Schon seit einer langen Zeit schaue ich mir gern und regelmäßig Wedges Channel auf Youtube an. Seine Inhalte sind dabei breit gefächert und in den letzten Jahren waren es meist die EDH-Videos, die mich interessierten. Seit einiger Zeit bin ich nun jedoch auch wieder ein wenig mehr "into competitive Magic" und habe mich zuerst an Pauper und inzwischen auch wieder ein wenig an Modern probiert. Eines vorne weg: Ich hatte nie Interesse an bzw. Spaß mit Metadecks - bzw. den typischen Tarmogoyf, Snapcaster Mage oder Liliana of the Veil-Haufen, die nun mal das Maß aller Dinge sind. Sie interessieren mich nicht, obwohl meine EDH-Cardbase die meisten (auch teuren) Moderndecks inzwischen recht leicht ermöglichen würde. Ich hatte immer schon eher ein Faible für die Underdogs, die bei FNMs Fragen nach der Bedeutung bestimmter Karten erzwingen. Und genau solch ein Deck hat Wedge vor einigen Wochen vorgestellt. Darauf aufmerksam geworden bin ich allein schon durch die Tatsache, dass ich vor vielen Jahren mal versucht habe, im Legacy Goblin Charbelcher zu spielen und zu dem Ergebnis gelangte, das wohl jeder irgendwann teilt: Es ist ein inkonsistenter Scheißhaufen, der entweder Turn 1 gewinnt und eben nichts macht. Da musste die Überschrift "The BEST Mono Green Belcher Modern Deck Tech" ja geradezu meine Aufmerksamkeit erregen
Langer Rede, kurzer Sinn: Das Deck war schnell auf mws zusammengebaut und einsatzbereit. Ich erhoffte mir den typischen Ablauf solcher Budget-Experimente und war nach ca. 10 quasi-suchterregenden Spielen auf extreme Weise eines Besseren belehrt: Zwar stimmte es, dass der Haufen billig und die Karten größtenteils Crap im eigentlichen Sinne waren, jedoch war das Deck alles andere als schlecht. Ich kann nicht mehr sagen, gegen welche Boliden ich in diesen Runden gewinnen konnte, jedoch waren einige wirklich prächtige Haufen dabei, denen ich Ragequits und böse Kommentare (Klassiker auf mws...) entlocken konnte. Ich präsentiere nun (wo das Deck sich inzwischen auch schon "in Paper" beweisen konnte):
Deckthinning Mono Green Charbelcher
- Manabase (7 Karten)
- 7
- Kreaturen (15 Karten)
- 4
- 4
- 4
- 3
- Waldtutoren / Ramp (30 Karten)
- 4
- 4
- 4
- 4
- 4
- 4
- 3
- 3
- Rums (4 Karten)
- 4
- Kontrolle / Stalling (4 Karten)
- 4
- Sideboard (15 Karten)
- 3
- 3
- 3
- 2
- 2
- 2
Nun zum Deck:
- Das Außergewöhnlichste daran fällt wohl direkt ins Auge: Wir spielen lediglich 7 Basic Forests. Über mehr lässt sich nicht streiten, allenfalls über weniger und eine veränderte Zusammensetzung (Stomping Ground lässt grüßen...). "Wie soll das denn klappen?" mag man mich nun fragen. Die Antwort darauf ist leicht: Wir brauchen auf der Starthand 1 Mana - dies wird ermöglicht durch 7 Länder und 4 Chancellor of the Tangle. In rund 80% der Fälle ist dies gegeben - andernfalls braucht es eben einen Mulligan. Warum denn nun genau 7 Länder? Nun. Auch die Frage lässt sich leicht beantworten: Goblin Charbelcher (unsere zentrale Winoption) braucht 4 Mana zum Ausspielen + 3 Mana zum Aktivieren (und meist: Gewinnen). 4+3=7 - das wär's schon. Demnach ist also der Plan des Decks: Wir dünnen mit eigentlich schlechten Spells unser Decks so lange aus (und rampen gleichzeitig), bis wir wahlweise Charbelcher ausspielen und einen Turn später gewinnen oder mit 7 Mana noch im gleichen Turn zur Aktivierung schreiten.
- Dann spielen wir verschiedene Kreaturen. Hornet Queen, weil sie ebenfalls 7 Mana kostet, 6 Power verteilt auf 5 Körper mitbringt und mit 5 Deathtouch-Fliegern Spiele in die Ewigkeit ziehen kann, Chancellor of the Tangle, weil er auf der Starthand gut und auch im Lategame spielbar ist (6/7 Reach UND Vigilance...) und Wall of Roots, weil Marken auch im gegnerischen Zug gelegt werden können und sich Charbelcher damit schon einen Turn früher aktivieren lässt. Zugegeben: Wurmcoil Engine wäre hier (gerade auch in Anbetracht von Ancient Stirrings) eine Alternative, die jedoch im ersten Moment budgettechnisch weichen musste und inzwischen durch das Stallpotenzial von Hornet Queen einfach verdrängt wurde. Kleiner Spoiler: Außerdem ist auch Ancient Stirrings leider in 50% der Fälle schlecht...
- Nun zum Kerngedanken des Decks: Es gibt in Modern keine große Fülle an guten Tutoren und das ist wohl auch gut so (von wegen Combo-Winter). Jedoch gibt es einen regelrechten A.... voll Basiclandtutoren - und wer sollte sich daran stören, denn die gelten ja gemeinhin als sch.... Was würde nun aber passieren, wenn ich diese bescheidenen Karten nähme und ein Deck darum baute, das davon profitierte, wenn ich keine Länder mehr im Deck hätte? Nun... Die Karten wären plötzlich nicht mehr ganz so schlecht. Und hier kommt Goblin Charbelcher ins Spiel:
- Die Karte ist bekannt aus Legacy und Vintage. Hier steht sie für eines der berüchtigsten Turn 1 Decks der Formate. Leider steht sie gleichzeitig auch für Inkonsistenz, denn manchmal f*ckt einen halt die Force of Will oder das Thoughtseize oder man findet einfach nicht genügend Rituals, um auch abgehen zu können. Wir wollen gar nicht in Turn 1 abgehen, sondern haben mehr Zeit (Turn 5 sollte angepeilt werden). Auf dem Weg dorthin rampen wir, wir stallen und wir stacken. Inwiefern denn "stacken"? Nun... Modern kennt ja bekanntlich wenige gute Tutoren. Recross the Paths selbst ist nun auch wirklich alles andere als eine Bombe. 3 Mana für ein random Land? naja... Jedoch steckt der "Teufel" im Detail: haben wir nämlich keine Länder mehr im Deck, zeigen wir unsere gesamte Bib vor und legen die dann in BELIEBIGER Reihenfolge zurück (bzw. "unter die Bib"). Das heißt konkret: Wir nutzen einen Goblin Recruiter für unser gesamtes Deck und legen natürlich Threat auf Threat auf Threat nach oben. Hinzu kommt noch, dass wir Recross im frühen Spiel durchaus als simplen Rampspell nutzen können und eine vergleichsweise hohe Wahrscheinlichkeit besteht, dass wir ihn via "Clash" wieder zurück auf die Hand bekommen. So dient er uns dann im Lategame als Tutor für den Charbelcher, die Queen oder notfalls die Chancellors...
- Auch Haze of Pollen darf natürlich nicht unerwähnt bleiben. Allein schon auf Grund der Tatsache, dass sie mir schon viele Spiele gewonnen hat. Ich weiß: es ist ein verdammter Fog mit Up- und Downside (ein Mana teurer, dafür Cycling), aber die Karte ist wirklich genau das, was das Deck will: Stallen, bis der Arzt kommt (dabei hilft auch formidabel die Hornet Queen) und dann im Comboturn den Sack zu machen. Haze tut genau das: Leute abf*cken
Zum Sideboard auch noch einige, kurze Worte:
- Beast Within spielen wir gegen alles, was unseren Belcher verhindert oder uns mehr tötet als ein 3/3er Beast. Namentlich: Stony Silence, Pithing Needle, Gurmag Angler, Death's Shadow usw.
- Autumn's Veil und Choke bilden unser Carepaket für alles Blaue - ihr seht; es gibt da eine Farbe, die ich nicht sonderlich mag (okay: hier vielleicht auf 5 runter, dafür bei einem der 2er Sets auf 3 hoch...)
- Pithing Needle verhindert Planeswalker, deaktiviert Manlands und macht halt, was sie macht
- Thragtusk soll uns gegen Burn und Aggro so lange am Leben halten, dass wir unseren Belcher zünden können.
- und Relic of Progenitus ist halt Relic of Progenitus. Nuff said
Zuletzt noch einige weitere Hinweise:
- Caravan Vigil synergiert sehr angenehm mit Sakura-Tribe Elder und es macht m.E. immer Sinn, die "Combo" zu nutzen, da sie unser Deck eben um einen Turn beschleunigt.
- Ancient Stirrings trifft leider in gefühlten 50% nichts - und ist damit ein Streichkandidat
- Karten wie Safewright Quest oder Treefolk Harbinger würden einerseits die Hinzunahme von Stomping Ground und damit höhere Killchancen bei 1-2 Ländern in der Bib (siehe Charbelchers Text) ermöglichen. Letzterer wäre jedoch nur im Earlygame gut (dann als früher Blocker) und könnte im Lategame stören. Schön fände ich hierbei auch, dass er Zugriff auf Lignify ermöglichen würde...
Und nun: Ich wäre froh, wir könnten ein wenig über die Deckidee diskutieren. Mir ist klar, dass sie auf Anhieb lächerlich wirken mag, jedoch kann ich nur darauf verweisen: Spielt das Deck doch einfach mal selbst und lasst euch davon überraschen, dass es wirklich besser ist, als euer erstes Gefühl euch vermuten lässt.
Im Gruße: euer H
EDIT: Vergesst Stomping Ground. Zu oft stehen wir auf 6 Mana (Turn 4) und haben nur Tutoren für Basiclands. Damit können wir unsere Threats (Queen und Chancellor oder eben den Kill mit Charbelcher) nicht mehr durchziehen und versauern. Hab's eben angetestet und es ist traurig...
Bearbeitet von Winston Smith, 09. Mai 2018 - 11:00.