Ich weiß zwar nicht ob das hier rein kommt, aber ich hatte mal eine Situation, in der mein Gegner ANT spielte. Er hat LED gelegt und spielt Infernal Tutor. Guckt mich fragend an und ich sage, das er resolved. Jetzt will er LED cracken und die Combo weiter machen. Ich weise ihn darauf hin, dass das nicht gehtm weil er Priorität abgegeben hat. Als ich den Judge rufe, meint er es ist ok und er darf sein LED noch in Response zünden, ohne das ich was mcahen kann. Wie wird hier richtig gejudged. Ich bin mir auch bewusst, dass lokale Turniere meist auf Regular Level stattfinden und da solche Entscheidungen ja öfter gemacht werden, aber in dem Fall fand ich die Entscheidung falsch. Oder liege ich da falsch?
Nein, du liegst da grundsätzlich richtig. Die Turnierregeln, wo die Shortcuts definiert werden, gelten auch auf Regular.
Dann hab ich mal folgendes beobachtet: GW spielt gegen Dredge und spielt Land + Green Sun Zenith auf Dryad Arbor. Dannach schuffelt er seine komplette Hand wieder in die Bibo. Nach dem Judge call stellt der Judge dem Spieler mögliche Hand zusammen, da der Spieler meinte die war gut gegen Dredge. WTF oder kann man das echt so machen. Axo war wieder auf Regular Level.
An der Stelle würde ich den Spieler mit leerer Hand weiterspielen lassen und ihn ermahnen besser aufzupassen. Die Hand wiederherstellen ist etwas, was ich auf Regular nur in Ausnahmefällen machen würde, wenn ich eine unabhängige Möglichkeit hätte, die Handkarten zu verifizieren.
Jetzt mal etwas allgemeines wie solche Judge-Entscheidungen überhaupt zustande kommen, warum die sind wie sie sind und warum sie eigentlich nie optimal sind.
Die Dokumente, anhand derer solche Judge-Entscheidungen getroffen werden, sind (neben den Magic-Regeln, den Comprehensive Rules) noch die folgenden Dokumente:
An all diese Dokumente werden folgende drei Anforderungen gestellt:
- Kompakt und Prägnant.
Niemand will 100+ Seiten zusätzliche Regeln lesen, wie er mit Regelverletzungen umgehen soll - Klare Entscheidungsrichtlinien, Konsistenz
Im Ideallfall sollte es egal sein, welchen Judge man ruft und wo auf der Welt man sich befindet, die Entscheidung anhand der Dokumente sollte identisch sein - Die Entscheidungen sollen sinnvoll und für die Situation passend sein (Common Sense)
Es will niemand, dass der Judge sagt "Es wird nun so und so gemacht - auch wenn das gerade das Spiel um 180° dreht und alles auf den Kopf stellt, das Dokument sagt das aber".
Nun kann man aber nicht alle drei Anforderungen gleichzeitig erfüllen. Macht man es kompakt und konsistent, ist kein Platz mehr die konkrete Situation angemessen zu würdigen. Macht man es kompakt und für die Situationen passend, wird an vielen Stellen der Judge selber entscheiden, wie er es macht. Die Konsistenz geht flöten. Und macht man es sowohl konsistent, berücksichtig aber auch die Situation angemessen, dann hat man einen Haufen Sonderfälle. Das wäre dann nicht mehr kompakt und prägnant.
Das ist auch mit einer der Hauptgründe, warum sich vor allen die IPG regelmäßig (im Schnitt alle drei Monate) ändert. Es wird immer wieder versucht, diese drei Anforderungen punktuell neu auszubalancieren. Oftmals, weil Situationen hochgekommen sind, wo man festgestellt hat, dass die bisherige IPG nicht sinnvoll anwendbar ist.
Regular Turniere sind nun ein besonderes Feld. Die meisten Turniere sind Regular, sie werden meistens im Laden veranstaltet und es ist oft auch kein zertifizierter Judge da. Dann ist der TO Judge, der allerdings in der Regel nicht die erfahrenste Person ist. Da passieren leider immer wieder solche Dinge, wie oben erwähnt. Die wird man leider nie komplett abstellen können. Einen zertifizierten Judge vorzuschreiben ist keine Lösung, weil man damit die Turnierszene an vielen Orten komplett töten würde.
Vor ca. zwei Jahren gab es das JAR-Dokument nicht, da galt die IPG auch für Regular (wenn auch immer mit Sonderregeln, die beschrieben waren). Man dann vor ca. 2 Jahren beschlossen, dass das nicht praktikabel ist. TOs werden kein 30-seitiges Dokument lesen, um Ruling-Entscheidungen auf ihren Turnieren zu treffen. Also hat man ein 2-seitiges Dokument verfasst, was ca. 80% der normalen Situationen abdeckt. (80-20 Regel, sie auch
Paretoprinzip). Ziel war es da, dass wenigstens in den 80% der normalen Situationen eine konsistente Entscheidung getroffen wird. Bei den restlichen 20% (Da gehört auch die Geschichte mit der Hand reingemischt dazu) nimmt man in Kauf, dass es dafür in dem Dokument nur grobe Richtlinien gibt und das es da von Laden zu Laden Abweichungen geben kann. Und so ein 2-seitiges Dokument ist deutlich leichter zu lesen. Dennoch, zwingen kann man die TOs leider nicht das zu lesen. Aber verweist eure TOs ruhig auf das Dokument.
Auf Competitive hingegen ist die Konsistenz deutlich wichtiger. Da will man vermeiden, dass Entscheidungen davon abhängen, welcher Judge die Entscheidung trifft. Deswegen ist das Dokument, dass da gilt (die IPG) deutlich länger und deswegen haben Competitive Events auch in der Regel Anforderungen an den Mindest-Level für den Headjudge (und teilweise auch für die Floorjudges). Dafür nimmt man da in Kauf, dass durch vorgegeben Entscheidungen auch mal Entscheidungen getroffen werden, die bei dem Spielzustand vielleicht nicht die aus unabhängiger Sicht idealste Lösung sind.
Und damit schlag ich jetzt den Bogen zu der Frage von Rakshasa:
Ein mal hatte ich die Situation dass mein Gegner auf nem legacyturnier einen Tarmogoyf ohne grünes Mana ausspielte. Ich spielte zu dem Zeitpunkt noch enchantress.
Ich war dann dran spielte ein paar enchantments aus und zog nen ganzen Haufen Karten. Er war dran, lag ein land und fetchte sich eine tropeninsel.
Dann fragte ich ihm mit welchem Mana er den goyf spielte.
Ich rufe den judge.
Dieser entschied so dass der goyf liegen bleibt. Damit war ich ganz und garnicht einverstanden er kann ihn doch einfach zuruck auf die hand nehmen. So viel ist in der Runde ja auch nicht passiert. Der judge argumentierte so dass sich die Züge nicht zurückdrehen lassen weil ich in meiner Runde zu viele Karten gezogen habe
Ich bestand aber darauf dass er seinen Goyf zurücknehmen soll und rufte den headjudge. Dieser entschied aber genau so
Ich bewerte die jetzt mal aus Sicht von REL Competitive. Die Entscheidung ist auf Regular ebenfalls korrekt, allerdings bietet sich die gerade für ein paar Sachen zu erklären auf Competitive an.
Als erstes muss ich als Judge bestimmen, in welche Kategorie von Fehler fällt das hier eigentlich (Stichtwort Konsistenz). Es kein vergessener Trigger, keine Karte zu viel gezogen, etc. Bleibt, wenn man die IPG liest nur eine Game Rule Violation (Spielregelverletzung) übrig. Diese Infraction dient als Sammelbecken für alles, was nicht extra definiert ist.
Hier hab ich als Judge jetzt zwei Möglichkeiten wie ich das behebe:
a) Ich lasse alles wie es ist
b) Ich drehe das Spiel bis zu dem Spielfehler zurück
Wie man sieht, lässt die IPG mir hier die Wahl was sinnvoller ist (Stichtwort Common Sense). Als Richtlinie sagt sie, dass ich das Spiel nur zurückdrehen soll, wenn es nur ohne größere Störungen möglich ist.
Welche Karte gezogen wurde, lässt sich nicht unabhängig bestimmen, daher wird beim zurückdrehen dann für jede gezogene Karte eine zufällige auf die Bibliothek zurückgelegt. Damit unterscheidet sich der zurückgedrehte Spielzustand dann natürlich von dem, wie er eigentlich gewesen wäre. Und je mehr Karten gezogen wurden, desto größer wird der Unterschied. Insbesondere können die Spieler dann ja auch ganz andere Entscheidungen treffen, niemand zwingt sie, nun die gleichen Entscheidungen nochmal zu machen. Und bei der Menge, was hier passiert ist, ist ein zurückdrehen nicht mehr sinnvoll.
Ich kann nachvollziehen, dass die Entscheidung, den Tarmogoyf einfach auf die Hand zu schicken, sich in der Situation passender anfühlt. Aber wie will man die sinnvoll abgrenzen (Stichtwort Konsistenz), wann man sowas macht und wann nicht. Was ist, wenn der andere Spieler bereits
Oblivion Ring oder
Pacifism darauf gespielt hat? Gehen die dann auch auf die Hand zurück? Oder wenn er bereits für was geopfert wurde? Würde man das erlauben, würde mehr Willkür reinkommen Da muss man generell abwägen ob das sinnvoll ist.
In der letzten Änderungen der IPG gab es z.B. eine Änderung, die die Richtung geht. Man hat festgestellt, dass mit den Zenithen es nicht sinnvoll ist, das Spiel zurückzudrehen, wenn der in den Friedhof gelegt wurde, anstelle in die Bibliothek gemischt zu werden. In solchen Situationen ist es nun erlaubt als Judge den Zenithen einfach reinzumischen und weiterzumachen, sofern nicht mehr als ein sogenannter Turn Cycle vergangen ist.