The Spirit of EDH: Ad Nauseam! Vol. 2
Oder auch:
Spreading the Sickness
1. Einleitung
Die Geschichte des Commanderformats ist geprägt von zahlreichen Versuchen, aus 99 Singletons die maximale Brokenness rauszuholen. 5c-Hermit Druid ist vielen Spielern ein Begriff, weil das Combodeck schon seit geraumer Zeit existiert, aber nur wenige haben je dagegen gespielt, weil der größte Drawback des Decks sein Preis ist. Griselbrand war ebenfalls ein sehr vielversprechender Kandidat für extrem starke monoschwarze Combodecks. Mit ihm konnte man Decks bauen, die 5c-Hermit Druid ebenbürtig waren, aber aufgrund der einfarbigen Manabase viel günstiger waren. Das verhalf Griselbrand zu extremer Popularität, und so wurde Griselbrand schon kurz nach seinem Print vom Banhammer erwischt.
Tooth and Nail ist heutzutage der populärste Combo-Enabler im Format, was daran liegt, dass er sich eigentlich in jedes beliebige grüne Deck integrieren lässt. Man braucht hier allerdings für den Start in die Combo mindestens 9 Mana, und das passiert üblicherweise nicht besonders früh. Gotthände sind eben Gotthände, und die möchte ich deswegen hier nicht berücksichtigen. Survival of the Fittest scheint zu gut zu sein, jedenfalls wird die Karte meiner Erfahrung nach seltener gespielt.
Wenn man über Combodecks im Commander spricht, denken die Leute leider viel zu selten an Ad Nauseam, und dieser Thread ist ein erneuter Versuch, das zu ändern. Warum erneut? Deswegen!
Dieses Deck ist etwas für euch, wenn...
... ihr Combodecks mögt.
... ihr schnell und geradlinig Richtung Sieg spielen wollt.
... in eurem Meta Counterspells eher selten sind.
... ihr zu viele Freunde habt, denn mit diesem Deck macht ihr euch keine.
Dieses Deck ist nichts für euch, wenn...
... euer Deck gewinnen soll, sobald ihr Craw Wurm casten könnt.
... euch 90-minütige Commander-Runden noch zu kurz sind.
... Norin the Wary plus Confusion in the Ranks schon total unfair ist.
... ihr in eurer Gruppe ein "Gentlemen's Agreement" abgeschlossen habt.
2. Die Maschine
Ad Nauseam sollte jedem erfahrenen Spieler ein Begriff sein. Im Legacy-Storm ist Ad Nauseam aufgrund des Bans von Yawgmoth's Bargain die stärkste Engine überhaupt, und ist daher folgerichtig zum Aushängeschild kompetitiver Combodecks geworden. Zusammen mit einer extrem niedrigen Kurve sorgt Ad Nauseam für einen Kartenvorteil, in dem man den Gegner mittels Tendrils of Agony ersäuft. Im Commander sieht man die Karte eher selten. Der Gründe dafür liegen auf der Hand:
1. Combodecks sind häufig nicht gern gesehen.
2. Man muss das gesamte Deck darauf auslegen, was den üblichen Deckbauphilosophien von Commanderspielern diametral entgegen läuft.
Im Commander findet man die Karte oft in monoschwarzen Decks mit Maralen of the Mornsong. Getötet wird dort wahlweise mit Fast Mana Chain into Tendrils of Agony oder mit Skirge Familiar into Exsanguinate. Mit Maralen Ad Nauseam zu finden und abzugehen ist ein Plan, der nur funktioniert, wenn man gegen Esel spielt, und selbst dann sollte der Trick nur einmal funktionieren, falls es sich nicht zufällig um hirntote Esel handelt. Man müsste also ohne Maralen Ad Nauseam finden, und ist somit auf Tutoren angewiesen. Wenn man aber Tutoren spielen muss, um zu gewinnen, und der Commander eigentlich total egal ist, warum spielt man dann überhaupt monoschwarz?
Richtig, das ergibt keinen Sinn.
3. Das Deck
Wir spielen also schwarz-blau, und gewinnen Lim-Dûl's Vault, Mystical Tutor, Personal Tutor und Merchant Scroll als Tutoren hinzu. Wir gewinnen außerdem Pact of Negation als Combo-Protection hinzu. Skirge Familiar macht sich in der Ad Nauseam-Bilanz gar nicht gut, und deswegen sollten wir auf diese Karte verzichten. In früheren Versionen dieses Decks habe ich mit Seismic Assault getötet, aber es geht auch effektiver und einfacher: Sickening Dreams. Diese Möglichkeit bestand schon früher, aber erst der Print von Oloro, Ageless Ascetic hat mir diese Möglichkeit wieder ins Gedächtnis gerufen. Der Lifegain von Oloro unterstützt unseren Ad Nauseam-Plan, weil wir weniger empfindlich gegenüber Angriffen in den frühen Turns sind. In Esper-Farben haben wir außerdem Intervention Pact, was aus dem Draw, das wir mit Sickening Dreams produzieren würden, einen Sieg macht. Praktischerweise haben die Pacts CMC 0, und sind damit wie für dieses Deck geschaffen.
Simplicity is beauty, das stimmt nicht nur in Magic. Ad Nauseam verlangt nach einer äußerst niedrigen Kurve. Wenn möglich, möchten wir das ganze Deck ziehen. Wir müssen außerdem oft aggressiv Mulligans nehmen, um Ad Nauseam oder einen Tutor zu finden. Wer aggressiv Mulligans nimmt, hat häufig Probleme mit dem Mana. Wir spielen also über 70 Länder. Wir können so fast beliebig Mulligans nehmen, ohne wirklich Probleme mit dem Mana zu kriegen, weil wir mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die benötigten Länder nachziehen. Die Deckliste sieht dann konsequenterweise wie folgt aus:
Deck
- Commander (1 Karten)
- 1
- Tutor (9 Karten)
- 1
- 1
- 1
- 1
- 1
- 1
- 1
- 1
- 1
- Mana (10 Karten)
- 1
- 1
- 1
- 1
- 1
- 1
- 1
- 1
- 1
- 1
- Combo (4 Karten)
- 1
- 1
- 1
- 1
- Lands (76 Karten)
- 1
- 1
- 1
- 33
- 40
Ja, so kurz kann eine Deckliste im Commander sein.
4. Choices
Die Forenregeln verpflichten mich dazu, meine Choices zu erklären, und dieser Pflicht möchte ich hier natürlich nachkommen. Wir spielen 9 Karten, die es uns ermöglichen, Ad Nauseam zu finden. Personal Tutor findet Demonic Tutor, Merchant Scroll findet Mystical Tutor. Diese Karten zählen damit auch als Optionen auf Ad Nauseam. Zusammen mit Ad Nauseam selbst haben wir also 10 Optionen auf Combo, und da wir aggressiv Mulligans nehmen können, sollte das mehr als ausreichend sein. Die Fast-Mana-Abteilung soll uns möglichst frühe Comboturns ermöglichen und natürlich im Comboturn auch das Sickening Dreams casten lassen. Der Intervention Pact sorgt dafür, dass wir selbst nicht an Sickening Dreams sterben. Pact of Negation beschützt die Combo, was zugegebenermaßen nur hilft, wenn wir den Pact bereits vor dem Ad Nauseam haben, weil dieses sonst einfach statt der Sickening Dreams gecountert wird. Die Karte hat allerdings CMC0, und deswegen nehmen wir die Karte einfach mit.
Die Manabase ist aufgrund der lächerlich hohen Anzahl von Ländern sehr stabil. Boseiju, Who Shelters All ermöglicht es uns, protected abzugehen, und City of Traitors und Ancient Tomb ermöglichen uns einen möglichst frühen Comboturn.
In der Summe haben wir in diesem Deck CMC von 25, weil wir Ad Nauseam und Oloro, Ageless Ascetic nicht mitzählen. Hinzukommen 6-10 Leben, die wir bis zur Combo durch Oloro gewinnen, unsere Lebenspunkte sollten also üblicherweise ausreichen, um durch Ad Nauseam nicht getötet zu werden, selbst wenn wir schon angegriffen wurden.
5. Der Pfad zur Vernichtung
Schritt 1: Aggressiv Mulligans nehmen
Schritt 2: Ad Nauseam casten
Schritt 3: Sickening Dreams und Intervention Pact casten
Schritt 4: Find another
Die einzigen Entscheidungen bei diesem Deck ergeben sich eigentlich bei multiplen Tutoren. Ob wir dann möglichst früh mit Manabeschleunigung oder protected mit Pact of Negation abgehen hängt vom Table und der Boardsituation ab.
Dieses Deck kann ohne größere Probleme innerhalb der ersten 5 Züge den gesamten Table, unabhängig von der Größe, töten. Das ist ein Umstand, der betont werden muss, weil das für Commanderdecks sehr ungewöhnlich ist. Manch einer bezeichnet solche Spiele nicht mehr als Commander, sondern als Ghetto Vintage.
6. Abschließende Bemerkungen
Mir ist klar, dass man sich mit solchen Decks in vielen Gruppen keine Freunde macht. Solltet ihr jedoch, wie ich, Spaß am Experimentieren haben und eine Gruppe haben, die Spaß versteht, dann kann ich euch nur empfehlen, so etwas mal auszuprobieren. Die einen verstehen unter "Spirit of EDH" möglichst langwierige Battlecruiser-Games. So wie ich das Spiel verstehe, geht es jedoch auch um maximale Experimentierfreudigkeit, und da müssen auch mal völlig bescheuert-brokene Combodecks erlaubt sein.
Bearbeitet von Helios, 09. Juni 2014 - 12:28.
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