Eig ist es glaube ich blöd, jetzt so eine sidetopic-Diskussion hier aufzumachen (Redbull ist schädlich, Vergleiche mit Zigaretten, usw), vllt können wir das ja ins OT ausgliedern oder so, kP
Ich denke, Krümeltees Argumente (mehr nach Hause verlagen, weniger staatlich regulieren) werden von vielen verstanden und sind in Diskussionen auch durch Argumente vertretbar.
Ich bin aber ebenfalls völlig gegenteiliger Meinung und behaupte ganz nebenbei - und ab hier wirds vllt bissl schärfer, sry dafür schonmal im Voraus, ich hoffe wir können uns inhaltlich konkret darüber aussprechen - ich behaupte ganz nebenbei dass nur jemand "mehr ins Elternhaus verlagern" sagen kann, der selbst zumindest ein ok-isches Elternhaus hatte.
Und genau hier liegt der Hund begraben. Leute, die es nicht kennen aus einer scheiß Familie zu kommen, machen statistisch am ehesten Politik - für Leute die aus scheiß Familien kommen.
Ich selbst bin jemand der sich aus einer gewalttätigen, bildungsfernen, zerrütteten Familie herausgekämpft hat. Es grenzt an ein Wunder dass ich überhaupt ein Abitur habe und so wirklich alles, aber wirklich ausnahmslos alles an Dingen die mir meine Familie mitgegeben hat, war schlecht. Mir wurde von der Muttermilch an ein aggressives Sozialverhalten antrainiert, und von morgens bis abends destruktive Verhaltensweisen vorgelebt. Und der einzige Grund weshalb ich selbst Aussichten auf was besseres habe ist, weil ich mich von der kompletten Familie abgesetzt habe (wurde btw auch verstoßen, das hats einfacher gemacht).
Und wenn man das einfach so kennen gelernt hat und dann immer mehr Kontakt zu Abiturienten oder Studenten aus bildungsnahen Schichten hat, und deren Elternhaus kennen lernt, dann sieht man wie blind die leider einfach dafür sind, was in - leider vielen - Familien so für ein Scheiß abgeht.
Und das muss man einfach mal kennen gelernt haben und in der Breite gesehen haben, und danach rutscht einem nie wieder ein "das können/sollen/müssen wir ins Elternhaus verlagen" über die Lippen, wirklich nie wieder^^ Das kommt in der Breite soetwas wie unterlassener Hilfeleistung gleich.
Ganz im Gegenteil, die einzige Möglichkeit soetwas wie soziale Gerechtigkeit (nicht unbedingt: Gleichheit) zu etablieren ist es doch, so viele und gute Angebote wie möglich von außen anzubieten mit denen sich auch sozial benachteiligte aus dem Mist herauskämpfen können in den sie leider hinein geboren wurden. Das können eben Essensangebote sein, Freizeitangebote, Bildungsangebote, und und und. Nichts davon ist schädlich, und auch nichts davon "nimmt der Familie die Verantwortung weg".
Ich kann wie gesagt, insb aus Lehrersicht, den triggered-Gedankengang verstehen, dass nicht alles (an Bildung, Erziehung, etc) auf die Schule verlagert werden kann/sollte. Das Wegschieben von Verantwortung ist aber kein Lösungsansatz. Die Schulen schieben vieles weg, und verlagern die Verantwortung gerne aufs Elternhaus oder aber auch auf die weiterführende Bildungseinrichtung ("das lernen die dann im Studium"), während an der Uni weggeschoben wird und konsequent gesagt wird "das hätten sie in der Schule lernen müssen" bzw was so Selbststrukturierung angeht da sagt die Uni ja auch "ist nicht mehr unser Bier, das hätten sie in Schule/Elternhaus lernen müssen", was ja ebenfalls prinzipiell stimmt (jedenfalls das zweite), aber eben genauso ein Wegschieben ist. Alle schieben sie weg. Und die Kids, die so richtig bildungsfern aufgewachsen sind, kriegen das am härtesten zu spüren, weil sie es am ehesten gebraucht hätte, dass sich wenigstens irgendjemand in ihrer Laufbahn mal verantwortlich gefühlt hätte
Und deshalb kann jeder im Alltag Verantwortung übernehmen. Wenn man Lehrer ist, dann tut man so viel wie man kann. Aber nicht wegschieben bitte.
Sorry wenn das so besserwisserisch rüberkommt, aber was halt zu Hause in den Haushalten abläuft, das kriegt man nicht mit wenn man das nicht selbst erlebt hat, und so hat man einfach keinen Eindruck davon, wie destruktiv viele Elternhäuser nunmal sind, und wie wenig Chancen die Kinder aus solchen Elternhäusern haben, und vorallem: Wie alleine man genau diese Kinder lässt wenn man an irgendwelchen Stellen sagt, dass das etwas wäre, was man den Elternhäusern übergeben könnte/müsste/sollte. Denn für diese Kids stirbt es genau an diesem Punkt. Wenn man sagt "ordentliche Ernährung vorzuleben ist was, das muss die Familie machen", dann ist das ok für alle Kids wo es wenigstens so ok-isch auch vorgelebt wird, und ein richtiges Im-Stich-Lassen für alle Kids, bei denen das Elternhaus eh nichts gebacken kriegt.
LG