Hier ignorierst du aber einen ganz integralen Part des Magic Regelwerks:
Effekte können sehr wohl von Stellen aus wirken, wo sie das normal gar nicht dürften, wenn das mehr Sinn ergibt. [...]
Die Erklärung ist ja schön und gut und dass es solche Effekte gibt, steht angesichts von von 604.2/.5/.6 sowie 112.6b/d/e hier auch gar nicht zur Debatte. Ich sehe daher die Relevanz dieser Beispiele noch nicht für den obigen Fall. Es ging ja nun nicht um Effekte aus anderen Zonen. Wenn das Argument "diese obskuren Karten funktionieren ja auch" sein sollte, dann ja, weil diese in den benannten Passagen entsprechend reglementiert sind. Anders sieht es aber aus bei gecounterten Zaubern, wo ein "if this spell is countered" bisher eben nicht nach Regeln zulässig zu sein scheint. Wobei in diesen Fällen - wie inzwischen korrigiert worden ist - zumindest die Cast-Trigger natürlich trotzdem auf den Stack gelegt werden.
Ein weiterer integraler Bestandteil des Magic Regelwerks ist, dass jede Regel die existiert auch von Magickarten wieder aufgehoben werden kann.
Es gibt die Regel, dass man verliert, wenn man aus ner 0 Karten Bibliothek ziehen würde? Lab Maniac ist die Regel egal. [...]
Das ist so auch nicht ganz korrekt, denn mit dem Laboratory Maniac zieht man die letzte Karte durch den Replacement Effekt ja gar nicht. Die Regel an sich ist aber ganz normal weiter gültig, auch wenn es in dem Moment schwer werden dürfte, sie noch zur Anwendung zu bringen.
Und gibt es wirklich eine Regel, die jeder Kreatur nur das Blocken einer Kreatur ermöglicht? Soweit ich weiß, müssen die Blocks nur legal sein.
Das ist dann auch genau der Punkt, wenn man schon mit der Golden Rule argumentiert: Die Comprehensive Rules sind so umfassend, dass es sehr schwierig ist, überhaupt jemals gegen eine bestimmte Regel zu designen, auch wenn die Möglichkeit dazu prinzipiell eingeräumt wird. Da aber selbst Karten wie Shahrazad durch das Regelwerk abgedeckt sind, ist es nur in den seltensten Fällen überhaupt sinnvoll, gegen irgendwelche Regeln anzukämpfen. Denn so lax wie du das suggerierst, sind die Regeln keineswegs - im Gegenteil, die Karten-Regel-Interaktionen müssen immer eindeutig sein, schon aus Tournament- oder MTGA-Gründen. Und wenn jemand trotzdem einen Zauber designt, der für den Fall vorsorgt, dass dieser selbst gecountert wird, dann könnte man mit dem Henne-Ei-Problem argumentieren und darüber rätseln, ob der Counter diesen Effekt nun mitcountert oder nicht. Zugegeben, das wäre kleinkariert, aber es ist im Streitfall trotzdem nicht eindeutig bestimmbar.
Ich gebe zu, dass ich bei Regelauslegungen etwas sensibel bin. Ich verfolge zeitweise auch Custom Cards auf anderen Plattformen und was da teilweise hochgevotet wird, obwohl es gegen fundamentalste Regeln verstößt, da rollen sich mir die Fußnägel hoch. ;) Davon sind wir im vorliegenden Fall Welten entfernt. Aber ich habe in den paar Jahren, die ich Magic nun doch spiele auch eine gewisse Demut vor dem Regelwerk entwickelt. Für alles, was die Regeln enthalten oder nicht enthalten, gibt es immer einen guten Grund. Eine fixe Idee auf eine Karte zu packen mit dem sinngemäßen Kommentar "dann haben die Regeln halt Pech" zeugt in den meisten Fällen daher nicht von eingehendem Regelverständnis. Und auch nicht von einem tadellosen Design, dessen Fundament ja das Regelwerk ist.