Habe ich nicht genau das angeprangert? Ein Einsteigerprodukt, dass man nicht im Standard spielen kann und auch nicht sinnvoll auf Modern oder Commander umbauen kann? Naaaja, ob das wirklich so toll ist?
Klar kann man diese Decks speziell zwar nicht im Standard spielen und für Modern sind bestenfalls ein paar Karten enthalten, aber für einen Umbau in ein Commander-Deck eignen sie sich doch mit den ganzen Legenden sehr gut. Klar, es sind keine 100 Karten drin. Aber das wichtigste Stück, dass zum EDH-Spielen anregt - der Commander - ist schon mal da, genau so wie ein paar sehr brauchbare Karten.
Zudem kann ich zwar nichts direkt beweisen, aber die Annahme, dass es eine große schweigende Masse (wenn nicht Mehrheit) an relativ neuen oder einfach nicht so stark ins Spiel investierten Ultra-Casuals gibt, liegt ziemlich nahe. Ich kenne viele Leute, die am Rande für Magic interessieren und auch immer mal spielen wollen, denen aber z.B. viel zu viel ist, "die ganzen Karten auswendig zu lernen". Selbst wenn man die Kartenauswahl auf Standard begrenzt ist es für sie schwer, sich eine Übersicht zu verschaffen und dann auch noch ein funktionierendes Deck zu bauen. Das ist natürlich alles erlernbar, aber evtl. hat man nicht die Zeit oder auch einfach nicht die Lust, sich damit auseinanderzusetzen. Solchen Spielern kommen Precon-Decks sehr gelegen und entgegen der Ansicht mancher älterer Spieler muss es nicht zwingend unspaßig sein, Decks unverändert aus den Boxen zu spielen.
Ich erinnere mich daran, dass ich damals mit meinem Bruder (der früher immer mal Magic gespielt hat, aber nie so tief darin eingetaucht ist wie ich) ein paar gute Matches mit dem Izzet VS Golgari Duel Decks hatte. Die Decks sind powerlevelmäßig ungefähr aufeinander abgestimmt; so gewinnt immer mal wieder der eine und mal der andere und man muss weder vergleichsweise viel Geld investieren um sich ein "ideales Deck" zu bauen noch den "Aufwand" betreiben, nach Budget-Alternativen zur Erweiterung/Verbesserung zu forschen. Dass man die Decks durch Einzelkartenkauf evtl. billiger zusammenbekommen hätte kann natürlich gut sein - aber das ist halt sozusagen der Preis des "Services", ein Deck (wie schlecht es auch sei) einfach so vorgefertigt zu kaufen. Bei Duel Decks erhält man obv eine 2-in-1-Packung, was das Ganze etwas praktischer macht, aber im Grunde genommen trifft das auf andere Precons genauso zu. Ob das dann nun die 20€ oder was das Deck auch immer kostet wert ist - das muss jeder selbst entscheiden und das ist der Raum, in dem Wizards agieren, wenn es ums Geldmachen an Anfängern und/oder Casuals geht.
Da ich mich weiter mit Magic beschäftigt habe und auch viel öfters neue Decks bauen wollte, bin ich irgendwann auf Foren wie dieses hier gekommen und hab mit dem Einzelkartenkauf angefangen. Auch meinem Bruder habe ich damals davon erzählt, dass das die billigere Alternative ist. Aber erstens war das für einen "Ultra-Casual" wie ihn augenscheinlich schon zu aufwendig.
Nach meiner Erfahrung bereut fast jeder Einsteiger, der sowas kauft nachher seine Entscheidung. Und damit meine ich nicht die Küchentischzocker hier im Thread, sonder neben die echten Einsteiger. Und ich meine damit auch nicht die Leute, die einmal kurz in Magic reinschnuppern und dann wieder verschwinden.
Es ist auch in der Regel das erste was die Einsteiger ärgert wenn ein Deck inkonsistent ist. Niemand möchte so ein Deck.
Ich glaube dir gerne, dass viele im Nachhinein ihre Käufe bereuen. Wenn ich jetzt die genauen Zahlen hier hätte, wie viel Geld ich damals für Themendecks ausgegeben habe, würde ich mir eventuell auch denken, dass das eine ziemliche Verschwendung war. Ich hab damals auch Booster gekauft ... und davor Yu-Gi-Oh-Booster ... und davor Pokémon-Booster (und das obwohl ich bis heute nicht weiß, wie man das Pokémon-TCG eigentlich spielt!). Am Ende haben diese Decks dazu beigetragen, dass ich an Magic drangeblieben bin. Natürlich war ich im Nachhinein nicht froh drüber, dass mir suboptimale Decks verkauft wurden. Aber gleichzeitig haben sie mich dazu angeregt, darüber nachzudenken, wie man sie optimieren kann, was es sonst noch für Möglichkeiten zum Deckbau gibt usw. Ich würde gerne mit Sicherheit sagen, dass genau dasselbe passiert wäre, wenn mir an Tag 1 jemand gezeigt hätte, wie man seine Decks aus Einzelkarten effektiv selbst zusammenbaut - und vielleicht wäre es auch passiert. Aber mit 100%iger Sicherheit kann ich das nicht sagen. Evtl. hätte ich ob der Flut der Karten, die ich erst mal erfassen hätte müssen und der ganzen "Theorie" und Erklärungen irgendwann einfach wieder das Interesse verloren.
Genau diese Umstände, die einen Einsteiger umgeben, nutzt WotC aus, um ihn zunächst zum Kauf eines Produkts zu bringen und ihn anschließend "bei der Stange zu halten". Man kann davon halten was man will, aber das Anbieten von vorgefertigten, aber suboptimalen Decks ist quasi perfekt für diese Strategie geeignet, auch wenn sie nicht bei jedem potentiellen Kunden anschlägt (vor allem die Älteren und/oder solche, die sehr darauf bedacht sind, ihr Hobby geldtechnisch effizient zu organisieren).