Blogs, Kommentare, Kulturkritik
FÜR EINE BESSERE WELT Arbaal redfox
Guten Morgen/Tag/Abend,
wie der/die/das andere schon bemerkt hat, habe ich unlängst an einem Blog-Eintrag von redfox mitgewirkt (schaut da mal rein!),
der sowohl Hiebe als auch Liebe ergattern konnte; beides könnte an mangelndem verständnis liegen, besonders ersteres.
Um Unklarheiten zu bereinigen, Dinge zu klären und für die Ernsthaftigkeitsfanatiker dieser Welt ein Refugium zu errichten,
möchte ich nun ein paar Worte mehr zum Thema des Eintrags und dem Umgang damit verlieren.
Von der angemessenen Lesart.
Nicht jedem scheint einzuleuchten, dass dieser Eintrag nicht mit der nüchternen Bierernsthaftigkeit eines potentiellen Buchpreisbuches zu begegnen ist.
Es ist dennoch so! Allein durch die Wortwahl und den Schreibstil, nämlich mehr oder minder direkte Wiedergabe wörtlicher Rede, sollte klar sein,
dass hier kein Fanal des sinnlosen Hasses, sondern eine sarkastische Unterhaltung über gar nicht so unwichtige Themen (dazu gleich mehr)
auf irgendeinen Server in datenunsicherem Gebiet gebrannt wurde. Leute, denen diese Art der Unterhaltung zusagt und die es schaffen,
eine DIN A4-Seite zu lesen,steht damit eine nachträgliche (An-)Teilnahme a m Gespräch offen. Der Rest möge wegschauen oder angemessene Kritik anbringen,
dann dürfen es auch 1 oder 2 Sterne sein, die gegeben werden - aber bitte, lest, ehe ihr kritisiert, und haltet eure Gedanken nachvollziehbar
und in angemessener Ausführlichkeit fest! Und damit zum nächsten Punkt...
Vom menschenwürdigen Kommentieren
Wenn ich einen Text lese und ihn mag, sage ich, was mir gefallen hat, ebensolches gilt für Missfallen. Das hilft dem Schreiberling und baut Frust konstruktiv (!) ab.
Wenn mir der Text zu lang war, denke ich mir tl;dr, aber was interessiert das den Schreiber?? Er wollte sich offenbar die Mühe machen, seine Gedanken auszuschreiben
und das war ihm seine Lebenszeit wert. Wenn er das eine gute Investition findet, dann sei es so. Grundsätzlich sollte Kritik immer dazu führen,
dass der Kritisierte dadurch zu tieferen Einsichten darüber gelangen kann, wie er zukünftige Einträge gestalten sollte. Sonst ist es keine Kritik, sondern Zeitverschwendung.
Vom Inhalt des getripelten Blogeintrags
... dessen Namen ihr in den Tags bzw. bei redfox' Blogeinträgen findet. Die behandelten Themen waren aufgehängt an den Schlagworten Zugfahren und Gewalt.
Dabei wurde offensichtlich viel Trash Talk verschriftlicht, doch Menschen mit intaktem Abstraktionsvermögen können daraus folgende
(teilweise) verknüpfbare Aussagen ziehen:
1) Starkes Übergewicht ist nicht begrüßenswert.
2) Vernachlässigung des eigenen Körpers ist nicht begrüßenswert.
3) Asiozales Verhalten bzw. unbegründete Unfreundlichkeit sind nicht wünschenswert.
4) Die dauernde Verspätung von Bahnen ist nicht wünschenswert.
Während Punkt 3) und 4) auf allgemeine Zustimmung stoßen sollten (ich appeliere hiermit offiziell an die Intuition des Lesers), mögen die ersten beiden Punkte
einer Rechtfertigung bedürfen, die über Verweise auf den Staatshaushalt hinausgehen (erhöhte Krankenhausaufenthalte, Kosten für Krankenkassen,
Aufwendungen, fehlende Arbeitskraft). Das finde ich gut, denn diese Sicht scheint mir doch etwas zynisch zu sein...
Nun denn. wer den Film Idiocracy gesehen hat, hat eine ungefähre Schreckensvision von einer Welt, die von sich in vermeidbarem Übergewicht
und mangelnder Hygiene und allgemein der mangelnden Sauberkeit in der Öffentlichkeit niederschlagender Selbstundisziplin
und dem Einbürgern von dummdreistem, asozialem Verhalten geprägt ist, aussieht. Eine solche Welt sollte kommenden Generationen aus moralischer Perspektive
tendenziell nicht überlassen werden, möchte ich behaupten. Und doch erleben Pendler in öffentlichen Verkehrsmitteln die Anfänge eines solchen Umgangs mit sich selbst, der Umwelt und anderen mehr oder minder abgeschwächt nahezu jeden Tag. Aus meiner Sicht ist ebendies die Quintessenz des getripelforcten Brainstorms:
Dass wir uns gegen die Etablierung einer Perspektive wehren sollten, die das Fehlen von Selbstdisziplin und asoziales Verhalten nicht nur zulässt, sondern gar fördert.
Der weitere inhaltsbeladene Teil des Eintrags behandelte den Umgang mit Gewalt in der heutigen Zeit und das Männern zugeschriebene Rollenbild.
Mit eben jenem möchte ich gern beginnen: Wer in öffentlichen Medien danach sucht, nach welchen Kriterien etwas als genuin männlich abgestempelt wird,
stößt nicht bloß auf Technisches, sondern vor allem auf Bier, Steaks, Pizzaburger und Grillzubehör aller Facon. Ich habe das Gefühl, dass,
um ein männliches Selbstgefühl überhaupt noch ansprechen zu können in der modernen, westlichen, kompromissbereiten, friedliebenden Welt,
ein solches erst induziert werden muss, da klassische Aufhänger wie schwere Arbeit/ Büffel jagen zu raren Verrichtungen geworden sind.
Es geht mehr um Schein als Sein, nämlich den Anschein, sich das dicke Steak und das kalorienreiche 1,5-Liter-Bier verdient zu haben nach dem langen Arbeitstag
- bloß dass man am Schreibtisch gesessen und dem schleimigen Vorgesetzen die Schuhe mit der Zunge statt das Gesich mit der Faust poliert hat,
und nicht zugekohlt und völlig fertig vom Pütt kommt. Wir konstatieren:
Frust vom langweiligen Arbeitsalltag und fehlende körperliche Betätigung drücken auf das Gemüt des Homo sapiens sapiens occidens!
An dieser Stelle behaupte ich nun keck, dass Männer in Stresssituationen eher offensiv/aggressiv gegen andere agieren, während Frauen
tendenziell eher defensiv/deprimiert/reflektierend reagieren. Es wurde also völlig zu Recht ein Problem des modernen westeuropäischen Mannes angesprochen,
der Umgang damit ist diskutabel, ja. Bei Jugendlichen bietet sich ein ähnliches Bild, da körperliche Auseinandersetzungen verpöhnt sind
und man in der Klasse immer brav und still dasitzen und sich den langweiligen Quatsch von anderen anhören
und sich für seine eigenen wichtigen Ideen lange melden muss. Meiner Erfahrung nach können Mädchen damit besser umgehen als Jungen,
das Schulsystem ist tendenziell auf Mädchen ausgerichtet, die Konflikte sowieso lieber verbal lösen (vereinfachende Verallgemeinerung!!).
Und gerade in der Pubertät tun sich viele Konflikte auf, man will sich gegenüber seinen Rivalen abgrenzen und möglichst toll und männlich
und wasweißich erscheinen, und dazu gehört in den Augen vieler Heranwachsender wohl auch das körperliche Kräftmessen.
Ein richtiger Umgang mit Gewalt innerhalb unserer Gesellschaft ist dringend erforderlich und einzufordern!! Ansonsten, fürchte ich,
werden die braven Bürgersleut' dieses Landes sich noch oft erschrecken müssen, wenn die Gewalt plötzlich ihre hässliche Fratze aufblitzen lässt,
während sie weiterhin in diversen Foren bei jeder sich bietenden Gelegenheit den Einmarsch in Russland, Atomschläge von den USA
oder sonstige natürlich völlig gewaltfreie Szenarien einfordern.
Was meinen Beitrag zu diesem Thema angeht, so handelt es sich um eine persönliche Perspektive, die ich aus meinen eigenen Erfahrungen und denen,
die ich durch Freunde/Bekannte gemacht habe, heraus angenommen habe. Es ging mir sicher nicht um sinnlose Gewalt, sondern die Möglichkeit,
gegen Leute, die innerhalb der Regeln, aber außerhalb von konsensfähigen moralischen Maßstäben agieren, vorzugehen
bzw. sich gegen sie zur Wehr setzen zu können. Trotz einem gewissen Maß an Feindesliebe bzw. dem christlichen "Wange-Hinhalten"
möchte ich bestimmten Leuten gegenüber keine allzu großen Konzessionen machen müssen.
Ich hoffe, für etwas Klärung gesorgt zu haben, und freue mich auf die beantwortbaren unter den Kommentaren,
Kessig Wolf Runner
Außer Punkt drei stimme ich den Aussagen zu.