Hallo zusammen,
Ja, ein unglaublich heißes Eisen welches ich da anfasse, grade als Deutscher und als Mann muss man ja ganz vorsichtig sein wenn man über nicht-männliche nicht-deutsche Personen Äußerungen tätigt ohne hinterher als Buhmann dazustehen, doch es brennt mir inzwischen dermaßen auf der Seele dass ich hoffe hier eine ernsthafte und konstruktive Diskussion zu dem Thema führen zu können. Ich will hier niemanden runtermachen oder über irgendwen herziehen, es geht mir lediglich um das Diskutieren einiger meiner Meinung nach gesellschaftlicher Misstände welche mir in den vergangenen Monaten doch ziemlich ins Auge gestochen sind und mich beschäftigen.
1. Emanzipation.
Ich bin prinzipiell absolut für die Gleichberechtigung der Frau in jeder Hinsicht. Ich betone aber ausdrücklich in JEDER Hinsicht. Ich habe das Gefühl als wenn der Emanzipationsgedanke häufig auf ein Herauspicken der Rosinen reduziert wird was meiner Meinung nach nicht Sinn und Zweck sein kann. Frauen fordern Gleichberechtigung im Job, in der Politik und dergleichen, dagegen ist auch erstmal nichts einzuwenden. Diese Gleichberechtigung bringt jedoch auch negative Konsequenzen unweigerlich mit sich die eben auch dazugehören, wie eben das sie die gleichen Leistungen wie ihre männlichen Kollegen bringen müssen. Man kann nicht für einen weiblichen Mitarbeiter eine Extrawurst verteilen weil sie der Aufgabe nicht gewachsen ist. Man kann auch nicht über Frauenquoten Frauen in Berufe zwängen für die sie nicht geeignet sind, nur um eben einen gewissen Prozentsatz Frauen im Team zu haben. Gleichberechtigung hieße in diesem Fall für mich dass der Beste den Job bekommt, völlig gleich ob Männlein oder Weiblein. Wer will sich denn auf einen Teamkollegen verlassen müssen der bloß deswegen im Team ist weil er der einzige Vertreter einer Minderheit ist und dafür ein sehr viel besser geeigneterer Bewerber nicht genommen wurde? Es hat in meinen Augen nichts mit Diskriminierung oder Unterdrückung der Frau zu tun wenn es in bestimmten Jobs halt nur Männer gibt weil Frauen diesen Job nicht machen können oder wollen. Geht anders herum natürlich genauso. Gibt ja auch keine Männerquoten für Hebammen, Kranken- und Altenpfleger oder Kindergärtner. Da kriegt auch der den Job der am besten geeignet ist und fertig.
Auf privater Ebene wollen Frauen gleichberechtigt mitreden dürfen und nicht mehr in wichtigen Entscheidungen unterdrückt werden wies vor 100 Jahren noch Gang und Gebe war. Auf der anderen Seite wollen sie aber auch dass der Mann Gentleman ist, der Frau die Tür aufhält, sie zum Essen einläd und whatever. Wenn man hier konsequent sein will müsste man das genauso handhaben. Bei einem Kumpel hält Mann ja auch nicht die Tür auf, trägt die Einkäufe oder läd zum Essen ein. Da achtet man ja im Normalfall auf n ausgeglichenes Verhältnis zwischen Geben und Nehmen. Wer für sich das Recht der gleichbebrechtigten Mitsprache einfordert muss im Gegenzug auch auf die Priviliegien oder die bevorzugte Behandlung von Ladys verzichten, denn so gesehen ist die Bevorzugung der Frau ja auch sexistisch.
Auf der anderen Seite gibts aber auch sehrwohl Sexismus der sich gegen Männer richtet. Wie oft habe ich schon den Satz "Typisch Mann" gehört? oder auch das abfällige "Männer..."? Wenn der Mann klar überlegen ist, ist er ein Proll oder hat eben nur deswegen besser abgeschnitten weil er eben anatomisch im Vorteil ist und wenn der Mann unterlegen ist heißt es das Frauen eben das bessere Geschlecht sind. Natürlich gibt es anatomische Unterschiede die eben dazu führen dass jedes Geschlecht seine Vorteile hat, dagegen kann man sich bei aller Gleichberechtigung nicht wehren. Das ist in etwa so sinnlos wie die Diskussion aus "das Leben des Brian" wo die Volksfront von Judäa feststellt dass Männer das Recht haben Babys zu kriegen obwohl sie es nicht können weil ihnen die Gebährmutter fehlt.
Oder auch die Sache mit der Wehrpflicht die früher ausschließlich Männern vorbehalten war. Auf der einen Seite steht im Grundgesetz die Gleichstellung von Mann und Frau drinnen, auf der anderen Seite gibt es Paragraphen die sich ausschließlich nur an ein Geschlecht richten. Ein bisschen shizophrän.
Konsenz : Wer A sagt, muss auch B sagen. Emanzipation bringt sowohl Vorteile als auch Nachteile mit sich. Wer darauf besteht gleichberechtigt behandelt zu werden muss eben auch die damit verbundenen Unannehmlichkeiten in Kauf nehmen.
2. Diskriminierung.
Wo fängt eigentlich Diskriminierung an? Bin letztens über einen sehr schlauen Satz gestolpert. Eine bloße Beschreibung von Fakten dient lediglich dem Verständnis und der Kommunikation und ist in keinster Weise als Beleidigung oder Diskriminierung zu verstehen da der Inhalt der damit transportiert werden soll keine herabwürdigende Bedeutung hat. Wenn ich einen dunkelhäutigen Menschen als "Schwarzer" bezeichne ist das lediglich die Beschreibung eines Faktes genauso wie ich einen Rabbi als "Jude" bezeichnen kann. Das sind beides jeweils Feststellungen ohne irgendeine positive oder negative Wertung des Ganzen.
Es wird immer und überall gepredigt dass man tolerant sein muss und dass man politisch korrekte Ausdrücke verwenden muss um Minderheiten nicht zu diskriminieren. Aber letzten Endes ist auch diese - wenn auch positiv gemeinte - Andersbehandlung auch eine Form von Diskriminierung weil Ausdrücke wie "stark pigmentierter Mitbürger" oder "körperlich Beeinträchtigter" oder "Mitbürger jüdischen Glaubens" im Kopf der Menschen dafür sorgt dass sie anders über diese Minderheiten denken.
Vor 20 Jahren wars gesellschaftlich akzeptiert über homosexuelle Menschen und Türken abfällige Bemerkungen wie "Schwuchtel", "Homo", "Kanacke" oder sonstwas zu verwenden. Inzwischen ist man jedoch dazu übergegangen diese Minderheiten mit Samthandschühchen anzufassen um bloß nicht den Eindruck von Diskriminierung zu erwecken. Ich kenne inzwischen mehrere Angehörige von Minderheiten, namentlich einen Moslem, einen Schwulen und jemanden mit einer Sehbehinderung die alle vollkommen gesellschaftlich integriert sind, die ganz normal ihren Alltag durchleben und gar nicht WOLLEN das man sie anders behandelt als alle anderen auch. Ihnen ist es eher unangenehm wenn man solch einen geschwollenen Ausdruck dafür benutzt zu umschreiben was sie eben sind. Genau da hört für mich der Sinn von Political Correctness auf. Solche Ausdrücke wie "Kanacke" müssen echt nicht sein, aber "Türke" ist doch letzten Endes nur eine Beschreibung seiner Nationalität und "Moslem" bezeichnet nur seine Religionszugehörigkeit. Wieso dafür dann noch irgendwelche geschwollenen Ausdrücke erfinden bei denen nur eingeweihte wissen was überhaupt damit gemeint ist um dem Anschein von Diskriminierung aus dem Weg zu gehen?
In meinen Augen wird genau dadurch auch diskriminiert. Wenn wir darüber diskutieren wie man denn mit Minderheit XY umzugehen hat impliziert alleine die Diskussion an sich dass diese Minderheit anders ist als wir selbst. Wenn man den ganzen Quatsch einfach bei Seite lässt und Menschen an sich als Kollektiv behandelt und Begriffe wie "Schwarzer", "Türke", "Moslem", "Schwuler" nur zur näheren Beschreibung einzelner Individuen dieses Kollektivs benutzt ist das vollkommen okay weil wir ja nur tatsächlich vorhandene Fakten ohne Wertung verwenden. Ein Ball wird ja auch nicht dadurch diskriminiert weil wir sagen dass er rot und rund ist.
Ich persönlich glaube dass die aktuelle und jüngere Generation dermaßen tolerant gegenüber Minderheiten ist, dass es gar keinen Grund mehr gibt ihnen mit aller Gewalt immer wieder dieses Mantra reinzuhämmern. Sowohl die Bevorzugung von Minderheiten als auch ihre gesellschaftliche Ächtung sind beide nicht in Ordnung, ein Mittelweg sollte angestrebt werden oder besser noch wie oben beschrieben die Minderheitendiskussion gänzlich sein lassen weil man sich da eh nur verzetteln kann. Es gibt so viele Menschen wie Meinungen und eine ultimative Lösung mit der mans allen recht machen kann wirds eh nie geben. Um niemandem auf den Schlips zu treten sollte man versuchen sich auf neutrale, objektive Begriffe zu reduzieren.
Wenn man eine Person nicht leiden kann weil sie n A***loch ist, kann man sie ruhig genauso mies behandeln oder ignorieren wie jede andere auch, obwohl sie irgendeiner Minderheit angehört. Das hat dann nichts mit Diskriminierung zu tun, das ist dann eine schlichte Aversion gegen eine konkrete Person.
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Mir ist durchaus bewusst dass meine Sichtweise einigen Leuten bitter aufstößt und ich habe auch schon so manches Mal zu hören bekommen dass ich "das so nicht sagen darf". Ich habe mich mal mit dieser Thematik kritisch für mich auseinandergesetzt und bin zu dem Schluss gekommen das die für mich einzig richtige Lösung sein kann die Diskussion von Minderheiten komplett sein zu lassen und Menschen als Menschen zu behandeln und nicht als Schwarzer/Türke/Schwuler/Rollstuhlfahrer/Whatever. Sympathien oder Abneigungen mache ich an der Person fest und eben jene Audrücke benutze ich zu wertungsfreien näheren Beschreibung einer Person um die Beschreibung näher einzugrenzen. Es ist dabei nicht meine Intention irgendwen zu beleidigen.
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Ich möchte zum Schluss noch zwei Beispiele anbringen die ich mitbekommen habe :
Ein kleines Mädchen ( vielleicht 3-4 Jahre ) reißt sich von der Hand ihrer Mutter los, läuft zu einem pechschwarzen Mann hin, greift dessen Hand, guckt ihn lächeld an und fragt "Du, warum bist denn du so dunkel? Hast du dich schmutzig gemacht?". Der Mann hat gelächelt und gesagt dass das seine normale Hautfarbe ist. Die Mutter hat ihr Kind eilig von ihm weggezerrt, ihr zugefaucht dass sie sowas nicht fragen darf, das sich das nicht gehört und hat sich bei dem Mann für das Verhalten ihrer Tochter entschuldigt.
Hier hat die Mutter meiner Meinung nach völlig überreagiert. Das Kind hat diese Äußerung in keinster Weise böse oder beleidigend gemeint, es war bloß neugierig und hat verucht sich seine Frage mit kindlicher Logik zu beantworten und der Mann hat allem Anschein nach auch nicht beleidigt reagiert sondern hat sich scheinbar eher über die Logik amüsiert und sich über die Aufmerksamkeit des Mädchens gefreut.
Ein Mann lebt seit mehreren Jahren mit einer Frau in einem eheähnlichen Verhältnis zusammen, leben beide in der selben Wohnung, schlafen im selben Bett, haben ein gemeinsames Kind, sind aber nicht miteinander verheiratet. Der Mann hat die Vaterschaft ohne wenn und aber anerkannt und kümmert sich ganz normal um sein Kind. Die beiden trennen sich, die Mutter nimmt ohne Absprache das Kind mit und besteht auf das alleinige Sorgerecht. Der Mann muss sein Kind gehen lassen und ist zur Zahlung von Unterhalt verpflichtet, hat jedoch kein automatisches Recht auf die elterliche Fürsorgepflicht, sondern muss das erst mühsam vor Gericht erstreiten.
Darüber habe ich mit einer entfernten Bekannten gesprochen dass ich das nicht richtig finde, da der Vater meiner Meinung nach genauso Recht auf sein Kind hat wie seine Exfreundin und man die Fürsorgepflicht nicht automatisch immer der Mutter zusprechen kann/muss, gibt ja auch durchaus Fälle in denen das Kind beim Vater besser aufgehoben wäre.
Ihre Reaktion war dass ein Kind ausnahmslos immer zur Mutter gehören würde und bei Kleinkindern ( das Kind war noch sehr jung ) wo man das Kind noch nicht fragen kann wos hinwill gäbe es da auch keine Diskussion.
Mein Einwand was denn wäre wenn die Mutter irgendwelche gravierenden Probleme wie zum Beispiel Drogen, Schulden, Gewalttätigkeit hätte kommentiere sie lediglich mit "Sowas können Männer eben nicht verstehen. Ein Kind gehört zu seiner Mutter, das ist halt so"
Ich habe dazu gesagt dass meiner Meinung nach der Vater genauso zu seinem Kind gehört und Väter sich auch liebevoll um ein Kind kümmern können wie auch Mütter. Sie sagte darauf " Ich sagte doch du verstehst das nicht, also brauch ich das auch nicht weiter mit dir zu diskutieren."
Das war in meinen Augen eine höchst unbefriedigende Antwort mir einfach auf Grund meines Geschlechtes Inkompetenz zu unterstellen und die Diskussion abzublocken weil jedes Gegenargument zu ihrer These lediglich ein weiterer Ausdruk für meine Inkompetenz sei.
Dass Säuglinge an die Mutterbrust gehören ist mir klar, da kann ein Vater keinen Ersatz leisten. Aber generell haben finde ich beide Eltern gleichermaßen Anspruch auf ihr Kind. Rein vom rhethorischen Standpunkt auf betrachtet war das in meinen Augen eine schwache Leistung weil man selbst wenn man im Recht ist versuchen sollte seine These mit nachvollziehbaren Argumenten zu beweisen und sie nicht einfach als unverrüttbares Gesetz hinzustellen. Emotional habe ich ja bereits geschrieben wie ich darüber denke. Ich brauche denke ich nicht erwähnen was für eine Qual es für den Vater war über mehrere Monate von seiner Tochter getrennt zu sein weil es keine vertragliche Regelung über das Umgangs- und Fürsorgerecht für den Trennungsfall gab.
So, nun zerhackt mich für meine Wall of Text. Wäre dennoch froh wenn sich jemand die Mühe machen würde dieses zu lesen und einen konstruktiven Kommentar oder seine Meinung zu dem Problem abzugeben bevor er rumflamed dass ich mehr als eine Textseite geschrieben habe und wohlmöglich eine andere Meinung habe als er selbst.