Dieser Thread soll Magic-Einsteiger dabei unterstützen, aus der Angebotsvielfalt von eBay die vielversprechendsten Auktionen herauszufischen und verhindern helfen, die Katze im Sack zu kaufen.
Da ich mich selbst immer wieder zurückhalten muss, nicht 50 Euro für eine 2.500 Karten-Auktion zu bieten, obwohl rationale Argumente dagegen sprechen, erfolgt hier eine Auflistung der verschiedenen Aspekte, die bei der Abgabe von Geboten eine Rolle spielen sollten. Für erfahrene MtGler wird diese Liste selbstverständlich sein. Da ich selbst noch nicht zu dieser Riege gehöre, bitte ich um eure Mithilfe, diese Liste zu ergänzen.
Die an dieser Stelle vorgebrachten Hinweise stellen weder eine allgemeine Diskreditierung der Händler dar noch sollen sie Käufer davon abhalten, Sammlungen auf eBay zu erstehen. Sie sollen aber den Blick für mögliche Gefahren und Täuschungsmanöver seitens einiger Händler schärfen.
Jede Magickarte hat einen Wert. Die Gesamtheit der Karten bestimmt den Wert der Sammlung. Im Normalfall ist bei einem Sammlungsverkauf nicht damit zu rechnen, dass der Verkaufspreis den Wert der Sammlung erreicht wird, daher bevorzugen viele Händler den Verkauf von Einzelkarten. Hierbei erhalten sie für gute Karten gutes Geld; auf schlechten Karten bleiben sie dagegen sitzen. Um ihre Sammlungen dennoch gewinnbringend zu verkaufen, setzen Verkäufer auf verschiedene Strategien. Im Nachfolgenden werden einige davon vorgestellt und wie man als potentieller Käufer damit umzugehen hat. Ergänzt wird das Ganze durch generelle Infos und Tipps zum Kartenkauf auf eBay:
- In Sammlungsangeboten werden alle Karten zusammengefasst angeboten, der genaue Inhalt der Sammlung bleibt aber intransparent, sodass der Bieter auf einen höheren als den tatsächlichen Gesamtwert spekuliert. Dies wird insbesondere durch die Hervorhebung einiger weniger Köderkarten erreicht, während ansonsten nur Karten enthalten sind, deren Wert gegen Null tendiert. Als Faustregel sollte man kein Angebot abgeben, das merklich höher liegt als der Wert der namentlich aufgeführten Karten.
- Einzelne extrem wertvolle Karten würden in einem Sammlungsverkauf untergehen und werden daher meist separat verkauft. Dies geschieht aus strategischen Gründen oft über eine alternative Handelsplattform. Das hat zur Folge, dass die Sammlungen bereits ausgesiebt sind, bevor sie auf eBay angeboten werden. Solange nicht eindeutige Argumente dagegen sprechen, kann in jedem Fall davon ausgegangen werden, dass ein beliebiges Sammlungsangebot bereits vorsortiert ist. Das ist umso wahrscheinlicher, je mehr Transaktionen der Händler bereits abgewickelt hat.
- Um die Gier der Bieter zu wecken, stellen sich einige Händler unwissend ob des Wertes ihrer Sammlung. Angebliche Dachbodenfunde werden von vermeintlich ahnungslosen Händlern zum Verkauf angeboten, damit diese ihre Gebote wegen etwaiger Schätze umso höher ansetzen. Hier hilft es neben gesundem Menschenverstand, das Meta des Angebotes zu überprüfen, so etwa die Verkaufshistorie des Anbieters oder auch die Art der Bebilderung. Liegt wie zufällig eine unverschämt teure Karte auf einem dicken Kartenstapel, ist das zumindest verdächtig.
- Einige Händler verkaufen ihre Sammlung als Repack und führen beispielhafte Karten auf, die enthalten sein können. Hiervon ist in jedem Fall abzuraten, da es nichts anderes als eine Wundertüte wertloser Magickarten ist. Wer darauf hofft, gleich mehrere der angebotenen seltenen Karten in seinem Repack zu finden, sollte zudem wissen, dass gerade diese meist gleichmäßig auf die Stapel verteilt werden. Darauf, dass davon zumindest eine im eigenen Repack enthalten ist, hat man dagegen natürlich keine Garantie. Sofern man nicht gerade die komplette Sammlung kauft, hat man nicht einmal die Gewissheit, ob überhaupt eine der wertvollen Karten in den Repacks gelandet ist. Die Gefahr des Betrugs liegt hier außerordentlich hoch.
- Wer sich trotz Warnungen für Repacks interessiert, der ist gut damit beraten, sich nicht gleich mehrere vom selben Händler zu bestellen, sondern zunächst nur eins zu kaufen. Auf diese Weise erhält man einen Überblick über den zu erwartenden Kartenpool und kann sich im Zweifelsfall noch immer weitere Repacks nachbestellen, da diese meistens über einen längeren Zeitraum hinweg angeboten werden.
- Vorsicht auch vor allen anderen nicht näher beschriebenen Sammlungsauktionen mit Festpreis und Sofort-Kaufen-Option. Hier beinhaltet der Preis schon den Gesamtwert der Karten plus Gewinn. Da der Preis sich an den enthaltenen Karten orientiert, ist mit Überraschungen eher nicht zu rechnen. Wäre eine wirklich starke Karte enthalten, gäbe es keinen Grund, sie nicht zu nennen. Die Vorenthaltung von Informationen ist für den Bietenden stets von Nachteil.
- Manchmal verkaufen Spieler scheinbar ihre komplette Sammlung, weil sie keine Zeit mehr für MtG finden. Hier wird oft der Eindruck erweckt, dass viele spielstarke Karten enthalten seien, darunter mehrere Decks. Das hat aber nichts zu sagen. Im Prinzip kann hier ein beliebiger nicht näher beschriebener Haufen an Karten verjubelt werden. Es ist jedoch ein gutes Zeichen, wenn auch Sammelordner, Deckboxen, Würfel und eingesleevte Karten in dem Angebot enthalten sind, weil es die Wahrscheinlichkeit drastisch erhöht, dass hier eine tatsächliche Sammlung mit zahlreichen spielbaren Karten aufgelöst wird.
- Gerade bei größeren Sammlungen sollte man sein eigenes Meta nicht vergessen. Eine günstige Sammlung mit 5.000 Karten mag verlockend klingen, wenn man noch keinen großen Kartenpool besitzt. Möchte man allerdings gerne Modern oder Standard spielen, bringen einem die überwiegend altertümlichen Karten meist wenig mehr als Lagerprobleme. Meist anpreisend gemeinte Titulierungen wie „15 Jahre alte Sammlung!“ sollte man auch unter dem Gesichtspunkt betrachten, dass es kaum Wertsteigerung bei Magickarten gibt, sondern im Gegenteil vergleichbare jüngere Sammlung häufig die wertvolleren sind.
- In vielen Angeboten finden sich Hinweise wie „Keine Karte doppelt!“, die als Positivkriterium verstanden werden wollen, es aber nicht unbedingt sind. Deckbaufreundlich ist das keineswegs und so muss man sich fragen, was man von so einem Angebot halten soll. Hier ist nur in den seltensten Fällen überhaupt mit spielbaren Karten zu rechnen, da diese in der Regel als Playset (4er-Set) verkauft werden.
- In fast allen großen Sammlungsauktionen findet sich ein Überschlag der mitangebotenen Rares und Uncommons. Und in fast allen Fällen machen die Rares einen weitaus geringeren Anteil als die statistisch ungefähr zu erwartenden 7% aus (oft genug 1%). Dies kann ein Hinweis auf vorsortierte Sammlungen sein. Muss es jedoch nicht, da viele Sammlungen noch aus einer Zeit stammen, bevor Rares eindeutig als solche markiert worden sind. Hier ist ein Blick auf den Zeitraum der Sammlung bzw. den Schwerpunkt der gesammelten Editionen ratsam.
- Lasst euch aber im Gegenteil auch nicht davon in die Irre leiten, wenn Auktionen große Anteile an Rares enthalten. Der überwältigende Großteil des Kartenwerts wird durch die Spielbarkeit einer Karte bestimmt. Eine Foil-Karte ist dabei ganz grob gesagt doppelt so wertvoll. Ob die Karte aber Common oder Rare ist, das ist für den Wert dagegen von sehr geringer Bedeutung.
- Bei einem Deckangebot ist in der Regel eine Deckliste angegeben. Hier kann mit wenig Aufwand der Marktwert des gebotenen Decks recherchiert werden. Sofern man sich für ein Deck interessiert, sollte man von dieser Möglichkeit auch Gebrauch machen, um eine Vorstellung eines sinnvollen Maximalgebotes zu erhalten. Möchte man das Deck genau in dieser Konstellation spielen, bietet sich ein Aufschlag an, um Versandkosten gegenüber dem Einzelkartenkauf zu sparen.
- Sucht man gezielt nach bestimmten Karten, kann sich in seltenen Fällen eine Volltextsuche der Artikelbeschreibungen lohnen. Das ist über die erweiterte Suche möglich.
- In jeder Auktion ist natürlich auch auf die generellen Fallen zu achten: Versandkostenabzocke, neuer Verkäufer, ungenaue Beschreibung, beispielhaftes Foto, schlechte Bewertungen oder sonstige Einschränkungen und Hinweise im Angebotstext. Zu eurer eigenen Sicherheit solltet ihr euch immer so viele Informationen wie möglich einholen, bevor ihr euch dazu entscheidet, ein Angebot abzugeben.
- Die Abgabe von Angeboten bereits Tage vor Auktionsende kommt augenscheinlich vielen Bietern einer Reservierung gleich. Einen Sinn macht das nicht: Vielversprechende Auktionen werden erst in den letzten Sekunden vor ihrem Ablauf entschieden. Im eigenen Interesse sollte man das Angebot also nicht schon vorher unnötig hochschaukeln. Den Betrag zahlt man gegebenenfalls hinterher drauf.
- Besondere Vorsicht gilt natürlich beim Einkauf von Karten aus Übersee. Hier übersteigen Versand und Zoll die Angebotskosten nicht selten um ein Vielfaches:
Und nun viel Erfolg beim Bieten!
Wer Verbesserungsvorschläge und Ergänzungen weiß, darf sie mich gerne wissen lassen.
Bearbeitet von Lee, 11. Mai 2014 - 17:49.