Liebe Grüße an die Community,
im Folgenden möchte ich ein Thema erläutern und zur Diskussion stellen, dem ich immer wieder begegne, auf verschiedenen Ebenen.
Ich werde versuchen darzustellen, wo ich die Problematik sehe, wie ich sie selbst empfinde und Fragen äußern, die untersuchen sollen, ob es auch anderen so geht.
Mir ist hierbei wichtig, dass im Vorfeld geklärt wird, dass die nachfolgenden Darstellungen keinerlei Wertung beinhalten. Ich möchte nichts suggerieren, verwende keinen Sarkasmus und kritisiere kein Spielerverhalten. Das ist schon deswegen nicht möglich, weil das Thema primär auf subjektiven Emfpindungen und Motivationen basiert.
Lediglich mein Faztit wird meine ganz persönliche Wetung beinhalten.
Ich hoffe, dass sich niemand angegriffen fühlt, denn das ist nicht meine Intention.
Ich bin nun seit etwas mehr als einem Jahr wieder im Hobby Magic angekommen, nachdem ich, wie so viele andere auch, nach langer Pause wieder eingestiegen bin. Als junger Schüler von etwas 13-15 jahren habe ich damals viel Zeit in meinem Freundeskreis mit kleinen Spielen gegeneinander verbracht. Nun bin ich 26 Jahre alt und es zog mich zurück.
Meine damalige Spielerfahrung war hauptsächlich von dem ersten Ravnica Block beeinflusst. Einer Edition, die verutlich eine der „flavourlastigsten“ Edition überhaupt ist. Spielmechaniken wurden sehr harmonisch mit Farbkombinationen verbunden und diese wiederrum mit Gilden der Stadt, die alle ihre völlig eigene Identität hatten.
Und so wurde es von uns damals gespielt. Azorius gegen Golgari. Izzet gegen Rakdos und so weiter. Begriffe wie U/W Control oder B/G Dredge, sowie B/R Aggro kannten wir nicht. Und auch wenn wir prinzipiell nichts anders spielten, so waren es doch für uns Gilden, die gegeneinander kämpften.
Zehn Jahre später. Ich habe mir eine M15-Deckbaubox gekauft und mir motiviert die Karten angesehen und euphorisch angefangen mir eher schlechte als rechte Decks zusammenzubasteln. Schnell lernte ich eine kleine Spielergruppe in meiner Umgebung kennen, mit der ich heute noch regelmäßig und sehr gerne spiele.
Dort stellte ich auch das erste Mal mein neues Rakdos Aggro Deck vor, auf das ich recht stolz zu diesem Zeitpunkt war. Es war voll von kleinen Haste Kreaturen, Removal und Burn. B/R eben.
Nach kurzer Untersuchung des Decks kamen auch schon die ersten Tips, die ich sinngemäß wiedergeben möchte und vielleicht überspitzt darstelle. „Goblin Guide ist wichtig, den musst du spielen“ – „Swiftspear auch“ – „Vielleicht solltest du weiß splashen für Path und Palm“.
Für mich damals zwar nachvollziehbar, aber es wollte einfach nicht „schmecken“. Ich will doch ein Deck mit Dämonen und bösen Kreaturen spielen, warum soll da jetzt so ein Speerträger oder so ein Goblin rein? Das passt doch gar nicht. Und überhaupt, warum weiß?
Damals war es für mich sehr unbefriedigend von meinen neuen Freunden so etwas zu hören. Heute weiß ich, sie waren einfach an einem anderen Punkt des Spiels. Sie dachten kompetitiv.
Noch ein Zeitsprung. Ich packe daheim mein neues X-Wing Miniaturenspiel von FFG aus und bin hellauf begeistert die kleinen Token auszustanzen, mit die Schiffe anzusehen und die ersten unbeholfenen Runden mit meiner Partnerin zu spielen. Easy to learn, hard to master. Die Motivation ist genauso groß wieder der Spaß.
Nach erfolgreicher Infizierung meiner MTG Gruppe fanden sich auch hier die ersten Piloten und die ersten Niederlagen. Das fühlte sich irgendwie schlecht an. Wie konnte ich verlieren, wo ich doch so viel Mühe in meine erstellte Liste steckt und mein Gegner nur stellte was er gerade so wollte? Also setzt ich mich hin und begann zu recherchieren. Foren, Videos, Blogs. Schnell war ich in der Materie und musste feststellen: „Es geht gar nicht mehr um die liebevoll bemalten Miniaturen oder die Vorstellungskraft, wie sich die kleinen Flieger in einem Dogfight beschießen.“
Es ging plötzlich um Kosteneffizienz, schlechte und gute Piloten, good stuff, „Imp Aces“, „Palpamobiles“ und „Banks to the left“. Begriffe, die im eigentlichen Star Wars Universum natürlich nicht unbedingt auftauchen.
Ähnliches, wenn nicht sogar identisches, findet man auch bei Magic, ja eigentlich in jedem fantasybasierten Spiel, bei dem Spieler gegen Spieler steht.
Schnell wird man desillusioniert. Anfangs möchte man mit seinem Deck eine Geschichte erzählen, eine bestimmte Fraktion repräsentieren, in der Geschichte des Spiels aufgehen. Später wird dies schnell verdrängt von Effizienzberechnung und komplexen Spielzügen überdeckt und verdrängt.
Wer liest sich schon die Geschichte zu einem neuen Block durch? Wann hat das letzte Mal jemand in einem MMO die Questtexte gelesen? Wann hat man sich das letzte Mal ein Artwork angesehen und sich in ihm verloren und sich Gedanken dazu gemacht? Erneut möchte ich hier nichts werten, ich selbst zähle mich auch dazu. Ich frage nur nach dem „Warum?“.
Ist es nicht der Sinn eines Fantasyspiels eine Geschichte zu erzählen? Ist es aber nicht auch der Sinn eines Spiels, dass man gewinnen möchte? Liegt es in der Natur des Menschen immer das Maximum zu wollen und warum lässt sich dieses Maximum mit der zu erzählenden Geschichte nicht vereinbaren?
Ist es ein Designfehler, oder sogar gewollt? Ist es vielleicht gar nicht möglich die beiden Komponenten zu verbinden und kompletive Decks zu ermöglichen, die auch „schmecken“?
Ich beziehe mich hierbei vor allem auf das Modernformat, wo häufig schlicht Kombinationen von Karten gespielt werden, die nichts oder wenig mit einander zu tun haben und häufig eben „good stuff“ sind. Ausnahme sind hier vielleicht noch Elfen.
Für mich persönlich ist dies immer wieder der Grund mich vom kompetitiven Spiel zu diestanzieren. Ich möchte Snapcaster Mages spielen und keine „Snappys“, Azorius und kein U/W/r Wafo Tapa und schon gar kein Five Color Good Stuff. Für mich soll der fantastische Aspekt beibehalten werden können bzw. möchte ich keine erheblichen Summen in etwas investieren bei dem dieser verloren gegangen ist.
Das heißt nicht, dass mir das Spiel keinen Spaß macht, im Gegenteil. Regelmäßig spiele ich Commander und auch hier steht nicht der Flavour um Vordergrund. Seltsam, dass es mich dort nicht stört. Vielleicht liegt es an der sozialen Komponente.
Gestern kam mein neues Spiel, das Game of Thrones LCG, an und diesmal habe ich mir vorgenommen keinerlei Forenarbeit zu leisten und das Spiel völlig unbefangen und eigenständig zu erarbeiten und es an diesem Punkt zu belassen. Ich möchte das Jon Schnee Jon Schnee bleibt und nicht plötzlich JS - Jonny Control genannt wird (fiktiv). Ich hoffe somit den Zauber des Spiel beibehalten zu können. Vielleicht sitze ich aber auch in einem Jahr hier und schreibe selbst in solcher Terminoligie und erwische mit dabei wie ich "kompetetiv" wurde.
Wie steht ihr dazu? Ist der Wettbewerb das Ende des Fantastischen?
Danke, wenn die dies bis zu Ende gelesen hast.