Die private/allgemeine Magicdepression?
Moin,
seit ein paar Monaten beschäftige ich mich weniger aktiv mit Magic als zuvor. Dies hatte zum Teil mit einem für mich nicht spannenden Battle for Zendikar Block, aber vor allem mit privaten Gründen zutun. Dadurch habe ich etwas Abstand zum Thema bekommen und kam ins Grübeln, wieviel Zeit und Geld ich noch bereit bin in dieses Spiel zu investieren.
Heute möchte ich aus Casual Spieler Sicht mit minimalen FNM Allüren meine derzeitige Meinung zum Stand unser aller geliebten Pappkartenspiel berichten.
Wahrscheinlich ist es einfach nur das Alter
Ich bin inzwischen mitte 30 und fühle mich nicht alt, aber auch nicht jung genug, um dem Magic Hype in einer Intensität zu folgen und mitzuerleben, wie ich es noch Anfang 20 machte. Mittlerweile kostet es mich teilweise wirklich Kraft hinter der rasanten Magic Neukreationen hinter her zu kommen. Da gibt es ganz aktuell zwei Beispiele. Vor gut einer Woche wurde Eternal Masters bekanntgegeben und fast mit einem Atemzug gleich Conspiracy 2 angekündigt. Neutral betrachtet eigentlich eine gute Nachricht, da wir sicherlich viele Reprints sehen werden und mittelpreisige Karten erschwinglicher werden, vor allem Uncommons die bei 1-5€ liegen bekommen durch solche Masters und Extra Editionen meistens einen erfreulich niedrigen Preis. Also sollte ich nun eigentlich ganz froh sein und mich nur etwas wundern, warum beide Produkte so schnell nacheinander angekündigt wurden. Aber dazu will ich mir gar keine Gedanken machen, denn es ist ja grad Oath of the Gatewatch rausgekommen und ich wollte ja noch ein Kozilek Commander bauen, aber halt, ich hatte doch vor ein Ally Casual Deck zu bauen und Commander 2015 hatte auch ein paar Interessante Commander dabei, die ich unbedingt ausprobieren wollte. Ach, aber jetzt bin ich grad ein paar Wochen privat außer Gefecht und Innistrad kommt ja auch schon Ende nächsten Monats.
Burnout vom Magic spielen?
Ich weiß nicht, ob der aufmerksame Leser es bemerkt hat, aber ich habe beim Tippen des letzten Absatzes schweißige Hände und Herzrasen bekommen, obwohl ich nur kurz darüber nachdachte was ich in meinem Hobby noch so vorhatte. Wahrscheinlich mache ich mir einfach nur zu viel Stress, oder kann es nicht mehr so gut kompensieren. Aber dieser "Freizeitstress" ist seit einiger Zeit immer realer geworden. Kurz vor Weihnachten habe ich eine Casual Runde den Rücken gekehrt, da die dortigen Commander Spiele mir keinen Spielspaß mehr brachten. Ich musste leider feststellen, wie erleichternd und befreit ich die Wochen danach war. Ich dachte nicht ständig darüber nach, wie ich in der Runde mal ein wenig Spaß haben könnte, oder welches neue Commander Deck ich bauen müsste, damit ich mit dieser Runde Schritt halten kann. Zwar spielte ich noch ein paar Runden Commander die Wochen darauf, aber nur noch mit Mitspielern, die ein ähnliches Verständnis von Spaß bei Magic haben wie ich. Leider haben diese Mitspieler ebenfalls Jobs und einen vollen Terminkalender, sodass die Treffen leider sehr spärlich sind.
Bin ich Magic Süchtig?
Eigentlich wird Magic seit vielen Jahren immer zugänglicher und Wizards bemüht sich viele Masters Editionen in so kleinen Stückzahlen zu produzieren, damit der Hype wächst, die Nachfrage aber bei weitem das Angebot übersteigt (Vorsicht Ironie). Also sollte sich jeder Neuanfänger und alter Hase wie ich sich mit moderatem Geldaufwand ausstatten können, um bei einem FNM oder beim Commander ganz gut dazustehen.
Bis vor wenigen Monaten maskierte ich mir in jedem neuen Set die Rares, Commons und Uncommons aus jedem Set bei MKM auf einer separaten Wants List. Dann wartete ich meistens einen Monat nach dem Release und kaufte sukzessive alle diese Karten. Ein paar 10 € Rares oder 20-30€ Mythics leistete ich mir meistens auch, da dieser neue Planeswalker, oder das tolle Land doch zu verlockend war und ich mal richtig beim Commander auftrumpfen wollte. Versteht vielleicht nicht jeder, aber man möchte hin und wieder auch zeigen was man für tolle Karten hat.
Diese oben genannte Methode kostete mich monatlich meistens schon 80-100€, wobei immer mal "Magic Stapels" für ein Commander oder Casual Deck dazu kamen und damit die Durchschnittsanschaffungskosten im Monat etwas sprengte. Aber ich habe ja zum Glück bezahlte Arbeit und dachte mir nichts dabei. Zwar sparte ich auch auf andere Dinge, aber Magic hatte immer einen großen Stellenwert und lockte immer schneller mit neuen aufregenden Karten. So gab ich meistens in kleinen 5-10€ Portionen mein Geld auf MKM aus und merkte die doch recht hohen Summen im Monat nicht.
Ich will gar nicht mein Kaufverhalten hier diskutieren oder weiter erörtern, aber es fühlte sich gut an, immer recht aktuelle Karten zu haben und viel auszuprobieren. Auch wenn der oben genannte Stress mit immer neuen Decks einsetzte.
Wie schon erwähnt trennte ich mich von meiner wöchentlichen Commander Gruppe und sparte mein Geld für eine andere Investition. Damit verlor ich auch ein wenig den Bezug zu den aktuellen Magic Editionen und Neuigkeiten. Zwar las ich immer noch fleißig den Spoiler jeder neuen Edition, aber lernte sie nicht mehr auswendig für das Prerelase, um ein paar gute Plätze im Turnier zu ergattern. Klingt vielleicht schlimmer als es war, aber ich mochte gerne ein paar Videos zum aktuellen Draft und Sealed Meta gucken und versuchte mir die Tipps der "Pros" zu merken, damit ich nicht ganz dumm im Laden stand.
Dies nahm aber nach und nach ab, bis zu dem heutigen Tag, an dem ich meine Magickarten aus privaten Gründen nun ein paar Wochen nicht mehr angefasst habe. Zwar ist die Lust noch vorhanden und ich möchte immer noch gerne ein paar Casual Decks bauen und mit einem günstigen Stompy Deck auch mal am Modern FNM teilnehmen, aber mich treibt es nicht mehr so stark up to date zu sein.
Es kommt mir wirklich wie eine Art Entzug vom Hobby vor und ich habe auch ein wenig Bedenken wieder stärker einzusteigen und mich in dieser Spirale zu verlieren. Zum Glück hat das Hobby nie so starke Ausmaße angenommen, dass ich privat oder finanziell Probleme bekam, aber es hatte Tendenzen.
Alles eine Verschwörung der Zuckerfabrik Wizards of the Coast?
Inzwischen werden wir mit einem Standard und Modernrelavanten Set alle drei Monate versorgt, dazu kommt ein regelmäßiges Commander Set und mehrere Extraprodukte wie Modern Masters und From the Vault raus. Ein paar Produkte wie Clash Packs und Event Decks verschwinden, werden aber durch neue Testballons schnell wieder aufgefüllt. Nun die recht zeitnahe Ankündigung von Eternal Masters und Conspiracy 2. Beide so gelegt, dass sie zwischen dem drei Monats-Zyklus der "normalen" Sets fallen. Es gibt also richtig viel Auswahl, so wie in jedem handelsüblichen Supermarkt heutzutage. Es gibt z.B die Butter mit Meersalz, mit Kräutern, als Balance, mit Raps-oder Olivenöl usw.. Meistens greife ich die Flasche, da ich etwas überfordert von der Vielfalt bin und viele Sorten sehr ähnliche Verpackungen haben. Vielleicht ist es euch beim Einkauf auch schon so ergangen und ihr wusstet kaum was ihr wirklich kaufen solltet, weil alles um die Aufmerksamkeit buhlt. So ähnlich fühle ich mich derzeit bei Magic. Ich möchte doch ungerne etwas verpassen und auch gerne bei den "Stammtischgesprächen" vor dem FNM Start gut mitreden können und meine Meinung vertreten. Aber es wird immer schwerer sich zu entscheiden, welche Butter wirklich die streichzarteste und ungesalzene ist. Ist es das neue Innistrad, das das letzte mal toll war, oder doch Consipracy, dass so seltsame Drafts veranstaltet und man als Casual Spieler einen Vorteil gegenüber den Spikes der FNM Szene hat, da man mehr Karten kennt und Erfahrung im Multiplayer hat. Ich weiß es inzwischen nicht mehr.
Panikkäufe und die großen Spekulanten
Bis vor kurzem habe ich mindestens einmal pro Tag in den Der Markt- und Metagame-Seismograph hier im Forum geguckt, um einigermaßen auf dem Laufenden zu sein, welche Karten aus welchem Grund zur Zeit steigen. Oft habe ich mich bei Spekulationen neuer Editionen und Karten der Top 8 Decks von Star City erwischt. So habe ich in 8 von 10 Fällen mein Geld aus dem Fenster geworfen, weil sich so ein Hype nicht immer voraussagen lässt. Zurzeit scheinen viele zu glauben die Reserved List müsste aufgekauft werden, da sie in Eternal Masters nicht reprinted wird. Wie im Markt- und Metagame-Seismograph öfter erwähnt, werden scheinbar viele sinnlose oder sehr nischige Karten von kaum gespielten Decks gekauft. Das seltsame dabei, vor der Ankündigung von Eternal Masters interessierte ein Meditae niemanden und nun wird es bald ausverkauft sein. Diese extremen Marktspekulationen nehmen in letzter Zeit lächerliche Züge an und erinnern mich an Bankgeschäfte, die uns die Bankenkriese eingebracht hat. Ich kann nicht abschätzen, ob es solche Tendenzen auch in anderen Hobbysektoren gibt, aber ich finde es sehr bedenklich. Für meinen Teil habe ich mir nun vorgenommen diese Spekulationen schlicht weg zu lassen. Auch wenn bei mir immer "nur" 10-20€ in eine Spekulation geflossen sind und ich mich sehr gefreut hatte, wenn ich mal eine Handvoll Karten mit 10 oder 15€ Gewinn verkaufen konnte, wiegt es die häufigeren Verluste nicht auf. Vor allem ist der Frust und der Stress die Karten ständig im Auge zu behalten, um den optimalen Zeitpunkt des Verkaufs zu ermitteln viel höher, als die Freude an den verdienten Euronen.
Eine persönliche Magicdepression, oder allgemeiner Trend?
Zum Schluss frage ich mich und euch, ist es nur mir so ergangen, oder könnte ihr etwas von meinen Gedankengängen nachvollziehen? Habt ihr ähnliche erlebt? Ich würde mich freuen in den Kommentaren ein paar dieser Geschichten zu lesen. Für mich ist es eher eine Erkenntnis, statt einer ausgewachsenen Magicdepression. Ich werde für mich das Hobby nun versuchen besser nach meinen Wünschen zu lenken und nicht anders herum.
- Boneshredder, Aven Augur, » Arcanis « und 17 andere haben sich bedankt
Ich finde du machst dir zu viele Gedanken um mit irgendwelchen Leuten mitzuhalten und umbedingt alle neuen karten ausprobieren zu müssen. Klar, wenn man Casual und Commander und noch mehr Formate umbedingt spielen will kommt man wohl in Zeitnot. Ich persönlich spiele gar kein Casual, einfach nur FNM wo meist Standard und selten mal Commander und Modern gespielt wird. Ich besitze momentan auch nur 1 Commanderdeck, welches ich seit 3 Monaten spiele und habe auch keine Lust ein neues zu bauen (dauert ja auch recht lange 100 Karten zusammen zu suchen aus seiner Sammlung). Genauso habe ich auch nur 3 Moderndecks wovon ich eigentlich immer da selbe spiele, weil ich nicht den Drang habe viel geld auszugeben und neue Decks zu bauen. Im Standard siehts genauso aus bei mir. Ich bin zwar up2date was das Meta angeht, aber muss nicht alles ausprobieren was möglich ist.
Gewisse Dinge sollte man vielleicht einfach sein lassen. Magic ist für viele unterschiedliche Arten von Spieler gemacht. Es gibt Leute die spielen nur Legacy oder nur Commander oder nur Limited oder Standard, aber wenn man versucht bei mehreren Formaten viele neue Karten auszuprobieren, wird es etwas eng mit der Zeit.