D2 war stark auf die technische, oder besser gesagt kalkulatorische Komponente eines Charakterkonzept versiert. Jedenfalls war es so bevor es Runenwörter und Skillresets gab. Man musste direkt von Stufe 1 an wissen, was man auf Stufe 90 erreicht haben will. Ein Paradies für Coregamer, was aber in vielen Fällen dafür gesorgt hat, dass der Einstieg extrem frustrierend war. Natürlich muss man zugeben, dass das interne Wertesystem von Diablo 2 sich ungleich stärker aufs Spiel auswirkt als es in D3 der Fall ist. Hey, ich bin grad in D3 Akt2 Hölle und mein Charakter hat fast nur Resis über Stats. In D2 hätte mich mit solchen Stats jeder Ghoul totgegiftet. Und es war auch eben NICHT so, dass für fast alle Klassen "Str=Items, Dex=Block, Ene=Base, Vit=Max" galt. Zum einen war Dex für die meisten phyisischen Chars ein essenzielles Attribut. Das hat man spätestens gemerkt, wenn man mit was anderem als Smiter/Summoner Ubertrist gemacht hat. Dann war Energy natürlich wichtig, weil es einige Charklassen gab, die selbst mit Insight Aura und gutem Equip Manaprobleme hatten (Hallo Necro, Hallo ES-Sorc, Hallo Javazon). Letztendlich war bei Melee-Charakteren die Stärke auch ein entscheidendes Attribut, da es z.B. bei WW-Babas oder Fanazealots lohnender war, den Schaden aufzupimpen als auf Max Life zu gehen (Mehr Damage=Mehr Lifeleech). Auch bei den Skills gab es selten Musterformeln.
Also das Wertesystem geht klar an D2, weil das in D3 wohl erst ab Inferno halbwegs relevant wird. In anderen Worten: Die ersten 75% des Spielverlaufs muss man da auf fast nichts achten.
Dann zu den Skills:
Da liegt der Trumpf eindeutig bei D3. In Diablo2 musste man eine bestimmte Skillung einschlagen, um zu einem Hellfähigen Prinzip zu kommen. Und verschwendete Punkte haben nichts als Frust bedeutet. In D3 hingegen ist jeder Skill da, das Programm sagt dir quasi: "Du hast was es braucht. Nun zeig uns wie man damit umgeht". Hier wird also wieder von der kalkulatorischen Komponente abgesehen, dafür sich aufs eigentliche Gameplay konzentriert. Und ja, das skillvolle Gameplay wird bereits ab A3 Nightmare relevant. Ich z.B. spiele meinen Witchdoctor sehr offensiv, nutze 3 Damage Sources und funktioniere selbst meine Meatwalls zu Damage-Spells um. Genau so könnte ich sie aber zum stallen benutzen und den Gegner mit Seelenernte und Heimsuchung taktisch auseinandernehmen. Oder mit Fetischen, Zombieangreifern weiter in Richtung Summoner gehen. Oder komplett auf Partyplay fokussieren. Und und und. Die Skills, mit den dazugehörigen Runen Upgrades, sind allesamt gut bis perfekt balanciert und der Spieler hat als Hauptfrage an sich selbst: "Was kannst du am besten spielen?" Ist das nicht der Wunsch eines jeden Coregamers, ein Spiel dass deinen Skill und deine Präferenzen honoriert?
Auch in Punkto Spielweise unterscheidets sich sehr stark. In D2 haben die guten Spieler keine XY-Runs gemacht. Das wird gern so dargestellt, ist aber nicht so. Bin ohne einen einzigen Baalrun 99 geworden. Aber: Du als guter Spieler hattest immer den Nachteil, dass andere Spieler diesen Shortcut benutzt haben, deine Leistung darüber abgewertet wird. Zum Beispiel die Zeit als Ubertrist noch massig Exp brachte: Was wars wert wenn du deinen Char selbständig und mühevoll durch alle Akte geschleppt hast, bis er dann A5 Hölle und Level 80 nach ca. 2 Tagen war, wenn andere Spieler per Glitch Rush in einer Stunde A5 Hölle warn und in ner weiteren Level 80. So ein Müll läuft bei D3 aufgrund des neuen Prinzips nicht mehr. Man kann zwar Quests wiederholen, aber allein der Zeitaufwand macht Running und Farming ziemlich obsolet. mMn ein Fortschritt.
Natürlich hat D2 weitere ungenannte Vorzüge, D3 ebenso. Aber einigen wir uns doch auf "D2 ist D2, D3 ist D3". Denn so ist es halt.
Bearbeitet von DonDiggy, 05. Juni 2012 - 08:14.