Standard Planeswalker
Nissa Gideon Bant
Standard Planeswalker
Einleitung
Um genau zu sein beschäftige ich mich in keinster Weise mit dem Standard-Format. Die kurzen Halbwertszeiten der Top-Decks halten mich vehement davon ab mich mit dem Format auseinanderzusetzen.
Umso überraschter bin ich natürlich, sobald sich eine frisch gedruckte Karte Ihren Weg ins Modern-Format bahnt. Der letzte Neuzugang, der einen signifikaten Einfluss auf das Format gehabt hat, ist Tödlicher Stoß.
Zwei weitere Karten haben jüngst meine Aufmerksamkeit erregt, von denen ich glaube dass diese das potential haben in den richtigen 75 formidable Zugpferde abzugeben.
Folgende Kriterien lege ich dabei an die beiden Neuzugänge, die in diesem Artikel vorgestellt werden:
· Manakosten (von welchem Zug an nehmen die Planeswalker Einfluß auf das Spielgeschehen?)
· Fähigkeiten (Wem helfen diese, wen hindern diese, wie ausschlaggebend sind diese gegen diverse Archetypen?)
· Restriktionen (Auf welche Beschränkungen muss geachtet werden, unter welchen Umständen sind die Karten spielbar)
Wenig überraschend gehe ich zuallererst auf den neuen Gideon ein. Während 3 Mana auf den ersten Blick die Spielbarkeit signifikant in die Höhe schnellen läßt, sind WW in der rechten oberen Ecke Meh.
Damit beschränkt sich der Einsatz bereits auf Decks, die zahlreiches weißes Mana zur Verfügung haben (UWx, GWx, RW vorzugsweise), da sich dies deutlich einfach bewerkstelligen lässt.
+1: Gideon ist in der Lage sich selbst verteidigen zu können, d.h. es kann davon ausgegangen werden, dass er zumindestens einen Threat permanent abstellt. Dieser Fähigkeit kann auch mal eine Teergrube oder eine Kolonnade anheim fallen.
Den großen Pluspunkt an dieser Stelle sehe ich darin, daß momentan viele Decks nur wenige (dafür aber umso größere) Bedrohungen auf den Tisch legen und die +1 daher viele Gegner unglaublich nervt.
0: Eine 4/4er für 3 Mana ist im derzeitigen Format eher am unteren Ende der Powerlevel-Skala angesiedelt. Wann habt ihr zuletzt einen Loxodon Smiter auf der Tischplatte gesehen?
Spannend ist dieser „Smiter“ für den Fall, dass man das board kontrollieren kann. Entweder wirft man mit Removal um sich oder legt Gideon im 2. Zug, sodass er im 3. angreifen kann. Ausgehend davon, dass er in Zug 2 den ersten Threat des Gegners abstellen kann wird der Nutzen offensichtlich; Die Boardkontrolle wird ausgebaut und zugleich eine Bedrohung platziert die viele Gegner nicht sofort abstellen können. Mit einem Noble Hierarch wird Gideon so zu einer 5/5er im 3. Zug, die mit vielen Kreaturen im Format gleichziehen kann.
Die relevantesten Karten gegen Gideon sind Abrupt Decay (momentan nicht allzu häufig vertreten) und der beste Planeswalker-Killer im Format – Reality Smasher.
0: Ein Angel’s Grace solange Gideon liegt. Diese Fähigkeit bedarf einer eingehenderen Betrachtung, da der Nutzen (oder Unnutzen) auf den ersten Blick nicht vollkommen offensichtlich ist. Während einige Decks Gideon sofort handhaben können, sind andere wiederum nicht in der Lage ihn direkt bzw. problemlos (= es müssen zusätzliche Ressourcen verwendet werden) vom Tisch zu räumen.
Die offensichtliche Applikation liegt in der Möglichkeit schnelle Kombo-Decks zu verlangsamen. Combo unterteilt sich momentan in die folgenden 3 Zweige:
· Zauberspruch-basiert (UR Storm, Ad Nauseam)
· Ramp (Breach, TitanShit)
· Kreaturen-basiert (Counters Company, Knightfall, diverse Chord-Decks)
Welche dieser Archetypen ist in der Lage Gideon zu grillen, ohne zusätzliche Ressourcen aufzuwenden oder ohne den eigenen Spielplan signifikant zu schwächen?
Storm wartet mit Grapeshot auf und schafft, sobald es einmal im Combo-Zug ist, die zusätzlichen Schadenspunkte auf einfache Art und Weise. Zudem können die Kopien von Grapeshot beliebige Ziele haben. Ad Nauseam hat im Gegensatz dazu mit Lightning Storm das Problem, dass dieser lediglich ein einzelnes Ziel hat – Gideon kann also abgeräumt werden, dadurch wird das Spiel allerdings nicht gewonnen.
Breach und Scapeshift haben i.A. weniger Probleme damit GotT zu handhaben. 1-2 Valakut Trigger reichen bereits um diesen zu beseitigen. Dieser Umstand kann natürlich relevant sein, wer gegen das Deck gespielt hat weiss aber, dass 18+ Schaden in einem Zug oftmals unproblematisch sind.
Wie sieht es mit Collected Company / Chord of Calling – Decks aus? Unendlich viel Mana und eine Walking Ballista machen Gideon einfach nass. Zwar ist auch ein Rhonas, the Indomitable – Combo-zug denkbar, dies ist aber mehr die Ausnahme denn die Regel. Knightfall hat wiederum das Problem, dass ein einzelner Swing mit Knight of the Reliquary das Spiel nicht gewinnt. Zieht man allerdings die Tatsache heran, dass Retreat-Decks zahlreiche Kreaturen spielen, ist ein Angriff mit mehreren Kreaturen dennoch der sichere Tod.
Summiert man diese Erwägungen auf, so liegt der Schluss nahe, dass das Emblem nur vereinzelte Spiele aufwerten wird. Unterm Strich bleibt festzuhalten, dass der neue Gideon zwei gewinn-bringende Fähigkeiten und eine bestenfalls situativ-gute Fähigkeit mitbringt.
Mit 3 Mana (davon zwei Weiß) fügt er sich idealerweise in Decks mit vielen weißen Quellen (UWx Kontrolle, RW Prison) oder auch Manadorks um diesen frühstmöglich auf das Feld zu legen. Er konkurriert mit mehreren anderen Planeswalkern (Gideon, Ally of Zendikar, Elspeth) um dieselben Slots und wird von Abrupt Decay direkt abgeräumt. Nichtsdestotrotz ist er mit 3 Mana und seinen Eigenschaften eine potenzielle Bedrohung gegen Decks die ihn nicht ohne zusätzlichen Ressourcen-aufwand handhaben können.
Dies mag die berechtigterweise kontroversere Karte von beiden sein. Zum einen ist UG eine Farbkombination die sich im Format nur partiell etablieren kann, zum anderen sind Ihre Fähigkeiten nur unter bestimmten Voraussetzungen gut. Sie kann sich nicht selber verteidigen und ist somit auf zahlreiche Hilfe angewiesen (Removal oder Blocker). Bevor ich kein gutes Haar mehr an der hübschen lasse werfe ich einen Blick auf die Fähigkeiten:
+2: Scry 2 ist im ersten Moment keine „Haut-mich-aus-den-Socken“-Fähigkeit. Für ein Setup bzw. das Filtern von guten und weniger guten Karten ist die +2 allemal nützlich. Spannend ist, dass Sie idealerweise im 2. Zug ins Spiel kommt (Manadork sei Dank), auf 3 Loyalität tickt und somit viele Gegner zwingt Ressourcen auf ihre Beseitigung zu verwenden (warum das so ist, folgt im nächsten Punkt).
0: Geht man davon aus, dass Nissa mit einer Loyalität ins Spiel kommt und auf 3 tickt, können viele Karten mit ihrer 0 direkt ins Spiel gebracht werden. Die Einschränkung dabei ist, dass diese Fähigkeit stark ist in Decks mit vielen Kreaturen (Converted Manacost 3 oder weniger) und / oder Ländern.
Der naheliegendste Vergleich ist Domri Rade, der Kreaturen allerdings lediglich auf die Hand bringt. Diese Fähigkeit macht Sie insbesondere in länger andauernden Spielen interessant, da Sie Kartenvorteil erwirtschaftet.
-6: Dies ist der wahre Grund, warum Nissa mehr gespielt werden sollte. Zwei 5/5er fliegend können in einem Zug das Spiel beenden. Das schöne ist, dass die Planeswalkerin aufgrund Ihrer flexiblen Manakosten direkt auf 6 gelegt werden kann. Dies ist insbesondere nützlich wenn das Spiel länger dauert und Manaflood ein Problem ist. Zudem macht Sie das zu einem guten Topdeck, da nur wenige Decks fliegende Kreaturen spielen.
Aus den o.g. Eigenschaften ergeben sich folgende Applikationen: Nissa ist aufgrund ihrer restriktiven Farben momentan auf Bant-Decks (UG, BUG und RUG sind momentan selten anzutreffen) mit einer großen Anzahl Kreaturen beschränkt. Zwar kommen auch andere Decks grundsätzlich in Frage, dabei wird aber immer mindestens eine ihrer 3 Fähigkeiten nicht optimal ausgeschöpft werden können.
Sie ist in der Lage die Kartenauswahl signifikant zu beeinflussen, Kartenvorteil zu erwirtschaften und mit ihrer -6 das Spiel zu entscheiden. Ihre flexiblen Manakosten machen Sie zu einer Karte die idealerweise sehr früh (Zug 2) oder spät (-6 um bestenfalls das Spiel zu gewinnen) zum liegen kommt.
Ihre offensichtlichen Nachteile lassen Sie zu einer Karte für diverse Nischen verkommen. Ich erwarte daher nicht, dass Nissa, Steward of Elements sich auf breiter Front durchsetzen wird, in dedizierten Decks allerdings ein ernstzunehmender Threat sein kann. Momentan sieht man Sie vereinzelt in BUG Elfen oder auch Bant Retreat (das bin vermutlich nur ich).
Einzelne Bant Eldrazi-Spieler haben sie erprobt, leider konnte sie sich dabei nicht etablieren.
Ich hoffe damit die entscheidenden Kriterien erörtert und Vor- / Nachteile transparent abgewogen zu haben. Inwieweit beide Karten Einfluß auf das Format nehmen werden bleibt abzuwarten. Von meinem Standpunkt aus hat sich Gideon bereits als potente Bedrohung herauskristallisiert und Nissa begeistert mich mehr und mehr je öfter ich sie auf das Board lege.