Prerelease.". Schlimmer noch: Nachdem ich die Rettung gerufen hatte, mein Großvater vom Strick gelöst war, der Pfarrer und die Notseelsorge da waren und meine Großmutter mit Beruhigungstabletten vollgestopft war (Die ich aus der Apotheke holen musste)... naja, da hat sich dieser Vollidiot hier ins Auto gesetzt und die Nacht durchgezockt.

 

Als mir am nächsten Tag klar wurde was ich da getan habe, nämlich meine Familie im Stich zu lassen wegen einem verdammten scheiß Kartenspiel, da habe ich mich so sehr vor mir selbst geschämt, dass es unvorstellbar ist. Ich habe noch einige Zeit weiter MTG gespielt, aber der bittere Beigeschmack ist geblieben, also habe ich es dann irgendwann gelassen.

 

Nun, am Ende meiner Geschichte kann ich noch folgendes sagen: Ich habe in meiner MTG-Karriere einige Personen kennengelernt, die wie ich MTG zu ihrem "Lebensinhalt" machen, oder dem Hobby eine sehr große Bedeutung schenken. Ich habe selbst erkannt wie schlecht das sein kann und es aber über Jahre hinweg nicht realisieren wollen. Jedenfalls kann ich jedem nur raten sich hinzusetzen und sich selbst zu fragen wo die Grenze zwischen Hobby und Sucht ist. Mehr kann ich dazu nicht sagen.

 

P.s.: Ich glaube es ist unnötig zu erwähnen, aber in den Jahren habe ich so ziemlich jeden freien Cent in MTG investiert. Ich schätze meine Sammlung liegt Werttechnisch irgendwo bei 10k. Früher war sie mir das Wert, heute ist sie für mich fasst komplett wertlos. Wer jetzt sagt "Dann verkauf sie einfach" - Stimmt, könnte ich, aber ich bin noch nicht stark genug dafür. Die Karten zu besitzten und die Goyfs, Duals etc. verstauben zu lassen ist eine Art Rettungsleine eines Süchtigen - So eine Art "Ich kann zurück-Ticket".


Bearbeitet von Urathil, 12. Februar 2018 - 16:16.

Throw me to the wolves and I will return leading the pack.





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