Diese Annahme kommt allein von meiner Einstellung:
- Ich kaufe Karten, wenn ich sie für konkret eine Deckliste brauche
- Ich kaufe Karten statt sie zu proxen und habe so für ein Deck viele Optionen (einen Pool)
- Solage ich davon ausgehe, dass ich eine Karte noch brauchen könnte, verkaufe ich sie nicht
- Ich kaufe keine Karten häufiger als 4 mal
Könnt ihr die Punkte für euch auch so unterzeichnen?
Zu Punkt 1: Natürlich kaufe ich die Karten, die ich akut brauche. Ich kaufe aber auch Karten, die ich ggf. irgendwann mal brauchen könnte, insbesondere wenn diese besser verzinst sind als mein Girokonto (etwa Duals). Außerdem kaufe ich mir Karten, die ich ggf. mal spielen werde, wenn sie mir im Augenblick für ihr Potenzial zu günstig erscheinen.
Zu Punkt 2: Im Groben und Ganzen ja, wobei ich da die Einschränkung mache, dass ich zunächst per Proxies teste, ob mir das Deck gefällt, bevor ich tatsächlich investiere. Ausnahme sind hier wiederum Karten aus Punkt 1.
Zu Punkt 3: Ja, wobei ich mir durchaus bewusst bin, dass diverse Bayou, Badland, Taiga und die passenden Fetchlands sowie je ein Playset Dark Confidant, Abrupt Decay, Thoughtseize und Grove of the Burnwillows plus eine Chains of Mephistopheles einfach mal monatelang im Ordner liegen zu lassen, weil Jund im Legacy momentan und wohl auch auf absehbare Zeit nicht gut spielbar ist, definitiv unter Luxus fällt, den sich bei weitem nicht jeder leisten kann.
Zu Punkt 4: Ist eine Preisfrage. Duals, Wasteland oder Force of Will etwa stecke ich zwischen den Decks um bzw. proxe mir Exemplare über #4 hinaus, weil mir das Nicht-Umstecken-Müssen einfach keine drölfzig-hundert € wert wäre. Spell Pierce, Lightning Bolt, Ponder und Brainstorm etc. hingegen besitze ich jeweils mehrere Playsets.
Allgemein sehe ich das Problem der Preisverluste etc. aber auch primär in Standard und Modern (nicht als Bashing gemeint, sondern einfach meine Sicht der Dinge) aus weiter oben von mir genannten Gründen.
Legacy ist dagegen ein relativ gefestigtes Format, in dem ein Deck höchst selten mal instant von Tier 1 zu Crap² degradiert wird, daher sind hier die Preisschwankungen nicht so gravierend, andererseits lächelt der Legacy-Spieler natürlich auch nur müde darüber, wenn sich ein Modern-Spieler über 200,- € für eine vollständige Grixis-Manabase ärgert, wovon man sich gerade einmal einen Underground Sea leisten kann, sodass die Einstiegshürde zumindest für mehrfarbige Decks ungleich höher ist. Wenn man dann noch spielen will, braucht man unter 4-stelligen Beträgen eigentlich schon gar nicht anfangen zu planen. Infect könnte ggf. noch was werden.
Hier sehe ich Netdecking und allgemein die breite MtG-Präsenz im Netz gleichzeitig als Segen und Fluch, da man einerseits zu jeder Strategie und jedem Archetyp ausufernde Guides und Primer, massenweise Listen sowie Coverages findet und somit von Erfahrungen der anderen proftieren kann und weniger Energie in das Austüfteln einer guten Liste investieren muss und diese stattdessen in das How-to-Play stecken kann. Man wird schneller besser mit dem Deck der Wahl.
Andererseits suggerieren diese Quellen auch häufig, dass man all die dort aufgeführten Karten spielen muss. Ich meine klar ist eine Manabase mit 4 Underground Sea tendenziell zuverlässiger als eine mit 2 Underground Sea, 1 Island und 1 Swamp; inwiefern die budgetierte Variante (un)wesentlich schlechter ist, wird dagegen kaum beleuchtet. Zahlen bezüglich Manastabilität auf der Starthand muss man sich selbst zusammenrechnen, und falls das persönliche Meta überwiegend aus Wasteland-Decks besteht, kann die Budget-Lösung ja sogar die optimalere sein. Nur wird dem Leser stattdessen eingetrichtert, dass 4 die Zahl ist und die Zahl ist 4 und alles andere ist nicht spielbar.
Es entsteht so bei einem Deckeinsteiger das Gefühl, dass man ohne 4 USeas das Deck gar nicht erst bauen sollte, obwohl die diskutierten und präsentierten Listen i.d.R. allesamt GP-Niveau haben und entsprechend bis ins letzte Detail ausgetecht sind, während der Interessierte das Deck womöglich nur für die lokale Szene mit ~ 20 Spielern bauen will, von denen gut die Hälfte ebenfalls keine ausgetechten Listen spielen bzw. einfach stoisch ihr Pet-Deck mitbringen, egal wie gut oder schlecht dieses im Meta aufgestellt ist.
Es wird eben weniger hinterfragt und mehr stumpf kopiert, sodass sich Trends wesentlich stärker durchsetzen und das Gefühl, Karte X unbedingt zu brauchen (sowohl für den nächsten GP als auch im FNM) zu dem verstärkten Kaufverhalten führt, durch welches dann wiederum Preisexplosionen entstehen - teilweise für Karten, die man getrost als Müll bezeichnen kann.
Zum Thema Wertsicherung denke ich, dass ein berechtigter Glaube in die Wertstabilität spätestens bei den mittlerweile gängigen Preisen unerlässlich für den Fortbestand des Spiels ist. Würden nun massive Wertverluste durch Reprints generiert werden, würden wohl viele dem Produkt zurecht abschwören, weil WotC ihr Geld verbrennt. Für Formateinsteiger ist die Hürde natürlich ärgerlich, andererseits kann hier vieles durch eine gute Community abgefedert werden.