-- ALLGEMEINER COMMANDER PRIMER --
Inhalt
- Vorwort
- Die Geschichte von Commander / EDH
- Was macht Commander so beliebt?
- Die Regeln für den Deckbau
- Grundsätzliche Konstruktion
- Color identity und Manaproduktion
- Banned List
- Archetypen
- Der Spielablauf
- Die Command Zone
- Mulligan
- Lebenspunkte und Commander-Schaden
- Generelle Tipps
- Hilfreiche Links
1. Vorwort
Dieser Primer ist an alle Magic ˗ the Gathering-Spieler gerichtet, die das Format Commander kennenlernen möchten. Die folgenden Kapitel werden die besonderen Regeln für den Deckbau und den Spielablauf erklären. Desweiteren werden die Hintergründe und Archetypen vorgestellt und natürlich generelle Tipps gegeben. Die Kapitel umfassen alle Abweichungen von den konformen Spielregeln. Das heißt, sofern nicht anders angegeben, folgt das Format den normalen Regeln und Abläufen von Magic ˗ the Gathering.
2. Die Geschichte von Commander / EDH
Vorweg: Die Begriffe Commander und EDH sind Synonyme für das gleiche Format. Das hat folgenden Hintergrund: 2004 hat sich der Spieler Sheldon Menery das Format »Elder Dragon Highlander« ausgedacht. Es handelt sich um ein sogenanntes Highlander-Format, in dem jede Karte nur einmal vorkommen darf. Das Deck sollte sich konzeptionell um eine legendäre Kreatur drehen, die Farbe und Strategie vorgibt. Ursprünglich sollten die fünf alten Drachen (aka Elder Dragons) aus der Edition Legends die leitenden Protagonisten des Decks sein: Arcades Sabboth, Chromium, Palladia-Mors, Vaevictis Asmadi, und ein belesener Nicol Bolas. Diese Vorgabe wurde sehr bald aufgelöst und jede legendäre Kreatur war zugelassen.
EDH war lange als Casual-Format populär, bis sich Wizards of the Coast 2011 entschied, eine Produktlinie mit fünf vorkonstruierten Decks zu veröffentlichen. Damit sich das Format einprägsamer vertreiben lässt, entschied sich Wizards of the Coast für den Namen Commander. 2012 erschien das Produkt Commander’s Arsenal mit Reprints und Zubehör, das für das Format ausgelegt war. Seit 2013 erschienen weitere vorkonstruierte Decks und seit 2014 sind auch bestimmte Planeswalker als Commander zugelassen, die den Hinweis tragen, dass sie euer „Kommandeur“ sein dürfen.
3. Was macht Commander so beliebt?
Commander ist ein beliebtes Casual-Format für Multiplayer und sogar Duelle (bekannt als Duelcommander). Im Mittelpunkt stehen Kämpfe mit den mächtigsten Kreaturen und Zaubern, die Magic ˗ the Gathering zu bieten hat.
Den Spielern steht eine Menge Lebenspunkte und Mana zur Verfügung, sodass ausgedehnte Partien mit einem starken Fokus auf das Lategame entstehen. Klassische Allstars wie Lightning Bolt oder Mana Leak verblassen hier im Angesicht von Tyrant of Discord oder Overwhelming Intellect. Daraus folgt, dass die scheinbar unspielbaren Zauber in der Sammlung plötzlich richtig mächtig werden. Ein weiterer Vorteil ist, dass man jede Karte nur einmal braucht, wodurch Playsets überflüssig werden.
4. Die Regeln für den Deckbau
4.1 Grundsätzliche Konstruktion
Alle Karten, die in Vintage legal sind, dürfen auch in ein Commander-Deck eingebaut werden. Ein Deck besteht aus 100 Karten, inklusive Commander. Da wir es mit einem Highlander-Format (auch Singleton genannt) zu tun haben, ist jede weitere Karte nur einmal erlaubt, ausgenommen Standardländer.
Der Commander selbst ist eine legendäre Kreatur oder einer der nachfolgend genannten Planeswalker. Jene Kreatur bleibt immer der Commander des Decks, egal in welchem Status sich die Karte befindet. Ein z.B. durch Manifest verdeckter Commander wird weiterhin als solcher behandelt. Davon abgesehen gelten die üblichen Regeln, die diesen Karten- bzw. Subtyp betreffen.
Es gibt keine legendäre Kreatur (mehr), die man nicht als Commander nutzen kann. Ausschließlich folgende fünf Planeswalker sind offiziell als Commander zugelassen:
- Maindeck (5 Karten)
- 1
- 1
- Maindeck (Forts.)
- 1
- Maindeck (Forts.)
- 1
- 1
In der Regel wird ohne Sideboard gespielt.
4.2 Color identity und Manaproduktion
Grundlegend für den Deckbau ist die sogenannte Color Identity. Sie ist eine Restriktion, die alle Karten aussschliesst, die nicht den Farben des Commanders entsprechen. Die Color identity des Commanders wird über alle auf der Karte vorkommenden Manasymbole in den Casting-Costs und im Rules Text bestimmt. Die Color Identity greift nicht bei den angegebenen Manakosten im Reminder Text. So sind die Kosten für die Fähigkeit Extort ( ) nicht von der Color identity betroffen. Bei hybridem Mana werden beide Farben berücksichtigt. Sobald die Color Identity für das Deck feststeht, dürfen nur noch Karten eingebaut werden, die ihr entsprechen.
Einige Beispiele: Die Color identity von Rakdos, Lord of Riots ist offensichtlich Rot und Schwarz. Die von Rhys the Exiled dagegen ist Grün und Schwarz. Erwähnenswert sind vorallem folgende Kreaturen. Die Color Identity von Memnarch ist Blau, die von Bosh, Iron Golem ist Rot. Das liegt an den Kosten für die aktivierten Fähigkeiten. Bestimmte Manafähigkeiten, die Mana über ihre Color identity hinaus produzieren könnten, produzieren dennoch die angebene bzw. gewählte Farbe, zum Beispiel bei Gauntlet of Power oder Coldsteel Heart.
4.3 Banned List
Selbstverständlich gibt es in diesem Format auch Karten, die gebannt sind. Diese Karten sollte man nicht spielen, außer eine Hausregel sieht davon ab.
- Maindeck (44 Karten)
- 1
- 1
- 1
- 1
- 1
- 1
- 1
- 1
- 1
- 1
- 1
- 1
- 1
- 1
- 1
- Maindeck (Forts.)
- 1
- 1
- 1
- 1
- 1
- 1
- 1
- 1
- 1
- 1
- 1
- 1
- 1
- 1
- Maindeck (Forts.)
- 1
- 1
- 1
- 1
- 1
- 1
- 1
- 1
- 1
- 1
- 1
- 1
- 1
- 1
- 1
Darüber hinaus sind alle Karten mit dem Kartentyp Conspiracy und Ante gebannt. Für Duelle gibt es eine eigene Liste, genannt »French 1v1 Ban list«, die weitere Karten berücksichtigt: http://duelcommander.com/banlist/
4.4 Archetypen
- Good Stuff: Schlicht das Beste was die Color identity zu bieten hat. Mayael the Anima, Maelstrom Wanderer
- Reanimator: Der Friedhof wird als Ressource genutzt, um günstig mächtige Kreauren ins Spiel zu bringen: The Mimeoplasm, Karador, Ghost Chieftain, Daretti, Scrap Savant
- Tribal: Darauf ausgelegt, thematisch und strategisch das beste aus Kreaturentypen wie Elfen, Drachen, Vampire etc. zu machen: Ezuri, Renegade Leader, Scion of the Ur-Dragon, Edgar Markov
- Voltron: Benannt nach der Mecha-Zeichentrickserie »Voltron – Defender of the Universe «, ist dieser Archetyp darauf ausgelegt, dass der Commander schnell groß und unaufhaltbar wird. Typisch sind Enchantress, viele Ausrüstungen und Stapel von +1/+1-Marken: Uril, the Miststalker, Kemba, Kha Regent, Skullbriar, the Walking Grave
- Spellslinger: Stark auf der Fähigkeit des Commanders ausgerichtet, eine große Bandbreite aus Nicht-Kreaturen-Zauber zu wirken, zu kopieren oder anderen Mehrwert zu erhalten: Jeleva, Nephalia's Scourge Narset, Enlightened Master, Talrand, Sky Summoner, Melek, Izzet Paragon
- Tokens: Commander bietet die Möglichkeit, eine große Armee aus Tokens zu produzieren, die die Gegner überrennen oder in Sac-Outlets landen: Ghave, Guru of Spores, Trostani, Selesnya's Voice, Savra, Queen of the Golgari
- Blink: Viele Kreaturen haben nützliche Effekte, wenn sie ins Spiel kommen. Umso nützlicher wird es, wenn der passende Commander Kreaturen bei Bedarf aus dem Spiel entfernt und wieder zurückbringt: Brago, King Eternal, Roon of the Hidden Realm
- Combo: Combos sind aus konventionellen Formaten bekannt und auch in einem Highlander-Format möglich. Dabei hilfreich sind vor allem Tutoren, die alle benötigten Teile aus der Bibliothek fischen: Sharuum the Hegemon, Maralen of the Mornsong
- Pillowfort: Ein Control-Deck, dass es dem Gegner durch Permission Zug um Zug schwieriger macht, anzugreifen: Baird, Steward of Argive, Mirri, Weatherlight Duelist
- Group Hug: Diese Decks zielen darauf ab, jedem »Gegner« einen Vorteil zu bieten, um zu verhindern, dass man selbst zum Ziel wird. Die Absicht steckt entweder in einer unerwarteten Spiewendung oder lediglich, dass jeder am Tisch Spaß hat: Phelddagrif, Zedruu the Greathearted
- Stax: Der Ursprung von Stax ist ein Legacy-Deck, das Smokestack nutzt, um das Spiel des Gegners so ineffizient wie möglich zu gestalten. In Commander sind das kontinuierliche Beeinträchtigungen gegnerischer Ressourcen: Gaddock Teeg, Grand Arbiter Augustin IV, Hokori, Dust Drinker
5. Der Spielablauf
5.1 Die Command Zone
Vor Beginn werden alle Commander in offen sichtbar in die Command Zone gelegt. Diese Zone entspricht einem speziellen Exil, in der nur Kreaturen landen, die als Commander bestimmt sind. Der besitzende Spieler darf seinen Commander wie eine Kreatur für seine Manakosten aus der Command Zone heraus spielen, falls möglich. Die Command Zone gilt nicht als Hand und ist von allen Fähigkeiten und Zaubern, die Karten auf der Hand betreffen, ausgeschlossen.
Sobald ein Commander stirbt (aus dem Spiel in den Friedhof gelegt wird) oder ins Exil geschickt wird, hat der besitzende Spieler die Wahl, ob er die Kreatur oder den Planeswalker in den Friedhof oder zurück in die Command Zone legt. Bei der zweiten Option handelt es sich um einen Replacement-Effekt und der Commander geht direkt in die Command Zone. Vorab löst er jedoch alle Effekte aus, die er beim Eintreten in den Friedhof auslösen würde, wie zum Beispiel Elenda, the Dusk Rose. Falls der Commander in die Bibliothek gemischt, aus dem Spiel auf die Hand oder direkt ins Exil geschickt werden würde, greift ebenfalls ein Replacement-Effekt, so dass der besitzende Spieler ihn unmittelbar in die Command Zone legen darf.
Fähigkeiten von Kreaturen, die aus der Command Zone heraus aufs Spiel wirken, wirken nur, wenn sie explizit auf der Karte genannt werden wie z.B. bei Oloro, Ageless Ascetic oder Eminence als Ability word. Beim jedem erneuten Spielen des Commanders aus der Command Zone werden jedoch kumulativ auf die Manakosten addiert - auch unter Commander Tax bekannt. Die konvertierten Manakosten der legendären Kreatur verändern sich dadurch nicht. Sofern ein Commander, wie Karador, Ghost Chieftain, seine Casting-Cost reduzieren kann, wird erst die Höhe der Commander Tax ermittelt, bevor die Kosten abgezogen werden.
5.2 Mulligan
In Commander wird offiziell der London Mulligan genutzt. Jeder Spieler zieht 7 Karten und entscheidet, ob er die Hand behält. Falls nicht, mischt er die Karten in die Bibliothek ein und zieht sieben neue Karten. Das kann solange wiederholt werden, bis kein Spieler einen weiteren Mulligan nimmt. Alle Spieler, die einen oder mehr Mulligans genommen haben, mischen eine Anzahl an Karten in die Bibliothek, die
den genommenen Mulligans entspricht.
In Multiplayer ist der erste Mulligan frei. (Das Commander Rules Committee empfiehlt diese Regelung ebenfalls in 1v1-Spielen.)
5.3 Lebenspunkte und Commander-Schaden
Jeder Spieler beginnt mit 40 Leben im Multiplayer bzw. mit 30 Leben im Duell. Sobald die Lebenspunkte eines Spielers 0 erreichen oder er von 10 Giftmarken infiziert ist, scheidet er aus.
Der von Commandern ausgeteilte Kampfschaden wird zusätzlich als gesonderter Commander-Schaden erfasst. Sobald der Kampfschaden eines einzelnen Commander 21 erreicht, verliert der Gegner ebenfalls. (Die Zahl ergibt sich aus der Stärke der namensgebenden Drachen aus Legends, die drei Treffer landen konnten, um einen Gegner zu töten.) Beachtet, dass es dabei keine Rolle spielt, ob der Commander verdeckt ist.
Gegnerische Kopien eines Commanders lösen dagegen keinen Commander-Schaden aus. Wird ein gegnerischer Commander jedoch unter deine Kontrolle gebracht, kann die Kreatur dem besitzenden Gegner ebenfalls tödlichen Commander-Schaden austeilen.
Der Schaden, den die einzelnen Commander verursachen, wird individuell festgehalten, nicht summiert. Es gibt keinen Effekt im Spiel, der die Anzahl von bereits ausgeteiltem Commander-Schaden beeinflussen kann.
6. Generelle Tipps
Ein Commander-Deck wird immer mächtiger mit der Anzahl an verfügbarem Mana. Allgemein sollte man von 35 bis 40 Ländern ausgehen inklusive einiger „Mana Rocks“: Mana Rocks ist der Begriff für Artefakte, die Mana produzieren und regulieren. Klassiker sind die alten Gilden Signets, z.B. Rakdos Signet. Überlicherweise bleiben sie länger im Spiel als Kreaturen wie Birds of Paradise. Auf http://manabasecrafter.com gibt es unter Angabe des Commanders alle Optionen für die Manabase. Obwohl du die Möglichkeit hast, auf Standardländer zu verzichten, wird davon abgeraten: Die meisten Landtutoren suchen ausschließlich nach Standardländern.
Geh sicher, dass du in einem Format, bei dem jeder Gegner mit 40 Lebenspunkten anfängt, auch gewinnen kannst. Als Commander-Spieler verfügst du über viel Mana, das du dafür auch nutzen solltest. Oft kannst du ohne Probleme teure Kreaturen wie Maelstrom Wanderer oder Artisan of Kozilek hardcasten, um den Vorteil aus ihrem Effekt zu ziehen. Auf der anderen Seite haben konventionelle Finisher wie Cruel Ultimatum oder Titanic Ultimatum unter Umständen keinen spielentscheidenen Effekt, weil die Gegner selbst über viele Lebenspunkte, Kreaturen oder Mana für Counterspells wie Plasm Capture verfügen. In diesem Zusammenhang solltest du dich in Commander nicht auf Zauber wie Mana Leak verlassen, die dem Gegner die Wahl lassen X zu bezahlen. Üblicherweise verfügen die Gegner nämlich über X, sofern es sich nicht um eine unverhältnismäßige Menge handelt: Killing Wave.
Sofern deine Gegner keine Voltron-Decks (siehe oben) haben, gehen die meisten Gefahren nicht von einzelnen Kreaturen aus, sondern von ganzen Horden. Commander-Spieler wägen deshalb gründlich zwischen Spot- und Massremoval ab. Geh deshalb immer davon aus, dass alles was du spielst, eine kurze Lebensspanne hat. Karten, die sich wiederverwerten lassen (z.B. durch Flashback oder Rebound) oder Karten, die gezielt Karten aus einem Friedhof auf die Hand / ins Spiel zurückbringen sind daher wertvoll (zum Beispiel Eternal Witness, Sheoldred, Whispering One). Karten mit mächtigen EtB-Effekten sind hier besonders attraktiv. Darüber hinaus spielen die klassischen Tutoren auch in Commander eine große Rolle: Im Highlander-Format ist es sehr unwahrscheinlich, zeitnah alle passenden Teile einer Combo zu ziehen. Falls man auf diese Winoption aus ist, kann man auf spezifische Tutoren wie Fabricate oder Green Sun's Zenith zurückgreifen.
7. Hilfreiche Links
- Englischsprachige Referenz für die Commander-Regeln: http://mtgcommander.net/rules.php
- Die offizielle Banned List: http://www.wizards.c...leton-commander
- Blog über die Variante Duelcommander: http://duelcommander.com/
- Übersichtliche Webseite zum Bestimmen der Manabase: http://manabasecrafter.com
- Datenbank mit spezifischen Kartenempfehlungen für jeden Commander: https://edhrec.com/
Bearbeitet von Bayul, 13. September 2021 - 21:53.