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Der BücherBlog - Shantaram

Geschrieben von HerrG, 27. August 2013 · 917 Aufrufe

Buch Roman Lesen Nicht-Magic
Hallo zusammen,
nach El_Pirat0r's Film-Blog musste unweigerlich auch ein BücherBlog folgen (tataa!). Da ich mich beruflich als auch privat gerne mit Literatur beschäftige, dachte ich: "Ja, warum nicht."
Also werfe ich in diesem Blog einen (kritischen) Blick für euch auf Bücher verschiedener Genre, die es wert sind sie zu lesen - oder auch nicht!

"Without further adue" fang ich auch direkt an, mit etwas leichterer Lektüre, namentlich:


Gregory David Roberts' "Shantaram":
Wildes Leben in Indien, ein Reiseroman

Einem Mann namens Lin, der in einem australischen Hochsicherheitsgefängnis einsitzt, gelingt es durch eine geschickt ausgeführte Finte, auszubrechen und sich mit Hilfe gefälschter Papiere nach Bombay, Indien, abzusetzen. In Bombay lernt er die geheimnisvolle Karla kennen, für die er schnell Gefühle entwickelt, außerdem den liebenswürdigen Taxifahrer und Stadtführer Prabaker, der ihm nicht nur die Stadt zeigt, sondern ihn auch, als er Opfer eines Raubüberfalls wird, in seine in einem Slum gelegene Wohnung aufnimmt. Lin eröffnet dort mit Hilfe eines Erste-Hilfe-Kastens eine kleine medizinische Praxis und erringt so rasch die Bewunderung der Slumbewohner. So auf eine gewisse Weise berühmt geworden, wird der Mafiaboss Abdel-Khader auf Lin aufmerksam. Dieser nimmt Lin unter seine Fittiche – er scheint von dem weißen Slumbewohner begeistert zu sein, lädt ihn zu philosophischen Gesprächsrunden ein und schustert ihm kleinere „rentable“ Aufgaben zu. Der brutale Tod eines Freundes sowie die Schwierigkeiten in der Beziehung zu Karla veranlassen Lin dazu, sich in eine Opiumsucht zu flüchten, die er nur mit der Hilfe des Mafiabosses besiegen kann. Nach seiner Genesung steigt Lin ins Mafiageschäft ein, um nach einem zeitweiligen Aufenthalt im Gefängnis von Bombay und einem Besuch bei Prabakers Familie im ländlichen Indien in die Arme von Abel-Khader zurückzukehren, und er folgt ihm nach Afghanistan, um dort die Muhajedin im Kampf gegen die Sowjets zu unterstützen.
Gregory David Roberts erzählt in seinem nach eigenen Aussagen autobiographischen Roman „Shantaram“ von seiner Zeit in Indien, wobei er dem Leser einen Einblick sowohl in sein Gefühlsleben wie auch in das Leben in Bombay gewährt. Die Geschichte reisst mit, man lebt und leidet mit Lin und schließt mit dem Protagonisten gewisser Weise eine Freundschaft. Der Leser begleitet ihn auf einer Art Wandlung vom Saulus zum Paulus – Lin, der in Australien ein gemeingefährlicher, opiatabhängiger Räuber war, wird Arzt in einem Slum, der all sein Geld selbstlos mit den Armen teilt – mit dieser biblischen Stilisierung beweihräuchert sich Roberts sein Alter Ego zum Retter der Armen.
So nimmt man an den Leben von Lin und seinen Freunden teil, man partizipiert förmlich mit ihnen. Und Lins Leben ist nie langweilig, stets gibt es etwas zu erledigen, man muss aus dem Gefängnis entfliehen oder eine Bordellchefin entmachten. Eine Berg-und-Tal-Fahrt: Lin macht dieses krasse Ding, Lin macht jenes krasse Ding, während er verschiedensten Schicksalsschlägen ausgesetzt ist und zwischen unvorhersehbaren Ereignissen hin- und her geworfen wird. „Unglaublich!“ möchte man da rufen, und genau das ist die Crux des Romans. Es vergehen keine zehn Seiten, nach denen sich der Leser leise denkt: „Das hat der Mann also auch gemacht?“ Da flieht einer aus dem Gefängnis, lebt im Slum, wird Mafioso, landet wieder im Gefängnis und nimmt Heroin, nebenbei unterhält er eine Romanze mit einer mysteriösen Europäerin, die ihm einigen Schlamassel einbringt, und begleitet letztendlich den Mafia-Paten Abdel-Khader nach Afghanistan, um ihn und die militanten Muhajedin im Kampf gegen die dort eingefallenen Sowjets zu unterstützen.
In Anbetracht dessen, dass der Autor Roberts vorgibt, mit „Shantaram“ eine Art Autobiografie verfasst zu haben, stellen sich spätestens dann, wenn Lin/Roberts nach allem, was er durchlebt hat, im Bombayer Gefängnis landet, Zweifel hinsichtlich der Authentizität des Erzählten ein. Roberts mag ein abenteuerliches Leben gelebt haben, und in den zehn Jahren, die der Roman schildert, mag einiges passiert sein, aber so ganz kann man es ihm dann doch nicht abkaufen, dass die Geschichte seines Lebens dermaßen abenteuerlich verlaufen sei.
Der Autor selbst wurde 1958 geboren, schlug sich als Dieb und Bankräuber durch, um seine Heroinsucht zu finanzieren, und wurde 1977 zu einer 24-jährigen Haftstrafe verurteilt die er im australischen Hochsicherheitsgefängnis „Pentridge Prison“ abzusitzen hatte. 1980 brach er aus dem Gefängnis aus und floh nach Mumbai (ehemals Bombay), wo er zehn Jahre lebte, wurde dann im Jahre 1990 in Frankfurt beim Versuch, Heroin zu schmuggeln, verhaftet und nach Australien ausgeliefert. Dort saß er weitere sechs Jahre ein und begann in dieser Zeit mit dem Schreiben an seinem Roman „Shantaram“. Nach seiner Freilassung 1996 konnte er dieses Werk veröffentlichen und bestreitet nun seinen Lebensunterhalt mit Vorträgen über sein Buch und seine Hafterfahrungen.
Mit „Shantaram“ hat Gregory David Roberts eine spannende Erzählung verfasst, die vom jungen Erwachsenen bis zum älteren Publikum potentiell jeden faszinieren könnte. Die Abenteuer von Lin sind mitreißend, lebhaft erzählt und gelegentlich sogar informativ; der Leser wird mit dem indischen Alltag konfrontiert und in ihn geradezu einbezogen. Das Buch liefert dem Leser die Geschichte eines Lebens, das zwischen dem Wohnen im Slum, der Arbeit für die Mafia und den damit verbundenen Begünstigungen sowie der Beziehung zur mysteriösen Karla hin und her pendelt. Damit liefert Roberts vielschichtige Mischung aus Abenteuer, Romantik und Reisebericht ab, der Spaß bereitet und unterhalten kann.
Wenn man den Wermutstropfen der Saulus-Paulus-Allergorie sowie die zweifelhafte biographische Wahrheitstreue außer Acht lässt, ist „Shantaram“ ein lesbarer Roman, der spannend ist und den Leser zu begeistern weiß. Es ist die Geschichte eines Mannes auf dem Weg zu sich selbst, der sich inmitten einer ihm fremden Kultur zurechtfinden muss und sich dabei in ein Abenteuer stürzt, das sein Leben (wahrscheinlich ähnlich wie das des Autors Roberts) nachhaltig geprägt hat.

Gregory David Roberts, Shantaram, aus dem Englischen von Sibylle Schmidt, Goldmann Verlag, 1088 Seiten, 9,95 €, ISBN: 978-3442473083, erschienen 2010


Bis zum nächsten Mal, viel Spaß beim Lesen!




Du erwartest doch nicht von den Usern hier, dass sie lesen können so wie sie sich hier verhalten?

 

Außerdem, selbst wenn sie es könnten, sie würden es nicht tun.

Du erwartest doch nicht von den Usern hier, dass sie lesen können so wie sie sich hier verhalten?

 

Außerdem, selbst wenn sie es könnten, sie würden es nicht tun.

Einigen der Leute, die ich regelmäßig hier lese, spreche ich tatsächlich -auch wenn du es nicht glauben magst- die Kompetenz zum lesen zu.

Wen es nicht interessiert muss hier ja nicht lesen.

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