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Ablösung des Judge Programme durch kostenpflichtige Judge Academy


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235 Antworten in diesem Thema

#221 Michael W Geschrieben 01. August 2019 - 07:10

Michael W

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Also ungeachtet der ganzen rechtlichen Verstrickungen ist diese Geschichte einfach eine riesen Sauerei und ein ganz klarer "Cashgrab" vonseiten WotC.

 

Wenn du damit meinst, WotC spart Geld oder gar WotC verdient Geld direkt daran, dann ich einfach sage, nein das stimmt so nicht.


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#222 Nerfherder Geschrieben 01. August 2019 - 07:39

Nerfherder

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Ich verstehe nicht, wieso WotC hier in der Kritik stehen, weil Sie eine offensichtlich richtige Entscheidung treffen und diese sogar noch recht transparent offen legen. 

 

Ich verstehe hier auch nicht, wie man eine Lanze für den klagenden Judge brechen kann. 

Das ist so, als würde mir ein Bekannter anbieten auf meinem Umzug gratis zu helfen. Als Dank gebe ich natürlich Speise und Getränke (Packs und Promos) aus am Tag (Das reicht natürlich bei weitem nicht, um die Spesen meines Bekannten zu decken, das ist mir klar, aber es ist eine Geste) und dann bekomme ich 2 Wochen Später eine Klageschrift, weil er für 10 Arbeitsstunden seinen Lohn verlangt oder für kommende Dienste ein Angestelltenverhältnis anstrebt. Klingt fair!

Der betroffene Judge könnte auch einfach ein armes Würstchen sein, dessen persönliche Verhältnisse sich nicht so rosig entwickelt haben und der jetzt versucht ein Stück vom Kuchen zu bekommen, weil er merkt, dass die Firma, für die er jahrelang freiwillig "gearbeitet" hat, inzwischen "millionenschwer" ist.

(Anm.: Ich möchte damit den Judge nicht angreifen und ziehe diese Geschichte lediglich als mögliches Beispiel auf. Aber alles was ich weiß, sind zweifelhaft seriöse Berichte aus dem Internet. Und eine Geschichte kann sehr viele Facetten haben). 

 

Judges sind eigenverantwortliche Personen und keine Sklaven. Und wenn sich ein Judge dazu entscheidet, für einen TO zu judgen ohne dafür entsprechende Entlohnung zu bekommen, dann liegt die Verantwortung hierfür beim Judge. In der Regel sind diese Entscheidungen dann ja aus persönlichen Gründen getroffen (Ideologie für das Hobby, Freundschaft, etc.), also einen Dank und Props an dieser Stelle an alle Judges die bisher so viel für die Community getan haben. Hier sollte also nicht WotC alleine in der Kritik stehen, sondern im Prinzip jeder TO, der seine Judges nicht anständig bezahlt. Die JAC gibt Judges ggf. nochmal eher die Legitimation für Ihre Dienste Geld zu verlangen, weil Sie sich jetzt schulen müssen und effektiv Geld dafür bezahlen um Ihren Status und Ihr Wissen zu wahren.



#223 Rotband Geschrieben 01. August 2019 - 07:43

Rotband

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Das ist so, als würde mir ein Bekannter anbieten auf meinem Umzug gratis zu helfen.

 

Der Unterschied ist hier aber, dass der Bekannte eine Firma ist, die dich regelmäßig braucht zum aushelfen bei Events, die mindestens als PR gelten dürften und somit ein kommerzielles Interesse verfolgen. Der Fall ist durch und das Gericht hat entschieden, aber die Intention des klagenden Judges, der eben ein Gericht anrief (was sein gutes Recht ist) ist trotzdem aufgrund der Unterschiede nicht mit der deines "Freundes" vergleichbar.


Bearbeitet von Schaufelbagger, 01. August 2019 - 07:44.

ehemals Otters Kroxa


#224 Nerfherder Geschrieben 01. August 2019 - 08:02

Nerfherder

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Klagen ist ein Recht, dass jedem zusteht. Das Problem ist, dass auch geklagt wird, wenn keine Ungerechtigkeit vorliegt, wie im vorliegenden Fall. 

 

Die Fälle sind durchaus abstrakt vergleichbar. Denn das kommerzielle Interesse ist völlig irrelevant, bei der Entscheidung des Judges. Der Judge entscheidet, ob er dem gegebenem Angebot folgt, oder nicht. Und jeder Judge weiß im Vorfeld, was er bekommt, wenn er auf dem kommenden Event x Arbeitsstunden und eigene Ressourcen investiert. 

 

Es ist halt eher fraglich warum nach dem der kommerzielle Erfolgt von Magic eingetreten ist, Judges anscheinend immer noch nicht bezahlt wurden (Wenn dem wirklich so ist). Bekamen Judges für die Modern Pro Tour (z.B.) auch kein Geld?

Aber wie gesagt: Die Kritik, das Judges kein Geld von TO's bekommen/bekamen ist in meinen Augen berechtigt, kann aber nicht nur gegen Wizards gelten. 

 

 



#225 Michael W Geschrieben 01. August 2019 - 08:08

Michael W

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In der Klage der mir bekannt ist, ging es nicht um die Bezahlung der Judges, den Judges werden generell vom TO entlohnt, sondern viel mehr darum, das wenn man ein Magicturnier judged, dadurch eine Arbeitsbeziehung mit WotC hat und ob WotC dann Versicherung etc für den Judge bereitstellen muß. Die eigentliche Klage war garantiert noch komplizierter, aber das ist die nach meiner Auffassung eine kurze Zusammenfassung der Klage. Noch kürzer fasst man es zusammen mit: Sind Judges (in den USA) angestellte von WotC.


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#226 Gast_Vistella_* Geschrieben 01. August 2019 - 08:12

Gast_Vistella_*

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Denn das kommerzielle Interesse ist völlig irrelevant, bei der Entscheidung des Judges. Der Judge entscheidet, ob er dem gegebenem Angebot folgt, oder nicht. Und jeder Judge weiß im Vorfeld, was er bekommt, wenn er auf dem kommenden Event x Arbeitsstunden und eigene Ressourcen investiert.


wenn ich dir einen Job anbiete, bei dem du 20 Stunden wie Woche bei mir zu arbeiten hast, du allerdings keinen Lohn dafür bekommst, dann ist das illegal, auch wenn du die Konditionen kennst

just saying

#227 Gast_xenosapien_* Geschrieben 01. August 2019 - 08:15

Gast_xenosapien_*
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wenn ich dir einen Job anbiete, bei dem du 20 Stunden wie Woche bei mir zu arbeiten hast, du allerdings keinen Lohn dafür bekommst, dann ist das illegal, auch wenn du die Konditionen kennst

just saying

 

nope, nennt sich Praktikum.

:D :rolleyes:


Bearbeitet von xenosapien, 01. August 2019 - 08:16.


#228 Gast_Vistella_* Geschrieben 01. August 2019 - 08:23

Gast_Vistella_*

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ein Praktikum ist kein Job, es ist ein Praktikum (plus nur die Pflichtpraktika im Zuge einer (Schul)Ausbildung brauchen nicht bezahlt werden, alle anderen schon)

#229 Gast_xenosapien_* Geschrieben 01. August 2019 - 08:26

Gast_xenosapien_*
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Du hast Recht - ich hab verpeilt dass seit meinem letzten Praktikum ja mal irgendwann das Mindestlohngesetz eingeführt wurde... seitdem muss man wohl auch die meisten Praktikanten zumindest n bisschen bezahlen.

Und gut so - bei mir war das noch moderne Lohnsklaverei... aber ich "durfte" ja auch noch Zivi machen :-/



#230 cheff Geschrieben 01. August 2019 - 09:16

cheff

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Und auch bezüglich Scheinselbststandigkeit ist es eher anders.

 

Seit wann wird hier im Forum diese Behauptungskultur so intensiv betrieben?

 

Wie ich mehrfach erwähnt habe, bin ich kein Fachmann auf dem Gebiet, bin halt nur selbst gerade Selbstständig geworden und habe mich daher ein bisschen damit auseinandersetzen müssen. Wie ist es denn?



#231 Nerfherder Geschrieben 01. August 2019 - 12:41

Nerfherder

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Es mag sein, dass in verschiedenen Ländern unterschiedliche Gesetze gelten, die das illegal machen. Ich bezweifel aber stark, dass das in Deutschland voll umfänglich illegal ist. Freiwilliges unentgeltliches Arbeiten ohne Angestelltenverhältnis ist im Rahmen der deutschen Gesetzesnorm, solange dabei gewisse Grenzen eingehalten werden. Sollten diese Grenzen nicht eingehalten werden liegt vermutlich eher ein Fall von Schwarzarbeit vor. Womit auch Judges ein Problem bekommen, weil Sie unentgeltliche Entlohnung in Form von Displays, Foils, Verpflegung, etc. nicht versteuern. Gesetze sind einfach toll! Manchmal sollte man daher auch mal weniger ein Gesetzesreiter sein, sondern mal auf das Bauchgefühl hören. Wo liegt noch Anstand vor und wo niedere Beweggründe oder Ausbeutung. Bedenkt dabei auch, dass WotC hierzulende  den Judges auch eher selten als Auftraggeber gegenüber tritt. In der Regel sind das hier die LGS, die Judges "beauftragen" auf Ihren Events zu judgen.  

 

In der Klage der mir bekannt ist, ging es nicht um die Bezahlung der Judges, den Judges werden generell vom TO entlohnt, sondern viel mehr darum, das wenn man ein Magicturnier judged, dadurch eine Arbeitsbeziehung mit WotC hat und ob WotC dann Versicherung etc für den Judge bereitstellen muß. Die eigentliche Klage war garantiert noch komplizierter, aber das ist die nach meiner Auffassung eine kurze Zusammenfassung der Klage. Noch kürzer fasst man es zusammen mit: Sind Judges (in den USA) angestellte von WotC.

Das ist natürlich ein interessanter Aspekt. Aber auch hier wieder, sollte sich der jeweilige TO darum kümmern, dass er die gesetzlichen Bestimmungen, im gegebenen Land einhält. Hätte der besagte Judge recht bekommen hätten auch alle anderen Judges die für einen LGS auf Turnieren Judgen klagen können. Das kann das erstrebte Ziel sein. Meiner Meinung nach sollte man Menschen die für einen arbeiten immer entsprechend bezahlen. Wie das Verhältnis dann am besten ausgearbeitet ist, kommt auf die Fallgestaltung und das jeweilige Land und die dortigen Gesetze an. 



#232 Sterni Geschrieben 01. August 2019 - 15:24

Sterni

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Deutlich komplizierter.
Die Anzahl der Kunden ist ein Indiz, aber kein Beweis.

Es gibt z. B. Vor allem im Autogewerbe Zuliefererfirmen, die nur Konzern X als Kunden haben.
Weitere Indizien sind z. B.
Wer bestimmt die Arbeitszeiten?
Wer sorgt bei Krankheit für Ersatz?
Wie wird zwischen den Parteien angerechnet?


Zum anderen interessiert sich für Verstöße gegen Mindestlohn bzw (Schein) Selbstständigkeit der Zoll bzw. Die Versicherungstrager viel mehr als das Finanzamt.

Denn das, was Scheinselbststandigkeit lukrativ macht, ist das "Sparen" der Sozialabgaben, was derzeit ca. 40% des Lohns sind.

Und was Schenkungen angeht:
Zum einen gibt es "übliche Geschenke" die steuerfrei sind (z. B. Geburtstag etc)
Das üblich hängt hierbei auch von den persönlichen Verhältnissen der Beteiligten ab,d.h. Bei Millionärs kann eine Rolex für 10.000 noch üblich sein, bei Hartzens eher nicht.


Und zum 2. Gibt es auch bei nicht üblichen Geschenken einen Freibetrag von mindestens 20.000 Euro (pro 10 Jahre) , der je nach Verwandtschaftsgrad noch höher sein kann.

Wissen ist Macht, nichts wissen macht auch nix.r
comprehensive rules:http://magic.wizards...prehensiverules.


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#233 Genu Geschrieben 09. August 2019 - 09:14

Genu

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Also wenn ich das lese würde ich folgendes Ziel vermuten:

 

Dass die Judge-Acadamy eine Zertifizierungsstelle ist. 

 

Bei z.B. Microsoft muss ich meine Zertifizierungen auch regelmäßig erneuern um meinen Status zu erhalten. Dort Zahle ich pro Prüfung, nicht pro Jahr, aber bei der Gültigkeit der Zertifizierung und der Menge der Prüfungen die Abzulegen ist (z.B. 2 für den Zertifizierungslevel MCSA und nochmal 3 weitere für die nächste Stufe, den MCSD) kommt doch jedes Jahr was zusammen. Warum man das macht? Der Arbeitgeber bei dem ich Angestellt bin kann meine Zertifizierungen nicht nur zu Werbezwecken nutzen, sondern erhält beim Erfüllen bestimmter Anforderungen (=X Zertifizierte Personen in Bereich Y) auch noch Vergünstigungen im Einkauf. Trotzdem habe ich erstmal kein Arbeitsverhältnis mit Microsoft und für meinen Arbeitgeber ist Microsoft ein Lieferant. Ich selbst habe davon, dass meine erhöhte Qualifikation mir eine bessere Position in der Gehaltsverhandlung liefert.

Es gibt übrigens Menschen, deren Beruf darin besteht nur Prüfungen zu schreiben und alle Qualifikationen zu haben damit ein Unternehmen Vergünstigungen bekommt. 

 

Ob man nun pro Prüfung bezahlt und einmal pro Jahr zur Ablage gezwungen wird oder ob man konstant Eingeschrieben sein muss sind erstmal nur Preismodelle.

 

Die Idee dahinter ist wohl, dass sich sich ein Judge erstmal um seine Qualifizierung kümmert und diese dann nutzen kann um für Events angeheuert zu werden. Das ganze mit einem Preis zu versehen sieht erstmal nachteilig aus, aber es gibt euch eine nachvollziehbare Verhandlungsbasis und bemisst die Zertifizierung mit einem Wert.

 

Ich vermute, dass dahinter der Versuch steht - wegen der Andeutungen auf Zertifizierungen für andere Spiele - ein Berufsfeld "Judge" zu erzeugen. Ob man das allerdings so Anwenden kann, bezweifle ich dann stark.

 

Was mich aber richtig schockiert ist die Höhe der Gebühren: Bei Microsoft kostet eine Prüfungen ca. 165€ - und das muss alle 2-3 Jahre abhängig vom Level, re-Zertifiziert werden (Die Zertifizierung selbst ist Lebenslang gültig, aber die Vergünstigungen für im EK gibt es nur bei Zertifizierung innerhalb der letzten 2 Jahre und das ist was die Arbeitgeber wollen). Bei MCSA alle 3 Jahre (vergleiche Lvl1 Judge) sind das dann 330€ - also 110€ im Jahr und beim MCSD 825€ alle 2 Jahre (vergleiche Lvl3) oder 412,50€ im Jahr.

 

Damit ist die Judge-Academy - und das Judge-Programm das vorher von den meisten als Hobby gesehen wurde - in den Unterhaltskosten genauso teuer wie eine berufliche Zusatzqualifikation. Der Unterschied ist nur dass die Microsoft-Zertifizierungen den EK vergünstigen und somit den Arbeitgeber motivieren die Fortbildungskosten zu Übernehmen um die Qualifikation der Mitarbeiter zu erhöhen oder erhalten.

 

Was ich mich halt Frage ist wo das Geld für die Judges herkommen soll, wenn WotC keinen Anreiz für die Stores bietet einen Judge zu unterhalten. Die Antwort ist halt dass ich persönlich dafür draufzahlen werde. 

 

//Edit: Nachtrag zum Thema Krankenversicherung - ggf. ist der Judge als Freelancer zu sehen, damit Selbstständig und hat sich selbst zu versichern. 


Bearbeitet von Genu, 09. August 2019 - 09:30.

"Ich bin der Schrecken der die Nacht durchflattert! Ich bin der nach sieben Zügen immer noch ungeflippte Delver, das Mana-Screw welches deine Starthand versaut, das Wheelslam Bonfire welches dir die Pro-Tour stiehlt!"

- Marit Lage


#234 Panda23 Geschrieben 11. August 2019 - 22:14

Panda23

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Tim Shields beantwortet Judge Fragen.

#235 cheff Geschrieben 12. August 2019 - 14:04

cheff

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Ich hab mir die Stunde mal gegeben, zugegebenermaßen zunehmend aggressiv.

 

Insgesamt wird sehr deutlich, dass der gute Herr Shields nicht überlegt "Wie kann ich dafür sorgen, dass Judges fair behandelt werden?" sondern "Wie kann ich meinen Traum eines Judge Programms irgendwie umsetzen?". Unterstützend merkt er noch an, dass er immer schon wusste, dass das so, wie es gemacht wurde, nicht geht. Told-you-so-boys sind seit jeher bekannt für ihre gemeinschaftlichen Problemlösungs- und Organisationsansätze...

 

Es gibt auch durchaus Details, die ein wenig hinter seine "I'm just your friendly clumsy neighborhood nerd"-Maske blicken lassen, da will ich ein bisschen drauf eingehen.

 

- Er erklärt sehr früh, dass WotC auf ihn zugekommen ist, weil das mit dem Judge Programm so nicht weitergeht. Der Initiator war demnach offensichtlich WotC, nicht er (wessen Interessen werden da wohl vertreten...). Dieser Satz wird schnell relativiert, weil er ausführt, wie er mit verschiedenen Publishern arbeitet und überhaupt treibende Kraft par excellence ist...

 

- Die Ausführung, warum er die JA nicht als NonProfit aufbauen kann, basiert im Wesentlichen darauf, dass "Konzerne halt so sind", da wäre nix zu machen. Die Tatsache, dass WotC hier Aktion verlangt hat, fällt unter den Tisch; aber das wird später noch ein interessanter Widerspruch. Hier erstmal: Offensichtlich hält er die Judge-Community nicht einmal für einflussreich genug, dass sie zu einem Konzern gehen und eine Lösung erarbeiten können. Er muss leider, leider eine 4Profit aufmachen. Sonst kann er leider kein Geld von Konzernen bekommen (aha! Die JA bekommt also Geld von Konzernen.)

 

- Als nächstes elaboriert er etwas über Unions (grob: Gewerkschaften). Ich kenne ich mich im amerikanischen Recht nicht gut genug aus, um das zu bewerten; nach einigen sehr schwachen Argumenten kommt er mit der Erklärung, eine Union könne nicht international sein (womit er vermutlich Recht hat), also wäre das nicht das richtige Format für die JA. Implizit geht er hier auf die Erwartung ein, die JA würde Judge-Interessen vertreten - denn warum sonst wäre eine Union ein relevantes Format? Dass er mit der Rechtsform Union gleichzeitig den Anspruch, Judge-Interessen zu vertreten, unter den Tisch fallen lässt, wird erst später deutlich.

 

- Danach heult er sich ein bisschen aus, dass Twitter und Reddit so gemein zu ihm sind; er könne ja nicht alle Probleme der Welt lösen. Dass er genau mit diesem Anspruch, zumindest bezogen auf Judges, an den Start geht, scheint ihn nicht zu tangieren. Dass er, wie auch bei sowohl den Fragen als auch seinen äußerungen über die böse negative Community, kein einziges Problem löst, das nicht mit seinem Business zu tun hat, ist zusätzlich auffällig.

 

- Die Frage, wann denn mit den standardisierten Tests zu rechnen ist, beantwortet er im Wesentlichen mit Copyright. Kurzfassung: Die Tests wurden von der Community entwickelt, gehören also den jeweiligen Autoren. Jetzt - nobel, nobel! - bezahlt er die Autoren, leider muss dafür alles neu entwickelt werden. Das ganze hat zwei Facetten. 1) Es wäre nicht möglich gewesen, die Copyrights der bestehenden Fragen glattzuziehen? Nirgendwo ist festgehalten, woher die Fragen kommen? Es ist wirklich nötig, alles neu zu entwickeln? Ich kann mir nicht vorstellen, dass es da keinen einfacheren Weg gab. 2) Der vormalige Community-Effort wird jetzt durch ein "von oben" ersetzt. Bezahlte Autoren erschaffen das, was bisher eine Gemeinschaftsleistung war. Und das ist jetzt gut?

Meine Deutung: Die JA sichert sich hier das Monopol, indem sie bestehende, aber eben nicht von ihr kontrollierte Strukturen abschafft. Während er bei allen anderen Punkten herumheult, er habe zu wenig Zeit und Geld gehabt - für diesen Punkt hat beides offenbar gereicht. Das ist ja auch das wichtigste, denn wir alle wissen, dass WotC sich nicht vor Klagen retten konnte, was die Judge-Fragen betrifft...

 

Danach kommt wieder ein bisschen Mimimi über die böse Community, die seinen harten Effort nicht richtig würdigt, das ist verzichtbar, weiter geht es mit einer ziemlich klugen Frage aus dem Publikum (leider versteht man die Fragen nur sehr schlecht):

 

- Kommt es nicht zu Interessenskonflikten zwischen WotC, TO und der JA, konkreter, wenn ein Angestellter eines TO oder gar von WotC auch für die JA arbeitet? Shields erkennt sofort, dass er selbst hier als WotC-MA (ich hab nicht ganz verstanden, ob er weiterhin einer ist, bin auch zu genervt von dem Typ, um mir die Passage noch mal zu geben) und JA-Lead die Personifikation dieses Interessenskonflikts ist. Und seine Antwort ist hochinteressant: Die Branche ist so klein, dass es um zu wenig geht, als das nennenswerte Interessenskonflikte entstehen würden. WOW! Warum ist das so eine Bombe? Zunächst erinnern wir uns an die vorige Argumentation, bei großen Konzernen wäre das halt so mit den NonProfits, da könne man nix machen. Zweitens: Shields ignoriert einfach die Tatsache, wie sehr WotC von Judges abhängig ist (das ignoriert er übrigens die ganze Zeit). Während er oft ausführt, wie ein Event ohne Judges den Bach runtergeht, kommt er nicht einmal auf die Idee, dass auch WotC Interesse an funktionierenden Judge-Strukturen haben könnte (zumindest äußert er sie nicht). Als angehender oberster Interessensvertreter von Judges, der sogar die Independence als hohes Gut anpreist (gleichzeitig in unbestimmtem Maße einschränkt) lässt er alle Interessen von WotC als gottgegeben stehen. Er kritisiert sie nicht einmal. Und damit hat er Recht: Wenn man die Umsätze von WotC außen vor lässt, ist die JA in einem winzig kleinen Geschäftsfeld unterwegs - nämlich in einem, in dem ein paar Tausend Leute weltweit einen Hunderter im Jahr latzen. Diese Abkopplung der JA von Magic zeigt einerseits sehr deutlich, dass es ihm um sein Business, nicht um eine Millionen-Spielerschaft geht; und zweitens, dass er komplett ungeeignet ist, Judge-Interessen zu vertreten. Er sagt auch, dass "Ihr", also die Judges, seine Kunden sind. Nicht etwa, ihr wisst schon, die Küstenzauberer??? Ein weiterer Punkt gegen Konflikte ist übrigens, dass er persönlich diese lösen wird. YAY.

 

- Was er früher andeutet, kommt dann auch konkret auf den Tisch: Der "Rigorous Code of Conduct", also grob übersetzt und etwas polemisiert strenge Benimmregeln. Diese sollen nämlich Konflikte verhindern. In Amerika ist es im Moment üblich, einen strengen CoC vorzuschieben, um zu zeigen, wie sozialverträglich ist, z.B. nach den Sexismusvorwürfen, die im Moment in jedem Unternehmen grassieren (ich kenne die amerikanische Kultur nicht gut genug, um diese zu bewerten). Einfach ausgedrückt: Wer in Amerika einen strengen Code of Conduct hat, gehört zu den Guten. Leider ist das aber nicht unbedingt verträglich mit internationalen Gebaren: Während Amerika nämlich eine ausufernde Verträge-gegen-Klagen-Kultur hat, wird in Europa so etwas dem Gesetzgeber überlassen, in Indien interessiert es kein Schwein und in China ist das kulturelle Agreement deutlich wichtiger als geschriebene Regeln. Dass der CoC außerdem oft nur ein Feigenblatt ist, hinter dem Konzerne die Unwilligkeit verstecken, transparente Strukturen aufzubauen, kommt hinzu. Statt also in irgendeiner Weise eine vernünftige Struktur oder Systematik vorzustellen, die Probleme transparent machen würde und auch Verantwortlichkeiten benennt, schreibt er einen CoC. Thanks, Obama.

 

- Von den anwesenden Judges kommt der Vorschlag, dass die Judge-Community über Dinge abstimmen sollte, z.B. darüber, welche Karten als Judge-Promos aufgelegt werden. Der Vorschlag ist mutig und wird vermutlich von WotC abgelehnt, wie Shields auch ausführt. Aber! Hier offenbart Shields wieder seine Zugehörigkeit. Zunächst führt er aus, dass das Judge Program entgegen der Wahrnehmung einzelner nie demokratisch war. Die Erklärung, dass die Community bei der JA jetzt mehr mitzureden hat, fehlt. Komplett. Ich lehne mich wohl nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich hier heraushöre "Das Judge Program war nie demokratisch, warum sollte ich die JA demokratisch anlegen?". Auch die Tatsache, dass er die Idee komplett abblockt und nicht soetwas sagt wie "wenn wir mal etabliert sind, können wir so etwas vielleicht durchsetzen" oder so, verrät, dass seine Vision nichts mit eine Verstärkung der Position der Judges zu tun hat.

 

Vor dem Video war ich mir unsicher, ob WotC Shields und die Judges verarscht, oder ob WotC und Shields zusammen die Judges verarschen. Nach dem Video ist sehr deutlich geworden, dass letzteres zutrifft. Shields baut hier einfach in tiefstem Eigeninteresse sein Business auf, er bekommt dafür von WotC etwas Schützenhilfe gegen die Aussicht, dass das Judge Program in Zukunft selbstfinanziert läuft. Seine Träume, auch in anderen Spielen E-Sports Fuß zu fassen, sind auch völlig offensichtlich nur an seiner eigenen Business-Entwicklung orientiert. Der Kunde ist in der gesamten Kommunikation der Judge, nicht der Spieleanbieter. Interessen muss der Judge gegenüber der JA vertreten, die JA vertritt den Judge gegenüber den Anbietern offensichtlich einfach mal gar nicht.

 

Nee, ist n tolles Programm, Tim. Da will man doch gleich Judge werden...


Bearbeitet von cheff, 12. August 2019 - 14:07.


#236 Michael W Geschrieben 13. August 2019 - 08:33

Michael W

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Tim Shields war mal WotC Mitarbeiter, das ist lange her und er hat wohl damals schon gesagt, dass das Judge Program eigentlich so nicht klappt. Er hat eine Vision und eine Idee wie das zukünftig klappen kann und er bindet die Judges ein, siehe Aufruf nach ContentCreator vor 2? Tagen.

 

Einen Code of Conduct haben Judges schon lange, das ist nichts neues und leider auch nötig gewesen.

 

Wegen Judgefoils, da haben schon in der Vergangenheit einzelne Judges Ideen an WotC gegeben, die Idee ist nichts wirklich neues.

 

 


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