Pay2Win trifft auf Magic nicht zu, da es generell nicht "for free" ist.
Um das mal aufzurollen würde ich erstmal die begrifflichen Definitionen abgrenzen:
Free2Play
- Keine Einstiegskosten
- Keine Vorteile durch Käufe. Hier ist schon der erste mögliche Streitpunkt: Keine Vorteile durch Käufe und keine Vorteile durch Käufe die nicht über das Spiel erreichbar sind. Der Unterschied ist in dem Fall dass Käufe zu einem temporärem Vorteil führen können, auch wenn alles im Spiel erreichbar ist.
Pay2Play
- Um überhaupt spielen zu können ist eine Investition notwendig
- Beispiel 1: Bei einem Computerspiel z.B. eine Lizenz oder ein Abo. Anschließend gibt es aber keine Vorteile durch weitere monetäre Investitionen.
- Beispiel 2: Sportausrüstung. Um Tischtennis zu spielen benötigt man einen Schläger und eine Fläche und ein Netz. Diese kann man Kaufen oder mieten.
- Wie gut dein PC ist oder deine Ausrüstung wird hierbei nicht einfakturiert - auch wenn die Qualität der Peripheriegeräte oder der Ausrüstung definitiv als Vorteil bezeichnet werden kann. Aber du kannst an dem Spiel teilnehmen.
Pay2Win
- Unabhängig von einer Einstiegsgebühr
- Wenn Vorteile existieren die nur mit Geld erkauft werden können.
Der Dreh- und Angelpunkt ist dabei ob man das Deck (und die darin enthaltenen Karten) als Grund-Ausrüstung sieht, über deren Qualität man selbst entscheiden kann, oder man diese als Gegenstände sieht, die auf anderem Weg unerreichbar sind.
Magic bietet alternative Wege (Turnierpreise, tauschen) - Auch wenn dies sehr viel Zeit in Anspruch nimmt.
Der Einfluss von Geld mit Magic hat auch eine Grenze - ähnlich dem Grundgedanken von unnerreichbaren Vorteilen in Magic ist dein Deck ab einer bestimmten Investition maximal ausgebaut - was auch durch Tauschen und Turnierpreise zu erreichen ist. Der Vorteil von Geld ist also nur Temporär.
Eine andere Perspektive für die Argumentation gegen Pay2Win ist, dass man für Kompetitives Play von einer kompetitiven Liste als Grundausrüstung ausgehen muss - Man meldet sich schließlich auf den Stadtmeisterschaften im Tischtennis nicht mit einem Schneidebrett ohne Beläge an. Aber auch bei kompetitiver Ausrüstung gibt es Preisstaffelungen - vom 3-Sterne Schildkröt Schläger für 30€ bis zu Preis offen eigens Angefertigten Schläge aus mehrlagigen Furnierhölzern für eine Einzigartige Spannungseigenschaft, mit auf deine Hand angepasstem Griff und Belägen von denen ein einzelner oberhalb der 100€ liegt.
Die gleiche Wahl existiert bei Magic - ein kompetitives Einstiegsdeck in Mono Rot Prowess für 100€, oder Uro/Omnath Pile für nen Tausi.
Jemand der den Uro/Omnath Pile in Budget versucht ist damit vergleichbar wie jemand der sich versucht einen Tischtennisschläger aus Sperrholz zu basteln. Kann man sich auf dem Turnier mit anmelden - würde aber nicht zuviel Vertrauen in die Physikalischen Eigenschaften geben.
Magic bietet auch mit unterschiedlichen Formaten unterschiedliche Preiskategorien an - Nicht jeder kann sich den Liberty National Golf Club leisten, aber Ruhr-Golf bekommt jeder hin. Ähnlich verhält es sich mit den Formaten - von Pauper bis Vintage sind die Einstiegskosten entsprechend gestaffelt.
Ein Argument für die Pay2Win Seite die man häufig hört ist das Folgende, dass sich die Qualität der Ausrüstung nicht durch Skill ausgleichen lässt. Hier würde ich aber ein klares Jain entgegensetzen: Die Qualität der Einzelkarten bei Prowess ist vielleicht geringer als die der Karten im Uro/Omanth Pile, aber die Synergien und Effizienz im Deckdesign wiegen das wiederum auf. Die Zusammenstellung ist wichtiger als der Preis der Karten.
Man kann auch soweit gehen zu sagen dass jemanden der den Uro/Omnath Pile ohne Uro und Omnath spielen will der Skill fehlt zu erkennen dass das nicht funktioniert und dass mit seinem Kartenpool das wesentlich günstigere 8Rack das bessere Deck wäre.
Optimierung ist ein anderes Thema - aber auch für Golf braucht man nur 1 Eisen, auch wenn 17 einem einen Vorteil verschaffen. Aber ich wette dass ein Tiger Woods mich mit einem Eisen immer noch locker in die Tasche steckt.
Auch in den Magic-Formaten wie Modern gibt es schon lange 2 Wege für den Erfolg: Spiele den Trend, oder Spiele was du am besten kennst. Erfahrung ist Wertvoll, sonst würden Spieler wie Aspiringspike oder Kanister nicht mit 08/15 zusammengeschmissenen Viewer-Listen, die in Abwesenheit von Deckbau-Skill konstruiert wurden, trotzdem tendenziell positiv performen.
Beide Seiten, sowohl die Argumentation für Pay2Win als auch die für Pay2Play kann ich Nachvollziehen, meine persönliche Tendenz wäre allerdings Pay2Play.