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Shadowmage

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Verfasste Beiträge

Im Thema: Gibt es "unfair" in Magic?

14. April 2010 - 00:27

Nein!
Das würde implizieren, daß immer und zu jeder Zeit ein und dieselbe Partie Schach gespielt würde - was nicht nur unter Großmeistern sondern auch bei rechnergestützen Spielen nicht der Fall ist!

Selbst der faire Würfelwurf folgt bei hinreichend großer Stichprobe einer Normalverteilung.
Bei dem von dir beschriebenen Laborexperiment der beiden Klone würde sich bei hinreichend großer Versuchszahl ebenfalls die Tendenz zu einem Draw ergeben.
Hinzu kommt, daß du die Ergebnisse reproduzieren kannst (Zufallsexperiment).
Egal wie gemischt wurde, die Wahrscheinlichkeit eine bestimmte Karte zu ziehen, ist in der Ausgangssituation immer dieselbe!
Mit jeder Karte, die du ziehst, erhöht sie sich sogar.
Somit ist die Ausgangssituation immer gleich, die Bedingungen auch und das Spiel somit fair.

Den Zeitpunkt, wann ein bestimmtes Ereignis eintritt, den kannst du natürlich nicht beeinflussen.
Somit hat es den Anschein, als sei es nicht fair und eine Art Glücksspiel/Kniffel.

Wenn ein Ereignis, welches einer bestimmten Eintrittswahrscheinlichkeit unterliegt, sich realisiert zu genau dem Zeitpunkt, welcher für dich optimal ist, dann wird das allgemein als "Glück" bezeichnet. Es ändert aber nix daran, daß das Spiel/Experiment fair ist.

Sonst müßte der FC Barcelona ja jedes Spiel gewinnen und SC Freiburg jedes Spiel verlieren - und das ist ja nicht der Fall!

Im Thema: Gibt es "unfair" in Magic?

13. April 2010 - 21:58

Ich hab mir die ersten sechs Seiten durchgelesen (Zeit: eine gute Std.) und dabei viele gute/sinnvolle aber auch ne Menge unsinniger Beiträge gelesen.

Generell sollte man bedenken, daß bei dieser Diskussion zwei (streng nach Definition) voneinander getrennte Aspekte vermischt werden.

Prinzipiell ist jedes Spiel (so auch MtG) fair, wenn es konsistent ist und weder Informationsasymmetrien noch Zugangsbeschränkungen bestehen.
Jedes Spiel basiert auf einem Wettkampf, bei dem es ums Gewinnen geht und dadurch Spaß/Freude/Nutzen generiert.
Für jeden Teilnehmer gilt:

- Das Ziel des Spiels ist bekannt und für jeden gleichermaßen zu erreichen (Konsistenz)
- Die Regeln gelten lückenlos für jeden Teilnehmer und sind allen gleichermaßen zugänglich (keine Informationsasymmetrien)
- Der Zugriff auf Spielgegenstände/-material ist für alle möglich und gleich wahrscheinlich (keine Zugangsbeschränkungen)

Somit ist das Spiel von seiner Grundkonstruktion und seinen Spielprinzipien her (genau wie Schach, Doppelkopf, Fußball, Sackhüpfen, Hürdenlaufen, etc.) fair und konsistent aufgebaut.
Bezüglich seiner theoretischen Konzeption erübrigt sich somit die Diskussion hinlänglich der Fairness.
Hierbei handelt es sich jedoch um das abstrakte Konstrukt an sich.

Selbst der sog. "Glücksfaktor" im Hinblick auf das Ziehen einer bestimmten Karte ist streng genommen ungültig.
Schließlich gelten Mengenbeschränkungen für alle und jeder hat somit direkten Einfluss auf die Deckkonstruktion bzw. die Wahrscheinlichkeit, mit der ein bestimmtes Ereignis eintritt.
(Bsp.: Gehen wir von Decks mit 60 Karten aus, dann ist die Wahrscheinlichkeit, eine Karte zu ziehen, die 4 Mal im Deck ist für jeden Spieler gleich hoch, nämlich 6,67%. - vorausgesetzt es wurde fair/willkürlich gemischt)

Wann immer jedoch die Komponente "Mensch" hinzukommt, wird es immer die Diskussion über "fair" und "unfair" geben!
Wir sind nunmal alle verschieden und es haben nicht alle die gleichen Voraussetzungen/Fähigkeiten (der eine kann schneller laufen/präziser passen, der andere höher springen/weiter werfen, der eine begreift schneller oder kann besser vorausdenken etc...).

Das Problem liegt hier tatsächlich in einer vom Spiel an sich losgelösten Zugangsbeschränkung.
Ja, jeder kann MtG spielen (weshalb das Spiel als solches fair ist), jedoch gibt es unterschiedliche "Eintrittsbarrieren".

Ich will es mal "interne" und "externe" Beschränkungen nennen.
Jeder Spieler hat eine persönliche Nutzenfunktion. Diese ist determiniert durch die externen Faktoren "Zeit" und "Geld".
Abhängig von Arbeit/Schule/Studium, Schlaf, Familie, andere Verpflichtungen (externe Determinanten) hat jeder Spieler ein unterschiedliches "Budget" an frei verfügbarer Zeit.
Die Aufteilung dieses Zeitbudgets auf seine Hobbies (darunter Magic) obliegt jedem Spieler persönlich (interne Determinante).

Jeder Spieler hat ein bestimmtes Einkommen (externe Determinante).
Abzüglich aller Kosten verbleibt ein frei verfügbares Einkommen, daß bei jedem Spieler unterschiedlich hoch ist und jeder nach seinen persönlichen Präferenzen (interne Determinante) aufteilt.

Somit ergeben sich für jeden einzelnen völlig unterschiedliche "Zugangsvoraussetzungen", die von den o.g. Faktoren abhängig sind, das Spiel als solches aber nicht "unfair" machen.

Die Sache ist halt die, daß das ganze einen Markt bildet.
Theoretisch hat jeder Zugriff auf alle Karten, aber faktisch ist das nicht der Fall!
Bestimmte Karten sind halt nur in begrenzter Menge vorhanden bzw. werden nicht angeboten und sind somit faktisch nicht verfügbar/zu erwerben.
Hinzu kommt, daß einem begrenzten Angebot (z.B. Black Lotus etc.) eine quasi unbegrenzte Nachfrage gegenüber steht (Hey, wer hätte nicht gerne einen Black Lotus!?!). Dieses regelt letztlich der Preis.
Das hat natürlich was mit der Zahlungsbereitschaft zu tun, jedoch auch mit dem verfügbaren Budget (meine Zahlungsbereitschaft für einen nm Beta-BL beträgt 1.750,- EUR, jedoch hab ich die hier gerade nicht rumliegen - damn! :( ).

Jemand, der sehr früh in den Markt eingetreten ist (z.B. wie ich Ende 1995) hat einen ganz anderen Ressourcengrundstock, als jemand, der erst 2007 mit Magic angefangen hat. Sicher könnte dieser versuchen, einen identischen Kartenstock aufzubauen, dieses ist aber nur unter immensem finanziellen Aufwand möglich und wahrscheinlich sind einige Karten gar nicht auf dem Markt (---> Zugriffsbeschränkung).
Jemand der viel und seit vielen Jahren spielt, hat einen signifikanten Erfahrungsvorsprung gegenüber einem Neueinsteiger, obwohl dieser den gleichen Zugriff auf Regelwerk, Kartenbeschreibungen etc. hat.

Zudem liegen mit Sicherheit Informationsasymmetrien vor.
Bei Pre-Release-Turnieren o.ä. sind die Teilnehmerzahlen auch begrenzt und somit haben einige Spieler einen Informationsvorsprung vor anderen (von den WotC-Mitarbeitern mal ganz abgesehen).
Ich weiß nicht, ob diese in allen Ländern der Welt am selben Tag durchgeführt/eingeführt werden; Streng genommen sorgen allein schon die Zeitzonen für solche Differenzen (selbst im Falle der Internetbasis gibt es Zugangsbeschränkungen).

Abstrakt gesehen gibt es bei dem Spiel also kein "fair" oder "unfair", jedoch unter sozioökonomischen Gesichtspunkten ist es unfair, da durch die elementare Zugangsbeschränkung "Geld" ein Vorteil generiert werden kann. Und die wirklich starken Karten sind nunmal seltener und somit teurer.
Das hat auch nichts mit Subjektivität zu tun!!

Einzig die Sache mit bestimmten Karten & Combos sind subjektiv.
Wer wie ich früher mal gegen 4x Mind Twist und 4x Hymn to Tourach gespielt hat (oder von einem New-Sligh mit Lightning Balls etc. gebügelt wurde), der wird ein Lied davon singen können. *sigh*
Ich hätte meinen Gegner erschlagen können, aber es war alles regelkonform und somit fair. ^^
Somit wird sich diese Diskussion immer im Bereich Moral, Ethik und Philosophie bewegen...

Ich persönlich finde das gut - davon lebt doch das Spiel und seine Community. :)

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