Hier wird oft die Frequenz vergessen, in der die spielen. Die sind in der Regel einfach gute Spieler und spielen dazu halt am Wochenende teilweise 2-3 dicke Turniere. Erreichen die dann alle paar Wochen mal eine sehr gute Platzierung sieht es toll aus, die Quote wäre aber interessanter als die Anzahl. Zudem gibt es viele Pros und oft kommen eben andere in die Top 8.
Die Byes sind mit Sicherheit ein großer Faktor was die Chancen auf den Sieg angeht, aber aus der Frequenz mit der Leute spielen lässt sich das Matchup-Roulette nicht erschließen - mehrere Siege in Folge sind egal in welchem Format unwahrscheinlich. Somit ist eine gute Platzierung alle paar Wochen in Modern vollkommen normal und weist nicht auf ein Matchup-Roulette hin. Das Einzige, auf das die Frequenz mit der die Leute an Turnieren teilnehmen aufzeigt, ist eben genau der Teil, dass die Varianz sich auf lange Sicht ausgleicht:
Gute Spieler mit höherer Frequenz kommen öfter in die Top8. Ist ja auch logisch, denn sie spielen ja auch mehr und haben somit mehr Chancen sich gut zu platzieren.
Um ein Matchup-Roulette nachzuweisen müsste man die Winquote pro Turnier pro Deck über spezifische Matchups von allen Teilnehmern betrachten, dabei die Variablen Draws und Player-Skill ausschließen und das mit der Wahrscheinlichkeit auf exakt diese Matchups in dem jeweiligen Turnier zu treffen verproben.
Und dabei kommt letzten Endes immer das gleiche Ergebnis bei raus: Man hat das falsche Deck gewählt.
Beispiel:
Ausgehend z.B. von 100 Leuten gegen die man gepairt werden kann (das Bye bei 101 Teilnehmern mal aussen vor um die Zahlen schön zu halten). Heinz hat nur ein Matchup mit einem Autloss - über 7 Runden hat Heinz also eine 93% (0,99^7~0,93) Chance keinen Autoloss zu erhalten. Kurt hat dieses Turnier 10 schlechte Matchups, also nur eine Chance von 48% (0,9^7~0,48) keinen Autloss zu erhalten. Bernd hat auch 10 schlechte Matchups, aber 2 Byes und hat daher eine Chance von 59% (0.9^5~0,59) keinen Autoloss zu erhalten.
Wer von den dreien landet also am ehesten in den Top8?
Somit hat jeder Teilnehmer eine feste Chance an diesem Tag seine schlechten Matchups zu dodgen, und am wahrscheinlichsten ist der Sieger derjenige, der die höchste Chance darauf hat.
Und so sieht das z.b. BBD auch, und damit nicht das falsche aus dem Artikel zur Hand genommen wird zitiere ich mal den Teil auf den ich mich beziehe:
Every deck has bad matchups in Modern that you have to avoid, but there comes a point where a deck has so many bad matchups that it is no longer about dodging your bad matchups and it starts to become about dodging registering that deck.
Ich finde leider die Exakte Quelle nicht (vielleicht hat jemand von euch mehr Erfolg dabei), aber irgendwo gab es auch das Statement über Modern das ca. so lautete: "Playing the best deck bad is better than being the best at playing a bad deck."
Aus diesen Aussagen von Pro-Ebene und mit dem kleinen Beispiel komme ich also zu dem Schluss, dass in Modern derzeit die Fähigkeit das Meta vorherzusagen mehr Einfluss auf das Turnier nimmt als das perfekte Spielen.
Und das "Beste Deck" variiert derzeit von Turnier zu Turnier (was von vielen als ein Zeichen für ein gesundes Metagame genommen wird, da kein Deck klar dominant ist, auch wenn es möglicherweise stark vertreten ist).
An mehr Turnieren teilnehmen gibt also auch noch öfter die Chance das richtige Deck für das Turnier gewählt zu haben.
Wenn man derzeit gewinnen will, sollte man also an seiner Fähigkeit, das Metagame einzuschätzen arbeiten. Als Beispiel für's Metagaming gibt es z.B. diesen schönen Artikel von Reid Duke mit den Referencen auf weitere Artikel von anderen Pro's. Auf wie viele Next-Levels man sich dann einlässt muss wohl jeder für sich finden.
Die Frage ist also: Macht es Sinn das Deck zu wechseln? Und die Antwort ist auch relativ einfach: Je mehr Leute das Deck wechseln, desto weniger Sinn macht ein Deckwechsel, weil das nächste Meta genausogut deinem alten Deck freundlich gegenüberstehen kann wie einem neuen Deck. Je weniger Leute das Deck wechseln, desto mehr Sinn macht ein Deckwechsel wenn dein Deck im letzten Meta schlecht positioniert war.
Oder letzendlich wenn man nicht gut darin ist, das Meta vorauszusagen: Spielt, worauf ihr Lust habt oder womit ihr Erfahren seid, es ist beinahe egal.