Gibt es da Sachen auf die man besonders achten muss?
Ja, Alpha hatte einen groesseren Eckradius als alles ab Beta (abgesehen von CE/ICE und (seltenen) Alpha Miscuts in Revised und 4th Edition).
Gibt auch genuegend Scans/Fotos auf MKM, um halbwegs ausreichend Vorderseiten Referenzen zu bekommen.
Es geht bei den Vorderseiten um die "Registerhaltigkeit" aller Farben beim Druck, also wie genau jede der 4 Farben uebereinander gedruckt wurde, denn da gibt es haeufig (geringe) Abweichungen pro Karte.
Man geht davon aus, dass alle Alpha Rare-Druckboegen in einem Durchgang und in deutlich unter einer Stunde gedruckt waren (ca. 1100 Boegen).
Der Drucker passt also zu Beginn der Auflage alle 4 Farben uebereinander und wenn alles "zufriedenstellend" passt, laeuft die Hauptauflage.
Das Register/der Passer wird regelmaessig ueberprueft, muss aber erst bei deutlich hoeheren Auflagen vielleicht minimal korrigiert werden.
Wenn kein Plattenwechsel mitten in der Auflage erfolgte (in dem Fall muss oft/immer nachkorrigiert werden) betreffen kleine Korrekturen spaeter auch eher den Gelbanteil des Druckbogens (hat mit Temperatur, allgemeiner Feuchtigkeitszunahme und Gelb als letztem Farbwerk zu tun, die Boegen gehen dann evtl. zu den Ecken hin etwas "auseinander" bzw. veraendern minimal ihre Geometrie).
(Eine kleine Uebersicht einiger der wichtigsten Alpha Rares mit Registerunterschieden zwischen ABU/CE findet man hier)
D.H.: Wenn z.B. bei einer Alpha Rare der Schwarzanteil des Druckbogens von Anfang an leicht nach links eingestellt war, geht man davon aus, dass alle Alpha Kopien dieser Karte z.B. die Manakosten (Zahl, Mana-Symbol) auch leicht nach links verschoben zeigen. Es gab auch minimale Unterschiede pro Karte durch die manuelle Film-Montage (vor der Plattenbelichtung), aber egal ob durch Register oder Montage: Der Versatz dieser Symbole sollte bei allen Alpha Rares gleich ausfallen.
Man geht auch bei Beta Rares noch halbwegs davon aus, das waren ca. 3000 Druckboegen. Daher kann man das auch vermutlich auf Alpha Uncommon Boegen uebertragen, die rein theoretisch auch mind. dreimal so oft gedruckt wurden wie die Alpha Rare Sheets, also auch ca. 3000 - 3300(?) waren bei Alpha wohl ca. 4500 Uncommons (waren ja 2 Rares und 13(!) Uncommons in den Startern. Booster Zusammensetzung war wie gewohnt.)
Manchmal gibt es auch die komplette Serie/Auflage betreffende Druckfehler, die dem Drucker nicht aufgefallen sind oder die durchgewunken wurden, z.B. ein winziger random Magenta Punkt auf jeder Alpha Braingeyser Vorderseite(?, glaube da war sowas).
Warum sind die Vorderseiten so wichtig? Rebacks.
Wuerde jemand Alpha Wall of Air rebacken? Vermutlich nicht.
Um einen Reback korrekt zu identifizieren hilft nur eine Summe aus mehreren Testresultaten um halbwegs sicher sein zu koennen. (Oder man ist vom Fach, also industrielle Druckproduktion, bzw. hat bereits einen gut gemachten Alpha oder Beta Reback in seiner Sammlung und eine sehr starke Lupe, ab 100x aufwaerts, dann reicht vermutlich auch 1 Test).
Diese Tests sind u.a.:
- Registercheck anhand anderer Beispiele (z.B. MKM-Scans) derselben Karte aus demselben Set. Bei Alpha Rares recht zuverlaessig, wenn man weiss worauf zu achten ist. Ebenfalls interessant sind dieses kleinen, weissen Dreiecke in den Ecken, zwischen den unterschiedlich schwarzen Raendern auf den Vorderseiten, da dort auch relativ gleichmaessig das Register dokumentiert ist, allerdings fuer alle 4 Farben! Wenn bei einer "Alpha"/"Beta" Rare ein Register Shift wie bei CE/ICE vorliegt > Reback.
- Feinwaage (~1,8gr absolute Obergrenze, meist ~1,72gr oder auch knapp drunter, siehe Gewichtstest Video unten; alles ueber 1,8gr, im absolut trockenen Zustand gemessen = Erste Zweifel)
- Taschenlampe durchscheinen lassen, idealerweise hat man eine oder mehrere Alpha Commons und kann so bei gleicher Lichtintensitaet/immer gleiche Lumen der Lampe die "Transparenz" der Karten vergleichen. Meist sind Rebacks deutlich weniger lichtdurchlaessig, deutlich dunkeler/blauer (da die mittlere, blaue Schicht durch das rebacken leicht doppelt so dick werden kann)
- Mikrometerschraube, also ein Messinstrument, das bis auf 1/1000mm genau die Kartendicke messen kann, normal sind so um die 0,295mm bis 0,300mm, etc. Mein Reback hat mit Werten von 0,315 bis 0,330mm bei allen Messpunkten (8 oder 10?) knapp, aber deutlich, darueber gelegen.
- Oberflaechenvergleich, wie der Lack das Umgebungslicht reflektiert, wenn es deutlich mehr glaenzt, der Lack brilliant und sehr viel dicker und glatter erscheint, koennte das ein Indiz auf eine rebackedte CE/ICE Front sein. Collector's und International Edition haben sehr oft (immer?) diesen glatteren, "dickeren" Lack
- Eckenrundungsvergleich, mit einer Alpha Common, denn oft erkennt man da auch schon Unterschiede. Z.B. hat mein Beta Reback sehr runde Ecken, also super rund, quasi perfekt. Die originalen Rundungen sind oft etwas groeber, bzw. fangen z.B. von den Kantengeraden beginnend in flacherem Winkel an.
- Corner Flip: Alle Alphas sollten an den Eckrundungen, speziell an den Rundungskanten immer einen mehr oder weniger ausgepraegten Quetschrand von der Rueckseite in Richtung Vorderseite (so die Regel) zeigen. Wenn der bei allen 4 Ecken gaenzlich fehlen sollte "koennte" das ein Hinweis auf geclippte Beta oder Rebacks sein (ODER die Quetschungen sind alle zu unausgepraegt und koennen evtl. uebersehen werden(?) Corner Flips sind definitv "Erfahrungssache")
Meiner Meinung nach der eindeutigste Reback Test: mit 100x oder mehr senkrecht auf die Kartenkante schauen. Bei einem ("guten") Reback werden ja eine originale Rueckseite mit einer CE/ICE Vorderseite so wieder "verheiratet", dass das Endprodukt moeglichst genaus so flach, leicht und flexibel bleibt wie beim Original. Daher wird die blaue Leimschicht in der Kartenmitte ueberwiegend gerettet (alle MtG Karten im Standard Format auf dem Standard Karton sind auf einen "Sandwich" Karton gedruckt, also 2 Haelften in der Mitte verleimt = die blaue, manchmal schwarze (ein paar US-Druckereien) oder gar violette Schicht (Japan)) und mit einem ebenso flexibelen Leim (vielleicht sogar mit aehnlicher Rezeptur) wieder zusammengefuegt/gepresst.
Dieser Prozess und das anschliessende Bearbeiten der Kanten, um Leimreste oder sonstige Unsauberkeiten zu entfernen, hinterlaesst unter dem Mikroskop deutlich sichtbare Unterschiede!
Oft wurde/wird auch versucht durch abschleifen der Kanten auf das "Zielgewicht" zu kommen, etc.
Eine originale Schnittkante hat den gewissen "Kokosflocken" Look unterm Mikroskop, weisse Papierfasern recht wild in alle Richtungen zeigend, die blaue Leimschicht ist sehr duenn und sehr oft groesstenteils oder komplett durch Fasern verdeckt/"ueberwuchert".
Hier eine Videofahrt ueber eine originale Beta Thoughtlace Schnittkante Leider etwas holprig, aber evtl. in Zeitlupe (0,25x) angenehmer zu schauen(?)
Eine Reback Kante zeigt viele Spuren der Nachbearbeitung, Klebereste, kaum Faserwildwuchs, alles "geglaettet, gelegt, gefoehnt", oft doppelt oder noch dickere blaue Leimschicht, auch unterschiedlich dick, ueberwiegend frei sichtbar (keine Fasern mehr drueber) auch sind blaue Leimreste/Partikel manchmal ausserhalb der "Hauptader" zu sehen (gegen Ende sieht es fast so aus als liefen 2 blaue Schichten parallel ) manchmal sind die Kanten zu einem regelrechten Sandwich Look abgesandet, etc.
Sieht dann so aus, meine blaue Beta Reback Rare
Lichttest (mit Ton, ich schalte zwischen zwei Lumenwerten hin und her. Feste Belichtungseinstellungen an der Kamera waeren besser gewesen, aber man sieht die unterschiedliche Lichtdurchlaessigkeit auch so)
Gewichtstest
Reflektionen des Umgebungslichts
Sehr(!) einfacher und minimaler Flexibilitaets-Test beim Original
Und beim Reback. Subjektiv keine Unterschiede fuehlbar. (Die Unterschiede sind vermutlich nur mit einem sehr feinfuehligen Newtonmeter messbar)
Aber wie gesagt: Eine Wall of Air werden die Allerwenigsten rebacken
- MORBIAS, monoredfox, Shelby und 5 andere haben sich bedankt