An der Stelle frage ich mich, ob die Leute das wirklich glauben, oder ob da jemand einfach mit Phrasen umsich wirft um gescheit dazustehen. Denn solche Aussagen scheinen mir den tatsächlichen Glücksanteil im Spiel massiv zu unterschätzen.
Eventuell ist das aber auch ein Wahrnehmungsproblem, da man oft wirklich etwas anders hätte tun können. Tatsächlich glaube ich aber, dass man daraus dann nicht schliessen darf sich falsch entschieden zu haben. Denn in einem Spiel der Wahrscheinlichkeiten, wie Magic es ist, liefert die Korrekte entscheidung nicht immer das "korrekte Resultat".
Mal ein par sehr deutliche Beispiele, die ich erlebt habe:
1. Der Engel (Vintage)
Ich sitze mit Mono B Sui gegen Urb Painter im Finale. Durch ein Duress weiss ich, dass mein Gegner unter anderem ein Fetchland auf der Hand hat, welches ich Extirpaten könnte (ein anderes hat er schon benutzt). Ich spiele eine Hymne mittels Ritual und entscheide mich den abgeworfenen Thirst zu extirpaten (das war vor der Restriction). Einen Zug später hat mein Gegner also noch immer das Fetchland auf der Hand sowie eine weitere Karte. Ich spiele Negator und mein Gegner countert mit einem Drain. Im nächsten Zug dann, topdeckt er Platinum Engel für welchen er dank Drainmana und dem Fetchland auf seiner Hand genau sieben Mana hat.
Hätte ich vorher das Fetchland Extirpatet, hätte ich vermutlich gewonnen, weil der Engel ein toter Draw gewesen wäre (und er sogar Manburn vom Drain genommen hätte).
Hier hätte ich also etwas anders tun können um zu gewinnen. Aber wäre das korrekt gewesen? Ich bin der Meinung, dass ich hier nicht falsch entschieden habe, denn von den drei Thirsts im Deck ging mehr gefahr aus. Vorallem aber wäre es der blanke Irrsinn damit zu rechnen, dass mein Gegner genau Drain und Engel hintereinander zieht. Hier würde ich also tatsächlich behaupten mein Gegner hatte schlicht Glück.
2. Der Koloss (ebenfalls Vintage)
Ein sehr viel offensichtlicheres Beispiel, ich wieder mit Sui gegen Tezz. Ich habe on the Draw im ersten Zug Thoughtseize gespielt und sehe: Land, Lotus, Tinker, Drain, Confidant, Voltaic Key und eine andere Karten (keine Manaquellen). Da ich noch ein Duress in der Hand halte, nehme ich Lotus, da ich mir ausrechne, dass mein Gegner so Minimale Wahrscheinlichkeiten hat, im ersten Zug etwas sinnvolles zu tun. Er kann mit Mox einen Confi spielen, um Drain online zu bekommen braucht er Mox Sapphire, für Tinker braucht er Manacrypt oder etwas absurdes wie Recall in drei Moxe. Das gefährlichste was er realistischer Weise ziehen kann ist die Force gegen mein zweites Duress mit welchem ich ihm Tinker nehme will, allerdings hängt er dann immer noch auf einem Land fest.
Ich nehme also Lotus und mein Gegner zieht die Manacrypt.
3. Der Koloss 2 (Block)
Wir spielen M2010 Block (fragt nicht warum ). Ich spiele ein Deck das unter anderem Polymorph in Darksteel Colossus spielen kann. Ich weiss aus dem ersten Spiel, dass mein Gegner blau spielt also vermutlich Mind Control hat. Allerdings hat er nur fünf Forests im Spiel und eine Handkarte, während ich eine seiner Kreaturen reanimiert habe und Jace kontrolliere. Ich rechne mir also aus, dass ich mit Polymorph auf DSC das Spiel gewinne, da 1. er haargenau zwei Inseln ziehen und Mind Control auf der Hand haben muss und 2. ich dank Jace mindestens zwei Draws habe um Negate oder Duress zu ziehen (noch je vier im Deck) und vier Draws um eines meiner vier Mindcontrol zu finden. Ich spiele also Polymorph.
Und siehe da, mein Gegner spielt Insel, Insel, Mindcontrol während ich vier Länder ziehe.
Ich könnte noch einige jüngere Beispiele von FNMs anführen wo die einzigen Outs meiner Gegner Lavaaxt oder Panic attack waren, oder wo ich selbst gewonnen habe, weil mein gegner, um einen Zug schneller zu gewinnen, mit allem Angegriffen hat, während ich Awakener Druid topdeckte um mit einem 4/5 haste Wald das spiel zu stehlen.
Worauf ich hinaus will:
1. Kann man offensichtlich nicht immer den Gegner daran hindern durch "Glück" zu gewinnen.
2. Selbst wenn man feststellt, dass man durch andere Spielweise hätte gewinnen können, heisst das nicht, dass man falsch gespielt hat und man ist am Spielverlust eben nicht "selbst schuld".
3. Wer behauptet man habe jedes Spiel selbst in der Hand unterschätzt den Zufallsfaktor massiv.
Aber auch
4. Man hat meistens keinen Grund sich über das Glück anderer zu beschweren, weil man selbst gleich viel Glück hat, aber das dann nicht immer so wahrnimmt ("Nö, das war kein Glück dass ich die Karte Getopdeckt habe, deshalb Spiel ich sie doch viermal...").
Welche "Korrekte Entscheidung, falscher ausgang" Geschichten habt ihr so auf Lager? Habe ich unrecht und der Glücksfaktor ist doch so klein wie oft behauptet wird?
Bearbeitet von japro, 27. September 2009 - 18:27.