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japro

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Erstellte Themen

Die Matchuplüge

17. Mai 2010 - 00:48

Mal im ernst, stört es euch nicht auch manchmal, dass bei Matchupanalysen immer so lächerlich präzise Werte angegeben werden? Wie zur hölle kann man ein MU auf 10% oder gar 5% genau einschätzen? Mal abgesehen vom offensichtlichen Misstand, dass scheinbar sämtliche neuen Decks erstmal damit anfangen fast ausschliesslich positive MUs gegen das ganze Meta zu haben.

Man kann ja mal etwas naiv den Fehler per Standardabweichung der Binomialverteilung eines 60% MUs abschätzen:
10 Spiele: 30%
20 Spiele: 22%
50 Spiele: 14%
100 Spiele: 9.8%
200 Spiele: 6.9%
400 Spiele: 4.9%

Also bei 100 Spielen habe ich etwa einen Fehler in meiner MU Analyse von 10% und die 5% erreiche ich so um die 400 Spiele rum. Und jetzt mache ich das noch postboard {R} .
Wenn sich jetzt natürlich alle melden und sagen dass sie tatsächlich über 100 spiele gegen jedes im primer angegebene MU gespielt haben dann bin ich schwer beeindruckt. So einen grossen Testpool kann man dann aber auch bekannt geben und hinschreiben: "Ich habe gegen das Deck total 73- 49 getestet und schätze daher das MU auf so 50-70% ein". Wenn jemand aber schreibt "60-65%" muss ich annehmen dass er sowas wie 1000+ spiele getestet hat {W}, oder dass er "lügt"...

Ich weiss Zahlen sehen immer besonders "professionell" aus, aber sobald da Zahlen stehen sollte man die auch besser hart belegen können und sich der Messfehler bewusst sein. 93.4% aller Prozentzahlen im Internet sind frei erfunden. Ihr wollt doch nicht das euer Beitrag da dazugehört, oder?

MUs aufgrund von Spielerfahrung und Intuition abzuschätzen ist vollkommen in Ordnung. Aber wenn ihr so eine empirische Schätzung macht, erfindet keine Zahlen dazu, sondern schreibt doch einfach qualitative Aussagen hin. Sowas wie "sehr schlecht", "ausgeglichen" oder "gut" ist vollkommen ausreichend um dem Leser eine Einschätzung zu ermöglichen, ob das Deck für sein Meta geeignet ist.

Gibt es "unfair" in Magic?

29. März 2010 - 12:12

In letzter Zeit stolpere ich hier immer wieder darüber, dass Karten und Decks als "unfair" bezeichnet werden. Ich finde das etwas eigenartig, weil in einem symmetrischen Spiel eigentlich per definition nichts "unfair" sein kann. Prinzipiell kann ich immer genau dasselbe Deck/dieselbe Karte wie mein "unfairer" gegner spielen und er hat keinerlei Vorteil abgesehen von etwaiger Spielstärke (neudeutsch: Skill).

Vielleicht bin ich hier auch zu kleinlich was die Auslegung des Wortes angeht. Viele Leute benutzen "unfair" einfach als Synonym zu "overpowered". Vielleicht benutzen hier alle das Wort auch mehr entsprechend dem Englischen Sprachgebrauch als dem Deutschen...

Trotzdem ist das Thema ansich interessant. Ich verstehe etwas unfaires immer als etwas, das einem Spieler einen Vorteil verschafft, der durch den anderen Spieler auf keine weise kompensiert werden kann. Ich meine damit allerdings nicht in einer Konkreten Spielsituation, sondern auf das Spiel als ganzes bezogen.

Natürlich ist Magic als zugorientiertes Spiel nicht vollkommen symmetrisch. Es gibt einen Spieler der anfängt und etwas vor dem anderen tun kann (oder mindestens mehr Möglichkeiten hat etwas zu tun, bevor jetzt jemand mit Gemstone Cavern, Force etc. kommt), während der andere dafür eine Karte mehr zieht. Je länger ein Magicspiel geht, desto weniger fällt dieser Unterschied ins Gewicht. Trotzdem könnte man zum Schluss kommen, dass Magic im Grunde unfair ist.

Exzessiv schnelle Decks (sowohl Kombo als auch Aggro) versuchen nun diese Asymmetrie zu ihren gunsten auszunutzen bzw. zu verstärken. Weshalb man Karten, die soetwas ermöglichen, vielleicht als "unfair" bezeichnen könnte (Flash, Ad Nauseam, Goblin Lakey...). Ein einzelnes Spiel ist in diesem Fall sogar im Mirrormatch nicht fair, weil der beginnende Spieler schon mit einem Tempovorteil ins Spiel startet. Auf Turnieren kompensiert man das durch das spielen mehrerer Spiele pro Runde und den Würfelwurf. Allerdings sollte man das meiner Meinung nach nicht als Argument benutzen um Magic per se zum fairen Spiel zu erklären. Nach der Argumentation könnte man nämlich jedes noch so absurd einseitige Spiel (Schach, aber schwarz bekommt nur Bauern...) für fair erklären, solange man zufällig zulost wer beginnt (bzw. schwarz spielen muss etc.)

Meine Folgerung ist nun, dass Magic per se vermutlich nicht fair ist, ein Magicturnier aber schon, weil dort noch zusätzliche "Spiele" vorgeschaltet sind. Als Erweiterung davon könnte man Karten/Decks die diese Unfairness/Asymmetrie versuchen zu verstärken als unfair bezeichnen. So entsteht selbstverständlich auch keine Scharfe grenze von fair zu unfair, da man nicht einfach behaupten kann bis Zug 5 sei das Spiel vollkommen ausgeglichen. Der Beginnende Spieler hat auch nach 50 Zügen quasi den Vorteil einen Zug voraus zu sein, allerdings ist der Unterschied bis dann im "Rauschen" der Zufälligkeit, kleiner Spielfehler etc. untergegangen.

Nur wie übersetzt sich das nun in Konkrete Situationen. Es wird das Flash Hulk Mirror gespielt. Wenn beide Spieler den First Turn auf der Hand haben (beide Identische Hand) ist die Ausgangslage Fair aber der beginnende Spieler gewinnt vermutlich sofort. Hier könnte man imho von unfair sprechen, wobei sich das hier wirklich als eigenschaft des Spieles und nicht der Karte manifestiert...
Wir spielen Standard, beide Spieler spielen in ihrem fünften Zug Baneslayer Angel. Nun können die Spieler entscheiden nicht anzugreifen, wodurch einfach nichts passiert und das spiel "fair" weitergeht. Sie können die Engel auch tauschen was zum selben Resultat führt. Einzig wenn sie sich "racen" entsteht eine kleine asymmetrie. Da allerdings im Baneslayerrace kein Spieler wirklich gewinnt müsste man den Slayer sogar als fairer als fast alle anderen Kreaturen bezeichnen, da ohne lifelink der erste spieler das race zwischen gleichen Kreaturen gewinnt...

Netdeckhasser testen nicht

22. November 2009 - 23:34

Ich stolpere andauernd über das Thema in Magicforen und auf Turneren. Da beschwert man sich über die Netdecker die das FNM unlustig machen. Man rechtfertigt sich, dass man zwar gegen die Netdecker verloren hat, aber immerhin sein "eigenes" Deck gespielt hat etc.

Ich betrachte mich selbst eigentlich nicht als "Netdecker", was aber nichts daran ändert, dass ich meist Decks spiele die relativ populär sind. Mein Deckbauprozess vor PTQs, National Qualifiern etc. sieht meist so aus:

1. Guck wie das Metagame aussieht (d.h. man schaut was bisher so gespielt wurde).
2. Überleg dir welche Strategien im Meta gut funktionieren sollten und entwerfe die offensichtlichesten Testdecks.
3. Teste gegen das Meta und schau was Leute mit ähnlichen Decks anders machen und benutze diese Information für Änderungen. Wiederhole so oft wie möglich.
4. Spiel das Deck, das am besten getestet hat.

Die "kreative" arbeit findet natürlich hauptsächlich bei Punkt zwei statt. Allerdings gibt es wenn man ehrlich ist, meist garnicht so viel möglichkeit besonders kreativ zu sein. Das fängt mal damit an, dass die meisten Editionen bei den Synergien so ziemlich mit dem ganzen Zaun winken (Tribal, Allys, Devour...) oder manche Karten in bestimmten Farben einfach so offensichtlich stark sind, dass man sie fast automatisch spielt solange sie nicht gegen das Deckprinzip arbeiten (Slayer, Goyf, Bolt, Mutavault...).

Vielleicht ist das auch nur meine Wahrnehmung, aber wenn mir am Prerelease jemand ganz Stolz erzählt, er habe die Idee ein Deck mit Token und Devour zu bauen, dann bin ich von der "Idee" meist nicht so beeindruckt, weil genau das offensichtlich schon die Jungs bei Wizards im Sinn hatten, als sie das Set entwarfen. Und die meisten Decks basieren auf solchen schon vorgefertigten Mustern die in den Editionen vorhanden sind und von den Spielern dann im Detail ausgearbeitet werden.

Der dritte Punkt ist dann der, wo sozusagen das "netdecking" stattfindet, weil man durch quervergleichen mit anderen Spielern zwangsläufig eine annäherung der Decks bewirkt. Wenn man ehrlich ist, findet man bei diesem Schritt fast immer etwas heraus, was am eigenen Deck suboptimal ist und gleicht sein deck aus Einsicht an erfolgreichere Varianten an. Entscheidend ist hier für mich aber, dass ich weiss, warum ich diese Änderung vornehme. "Weil das alle anderen tun" ist keine ausreichende Begründung, "Ich habe das getestet und habe eingesehen, dass es aus dem und dem Grund besser ist, deshalb mache ich das jetzt auch so" hingegen schon. Auf diese weise landet man dann auch nicht bei einer identischen Liste, da immer einige persönliche präferenzen übrig bleiben.

Dass man bei Schritt zwei ein Deck entwickelt hat, welches es so noch überhaupt nicht gab und man entsprechend nichts findet mit dem man vergleichen kann, ist hingegen extrem unwahrscheinlich (wenn man nichts findet hat man nicht ordentlich gesucht).

Punkt vier ist dann meist der, wo man dann die Entscheidung gegen das Lieblingsdeck zugunsten des vernünftigsten Decks fällen muss. Jedenfalls solange man im Sinn hat zu gewinnen (und bei PTQs oder NatQs spiele ich sicher nicht bewusst ein Deck, von dem ich weiss, dass es nur geringe Siegchancen hat).

Jetzt gibt es natürlich die Leute, die sich tatsächlich einfach die Deckliste aus irgendeiner GP/PT Top8 ausdrucken und 1:1 dieses Deck bauen (oder in vielen Fällen panisch am Wettkampfort zusammenschnorren). Diese Leute sind dann aber auch meist nicht in der Lage ihre Decks wirklich gut zu spielen und verlieren die ausgeglichen MUs und Mirrormatches tendenziell... Ich finde es schade wenn jemand das tut, aber es stört mich nicht, weil ich als gut vorbereiteter Spieler einen Vorteil gegen diese "hardcore Netdecker" habe. Ausserdem gibt es garnicht soviele die das tun, die sind nur besonders auffällig, weil sie einfach jeden der am Turnier auftaucht um Karten fragen.

Die "Netdeckhasser" die ich jeweils auf Turnieren getroffen habe (also die, die sich nach jeder Runde darüber beschweren, schonwieder gegen einen Netdecker mit Tier 1 deck verloren zu haben der es viel zu ernst meint), sind in der Regel diejenigen, die offensichtlich sämtliche Punkte ausser dem zweiten ausgelassen haben (daher auch der Threadtitel). Die behaupten dann zwar ihr deck "selbst erfunden" zu haben, aber spielen effektiv ein Deck, dass durchaus bekannt ist. Entweder ist das konkrete Deck dann einfach schlecht gebaut, oder es handelt sich um eines, dass zwar irgendwo Diskutiert, aber dann als untauglich verworfen wurde. Die haben dann auch unausweichlich diese Doppelmoral, dass wenn ein Gegner nur schon eine bekanntermassen starke Karte spielt (Slayer, Elf, Bitterblossom, Cryptic etc.) diesen als Netdecker aburteilen, während es ja offensichtlich ein Zufall ist, wenn jemand ein ähnliches deck wie sie selbst gebaut hat, und da können sie ja nichts dafür...

Bin ich nun ein Netdecker wenn ich bei Punkt drei den "Rat der Magicgemeinde" annehme und meine Decks anhand dieses kollektiven wissens anpasse? Ich empfinde es nicht als Tugend informationen die mir helfen könnten bewusst zu ignorieren. Genausowenig sinnvoll ist es diese Informationen absichtlich nicht zu suchen um danach auf einem hohen Ross der "ich habs erfunden"-heit herumreiten zu können (und dabei vermutlich dumm auszusehen weil ich dabei verliere).

Wenn ich einen Sport anfange, dann werde ich ja auch so viel vorhandenes wissen Nutzen wir möglich und nicht versuchen meinen eigenen Golfschwung zu erfinden oder den Tennisschläger absichtlich anders zu halten als es der rest der Welt tut.

Vorallem habe ich das Gefühl, dass wenn ich versuche bewusst kein "Netdeck" zu spielen, mich in der Deckbaufreiheit sogar noch mehr einschränke. z.B. im Lorwyn Block dürfte man dann kein einziges der Tribaldeck spielen und nichts lustiges mit Reveiallark. Was bleibt dann noch übrig? Ich darf im Jetztigen Standard keinerlei Aggrodecks in Jund, Bant oder Nayafarben spielen. Kein Monogreen, kein Luminarch Control, kein Mill (obwohl das nichtmal besonders toll ist)... Wie soll das bitte gehen? Das hat dann nichts mir Kreativität zu tun (die mir erlauben würde meine eigene variante eines populären decks zu bauen) sondern ist nur ein Kampf der darin besteht zwanghaft alles was irgendwie schon vorhanden ist zu vermeiden.

Natürlich kann man einfach Punkt eins auslassen, in seinem Elfenbeinturm ein Deck bauen und dann mit dieser "Was kann ich dafür wenn der dieselbe Idee hatte." Einstellung zum Turnier gehen. Aber damit verarscht man sich eigentlich nur selbst.

Wie Definiert ihr Netdecking? Kann man es überhaupt umgehen? Widerspricht es wirklich fundamental dem kreativen Deckbau?

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