Modern Burn: Eigene Lebenspunkte wichtig?
Sind die eigenen Lebenspunkte von Relevanz in Modern Burn?
Lebenspunkte sind eine oftmals überschätzte Ressource bei Anfängern. Das Modern Burn Deck zeigt dies besonders deutlich: Man spielt nicht nur Karten wie Eidolon of the Great Revel, sondern in mehrfarbigen Decks hinzukommend fast ausschließlich Fetch- und Shocklands, wobei letztere in Normalfall ungetappt ins Spiel gebracht werden. Das bedeutet nochmals eine Menge Schaden. So schießt man sich schon mal selbst schnell die Hälfte der eigenen Lebenspunkte weg. Das ist aber nur gut und recht so, da wir in derselben Zeit dabei noch viel mehr Schaden austeilen können. Und das ist eben nur möglich, wenn wir uns auch selbst etwas Schaden zufügen. Es geht also darum die gegnerischen Lebenspunkte schneller auf 0 zu bringen, als die eigenen auf 0 fallen.
In manchen Match-Ups wie gegen Infect muss man sich überhaupt keine Sorgen um die eigenen Lebenspunkte machen. Gegen Combodecks geht es oft nur darum, wer schneller ist. Gegen manche Decks können die eigenen Lebenspunkte relevanter werden, wie gegen Midrange Decks oder z.B. Splinter Twin und Control Decks. In manchen Match Ups sind sie es sehr oft, wie gegen ein Burn Deck oder manche Tempo und Aggro Decks.
Einfache Antwort:
Welche Bedeutung sollte man also den eigenen Lebenspunkten schenken? Gerade als Anfänger wenig. Im Zweifelsfall immer schauen, dass man soviel Schaden wie möglich erzeugt. Turn 2 Eidolon zu spielen, auch wenn die ganze Hand voll mit 1 Mana Burn Spells ist, ist in vielen Fällen die richtige Entscheidung. Mit der Zeit bekommt man dann aus Erfahrung ein Gespür dafür, wann man mal besser etwas acht gibt auf seine Lebenspunkte. Bzw. man kennt die Decks gut genug, um die möglichen Szenarien im Kopf durchzuspielen.
Daher..
Wenn man schon etwas länger Burn spielt, wird man ein wenig differenzieren. Wenngleich es meist richtig ist, immer soviel Schaden wie möglich zu erzeugen, unabhängig davon, wieviel man selbst einsteckt, ist es eben nicht immer ganz richtig die eigenen Lebenspunkte als nichtig zu betrachten.
Ein augenscheinliches Beispiel ist Eidolon of the Great Revel. Anfängern passiert es noch des öfteren, dass sie sich selbst mit Eidolon auslocken, da sie die Karte und/oder das gegnerische Deck und/oder die Spielsituation falsch einschätzen. Gegen manche Decks wie Burn oder viele Affinity Decks möchte man Eidolon Game 2 womöglich ganz rausboarden, und gegen andere Decks Game 2 on the draw womöglich zurückcutten. Was mit Eidolon passieren kann, ist, dass das Damagerace falsch eingeschätzt wird. Das gegnerische Deck ist schneller - dank unserer Mithilfe. Aber nicht immer ist es so offensichtlich, dass wir uns selbst zuviel Schaden zugefügt haben.
Ein weiteres bekanntes Beispiel, wann Lebenspunkte relevant sind, sind Mirror Matches gegen andere Burndecks. Dafür werden Sideboardkarten wie Dragon's Claw oder Kor Firewalker gespielt, um die Strategie des gegnerischen Decks zu unterlaufen. Mitunter wird auch Artefaktzerstörung gegen die Drachenkralle, und Pyrite Spellbomb oder Path to Exile gegen den Firewalker geboardet.
Eine weitere Karte, die verdeutlicht, dass die eigenen Lebenspunkte in einem Modern Burn Deck nicht gänzlich unrelevant sind, ist die Karte Lightning Helix, die zum Teil in 3färbigen Listen gespielt wird. Warum? Diese Listen wollen oft in den ersten beiden Turns 2 Shocklands ungetapped ins Spiel bringen, wozu meist gefetcht werden muss. Mit Land 3 und womöglich 4 kommt dann oftmals noch ein 1-3 Schadenspunkte hinzu - das ist etwas viel für manche Matchups mit Aggro/Tempoplan! Um auf all die guten Spells zugriff zu haben, muss die lebenshungrige Manabase mit einen eigenen Spell gefixt werden, der für sich genommen der Philosophie von Burn widerspricht.
Nicht immer sind wenige Lebenspunkte von Nachteil. Spielt der Gegner die Karte Timely Reinforcements, freuen wir uns über wenige eigene Lebenspunkte. Sofern möglich macht es sogar Sinn, sich einmal selbst zu bolten, um den Lifegain des Gegners zu verhindern. Die sechs Lebenspunkte bedeuten meist 2 Bolts mehr für den Gegner um ihn niederzuringen, während es in glücklichen Situationen nur einen Bolt auf uns selbst braucht, um den Lifegain des Gegners zu verhindern.
Ergo..
Wenngleich es meist richtig ist, sich über Lebenspunkte nicht viele Gedanken zu machen - und es geradezu notwendig ist, dass man sich bei den ganzen Burnspells auch selbst etwas die Finger verbrennt, gibt es doch ein kritisches Niveau an Selbstschaden, der es manchen Decks ermöglicht, das Damagerace für sich zu entscheiden. 1färbige und 2färbige Listen können sich damit trösten, gegen Decks, bei denen die eigenen Lebenspunkte (etwas) Relevanz besitzen, mitunter einen zusätzlichen Lightning Bolt, und damit eine weitere Runde zu überleben, um den entscheidenden Burnspell vom Topdeck zu ziehen. Dafür haben sie es gegen Decks schwerer, bei denen die eigenen Lebenspunkte irrelevant sind, ermöglichen 3 Farben doch mehr Antworten und stärkere Burnspells.
Naja, ganz nett